Geschichte der Kapkolonie vor 1806
Geschichte der Kapkolonie |
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vor 1806 |
1806 - 1870 |
1870 - 1899 |
1899 - 1910 |
Die Geschichte der Kapkolonie vor 1806 begann 1488, als der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz das Kap der Guten Hoffnung entdeckte. 1497 segelte Vasco da Gama auf dem Weg nach Indien die gesamte Küste Südafrikas entlang. Die Portugiesen, die von den Reichtümer Asiens angezogen wurden, besiedelten die Kapkolonie nicht dauerhaft. Die Niederländer hingegen ließen sich in dem Gebiet nieder, weil sie dort ihre Schiffe mit Wasser und Proviant nachladen konnten.
Erste Besiedlung
Die niederländische Besiedlung des Gebiets begann im März 1647 mit der Havarie des niederländischen Schiffes „Nieuwe Harlem“. Die Opfer errichteten ein kleines Fort mit dem Namen „Sand Fort of the Cape of Good Hope“. Dort blieben sie fast ein Jahr lang, ehe sie von einer Flotte mit 12 Schiffen unter dem Kommando von W. G. de Jong gerettet wurden. Nach ihrer Rückkehr in die Niederlande versuchten einige der verunglückten Besatzungsmitglieder, die Niederländische Ostindien-Kompanie zur Gründung eines Handelszentrums am Kap zu überreden.
Eine niederländische Expedition mit 90 calvinistischen Siedlern unter dem Kommando von Jan van Riebeeck gründete 1652 die erste dauerhafte Siedlung nahe des Kaps der Guten Hoffnung. Jan van Riebeeck gehörte zur Besatzung der Schiffe, die die havarierten Segler retteten, und als er das Land sah, entschied er sich hierher zurückzukehren. Am 6. April 1652 erreichten sie den Hafen des heutigen Kapstadt mit fünf Schiffen: Reijer, Oliphant, Goede Hoop, Walvisch und Dromedaris.
1671 kaufte die Kolonie Land von den Khoi Khoi (die Siedler nannten sie Hottentotten) jenseits der ursprünglichen Grenzen des von van Riebeeck errichteten Forts.
Die frühesten Kolonialisten entstammten größtenteils der unteren Mittelschicht und hatten eine gleichgültige Einstellung gegenüber der Entwicklung der Kolonie, aber nachdem 1685 ein Kommissar geschickt wurde, um weitere Siedler anzulocken, kam eine geeignetere Gruppe von Immigranten an. Französische Flüchtlinge kamen ans Kap, nachdem in ihrer Heimat das Edikt von Nantes aufgehoben worden war. Diese kleine Gruppe von Immigranten beeinflusste den Charakter der niederländischen Siedler maßgeblich. Aufgrund der 1701 von der Niederländischen Ostindien-Kompanie eingerichteten Politik, die in Schulen ausschließlich Niederländisch erlaubte und das Versammlungsrecht strikt regelte, verloren die französischen Hugenotten Mitte des 18. Jahrhunderts ihre eigene Identität und die Kenntnisse der französischen Sprache verschwanden.
Weitere Expansion
Die Kap-Kolonialisten erwarben nach und nach das gesamte Land nördlich und östlich ihrer Basis in Kapstadt von den Khoi Khoi, wobei zahlreiche Khoi Khoi getötet wurden. Ganze Stämme fielen außerdem den Pocken-Epidemien von 1713 und 1755 zum Opfer. Einige wenige Stämme blieben unabhängig, aber die meisten Khoi Khoi verdingten sich bei den Kolonialisten als Hirten. Die niederländische Regierung unterwarf die nomadischen Khoi Khoi 1787 mit einem neuen Gesetz gewissen Restriktionen, wodurch sie noch abhängiger von den Farmern waren oder nach Norden jenseits der kolonialen Grenzen wandern mussten. Die Auswanderer sahen sich der Feindseligkeit ihrer alten Gegner, der Buschmänner, ausgesetzt, die die Ebenen zwischen den Bergen Nieuwveld und Sneeuwberg sowie dem Oranje bewohnten.
Als die europäischen Kolonisten in das Territorium der Buschmänner vordrangen und ihnen begegneten, gerieten die Buschmänner in Versuchung, das Vieh und die Schafe der Farmer, die nur von Khoi Khoi bewacht wurden, zu stehlen. Es kam zu Vergeltungsschlägen und die Situation war so angespannt, dass die Regierung nur einen sicheren Ausweg sah: die völlige Auslöschung der Buschmänner. Als „Kommandos“ bezeichnete Kriegsbanden begannen mit der Vernichtung. Innerhalb von sechs Jahren töteten und verhafteten sie angeblich über 3000 Buschmänner. Aus der Organisation dieser Kommandos mit Feld-Kommandanten und Fähnrichen entwickelte sich das System der lokalen Regierung in den niederländisch besiedelten Bezirken Südafrikas.
