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Ebolafieber-Epidemie 2018 bis 2020

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Die betroffenen Provinzen Nord-Kivu (orange) und Ituri (grün) im Osten der Demokratischen Republik Kongo

Die Ebolafieber-Epidemie 2018 in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist der zweite Ausbruch des Ebolafiebers im Jahre 2018 in diesem Land und global der zweitschwerste überhaupt.

Verlauf

Offizielle Gesamtzahlen Erkrankungen (blau) und Todesfälle (rot); Stand 22. Januar 2019, Ministère de la Santé
Ebolafieber-Erkrankungs- und -Todesfälle 2018/19
Land Provinz Erkrankungs-
fälle
Todesfälle
Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo Nord-Kivu 663 407
Ituri 50 32
Gesamt 713 439
Stand: 22. Januar 2019, veröffentlicht am 23. Januar 2019[1]

Von der Erkrankungswelle wohl unabhängig war es in der ersten Jahreshälfte 2018 bereits zu einem lokalen Ausbruch im Westen der Demokratischen Republik Kongo um die Gemeinde Wangata mit 54 Erkrankungen und 33 Toten gekommen. Der erste gesicherte Fall der Epidemie war im Juli 2018 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Nord-Kivu erfasst worden. Wahrscheinlich traten Erkrankungsfälle jedoch schon im April beziehungsweise Mai des Jahres im Ort Mabalako auf.[2] Als ursächlicher Erreger konnte das Zaire-Ebolavirus (ZEBOV), eine Spezies aus der Gattung Ebolavirus, detektiert werden. Zunächst hauptsächlich betroffen war Mabalako. Am 12. August 2018 waren alleine 41 von 52 Erkrankungsfälle im Ort registriert worden.[3] In den folgenden Monaten ebbte die Epidemie in Mabalako selbst zunächst ab, breitete sich statt dessen aber in nahe gelegenen Ortschaften aus. Betroffen waren im besonderen Maße die östlich von Mabalako gelegene Stadt Beni mit einem deutlichen Peak im Oktober 2018 und das südlich gelegene Butembo mit seinem Vorort Katwa.[2][4]

Mit laut kongolesischem Gesundheitsministerium bisher (Stand 22. Januar 2019) 713 statistisch erhobenen Erkrankungsfällen (664 gesicherte, 49 wahrscheinliche) und 439 Todesfällen (390 gesicherte, 49 wahrscheinliche), die Letalität liegt bei über 60 Prozent, ist der Ausbruch nach der Ebolafieber-Epidemie 2014 in Westafrika der weltweit bislang zweitschwerste dokumentierte Krankheitsausbruch.[1][5] Die Dunkelziffer für Erkrankungs- und Todesfälle liegt im Kriegsgebiet des östlichen Kongos, in dem es immer wieder zu Überfällen bewaffneter Rebellen kommt, höher.[6][7] Unter den Erkrankten ist ein im Verhältnis hoher Prozentsatz an Kindern.[8] Mehr als ein Drittel aller Ebola-Patienten der Epidemie ist unter 18 Jahre alt. Ebenfalls auffällig ist bei Personen über 14 Jahren ein deutlich überproportionaler Anteil Patientinnen unter den Erkrankungsfällen. Insgesamt, also einschließlich der Fälle unter 15 Jahren, waren mit Stand 4. Januar 2019 61 Prozent der Erkrankten weiblich und 39 Prozent männlich.[9] Dies ist auf die Pflege bereits erkrankter Angehöriger zurückführbar.

Maßnahmen

Gesamtzahl der mit rVSV-ZEBOV geimpften Personen im zeitlichen Verlauf der am 8. August 2018 gestarteten Kampagne im östlichen Kongo; Stand 23. Januar 2019, Ministère de la Santé

Die Erkrankten werden im Epidemiegebiet in Ebola-Zentren behandelt. Patienten, welche Symptome einer Erkrankung aufweisen, werden unter Quarantäne im Abstand von 48 Stunden zweimal spezifisch getestet. Die Zentren bestehen aus stabilen Zeltabschnitten mit Dusche und Toilette sowie einem Besuchstrakt. Im Besuchstrakt können sich Familienangehörige ihren erkrankten Verwandten bis auf zwei Meter annähern. Verstorbene werden in virendichten Leichensäcken verpackt, gesondert gelagert und bestattet.[10]

Am 8. August 2018 wurde im östlichen Kongo mit einer groß angelegten Impfkampagne begonnen. Seit Beginn dieser Kampagne wurden (Stand 23. Januar 2019) 65.172 Menschen mit dem Ebola-Impfstoff versorgt, darunter allein 20.140 in Beni, 14.456 in Katwa, 7.454 in Butembo und 5.926 in Mabalako. Verwendet wird nach Entscheidung einer Ethikkommission vom 19. Mai 2018 ausschließlich der Impfstoff rVSV-ZEBOV der Firma Merck.[1]

Das kongolesische Ministère de la santé (Gesundheitsministerium) hat eine Kampagne Ebola pas chez moi (Ebola nicht bei mir) zur Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung über die Krankheit und beispielsweise ihre Infektionswege initiiert.[11]

Auswirkungen

Aufgrund der Epidemie wurden die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2018 wiederholt verschoben. Die bereits zuvor schon auf den 23. Dezember 2018 verschobene Wahl wurde zunächst nochmals um eine Woche auf den 30. Dezember umgelegt.[12] Am 26. Dezember 2018 wurden aufgrund der Ebola die Wahlen für die Gebiete um Beni und Butembo nochmals auf den März 2019 neu terminiert.[13]

