Benutzer:Karl-Heinz Giller/Ursachen für die Evolution des menschlichen Gehirns
Ursache für die Evolution des menschlichen Gehirns
(Nur zur Information für eventuelle Lesegäste, nicht für spätere Veröffentlichung: Es gibt im Internet viele Artikel über die Evolution des menschlichen Gehirns. Die meisten beschreiben das Wie: Wie groß waren die Gehirne der einzelnen Frühmenschenarten, wie wächst das Gehirn vor und nach der Geburt bei Affen und Menschen, wie ist das Gehirn bei Mensch und Tier aufgebaut. Zwischen diesen vielen Beschreibungen gibt es auch vereinzelte Webseiten, die sich mit dem Warum befassen. Was war der Grund für das explosionsartige menschliche Gehirnwachstum? Fast jede Webseite plädiert für eine eigene Hypothese, die die einzig wahre Ursache beschreibt. Dieser Wiki-Artikel soll alle wissenschaftlich begründeten Hypothesen einzeln anführen und möglichst neutal beschreiben.
Savannenhypothese
Die meisten wissenschaftlich fundierten Hypothesen gehen davon aus, dass sich die Menschheit ist Afrika entwickelt hat. Sie hat sich von der Entwicklungslinie der tierischen Primaten abgespaltet. Der letzte gemeinsame tierische Vorfahre wurde früher als "Mising Link" bezeichnet, heute wird er unter der Familie der Proconsul-Affen oder von nahen Verwandten vermutet. Die ersten Funde von Proconsul machte Arthur Tindell Hopwood 1933. Den merkwürdigen Namen gab er diesem Affen, weil er hielt ihn für einen Vorläufer der Schimpansen hielt. Im Londoner Zoo gab es einen sehr populären Schimpansen mit dem Namen "Consul". Pro (griechische Präposition (+gen) und Vorsilbe προ) steht für:„vor“, „vorher“ (lat. prae), also Vor-Schimpanse. Arme und Beine von Proconsul sind etwa gleichlang, es wird angenommen, dass er vierbeinig auf den Ästen lief und sich noch nicht mit den Armen von Ast zu Ast schwingen konnte. Wir kennen fünf verschiedene Arten und viele enge Verwandte. Alle sind ausgestorben. [1] [2]
Rückgang des Ostafrikanischen Regenwaldes
Viele Millionen Jahre lang zog der Monsunwind von Osten her über Afrika, Er brachte viele Regenwolken mit sich, die über Ost- und Mittelafrika abregneten. Dadurch entstand der Afirikanische Regenwald. Sein Geäst bildete einen dritten Lebensraum zwischen Erdboden und Luft. Er war die Heimat von vielen Tierarten, vor allem von Affen und von somit von Proconsul. Seit etwa zwanzig Millionen Jahren bildete sich der Regenwald zurück und eine Trockensteppe, die Savanne, breitete sich immer mehr aus. Zu der Ursache gibt es drei Hypothesen:
Der Ostafrikanische Grabenbruch
Seit etwa 20 Millionen Jahren driftet die Somalische Platte in Richtungen Osten. Afrika wurde (und wird) auseinandergerissen. An der Bruchstelle bildeten sich viele Seen, z.B. der Turkana-See, Tanganjikasee und Malawisee, an ihren Rändern strömte flüssige Magma aus und bildete hohe Gebirgsketten. Diese hielten mehr und mehrt die Monsunwinde ab, Damit zogen immer weniger Wolken über das Festland, und der Afrikanische Regenwald trocknete langsam aus. [3] [4]
Vordringen des Grases
Die Gras-Hypothese besagt, dass Gras wesentlich zum Rückgang des tropischen Regenwaldes und zur Ausbreitung der Savanne beigetragen hat.
