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Machtindex

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Der Machtindex beschreibt das Entscheidungsgewicht einzelner Partner bei Mehrheitsentscheidungen.

Die Partner treffen eine Entscheidung, wenn die Befürworter ein Quorum erreichen. Beispiele für ein Quorum sind eine absolute Mehrheit von mehr als 50%, oder die qualifizierte Mehrheit von zwei Dritteln z.B. bei Verfassungsänderungen, oder 10% für die Durchführung von Volksbegehren. Der Machtindex eines Partners sagt aus, wieviele Entscheidungen aller möglichen Koalitions-Kombinationen der beteiligten Parteien er statistisch beeinflussen könnte.

Die Berechnung des normierten Machtindex nach Shapley-Shubik (Lloyd Shapley (1953), Martin Shubik (1954)) und die nach Banzhaf (Lionel Penrose (1946), John Banzhaf (1965)) liefern ähnliche Ergebnisse ([1]).

Beispiel: Shapley-Shubik-Index

Drei Partner A, B, C mit einem Stimmgewicht von 50, 49 und 1 treffen Entscheidungen mit einem Quorum von 51%. Man betrachtet alle möglichen Dreierkombinationen und notiert, welcher Partner die Entscheidung bestimmt und einen Swing (Umschwung) verursachen kann.

Erst wenn sich zu A der Partner B hinzugesellt, bilden sie eine Mehrheit, B entscheidet. Das Gleiche gilt für C, wenn es sich mit A zusammen schließt. Denn auch A, C haben eine Mehrheit:

ABC: B entscheidet (denn AB bilden ein Quorum)
ACB: C entscheidet (denn AC bilden ein Quorum)

Ebenso entscheidet A, wenn er sich B anschließt. Mit C wird keine Mehrheit erreicht, es muss erst B hinzukommen. Stoßen A und B auf C, gelten die Überlegungen analog:

BAC: A entscheidet
BCA: A entscheidet
CAB: A entscheidet
CBA: A entscheidet (denn erst CBA bilden ein Quorum)

Von den 6 möglichen Kombinationen entscheidet A 4, B und C jeweils eine. A besitzt einen Machtindex von 2/3, B und C jeweils von 1/6.

Der Partner C mit nur einer Stimme hat den gleichen Machtindex wie Partner B mit 49 Stimmen. Erhöht man das Quorum um 1 Stimme auf 52, verliert C jegliche Entscheidungsmacht, genauso wie bei 49 Stimmen:

              Quorum   A   B   C
Stimmen               50  49   1
Machtindex       52   50% 50%  0%
Machtindex       51   66% 17% 17%
Machtindex       50   66% 17% 17%
Machtindex       49   50% 50%  0%

Beispiel: Banzhaf-Index

Hier errechnet sich der Index einfach durch Abzählen der siegreichen Koalitionen, in denen der Partner x wesentlich zum Sieg beiträgt. So ergibt sich für obiges Beispiel :

A gewinnt mit den Koalitionen: AB, AC und ABC

B gewinnt mit den Koalitionen: AB

C gewinnt mit den Koalitionen: AC

Daraus ergibt sich die "Banzhaf-Macht" aus der Summe der siegreichen wesentlichen Koalitionen von A,B und C --> 3+1+1 = 5. Der Banzhaf-Index ist dann genau die "normalisierte" Banzhaf-Macht:

A = 3/5 = 60%

B = 1/5 = 20%

C = 1/5 = 20%

Dies bedeutet: Obwohl C nur einen Bruchteil der Stimmen von B besitzt, hat er doch die gleiche "Macht".

Siehe auch

Literatur

  • Dan S. Felsenthal, Moshé Machover: The measurement of voting power: theory and practice, problems and paradoxes, 1998, ISBN 1-85898-805-5
  • Alan D. Taylor: Mathematics and politics: strategy, voting, power and proof, Springer, New York 1995, ISBN 0-387-94391-9