Die niederländischen Kolonisten importierten Sklaven aus Indien, Indonesien, Madagaskar und Mosambik. Von diesen Sklaven stammen die farbigen Einwohner ab, die heute die Mehrheit der Bevölkerung in der Provinz Westkap bilden.
Konflikte mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie
Weder die Feindseligkeit der Eingeborenen noch die Bemühungen, die Landwirtschaft in Karoo oder Veld profitabel zu gestalten hemmten den Fortschritt der Kolonialisten so sehr wie die engstirnige und tyrannische Politik der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Die Kompanie stoppte die offene Einwanderungspolitik, monopolisierte den Handel, vereinigte die Administration, Legislative und Judikative in einer Einrichtung, schrieb den Farmern vor, was sie anbauen müssen, beanspruchte einen großen Prozentsatz der Ernte jedes Bauern und drangsalierte sie. Das hemmte die weitere Entwicklung der Industrie und der Unternehmen. Daraus resultierte eine Ablehnung der ordentlichen Regierung und die Buren und Niederländer zeichneten sich viele Generationen lang durch eine libertarische Gesinnung aus. Um der Unterdrückung durch die Kompanie zu entfliehen, zogen die Farmer immer weiter vom Regierungssitz weg. Zur Kontrolle der Emigranten errichtete die Kompanie Magistrate in Swellendam (1745) und Graaff-Reinet (1786). Die Autoritäten erklärten den Gamtoos zur Ostgrenze der Kolonie, was die Auswanderer jedoch nicht daran hinderte, den Fluss zu überqueren. Um Kollisionen mit den aus Ost- und Zentralafrika nach Süden und Westen vordringenden kriegerischen afrikanischen Stämmen zu vermeiden, legten die Niederländer 1780 den Great Fish River als Grenze der Kolonie fest. 1795 vertrieben die schwer besteuerten Buren, die keinen Schutz gegen die Afrikaner erhielten, die Offiziellen der Kompanie aus den Grenzbezirken und errichteten unabhängige Regierungen in Swellendam und Graaff-Reinet.
1795 eroberte die französische Armee unter Napoléon Bonaparte die Niederlande. Als Reaktion auf die Schwäche der niederländischen Bestände kam eine britische Armee unter der Führung von General Sir James Henry Craig nach Kapstadt, um die Kolonie für den Statthalter Prinz Wilhelm V. von Oranien gegen die Franzosen zu verteidigen. Der Gouverneur von Kapstadt weigerte sich zunächst, Befehle des Prinzen zu befolgen, aber als die Briten mit Gewalt drohten, kapitulierte er. Dazu war er umso mehr bereit, weil die Khoi Khoi ihre bisherigen Meister verließen und sich den Briten anschlossen. Die Buren von Graaff-Reinet ergaben sich erst, als sie mit einer Armee konfrontiert wurden, und erhoben sich 1799 und 1801 in einer Revolte. Im Februar 1803 kam die Kolonie nach dem Frieden von Amiens unter die Kontrolle der Batavischen Republik, die viele notwendige Reformen einleitete, wie es die Briten während ihrer achtjährigen Herrschaft getan hatten, als General Craig beispielsweise die Folter in der Justiz abschaffte.
Literatur
- Elizabeth Elbourne: Blood Ground: Colonialism, Missions, and the Contest for Christianity in the Cape Colony and Britain, 1799-1853. McGill-Queen's University Press. 2002. ISBN 0773522298
- Basil Alexander Le Cordeur: The War of the Axe, 1847: Correspondence between the governor of the Cape Colony, Sir Henry Pottinger, and the commander of the British forces at the Cape, Sir George Berkeley, and others. Brenthurst Press. 1981. ISBN 0909079145
- Alan Mabin: Recession and its aftermath: The Cape Colony in the eighteen eighties. University of the Witwatersrand, African Studies Institute. 1983. ASIN B0007B2MXA.
- Robert Ross und David Anderson: Status and Respectability in the Cape Colony, 1750-1870 : A Tragedy of Manners. Cambridge University Press. 1999. ISBN 0521621224
- George McCall Theal: History of the Boers in South Africa; Or, the Wanderings and Wars of the Emigrant Farmers from Their Leaving the Cape Colony to the Acknowledgment of Their Independence by Great Britain. Greenwood Press. 1970. ISBN 0837116619
- P.J. van der Merwe und Roger B. Beck: The Migant Farmer in the History of the Cape Colony. Ohio University Press. 1995. ISBN 0821410903