Gras ist eine sehr alte Pflanzenfamilie. Im Magen und Darm von Dinosauriern haben Wissenschaftler bereits Grassamen gefunden. Noch waren sie aber eine unbedeutende Pflanzenart wie viele andere vor und nach ihnen auch. Doch vor etwa 14 Millionen Jahren breitete es sich über die ganze Erde aus, bis es etwa ein Fünftel der Landoberfläche bedeckte. Etwa ein Drittel aller Wildpflanzen stammt aus der Familie der Gräser. Es eroberte ganze Landstriche und drängte die Wälder und Büsche zurück.
Das Besondere am Gras ist das dicke Wurzelgeflecht, es bildet einen dichten Teppich unter der Erde. Die einzelnen Pflanzen sind miteinander verwoben und verflochten. Die Halme werden dauernd durch neue ersetzt, die alten sterben ab und sorgen für Bodenmulch. In dem Wurzelgeflecht wird Wasser gespeichert. Die weit verzweigten und verfilzten Graswurzeln ziehen aus der selbstgemachten Humusschicht genügend Wasser, eine Regenzeit pro Jahr reicht aus. Es ist so tief unter der Erde und so feucht, dass es auch Steppenbrände übersteht. Die oberirdischen Halme verbrennen zu Asche, doch aus den Wurzeln sprießen schnell neue Halme. Andere Pflanzen, ihre Konkurrenz beim Kampf um Licht und Wasser, sind entweder völlig verbrannt, oder sie können erst wieder nach einem Regenschauer wachsen. Doch dann hat das Gras sie längst überwuchert und vom Sonnenlicht abgeschnitten.
Ein Steppenbrand ist für Gras nicht eine Katastrophe, die es geradeso übersteht, es ist ein wichtiger Motor zur Ausbreitung. Niedere Pflanzen und Büsche verbrennen, nur die alten, großen Bäume bleiben bestehen. Doch deren Nachwuchs, die Jungbäume, verbrennen ebenfalls. Und wenn dann die alten Bäume auch sterben, dann hat das Gras wieder ein Stück vom Dschungel erobert.
Gras wartet nicht nur auf einen Steppenbrand, es fördert ihn sogar. Die abgestorbenen Halme - das Heu - ist so trocken, dass ein Blitzeinschlag es sofort entzündet. Fast lückenlos überzieht es die Savanne, und schnell ist aus einem kleinem Feuer ein großflächiger Brand geworden. Heu kann sich auch selbst entzünden. Unter Sonneneinstrahlung wird es so heiß, dass es einen Brandt entfachen kann. Buschfeuer gehören noch heute in der Afrikanischen Savanne zum Alltag.
Die Buschbrände befreien das Gras von lästigen Licht- Wasser- und Düngerkonkurrenten. Die großen Wälder können sich kaum regenerieren, weil die Jungbäume an den Waldrändern verbrennen. Gras verschafft sich seinen eigenen Lebensraum. Das Gras hatte großen Anteil an der Vergrößerung der Savanne und an dem Rückgang des Regenwaldes.
Dieses Gras also führte zu einem Ausbreiten einer Steppe in Zentralafrika, der Savanne. Der Dschungel wurde immer kleiner. Zu wenig Regenwasser und zu viele Buschbrände ließen ihn schrumpfen.[5] [6] [7] [8]
Weltweiter Klimawandel
Nach dieser Hypothese war eine weltweite Klimaveränderung im Obermiozän der Auslöser der Menschwerdung. In Afrika kam es vor 6 bis 8 Millionen Jahren durch eine fortschreitenden Abkühlung und Austrocknung zur Entstehung der Savannen und Rückbildung des Regenwaldes.
