Monolatrie
Unter Monolatrie (aus griech.: monos "einzig" und latreia "kultische Verehrung") versteht man die alleinige Verehrung eines einzigen Gottes, wobei die Existenz anderer Götter nicht geleugnet wird. Eine Monolatrie kann aus einem Henotheismus entstehen.
Im Alten Testament
Im Alten Testament gibt es indirekte Hinweise darauf, dass das Volk Israel nur einen Gott mit Namen Jahwe anbeten durfte, da es mit ihm einen Bund geschlossen hatte, man aber zunächst davon ausging, dass es noch andere Götter gibt . Diese wurden jedoch mehr und mehr als untergeordnet aufgefasst und schließlich in den Rang von Engeln oder Dämonen degradiert.
In verschiedenen Bibelstellen chronologisch vor den letzten Prophetenbüchern der Vorexilszeit wird zudem das Wirken Jahwes als Stammesgott Israels (inkusive bereits bei Jakobs Auszug aus dem Haushalt Labans) räumlich auf den Aufenthaltsort seines Volkes und das für dieses ausersehene Land beschränkt. Auch funktionell ist Jahwe anfänglich beschränkt in seinem Wirkungsbereich (z.B. nicht im Bereich des Todes) und andere Götter können durchaus auch Erfolge bewirken (z.B. anlässlich der Opferung des Erstgeborenen des moabitischen Königs Mesha auf den Zinnen der belagerten Stadt). Psalm 82 stellt dann einen Richtungswechsel dar:
Ein Psalm Asafs. Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern. 2«Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Gottlosen vorziehen? SELA. 3Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht. 4Errettet den Geringen und Armen und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen.» 5Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken alle Grundfesten der Erde. 6«Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; 7aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.»
Gottesgemeinde ist dabei wörtlich "Versammlung des Höchsten" und der Höchste ist El Elyon - eine Bezeichnung in der kanaaitischen Mythologie des welterschaffenden Gottes und Göttervaters El. Hier zeigt sich der sonst wie auch Baal als dem Gott El untergeordnete Jahwe als Ueberwinder dieser Rangordnung, indem er die Rolle Els einnimmt d.h. mit diesem verschmilzt und die früher ihm nebengeordneten Götter als nicht mehr länger wirkungsvoll und existent bezeichnet und deren spezifische Funktionen übernimmt. Mehrfach bezeugt ist in der Bibel auch die Himmelskönigin Aschera, die in der kanaanitischen Mythologie noch Gattin Els ist und dann in erhaltenen kanaanitischen Inschriften der Eisenzeit als Gefährtin von Jahwe erscheint. Die Uebernahme der Gattin eines Herrschers durch einen anderen ist dabei ein Zeichen der erfolgten Uebernahme des anderen Königs Macht (vgl. Geschichte der Abischag von Schunem). Erst in der späteren Königszeit wird dann aus dem Götterpaar Jahwe und Aschera der alleine anzubetende und alle anderen Göttern als wirkungslos machende monotheistische Gott der Propheten aus der Exilszeit.
Theorien
Es gibt Spekulationen, die auf Sigmund Freuds 1939 erschienene Schrift Der Mann Moses und die monotheistische Religion zurückgehen, dass Moses, der einen typisch ägyptischen Namen trägt und im Palast der Pharaonen aufwuchs, etwa zwei Generationen nach Echnaton, der nur nach einer von mehreren bislang fast gleichberechtigt nebeneinander stehenden Theorien der Ägyptologen einen strengen Monotheismus vertrat und die bis dahin ganz "natürliche" Monolatrie des Volkes Israel als erster in einen strengen Monotheismus umzuformen versuchte. (Ausführlicher zu den diesbezüglich unterschiedlichen Theorien siehe unter Echnaton.)