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Hermetik

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Woher kommt die Hermetik?

Die Hermetik (auch als Hermeneutik bekannt, nicht zu verwechseln mit der Wissenschaft vom Verstehen: Hermeneutik) ist die Lehre des Hermes Trismegistos (vergl. auch Thot). Vom alten Ägypten aus ging das Wissen in den arabischen Raum und wurde über u.a. Córdoba, aber auch über Harran in das Europa des ersten Jahrtausend gebracht. Durch den Absolutheitsanspruch der kath. Kirche jedoch wurde die Lehre der Hermetik - und die damit verbundene Lehre der Magie - als teuflisch bezeichnet: Die kath. Kirche konnte und wollte es nicht zulassen, dass es Weisheiten und Wahrheiten außerhalb ihrer eigenen Organisation gab. Der erste Einschnitt in dieser Richtung geschah 325 im Konzil von Nicäa, wo die Reinkarnationslehre aus dem Kontext der Bibel gestrichen wurde. Ein zweiter Einschnitt geschah 1227, als die Astrologie als teuflisch gebannt wurde. Aufgrund dieses Verhaltens seitens der kath. Kirche wagten viele Weise und Gelehrte nicht mehr, ihr Wissen um die hermetische Lehre offen darzulegen, sondern "versiegelten" es buchstäblich - woraus sich die Bezeichnung "etwas ist hermetisch verschlossen" entwickelte.

Große Persönlichkeiten waren jedoch nicht nur außerhalb der kath. Kirche, sondern auch innerhalb zu finden. So zum Beispiel war Albertus Magnus, ein Dominikanermönch, gleichermaßen auch einer der ganz großen Mystiker seiner Zeit. Er ist der Begründer der Aufteilung der Magie nach "Schwarz" und "Weiß". Andere folgten ihm, meist in ziemlicher Nähe der kath. Kirche, da nur sie Lesen und Schreiben vermittelte. Aber auch Übersetzer, die meist viele Sprachen beherrschten, bekamen Einblick in das Wissen der Hermetik. So zum Beispiel

  • Roger Bacon, der die Kristallkugelmagie entwickelte,
  • Nicholas Flamel, dem Alchemisten, dem man nachsagt, er habe den Stein der Weisen tatsächlich gefunden,
  • Giovanni Pico della Mirandola, der die Lehre der Hermetik mit der Lehre der Kabbala verband,
  • Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, der die "magischen Werke" geschrieben hat,
  • Paracelsus, dem Begründer der alternativen Naturheilkunde
  • John Dee, der die Kryptografie revolutionierte,
  • Giordano Bruno, der das Gedächtnistraining entwickelte,

bis hin zu "modernen Magieren" wie

  • Aleister Crowley, dem Entwickler des Crowley-Tarot-Karten-Systems, und
  • Franz Bardon, der in seinem Buch "Die Wege zum wahren Adepten" eine gute Anleitung gibt, Magie zu erlernen.

Im gleichen Zuge sollten vielleicht auch noch andere Personen genannt werden, die auf hermetisches Wissen zurückgriffen, aber nie als Mystiker oder Magiere bekannt waren. Die bedeutendste Person dürfte wohl Jesus Christus sein. Andere Personen waren z.B. C.G.Jung, der die psychologische Lehre des Archetypen entwickelte - einer neuen Beschreibung des Systems der Sternbilder, und Bruno Gröning, einem Geistheiler von außergewöhnlichem Format.

Worum geht es in der Hermetik?

Die hermetische Lehre ist eine Lehre der übergeordneten Naturgesetze. In ihr sind sowohl das Gesetz der Kausalität als auch das Gesetz der Analogie zu finden. Die Hermetik steht damit klar außerhalb der Naturwissenschaft, die Analogien nicht in dieser Allgemeinheit, sondern nur nach Prüfung und im Einzelfall, zuläßt.

Die hermetische Lehre bietet ein Erklärungsmodell für die Beziehungen der verschiedenen Dinge zueinander. Sie ist nach Meinung ihrer Anhänger nicht nur in der Lage, Voraussagen zu liefern, sondern man soll, sobald man diese Gesetzmäßigkeiten begriffen hat, diese auch benutzen können, um die Realität den eigenen Wünschen anzugleichen - ein Vorgang, der Manipulation der Wirklichkeit, oder einfach ausgedrückt Magie, genannt wird.