Klimawandel und Evolution
des Menschen
Christine Hertler 1,2,3, Bruch, A.A.1, 2, Schrenk, F.1, 3 &
Mosbrugger, V.1, 4
1 Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum,
christine.hertler@senckenberg.de, angela.bruch@senckenberg.de
friedemann.schrenk@senckenberg.de
volker.mosbrugger@senckenberg.de
2 Heidelberger Akademie der Wissenschaften
3 Goethe Universität Frankfurt
4 Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt
Fortschritt durch Wechsel
Der amerikanische Paläonthologe Rick Potts stellte 1996 seine "variations selection hypothesis" vor. Nach ihr ist der dauernde Wechsel von Klima- und Umweltbedingen Ursache der menschlichen Flexibilität. Nicht der einmalige Weltklimawechsel, der zu Savannenlandschaften führte, war der Auslöser der Menschwerdung, sondern die dauernde Anpassung an immer neue Umweltbedingungen. Der Mensch wird als Generalist gesehen mit der Spezialisierung, besonders unspezialisiert zu sein. Jonathan Guy von der Australien National University berichtete auf der Tagung der Geological Society of America (GSA) von seinen Untersuchungen durch Isotopenmessungen der afrikanischen Savannen. Demnach gab es dort keinen einheitlichen Trend, sondern klimatische Instabilität und ökologische Mosaike. William F. Ruddiman von der University of Virginia lehnt die klassische Savannenhypothese ab. Nach sseinen Messungen haben in Afrika Wald- und Savannengebiete gleichzeitig existiert. Die Organisatorin der GSA-Tagung betont, dass es sich bisher nur um Indizien handele, aber die Idee gewinne immer mehr Anhänger.
Neues aus der Welt der Wissenschaft science ORF.at ORF ON Science : News : Leben . Umwelt und Klima
https://gsa.confex.com/gsa/2003AM/finalprogram/session_9242.htm alle Themen der Konferenz https://www.uchicago.edu/ http://www.geosociety.org/ Geological Society of America
Auswanderung von Dschungelaffen in einen neuen Biotop
Der tropische Regenwald wurde immer kleiner, Überbevölkerung war die Folge. Für die Bewohner brach eine Zeit des Hungers und der Not heran. Am Schlimmsten traf es die Affen. Ihr Lebensbereich war das Baumgeäst. Ihre Instinkte, ihr Körperbau und ihr gesamtes Verhalten waren auf die Ebene zwischen Erde und Himmel zugeschnitten. Es waren die klügsten Tiere ihrer Zeit, das Leben im Geäst der Bäume stellte höchste Ansprüche an Körperbeherrschung, Vorausplanen und dreidimensionalem Sehen.
Jene Affen, die nahe an der Grenze zur Savanne lebten, hatten noch eine gefährliche Option: Den schützenden Dschungel verlassen und zu weiter entfernt stehende einsamen Obstbäumen oder ganzen Waldinseln zu laufen. Doch bald waren auch diese Wäldchen besetzt, Neuankömmlinge wurden vertrieben. Die mussten weiter flüchten, weiter durch die offene Savanne hetzen, immer bedroht durch Raubtiere.
Gelegentlich fanden sie ein paar freie Obstbäume oder ein kleines Wäldchen. Wenn eine Waldinsel zurzeit unbewohnt war, dann hieß das nicht automatisch, dass es auch frei war. Die "rechtmäßigen" Bewohner hatten alles leer gefressen und waren zum nächsten Wald gelaufen oder gehumpelt. Doch sie würden wiederkommen, dieses Wäldchen gehörte zu ihrem Revier, sie hatten es ausgiebig mit Urin als ihr eigenes Revier gekennzeichnet. Sie würden zurückkommen und versuchen, alle Neueindringlinge zu vertreiben. Kämpfe wurden geführt und wahrscheinlich hatten die erfahrenen Affen einen Vorteil. Einige konnten sich schon auf zwei Beine aufrichten, ein imposanter Anblick, der Gegnern Angst einjagte. Vielleicht hatten sogar einige schon erste Erfahrungen mit dem Werfen von Steinen gemacht, ein riesiger Vorteil. Doch wie immer auch ein Kampf ausgegangen sein mag: Die Unterlegenen mussten weiter ziehen.
Doch was mag passiert sein, wenn eine etablierte Gruppe durch Raubtiere oder andere Ereignisse stark dezimiert wurde? Die Klügsten wussten, dass ihre Gruppe zu klein war, ein Revier zu verteidigen. Neuankömmlinge wurden von ihnen begutachtet. War er oder sie ein Zugewinn für ihre Gruppe oder nur ein unnützer Fresser? War er bereit, sich unten in der Hierarchie einzuordnen? Gut, dann kann er bleiben, andere wurden vertrieben. Von der richtigen Beurteilung hing das Schicksal der ganzen Gruppe ab.
