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Gaius Sempronius Gracchus

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Gaius Sempronius Gracchus (* 154 v. Chr.121 v. Chr.) war ein römischer Politiker des 2. Jahrhunderts vor Christus. Er war der jüngere Bruder von Tiberius Sempronius Gracchus und verfolgte wie dieser ein populares politisches Programm, was schließlich zu seiner Tötung durch konservative Kräfte des römischen Senats führte.

Gaius wurde geboren im Jahr 154 v. Chr. als jüngster Sohn des älteren Tiberius Sempronius Gracchus (der im gleichen Jahr starb) und Cornelia Africana. Die Gracchen, obwohl nicht patrizischer Herkunft, waren als Zweig der Familie der Sempronier, die der römischen Nobilität angehörten, von großem politischen Einfluss. Gaius Mutter war eine Tochter von Publius Cornelius Scipio Africanus Major und seine Schwester Sempronia war die Frau von Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus, dem Eroberer von Karthago. Gaius wurde von seiner Mutter erzogen, einer römischen matrona von hohem moralischem Anspruch.

Gaius’ militärische Karriere begann in Numantia als Militärtribun beim Stab seines Schwagers Scipio Aemilianus. Als junger Mann beobachtete er den politischen Aufruhr, den sein älterer Bruder Tiberius verursachte, als er versuchte, Gesetze für eine Agrarreformen durchzubringen. Tiberius wurde im Jahr 132 v. Chr. in den Nähe des Capitols bei einer bewaffneten Auseinandersetzung mit politischen Gegnern, die von ihrem Vetter Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum angeführt wurden, getötet. Nach Tiberius’ Tod erbte Gaius das Vermögen der Familie der Gracchen.

Er startete seine politische Karriere sechs Jahre später, im Jahr 126 v. Chr., als Quaestor des Konsuls Lucius Aurelius Orestes in Sardinien. Nach wenigen Jahren des politischen Friedens in Rom, wurde Gaius im Jahr 123 v. Chr. zum Volkstribun gewählt, so wie jedes männliche Familienmitglied vor ihm – und die Konservativen erwarteten bald Ärger von seiner Seite. Gaius hatte ähnliche Ideale wie Tiberius, hatte aber die Zeit genutzt, um aus den Fehlern seines Bruders zu lernen. Sein Programm enthielt nicht nur die Agrargesetze, die verlangten, das Grundbesitz der Reichen an die Armen gegeben werden sollte, sondern auch Bestimmungen zur Regelung des Getreidepreises. Darüber hinaus versuchte er die Anzahl der Jahre und Feldzüge zu begrenzen, die ein Mann verpflichtet war, in der Armee zu dienen. Andere Maßnahmen beinhalteten die Schaffung eines Gerichtshof gegen Erpressungen, um illegale Einkommen von Senatsmitglieder daraus zu bestrafen, sowie die Gewährung des römischen Bürgerrechts an verschiedene italische Stämme, die mit Rom verbündet waren. All dies missfiel erwartungsgemäß dem Senat, der streng darauf achtete, dass die eigenen Privilegien nicht angetastet wurden.

Im Jahr 122 v. Chr. bewarb sich Gaius um eine weitere Amtszeit als Volkstribun – ein außergewöhnliches politisches Vorgehen – und wurde mit der überwältigenden Unterstützung der römischen Unterschicht gewählt. In diesem Jahr arbeitete er weiter an der Umsetzung seiner Reformen, wobei er sich der wachsenden Opposition des Senats gegenübersah. Gaius versuchte eine dritte Amtszeit mit Marcus Fulvius Flaccus als Partner durchzusetzen. Aber dieses Mal verloren sie die Abstimmung und mussten in der Folge zusehen, wie alle ihre Gesetze durch die neuen konservativen Konsuln Quintus Fabius Maximus und Lucius Opimius zurückgezogen wurden. Um den Verlust ihrer gesamten Arbeit zu vermeiden, gingen Gaius und Fulvius Flaccus zu Gewaltmaßnahmen über, was vom Senat dadurch beantwortet wurde, dass er sie zu Feinden der Republik erklärte. Fulvius Flaccus wurde mit seinen Söhnen ermordet, Gaius hingegen gelang es mit Philokrates, seinem Sklaven, zu fliehen. Verfolgt von den Männern der Konservativen Fraktion, beging Gaius in einem Keller, in dem er sich versteckte, Selbstmord. Nach seinem Tod wurden etwa 1000 Männer, die im Verdacht standen, zu seinen Anhängern zu gehören, getötet, deren Vermögen konfisziert.

Gaius Gracchus hinterließ nur eine Tochter aus seine Ehe mit Licinia Crassa. Das Mädchen Sempronia, Erbin des Vermögens der Gracchen, heiratete Fulvius Flaccus Bambalus. Die beiden hatten ebenfalls nur eine Tochter, die später zuerst die Frau von Publius Clodius Pulcher wurde und anschließend die von Marcus Antonius

In Erinnerung an den gerechten Volkstribun und unbestechlichen Republikaner nahm der französische Revolutionär und Frühsozialist François Noël Babeuf den Beinamen "Gracchus" an; ironischerweise wurde er selbst von den Peripetien der geliebten Revolution, wie einst Gaius von der Republik, verschlungen.

Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen der Scipionen und Gracchen siehe: Scipio-Paullus-Gracchus (Familie)

Literaturhinweis

Das Leben von Tiberius und Gaius Gracchus von Plutarch