Die Hermeneutiker sind der Meinung, dass mit der Quantenphysik langsam klar wird, daß die Gesetze der Kausalität nicht die gesamten Bereiche der Realität umfassen, und so die Naturwissenschaft langsam wieder zu den anderen hermetischen Gesetzen zurückkommt. Diese Ansicht wird von fast allen Physikern vehement abgelehnt.

Prinzipien

Insgesamt finden sich 7 hermetische Prinzipien:

1. Das Prinzip der Mentalität

2. Das Prinzip der Entsprechung

3. Das Prinzip der Schwingung

4. Das Prinzip der Polarität

5. Das Prinzip des Rhythmus

6. Das Prinzip von Ursache und Wirkung

7. Das Prinzip des Geschlechts

Ist die Lehre der Hermetik noch immer aktuell?

Die Meinung ihrer Anhänger

Auch wenn das hermetische Modell schon gut 2000 vor Chr. entstand, ist es nichts desto weniger heute brandaktuell. Nicht nur deswegen, weil wir in einer Zeit eines Äonenwechsels leben (Fischezeitalter wandelt sich zu Wassermannzeitalter), sondern auch, weil die Naturwissenschaft merkt, dass sie neue Wege einschlagen muss, um die immer komplexer werdende Informationsmenge noch richtig zueinander zuordnen zu können. Tut sie es nicht, dann verabschieden sich die Menschen aufgrund eines vollkommen natürlichen Vorgangs von der Naturwissenschaft - sie merken, dass die NW eigentlich keine Antworten auf die Frage "Warum" bietet, sondern nur auf die Mechanik - also die Frage "Wie". Die Lehre der Hermetik ist heutzutage Hauptbestandteil der Esoterik, verbindet sich in ihr allerdings zum Besispiel auch mit dem Wissen des Schamanismus und der fernöstlichen Religionen und Denkweisen - wie z.B. dem Gesundheitssystem der Chakren-Behandlung.

Die Meinung der Wissenschaft

Jede Aussage einer Theorie muss ihre Ergebnisse im Einzelfall nachweisen. Um es plakativ auszudrücken: Dass das Analogie- oder Entsprechungsprinzip in der behaupteten Allgemeinheit nicht funktioniert, weiß jeder, der schon einmal versucht hat, mit einem bunt bemalten Stück Papier eine Rechnung zu bezahlen.

Eine Theorie muss außerdem weitergehende Prognosen ermöglichen, anhand der sie falsifizierbar ist, und sie darf sich nicht allein auf Tatsachen stützen, für deren Erklärung man sie nicht benötigt (siehe Ockhams Rasiermesser). Nach wissenschaftlicher Meinung versagt die Hermetik bei diesen Kriterien.

Ein Dialog zwischen Hermetikern und Wissenschaftlern ist außerordentlich schwierig, da beide von grundverschiedenen Ansätzen ausgehen. Der hermetischen / esoterischen Verwendung von Analogien folgend, verwenden Hermetiker Begriffe aus den Naturwissenschaften für nach Meinung der Wissenschaftler sachfremde Vorgänge und Beziehungen. Dem Wissenschaftler ist jedoch eine genaue Begriffsbestimmung wichtig.

Die Frage der Quellen

Die Hermetiker (moderne wie alte) greifen, was ihre Quellen betrifft, im wesentlichen auf eine Sammlung von Schriften zurück, die als Corpus Hermeticum bezeichnet werden und die bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts (und von manchen Leuten noch heute) als die Offenbarungen des Hermes Trismegistus angesehen wurden, als uralte, aus der Zeit des Moses stammende ägyptische Weisheitslehren also. Ein berühmter Humanist der Renaissance, Isaac Casaubon, konnte jedoch 1614 durch philologische Argumente nachweisen, dass das Corpus Hermeticum nicht früher als im 1. vorchristlichen Jahrhundert entstanden sein konnte und stark von griechischem astrologischen und neuplatonischen Gedankengut beeinflusst ist. Dieser Meinung haben sich heute die Mehrzahl der Forscher, auch solche, die den hermetischen Hauptgedanken große Wichtigkeit beimessen, angeschlossen.

Die großen Werke

die die Hermetik beschreiben, sind

  • die Tabula Smaragdina
  • das Picatrix
  • das Corpus Hermeticum
  • das Kybalion

Viele andere Magiebücher beziehen sich direkt oder inhaltlich auf diese Werke. Inwieweit spezifische neuere Bücher mit der ursprünglichen Lehre übereinstimmen, ist allerdings oft umstritten.

Quellen

Verweise

siehe auch: Alchemie; Esoterik; Liste bedeutender Esoteriker