Wenn es aber gar keinen Klugen gab, der die Notwendigkeit von Zugewinn erkannte? Oder wenn falsche Entscheidungen getroffen wurden? Dann stand es schlecht um ihre Zukunft, dann würden sie wohl bald selbst aufgerieben werden und heimatlos durch die Savanne humpeln.
Wahrscheinlich war es ein immer währender Strom von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Dschungel in das offene Vorland. Von heutigen Affen und vielen anderen Tieren wissen wir, dass sie bei Überbevölkerung den Nachwuchs vertreiben. Die Gruppengröße von Affenhorden ist begrenzt. Vertrieben werden Jugendliche, wenn sie aus der Obhut ihrer Mutter entwachsen sind. Mitten im Dschungel bedeutet das meistens den Tod. Doch die Affen, die in der Nähe zum Waldrand lebten, hatten eine zweite Chance, die Flucht in die Savanne.
Es ist eine grausame Logik, aber wahrscheinlich wären wir Menschen ohne diesen dauernden Zuzug von Dschungelaffen gar nicht entstanden. Denn noch waren sie alle vierbeinige Affen mit Urwaldinstinkten. Noch mussten sie mit dichtem Fell von einem Wäldchen in ein anderes humpeln, willkommene Beute der Raubtiere. Das Lebenskonzept "Wanderaffe" war immer gefährdet. Erst als sie den aufrechten Gang hinlänglich beherrschten und mit Steinen werfen konnten, erst dann konnten sie sich aus eigener Kraft im Waldgürtel der Savanne behaupten. Bis dahin waren sie auf den dauernden Nachzug aus dem Dschungel angewiesen.
Falsche Dschungel-Instinkte mussten ersetzt werden
Prinzipielle Unterschiede von heutigen Affen- und Menschengehirnen. Versuch und Irrtum oder Erfolg. Ursache-und-Wirkungsdenken. Flexibilität statt Anpassung
Hypothesen zur Entwicklung des aufrechten Ganges
Savannenübersichtshypothese
Kühlerhypothese
Energieeffizienshypothese
Werkzeughypothese
Nahrungstransport-Sozial-Hypothese
Steinwurf
Menschen sind die einzigen Lebewesen, die den einhändigen Präzisionwurf beherrschen. Er ist eine wirkungsvolle Waffe zur Jagd und zur Verteidigung. Ausgerüstet mit Wurfsteinen konnte eine Jagdgruppe in der offenen Savanne umherstreifen. Mit einem Steinhagel konnten sie Raubtierangriffe abwehren und selbst Beute erlegen. Gemäß der Hypothese wird der Beginn der Steinwurfzeit nahe dem Anfang der Menschwerdung gesetzt, also bei den Vormenschen.
Es ist bisher kein einziger Stein gefunden worden, der sich eindeutig als Wurfstein identifizieren ließ. Als Beweis wird die menschliche Anatomie angeführt. "Menschen sind geborene Werfer, von Kindesbeinen an" [9] Der Wurf wird gesteuert von einem speziellem Programm in unserem Gehirn: Rechtshänder nehmen den Stein mit den oberen Fingergliedern auf, strecken den Arm nach hinten, überdehnen ihn dabei, auch die Schulter wird nach hinten gedreht und überdehnt, der linke Arm zeigt Richtung Ziel, die Wurfhand wird nach hinten gekippt und überdehnt, der ganze Körper ist gespannt wie ein Flitzebogen. Beim Wurf wird die Energie in optimaler Reihenfolge freigesetzt. Das Bein streckt sich und springt nach vor, der linke Arm wird zurückgerissen, Becken und Schultergürtel drehen nach links, der rechte Arm schleudert nach vorn, zum Schluss gibt die Hand den letzten Schwung.
