Benutzer:Kürschner/Pelztier1
Heimatmuseum der Parabutscher Donauschwaben

Im Heimatmuseum der Parabutscher Donauschwaben ist die Geschichte der deutschen Besiedlung des Ortes Parabutsch in Serbien, heute Ratkovo, im Jahr 1786 bis zur Vertreibung im Zweiten Weltkrieg 1944 dargestellt. Es befindet sich im Bürgerhaus der Gemeinde Bad Schönborn im Ortsteil Bad Langenbrücken in Baden-Württemberg, über 1000 Kilometer von Ratkovo entfernt.
Die regulären Öffnungszeiten des Museums waren Anfang 2019: Jeden 1. Sonntag und 2. Donnerstag im Monat, jeweils von 15 bis 18 Uhr. Terminvereinbarungen für Gruppen sind möglich.
Geschichte von Parabutsch (Ratkovo)
Die Gemeinde Ratkovo, das frühere Parabutsch, befindet dich im Zwischenstromland von Donau und Theiß, in der Opština Odžaci im Okrug Zapadna Bačka (Batschka) der autonomen Provinz Vojvodina, im heutigen Serbien. 1948 wurde der Ort Parabuć in Ratkovo nach dem serbischen Nationalhelden Ratko Pavlović „Chico“ in Ratkovo umbenannt. Die dortige Deutsche Katholische Gemeinde zählte einst knapp 4000 Mitglieder. Heute leben in Parabutsch ausschließlich slawische, meist serbische Zuwanderer, neben dem serbischen Einwandererteil, den es seit der Ortsgründung immer gegeben hat.[1][2]
Die Spuren erster slawischer Siedler reichen bis in das Jahr 1650 zurück. Im Jahr 1700 gründeten sie das Dorf Parabutsch und bauten es und in der heutigen Form aus. In osmanischen Aufzeichnungen (Defter) wird Parabutsch als öde Ortschaft bezeichnet, als eine von 150 verlassenen Siedlungen. Die 150-jährige Herrschaft der Türken hatte zur Verwüstung und Entvölkerung der ganzen Pannonischen Tiefebene geführt. 1748 begann im Rahmen der Kolonisation Maria Theresias die planmäßige Ansiedlung von 200 „deutschen Familien“, die wegen Feldmangels ihre Heimat verließen und hier bisher herrenloses Land als Besitz erhielten. Sie kamen aus Bayern, Württemberg, Pfalz, und Baden, außerdem Franzosen aus Lothringen, die im im östlichen Teil des Dorfes einzogen. Um 1772 war diese Zuwanderung abgeschlossen. Die ersten beiden Generationen hatten noch mit vielen Entbehrungen zu kämpfen, eine Choleraepedemie forderte mehr als 800 Opfer. Die nach der Gegend ihrer Ansiedlung allgemein als Donauschwaben bezeichneten Deutschen betrachteten sich selbst bald, unabhängig von ihrer tatsächlichen Herkunft, als Schwaben.[2][1][3]
Erst die letzte Generation der Parabutscher Donauschwaben hatte es zu einem soliden Wohlstand gebracht. Es kam jedoch der Zweite Weltkrieg, und als der Krieg zu Ende ging und das deutsche Heer sich zurück zog, zogen am 8. und 9. Oktober 1944 auch die meisten deutschstämmigen Einwohner, wie sie meinten „vorübergehend über die Donau“ nach Westen. Insgesamt waren es 2450 Menschen, von denen 62 die Flucht nicht überlebten. Einige gingen zu Verwandten nach Amerika, die weitaus meisten kamen, nach vielen Umwegen, in die Heimat der Auswanderervorfahren, in den deutschen Südwesten. Bad Schönborn-Langenbrücken wurde für sie ein zentraler Ort und „nach und nach für fast 600 Personen eine neue Heimat.“ Niemand kehrte zurück, im Jahr 2018 lebten noch drei deutschstämmige Personen in Parabutsch. Etwa 480 der 650 Zurückgebliebenen, vor allem Alte und Kinder, waren in russischen oder serbischen Zwangslagern umgekommen.[2][1]
