Zigeuner

Mit Zigeuner werden alltagssprachlich die Volksgruppen der Sinti und Roma, der Lowara, der Kalderasch und der Jerli (?) bezeichnet, die, ursprünglich aus dem indischen Raum stammend, vorwiegend nicht-sesshaft in Europa leben. Bis ins 18. Jahrhunderte wurde auch Fahrendes Volk allgemein als "Zigeuner" bezeichnet.
Die Bezeichnung "Roma" entspricht dabei einem Oberbegriff, dem eine größere Zahl von Volksgruppen wie z.B. die bereits genannten Lowara oder Kalderasch zugehört, die sich untereinander kulturell und sprachlich näher stehen als den überwiegend westeuropäischen Sinti.
Der Ursprung der Bezeichnung Zigeuner für die Roma ist nicht restlich geklärt. Sie beruht möglicherweise auf einer Verwechslung der Roma mit der Sekte der Athinganen, die im Balkan stattgefunden haben muss, oder stammt vom persischen Wort Ciganch (Musiker, Tänzer); auch das persische asinkan (Schmiede) wird gelegentlich genannt. Die Bezeichnung ist in Deutschland, Italien (Zingaro), Portugal (Cigano), Teilen Frankreichs (Tsigane) und im slawischen Sprachbereich verbreitet. Eine weitere Fremdbezeichnung, die in anderen Teilen Europas verwendet wird, ist Gitanen (siehe Roma->Fremdbezeichnungen). Auch Gitanos von ihrem Wirtsvolk agiptanos, Ägypter), auch die französische Zigarettenmarke Gitane nennt sich danach. englisch Gypsy. In Teilen Norddeutschlands und Skandinaviens findet man auch die Bezeichnung "Tatern", "Tattare" etc.
Die Bezeichnung Zigeuner wird in Deutschland teilweise als diskriminierend betrachtet. Dies rührt einerseits aus einer offenbar noch immer verbreiteten Volksetymologie her, Zigeuner sei im Mittelalter aus "ziehende Gauner" entstanden, oder der Ähnlichlautung mit "Zieh, Gauner!". Unabhängig davon ist das Wort schlicht durch langen abwertenden Gebrauch negativ konnotiert. Es kann vermutet werden, dass es sich bei der Etymologie genau umgekehrt zu obiger Volksthese verhält: dass die allgemeine Einstellung gegenüber den Zigeunern zur Bildung des Wortes Gauner führte oder daran beteiligt war (neben einer Abstammung aus dem mittelalterlichen "Jonern" oder "Junern", umherziehenden Spielern), so meint zum Beispiel Avé-Lallemant.
Die Jenischen sind keine Zigeuner.
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren die Sinti und Roma Opfer eines versuchten Genozids. Durch gezielte Massentötung in den Konzentrationslagern sollte das Volk ausgerottet werden. Sie waren damit zusammen mit anderen Gruppen Opfer des nationalsozialistischen Holocausts. 2004 soll ein Mahnmal für die Roma-Opfer des Holocausts in Berlin gebaut werden.
Roma leiden auch heute in Europa teilweise noch unter Verfolgung, insbesondere im Kosovo.
In Spanien, genauer in Andalusien haben die Zigeuner Gitanos den Flamenco stark geprägt. Zigeunerstämme wanderten im 15. Jahrhundert nach Spanien ein.
Bedeutende Interpreten:
Weblinks
- http://www.kbk.at/roma/Container/Vortrag-2000-M%E4rz.htm
- Ulrich Kronauer: Bilder vom "Zigeuner" in rechtssprachlichen Quellen und ihre Darstellung im "Deutschen Rechtswörterbuch": http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/publikat/kronauer_zig_aufs.htm (letzter Zugriff: 04-01-17)
- Landeszentrale für pl. Bildung Baden-Württemberg: Zwischen Romantisierung und Rassismus: Sinti und Roma - 600 Jahre in Deutschland http://www.lpb.bwue.de/publikat/sinti/sinti.htm (letzter Zugriff: 04-01-17)
- http://www.thata.ch/
- Romani Culture
- Gypsy Collections at the University of Liverpool
- SINTI UND ROMA