Es ist ein komplizierter Bewegungsablauf, der Ablauf des Werfens ist, einmal ausgelöst, schneller als die Reaktionszeit der Muskeln auf eine allfällige Fehlerkorrektur.[10] Nicht bei jedem Menschen ist dieses Programm vorhanden.
Die Analyse von Knochen mit den Muskelansätzen zeigen, dass der frühe Homo erectus einen perfekten Wurfkörper hatte. Der Ursprung aber muss nach den Gesetzen der Evolution viel früher gewesen sein. Das Wurfprogramm konnte sich nur entwickeln, während bereits geworfen wurde. Jede Erbänderung, die eine Verbesserung brachte, erhöhte die Überlebenschancen und damit die Vermehrungschancen, bis sich die Mutation im gesamten Stamm ausgebeitet hatte.[11]
Die anatomischen Voraussetzungen für die besondere Jagdmethode mittels Wurftechnik sollen sich einer aktuellen Studie von Neil Roach, George Washington Universität zufolge vor etwa zwei Millionen Jahren entwickelt haben.[12]
Herstellung und Gebrauch von Werkzeugen
Diese Hypothese entstand nach den Ausgrabungen von Homo habilis - Knochen und - Werkzeugen in der Olduvai-Schlucht in Tansania-Afrika.[13] [14] Wer Werkzeuge herstellen konnte, hatte bessere Chancen im Überlebenskampf, seine Erbanlagen setzten sich gegenüber anderen durch. [15]
Neue Impulse erhielt diese Theorie durch Funde von primitiven Steinwerkzeugen, die vor 3,3 Millionen Jahren in Kenia angefertigt wurden, einfache Klingen, Hämmer und Ambosse. Der Anthropologe Kenneth Oakley schrieb 1944 in einem Artikel „Affen setzen zwar gefundene Objekte als Werkzeuge ein, doch das Formen von Stöcken und Steinen für bestimmte Zwecke war die erste erkennbare menschliche Aktivität.“[16]
Jagd und Fleischverzehr
Vermutlich gehörte bereits bei den ersten Vormenschen tierisches Protein zur Nahrungsergänzung. Heutige Schimpansen und andere Affen plündern Vogelnester, töten und fressen flucht- und verteidigungsunfähige Tiere (jung, verletzt, krank, alt). Viele Anthropologen vermuten, dass Vormenschen auch Aas fraßen[17]. Die Hauptnahrung aber war pflanzlicher Natur, dies zeigen die abgenutzten Mahlzähne der Vormenscharten bis Australopithecus. Die Frühmenschen Homo habilis, Homo rudolfensis und Homo erectus aber aßen, ihren Zähnen nach zu schließen, deutlich mehr Fleisch. Dadurch konnte sich der Magen-Darm-Trakt der Menschen verkürzen. Raubtiere als reine Fleischfresser haben ein kleines Verdauungssystem, reine Pflanzenfresser dagegen ein großes. Allesfresser wie Bären oder Menschen liegen in der Mitte.
Nach dem Motto "Mehr Hirn - weniger Bauch" konnte die frei gewordenen Ressourcen in die Vergrößerung des Gehirns umgeleitet werden. Ein größeres Gehirn ermöglichte es den Jägern, bessere Werkzeuge und Waffen herzustellen. Die wiederum waren die Grundlage für erfolgreiche Jagden. So trugen Jagd und Fleischverzehr zu einer Verbesserung der Gehirnqualität bei.