Nach der Neuterminierung der Wahlen kam es am 27. Dezember 2018 in Beni zu Demonstrationen. Im Zugen dieser Demonstrationen wurde in der Stadt ein Behandlungszentrum angegriffen.[14] Laut Gesundheitsministerium handelte es sich beim angegriffenen Behandlungszentrum nicht um jenes, in dem die bestätigten Krankheitsfälle isoliert wurden. Es sei das Centre de Transit de Beni, in denen Verdachtsfälle behandelt wurden, die auf Labortestergebnisse warteten, attackiert worden. Entsprechend der Standards wird jeder Verdachtsfall innerhalb von 48 Stunden zweimal auf Ebola getestet und während dieser Zeit vorsorglich isoliert. Durch den Angriff entstand erheblicher Sachschaden, sodass das Zentrum vorübergehend nicht funktions- beziehungsweise arbeitsfähig war. Zum Zeitpunkt des Angriffs wurden im Zentrum 24 Personen als Verdachtsfälle behandelt, von denen sich 3 in einem ernsten Zustand befanden, sodass sie nicht fliehen konnten. Diese wurde nach Abrücken der Zerstörer in das Centre de Traitement d’Ebola, in das Behandlungszentrum für die bestätigten Krankheitsfälle verlegt, um dort das Ergebnis der Labortests abzuwarten. Die weiteren 21 Verdachtsfälle flohen. Von diesen waren 17 zum Zeitpunkt bereits einmal negativ auf Ebola getestet worden und warteten auf den zweiten Labortest, bevor sie entlassen werden sollten.[15][16] In der Folge wurde um den Wahltermin 30. Dezember 2018 die Arbeit der medizinischen Teams in den Zentren wie Testungen von Verdachtsfällen oder Impfungen teilweise vorübergehend eingestellt beziehungsweise reduziert.[17] Beispielsweise die Hilfsorganisation Oxfam unterbrach ihren Einsatz.[18]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Situation épidémiologique dans les provinces du Nord-Kivu et de l'Ituri. Dr. Oly Ilunga Kalenga, Ministre de la Santé, 23. Januar 2019, abgerufen am 23. Januar 2019 (französisch).
  2. a b Situation épidémiologique dans les provinces du Nord-Kivu et de l'Ituri. Dr. Oly Ilunga Kalenga, Ministre de la Santé, 13. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2019 (französisch).
  3. Situation épidémiologique dans les provinces du Nord-Kivu. Dr. Oly Ilunga Kalenga, Ministre de la Santé, 12. August 2018, abgerufen am 1. Januar 2019 (französisch).
  4. Ebola Virus Disease Democratic Republic of the Congo External Situation Report 19. (PDF, 1,2 MB) Weltgesundheitsorganisation (WHO), 12. Dezember 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018 (englisch).
  5. Ebola: Neue Kämpfe im Kongo. In: Deutsches Ärzteblatt. 7. Dezember 2018, abgerufen am 12. Dezember 2018.
  6. André Bochow: Ebola im Kriegsgebiet. In: Märkische Onlinezeitung. 11. Dezember 2018, abgerufen am 11. Dezember 2018.
  7. Mindestens zehn Tote bei Rebellenangriff in Kongos Ebola-Gebiet. In: Allgemeine Zeitung. 8. Januar 2019, abgerufen am 8. Januar 2019.
  8. Pete Smith: „Menschen sterben nicht nur an Ebola, sondern auch wegen Ebola“. In: Ärzte Zeitung. 31. Dezember 2018, abgerufen am 7. Januar 2019.
  9. Ebola virus disease – Democratic Republic of the Congo. Weltgesundheitsorganisation (WHO), 4. Januar 2019, abgerufen am 7. Januar 2019 (englisch).
  10. Johannes Dieterich: Ebola außer Kontrolle. In: Frankfurter Rundschau. 18. Dezember 2018, abgerufen am 18. Dezember 2018.
  11. #EBOLAPASCHEZMOI. In: twitter. 15. Dezember 2018, abgerufen am 15. Dezember 2018 (französisch).
  12. Präsidentschaftswahlen im Kongo verschoben. In: spiegel.de. 20. Dezember 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018.
  13. Wahlen im Kongo teilweise verschoben. In: DLF24. 26. Dezember 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018.
  14. Hamza Mohamed: Protesters in DRC's Beni target Ebola centre over election delay. In: Aljazeera.com. 27. Dezember 2018, abgerufen am 27. Dezember 2018 (englisch).
  15. Situation épidémiologique dans les provinces du Nord-Kivu et de l'Ituri. Dr. Oly Ilunga Kalenga, Ministre de la Santé, 27. Dezember 2018, abgerufen am 28. Dezember 2018 (französisch).
  16. Fiston Mahamba, Aaron Ross: 24 patients fled Congo Ebola center, 17 already tested negative. In: Reuters.com. 27. Dezember 2018, abgerufen am 27. Dezember 2018 (englisch).
  17. Situation épidémiologique dans les provinces du Nord-Kivu et de l'Ituri. Dr. Oly Ilunga Kalenga, Ministre de la Santé, 29. Dezember 2018, abgerufen am 30. Dezember 2018 (französisch).
  18. Oxfam suspends Ebola work amid protests over Democratic Republic of Congo vote delays. In: Sky News. 28. Dezember 2018, abgerufen am 2. Januar 2019 (englisch).