Geschichte des Museums
Das mehrfach preisgekrönte Heimatmuseum besteht seit 1986. Nach einer umfassenden Renovierung und Neugestaltung beginnend am 20. Juli 2018 wurde es am 7. Oktober des Jahres wieder eröffnet. Die jährliche Besucherzahl wurde in diesem Jahr mit 800 angegeben.[4]
Ausstellung
Die Präsentation der Volkskultur der Donauschwaben ist in zwei Museumsräumen untergebracht. Im ersten Raum zeigen große Schautafeln die Geschichte der Parabutscher, von der Ansiedlung in Parabutsch, ihre Flucht zum Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Ansiedlung in Neuenbrücken im Jahr 1946. Ein schon wegen seines Ausmaßes herausragendes Schaustück ist ein etwa 3 × 5 Meter großes Modell des Ortes, mit den Straßennamen und einer Liste der Familiennamen der Bewohner der jeweiligen Gebäude. Ein Nachbau der sogenannten Ulmer Schachtel erinnert an die Ankunft der ersten deutschen Anwohner, ein Einweg-Bootstyp, der seit dem Mittelalter auf der Donau der Waren-, Passagier- und Truppenbeförderung diente. Er wurde lediglich für Naufahrten stromabwärts verwendet - auch für die Siedler gab es kaum ein zurück. Die letztliche Flucht und Vertreibung wird mit einem originalen Planwagen dargestellt. Zahlreiche Sakralgegenstände aus der Heimatkirche sind, wie es in einem Faltblatt des Museums aus dem Jahr 2018 heißt, „für die älteren Landsleute mit vielen emotionalen Erinnerungen verknüpft“.[5]
Der zweite Raum im Obergeschoss zeigt das Alltagsleben der Landwirte und Handwerker. In großen Glasvitrinen befinden sich etwa zwei Dutzend Trachten, die nach Originalvorlagen angefertigt wurden. in der sogenannten „Paradestub“, der kaum genutzten „guten Stube“ wird die Aussteuer der heiratswilligen jungen Frau zur Schau gestellt. Kunstvolle, mit Intarsien eingelegte Bettstellen sowie prachtvolle Stoffe lassen den Wert einer solchen Aussteuer erahnen.[5]
Heimatortsgemeinschaft (HOG) Parabutsch e. V.
Träger des Parabutsch-Museum ist die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Parabutsch mit Sitz in Bad Schönborn.
Stichworte: Pflege und Leitung des Museums, Jahreskalender, Veröffentlichungen, Reisen nach Parabutsch
Siehe auch
- Heimatbuch Parabutsch. 1969
- Familienbuch der kath. Pfarrgemeinde St. Nepomuk in Parabutsch (Parabuty, Paripas, Parabuc, Dubrava, Gutacker, Ratkovo) in der Batschka. Bad Schönborn, 2001
- Bildband Parabutsch. HOG Parabutsch, 1986
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Heimatmuseum der Parabutscher Donauschwaben, Bad Schönborn-Langenbrücken. HOG Heimatortsgemeinschaft Parabutsch e. V., undatiert (2018), Broschüre.
- ↑ a b c Boris Masić: Chronik der Besiedlung von Parabutsch. Zuletzt abgerufen 4. Januar 2019.
- ↑ MOt.: „Besuchen Sie unser nach Sanierung und Neugestaltung wieder eröffnetes Heimatmuseum“. HOG Heimatortsgemeinschaft Parabutsch e. V., Bad Schönborn, undatiert (2018), Flugblatt.
- ↑ Petra Steinmann-Plücker (BNN): Kulturzentrum der Parabutscher. Homepage www.hog-parabutsch.de, Aktuelles, 8. Oktober 2018. Zuletzt abgerufen 5. Januar 2019.
- ↑ a b MOt.: HOG Heimatmuseum der Parabutscher Donauschwaben. HOG Heimatortsgemeinschaft Parabutsch e. V., Bad Schönborn, undatiert (2018), Faltblatt.