Eine deutsch-schwedische Forschergruppe hat festgestellt, dass die Aufnahme von Fleisch in den Speiseplan den Erfolg der frühen Menschen maßgeblich beeinflusst hat. Wie die Autoren, darunter Prof. Dr. Axel Janke (heute: Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und Goethe Universität Frankfurt) in "PLoS ONE" schreiben, konnten Babys durch die neue Ernährungsweise früher abgestillt werden. Dies ermöglichte Frauen kürzere Abstände zwischen zwei Schwangerschaften und trug damit zum Bevölkerungswachstum der frühen Menschheit bei.[17][17] [18]
Hetzjagd
Die Hetzjagd ist vermutlich die erste Jagdmethode der Vor- oder Frühmenschen, mit der sie Großwild erlegen konnten. Vorausetzungen war der aufrechte Lauf, die Ausbildung von vielen Schweißdrüsen und ein Rückgang der Körperbehaarung. Dies machte die Menschen zu hervorragenden Ausdauerläufern. Im Dauerlauf sind sie fast allen Landtieren dieser Erde überlegen.[19] Kein Pferd, Rind oder Antilope kann die Merathonstrecke laufen. Die damaligen Beutetiere haben ein dichtes Fell und nur wenige oder keine Schweißdrüsen. Sie überhitzen bei langen Distanzen und sterben durch Hitzschlag.
Die folgende Beschreibung ist angelehnt an heutige, gut dokumentierte Jagden der San, früher Buschmänner genannt [20] Die Jagd beginnt früh am Morgen, sobald es hell genug ist. Eine Jagdgruppe sucht eine Herde Großwild. Dort konzentrieren sie sich auf ein abseits stehendes Tier. Sie schleichen oder gehen unauffällig wie Weidetiere zwischen Herde und Zielwild. Plötzlich preschen sie laut schreiend und mit wilden Gesten auf das Einzeltier zu. Das flüchtet in Panik weg von den Angreifern. Es ist viel schneller als die Menschen und hat bald eine große Distanz zu ihnen hergestellt. Nun kann es verschnaufen, die Panik legt sich, es plant die Rückkehr zur Herde. Dort wird es in Sicherheit sein, das wissen auch die Jäger. Sie schwärmen breit aus, um möglichst alle Fluchtwege zu versperren. Das Wild läuft los, zurück Richung Herde, die Jäger versuchen, den Weg abzusperren, wieder mit Schreien. Die anderen Jäger kommen zur Unterstützung angerannt. Steine werden geworfen, auch Äste oder herausgerissene Büsche wirbeln durch die Luft. Das ist der entscheidende Augenblick bei der Hetzjagd. Wenn das Wild die Kette der Jäger durchbricht oder umläuft, dann kann es sich wieder der Herde anschließen und erholen. Gerät es aber wieder in Panik und flüchtet, dann wird es wahrscheinlich erlegt werden.
Ein flüchtendes Wild wird von den Jägern weiter verfolgt. Sie achten darauf, dass es nicht zu einer Wasserstelle laufen kann oder sich in einem Wäldchen versteckt. In der offenen Savanne flüchtet es immer wieder vor den Jägern und versucht, sich zu erholen, bis die Jäger wieder heran sind. Doch die Erholungspausen sind zu kurz, sie reichen zum Abkühlen nicht aus. Es überhitzt; Gehirn, Kreislauf und Muskel funktionieren nicht mehr richtig. Die Fluchten werden immer kürzer, die Jäger sind immer schneller bei ihrem Beutetier. Am Ende bleibt es wehrlos stehen oder erleidet einen Hitzschlag und fällt tot um. Eine erfolgreiche Jagd, die den ganzen Stamm mit Fleisch versogt.
Zu den Voraussetzungen zur Hetzjagd gehört nicht nur ein Dauerlauf-Körper, sondern auch ein guter Verstand. Die Jäger oder mindestens der Anführer muss sich in das Tier hineinversetzen können. "Es will zurück zur Herde, welche Wege kommen in Frage?", "Es hat Durst, wo ist die nächste Wasserstelle und wie können wir ihm den Zugang verwehren?". Zwischen den Jägern musste eine Kommunikation möglich gewesen sein. Vielleicht noch nicht durch Sprache, aber durch Gesten und Laute. Uns erscheint es heute selbstverständlich, einen ausgesteckten Arm mit Zeigefinger und befehlendes Knurren richtig zu verstehen, "Lauf dort hin!". Aber das Gehirn von Vormenschen hatte nur ein Drittel unser heutigen Größe, sie mussten sich zuerst in die Sichtweise des Anführers hineinversetzen: Wohin zeigt der Finger. Das Ziel war abstrakt, kein Busch, kein Baum, sondern eine Stelle zwischen Tier und Herde.
