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Whitespace (Programmiersprache)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Whitespace-Quellcode mit Syntax-Highlighting
  • Tabulatorzeichen
  • Leerzeichen
  • Whitespace ist eine relativ junge esoterische Programmiersprache. Die Befehle und Steueranweisungen bestehen im Gegensatz zu üblichen Programmiersprachen aus definierten Folgen von Leerzeichen, Tabs und Zeilenumbrüchen (engl. Whitespaces). Neben dieser offensichtlichen Eigenart verwendet Whitespace das übliche Dualsystem nur für Daten; der Programmcode wird in einem dreiwertigen Stellensystem („l“, „t“, „u“ oder engl. “s”, “t”, “l”) abgebildet.

    Syntax

    Die Befehle und Steueranweisungen bestehen aus definierten Folgen von Leerzeichen (l), Horizontal-Tabulatorzeichen (t) und Zeilenumbrüchen (u).

    Es gibt kein Syntaxelement zur Kennzeichnung von Kommentaren. Stattdessen können Kommentare, die selbst keine Whitespaces enthalten dürfen, an beliebigen Stellen im Quellcode eingegeben werden. Der Interpreter ignoriert alle Zeichen, die für ihn keine Bedeutung haben.

    Befehle

    Die Befehle lassen sich grob in fünf Bereiche einteilen:

    Zeichen Bedeutung
    l Stack-Zugriff
    tl Rechenfunktionen
    tt Heap-Speicher-Zugriff
    u Schleifen, Sprünge, Bedingungen
    tu Ein- /Ausgabe von Werten

    Eine genaue Beschreibung der einzelnen Befehle inklusive erwarteter Parameter befindet sich auf der unten genannten Webseite.

    Daten

    Während die Befehle ein dreiwertiges Stellensystem verwenden, werden die Daten im dualen System abgebildet: An der ersten Stelle von links steht ein t für eine negative Zahl; ein l für eine positive. Im weiteren Verlauf steht t für 1 und l für 0. Die Spezifikation besagt, dass Zahlen eine beliebige Bitlänge haben können, allerdings können Compiler und Interpreter hier eine sinnvolle Obergrenze festlegen. Abgeschlossen wird ein Datum durch einen Zeilenumbruch.

    Sprache

    Whitespace ist eine imperative, stackbasierte Programmiersprache, die den Programmierern einen Stack und Heap zur Verfügung stellt.

    Alle Operationen arbeiten intern auf Ganzzahlen beliebiger Bit-Länge. Es besteht allerdings die Möglichkeit, ein Zeichen auszugeben, das durch seinen ASCII-Code-Wert identifiziert wird (outchar).

    Geschichte und Hintergrund

    Whitespace wurde ursrpünglich dazu entwickelt, um dem Primaten "Orang-Utan-Syphullius-Nigerianicus" das programmieren zu erleichtern

    Hello World

    Das oben dargestellte „Hello, world!“-Programm:

     lllullltlltllluttlllltulllttlltltuttlllltlulllttlttlluttllllttulllttlttlluttllll
     tllulllttlttttuttlllltltullltlttlluttllllttlullltllllluttlllltttullltttltttuttll
     lltlllulllttlttttuttlllltlltullltttlltluttlllltltlulllttlttlluttlllltlttulllttll
     tlluttllllttllullltlllltuttllllttltulllttltuttlllltttlullltltluttllllttttullllut
     tllllluulllltulultttlulutlltlutullllltutlllululltuullltluuuu
    

    Entwicklungsumgebungen

    Der Editor Vim bietet von Haus aus ein Syntax-Highlighting für Whitespace an, wodurch die Programmierung deutlich vereinfacht wird. Dies läuft allerdings einem Designziel der Sprache, beim Ausdruck möglichst wenig Tinte zu verbrauchen, entgegen. Einen Mode für Emacs gibt es bei den Weblinks.

    Das oben und unten dargestellte "Hello, world!" kann mit einem der folgenden Skripts in richtiges Whitespace konvertiert werden:

     #!/bin/sh
     sed "s/ //g;s|//.*||g;s/\\n//g" $1 | tr -d '\n' | sed "s/l/ /g;s/t/\t/g;s/u/\n/g"
    
     #!/bin/sh
     sed "s|//.*||g" < $1 | tr -d " \t\n" | tr ltu " \t\n"
    

    sed ist ein Unix-Werkzeug zur Bearbeitung von Text.

    Whitespace-Assembler

    Da der Umgang mit trinär kodierten Maschinenbefehlen relativ mühsam ist, wird häufig ein äquivalenter Assembler-Dialekt verwendet:

     // "Hello, world!" in den Speicher schreiben
     lllu          // push 0   // Speicherstelle 0
     llltlltlllu   // push 'H' // Zeichen 'H'
     ttl           // store    // in den Speicher
     llltu         // push 1   // ...
     lllttlltltu   // push 'e'
     ttl           // store
     llltlu        // push 2
     lllttlttllu   // push 'l'
     ttl           // store
    […]
     lllttllu      // push 12
     llltlllltu    // push '!'
     ttl           // store
     lllttltu      // push 13
     lllttltu      // push \r
     ttl           // store
     llltttlu      // push 14
     llltltlu      // push \n
     ttl           // store
     lllttttu      // push 15
     llllu         // push 0
     ttl           // store
    
     // Ausgabe-Schleife:
     llllu         // push 0
     ulllltu       // 1:          // /Schleife
        lul           // dup      // | --.
        ttt           // pop      // |   --- Spitze des Stacks untersuchen
        lul           // dup      // | --'
        utlltlu       // jz 2     // | ----> bei 0 sind wir fertig
        tull          // outchar  // | ----> Ausgabe
        llltu         // push 1   // | --._. Speicherstelle hochzaehlen
        tlll          // add      // | --'
     ululltu       // jmp 1       //  \naechster Durchlauf
     ullltlu       // 2:          //
     uuu           // halt        // ende
    

    Literatur

    • Oliver Lau: Hexenwerk – Ein Plädoyer für esoterische Programmiersprachen: In: c’t, 22/2007, S. 192–199.

    Einzelnachweise