Die Jäger gehörten zur Stammes-Elite, der Anführer war ein Genie. Die Hetzjagd gehört zu den Ursachen der Menschheitsentwicklung.
Sozialleben
Ein relativ großes Gehirn bei Primaten hat mit dem Leben in Sozialverbänden zu tun, das ein hohes Maß an abgestimmtem Verhalten wie gemeinsames Planen und Handeln sowie Kommunikation verlangt. Primaten, die in großen Verbänden leben und darum mutmaßlich in ein kompliziertes Netz von Beziehungen eingebunden sind, brauchten eben mehr Hirnleistung als jene in kleinen Gruppen oder Einzelgänger.[21] Die Größe des Stirnhirns steht in enger Beziehung zur Größe der Sozialgruppe. Vom Australopithecus bis zum Homo sapiens bestimmt das Sozialleben die Evolution [22]
Gemeinschafts-untersuchungen von Gamble, Gowlett, Dunbar. Einzelwerk Dunbar [23].
Rangordnung nach Ansehen

Aida Gómez-Robles von der George Washington University in Washington (District of Columbia) und ihre Kollegen widersprachen der gängigen Theorie, dass die Evolution von Gehirn und Zähnen miteinander gekoppelt sei.. Sie stellten fest, dass am Anfang der menschlichen Linie das Gebiss der Vormenschen kleiner wurde. Vor allem nahm die Größe der Eckzähne ab. Die Menschenaffen Orang-Utan, Gorillas und Schimpansen haben bis zum heutigen Tage ein Raubtiergebiss. Dagegen ähneln schon die frühesten Zahn- und Kiefernfunde aus der Menschenlinie den Zähnen heutiger Menschen.[19]
Ansehen und Gehirnleistung bestimmt die Rangordnung
Die Menschenaffen brauchen ihr mächtiges Gebiss nicht zum Jagen oder Fressen, sondern zu Rangordnungskämpfen. Die Kampfkraft bestimmt die Rangordnung der Männchen.[22] Dazu passt die Geschlechtsdimorphose, Gorilla- und Orang-Utanmännchen wiegen deutlich mehr als die Weibchen.
Der Gebissrückgang in der Menschenlinie zeigt, dass die Rangordnung nicht mehr durch Kämpfe festgelegt wurde. Die Hypothese "Ansehen bestimmt die Rangordnung" besagt, dass Vormenschen mit besonderen Fähigkeiten kampflos in der Rangordnung emporstiegen: Der erfolgreiche Jäger, die Kräuterfrau, Hersteller und Benutzer von einfachen Werkzeugen. Dahinter steckten geistige Fähigkeiten, Träger gut funktionierender Gehirne wurden belohnt mit einem höheren sozialem Status. Damit verbunden stiegen ihre Fortpflanzungschancen. Ihre Erbanlagen verbessern den Genpool ihres Stammes. [20]
Ansehen entstand in den Gehirnen der anderen. Die Augen jedes Stammesmitgliedes sahen das Verhalten eines Nachbarn und meldeten es dem Gehirn. Dieses beurteilte das Gesehene und je nach Urteil stiegt oder fiell er im Rang. Gehirne beurteilten Gehirne. Gehirne trieben ihre eigene Evolution voran.[21]
Einzelnachweise
- ↑ Alan Walker, Pat Shipman: The Ape in the Tree. An Intellectual and Natural History of Proconsul. Harvard University Press, Cambridge, MA, 2005, ISBN 0-674-01675-0.
- ↑ Holly Dunsworth: Proconsul heseloni feet from Rusinga Island, Kenya. Doctor of Philosophy Thesis, The Pennsylvania State University, State College (Pennsylvania), 2006. Zugleich VDM Verlag Dr. Müller, Berlin 2008, ISBN 978-3639105438.
- ↑ Daniel Goliasch: Ein Kontinent zerbricht – Das Afrikanische Grabensystem. In: Nadja Podbregar; Dieter Lohmann: Im Fokus: Geowissen. Wie funktioniert unser Planet? Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 2013, e-ISBN 978-3-642-34791-7, S. 79–89.
- ↑ scinexx 25. Januar 2019 Plattentektonik als Ursache für Entstehung der ersten Menschen? (University of Utah, 20.12.2007 – DLO) 20. Dezember 2007)
- ↑ Caroline A. E. Strömberg: Evolution of Grasses and Grassland Ecosystems. In: Annual Review of Earth and Planetary Sciences, Volume 39, 2011, S. 517-544. doi:10.1146/annurev-earth-040809-152402
- ↑ Heinrich Walter, Siegmar-Walter Breckle: Vegetation und Klimazonen. In: Jörg S. Pfadenhauer, Frank A. Klötzli (Hrsg.): Vegetation der Erde: Grundlagen, Ökologie, Verbreitung. Eugen Ulmer, 2015, ISBN 978-3-642-41950-8, S. 188 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Heinrich Walter, Siegmar-Walter Breckle: Vegetation und Klimazonen. In: Jörg S. Pfadenhauer, Frank A. Klötzli (Hrsg.): Vegetation der Erde: Grundlagen, Ökologie, Verbreitung. Eugen Ulmer, 2015, ISBN 978-3-642-41950-8, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Feuer schuf die afrikanischen Savannen. In: www.scinexx.de, 2013 aus (Nature Geoscience, 2013 doi:10.1038/ngeo1984)
- ↑ Thorwald Ewe: Zum Werfen geboren In: wissenschaft.de vom 18. 09.2007.
- ↑ lebensqualität - die Zeitschrift für Kinaesthetics - Ein Kooperationsprodukt von: Kinaesthetics Deutschland, Kinaesthetics Italien, Kinaesthetics Österreich, Kinaesthetics Schweiz,European Kinaesthetics Association, Stiftung Lebensqualität.
- ↑ Karl-Heinz Giller: Am Anfang war der Stein: Die Evolution der Menschheit, Amazon.de, 2017, ISBN 9781973556381.
- ↑ [https://derstandard.at/1371170735511/Seit-dem-Homo-erectus-sind-wir-hervorragende-Werfer Seit dem Homo erectus sind wir hervorragende Werfer, In: derStandard.at, 26.6.2013
- ↑ Bernard Wood: Fifty years after Homo habilis. In: Nature. Band 508, Nr. 7494, 2014, S. 31–33, doi:10.1038/508031a
- ↑ Man the Tool-Maker, Bulletin of the British Museum (Natural History), 1949, 6th edition 1972
- ↑ Herbert Spencer 1862–1896: A System of Synthetic Philosophy. The Principles of Biology. Vol. I, § 164, 1864; hier zitiert nach der deutschen Ausgabe: Die Principien der Biologie. Band 1, übersetzt von B. Vetter nach der 2., englischen Auflage. Stuttgart 1876.
- ↑ Zitiert nach Alina Schadwinkel: Zeit online,20. Mai 2015
- ↑ a b c Frank Bäumer: ARD|Das Erste, W wie Wissen, Fleisch und Evolution, wie konnten wir zum modernen Menschen werden?
- ↑ Pressemitteilung, PresseBox, "Mahlzeit, Fleisch ist ein Erfolgsgeheimnis der frühen Menschen." Frankfurt am Main, 02.05.2012
- ↑ FOCUS Magazin "Die Evolution hat den Menschen zum Läufer gemacht" Nr.14 2012
- ↑ Memento Internet Archive "Das Wissen der San". 21.Juni 2010
- ↑ Spektrum der Wissenschaft Seite 48 9/1995
- ↑ Clive Gamble/ John Gowlett/ Robin Dunbar: Evolution, Denken, Kultur. Das soziale Gehirn und die Entstehung des Menschlichen, aus dem Englischen von Sebastian Vogel S.254 2006
- ↑ Robin Dunbar: The social brain hypothesis. In: Evolutionary Anthropology. 6, 1998, S. 178–190 (PDF)
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