Hochstift Münster
Das Hochstift Münster war ein großes geistliches Territorium in Nordwestdeutschland, das Ende des 12. Jahrhunderts entstand und das bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 bestehen blieb.
Der Ursprung
Das Fürstbistum Münster entstand bei der Zerschlagung des Herzogtums Sachsen im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Barbarossa 1120. Der bischöfliche Stuhl von Münster wurde mit Teilen des ehemaligen Herzogtums belehnt und der Bischof, damals Hermann I. von Katzenelnbogen, erhielt den Titel „Fürstbischof“ und damit die Rechte des Landesherrn über sein Fürstbistum, das größer war als seine kirchliche Diözese. Den Kern bildete das Oberstift Münster. Es erstreckte sich in seiner Blütezeit von Warendorf, der Lippe und der heutigen niederländischen Grenze rund um die Stadt Münster. Ein schmaler Korridor über Rheine führte bis zur Grafschaft Lingen, daran schloss sich das Niederstift Münster an, ein fast gleich großes Territorium zwischen der heutigen niederländischen Grenze, Papenburg, Cloppenburg und Damme. Enklaven im Fürstbistum waren die Grafschaft Steinfurt und das Territorium von Gemen. Das Fürstbistum Münster gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Geographische Entwicklung
- 1252: Erwerb der Ravensberger Herrschaft (Emsland/Vechta)
- 1269: Ankauf der Grafschaft Horstmar
- 1316: Fünf Kirchspiele aus der Nähe von Groningen begeben sich unter den Schutz des Fürstbischofs
- 1310-1369: Arrondierung des Herrschaftsgebietes. Ankauf der Lehnsherrschaft Lohn.
- Um 1400: Eroberung der Festen Cloppenburg und Friesoythe im Krieg gegen Tecklenburg.
- 1400: Gewinnung des Amtes Bevergern und des Pfandbesitzes von Ahaus
- 1708: Erwerb der Herrschaft Werth
Politische Entwicklung
"Westfalen zersplitterte seine Kräfte in lokalen Rivalitäten. Für Jahrhunderte lag es im Windschatten des Reiches." (Joseph Prinz, Westfalen-Historiker).
Da Münster das größte geistliche Territorium des Heiligen Römischen Reiches war, übernahm es eine Führungsrolle bei den westfälischen Bistümern. Immer wieder kam es zu Rivalitäten mit dem Erzbischof von Köln. Ein weiterer Erzrivale war der Graf von Tecklenburg, mit dem der Fürstbischof von Münster häufig in Fehde lag. Aber auch mit dem Adel des Fürstbistums, dessen Macht erst Fürstbischof Ludwig II. von Hessen im 14. Jahrhundert brach, gab es ständig Reibereien. In Münster selbst verlor der Bischof im Laufe der Geschichte zunehmend Macht an die Bürger, ehe er aus den Wirren der Reformation gestärkt hervor ging.
Eckdaten
- 14. Jahrhundert: Einführung einer Amtsverfassung im Fürstbistum
- 1451 kam es zur Münsterischen Stiftsfehde, einem Schisma. Ein Bischof war vom Domkapitel, der andere auf Wunsch der Bürger von Münster gewählt worden. Erst als der Kandidat des Domkapitels starb, konnte Papst Kalixt II. eingreifen und Johann von Pfalz-Simmern einsetzen.
- 1520: Bischof Franz von Waldeck will im Fürstbistum die Reformation einführen und es in ein Erbfürstentum umwandeln, scheiterte aber.
- 1534-1535: Wiedertäufer in Münster. Der Bischof und alle Katholiken und Lutheraner wurden verjagt. 1535 wurde die Reichsexekution gegen die Stadt Münster beschlossen. Bis 1553 verlor sie ihre Selbständigkeit.
- 1600: Das Fürstbistum trat auf der Seite der katholischen Liga in den 30-jährigen Krieg ein.
- 1629: die letzten Städte des Münsterlandes wurden wieder katholisch.
- 1648: Westfälischer Friede: Friedensschluss von Münster und Osnabrück
- 1657-69: Münster versuchte sich vom Fürstbischof zu lösen. Dies endete mit Münsters Niederlage.
- 1665-79: Eintritt in den Krieg mit den Niederlanden.
- 1764: Schleifung der Münsterschen Befestigungsanlagen, Bau des Schlosses (ab 1767).
- 1802: Besetzung des Fürstbistums durch preußische Truppen.
Kulturelle Entwicklung
- Freckenhorster Taufstein (um 1269), bedeutendster Taufstein des 12. Jhd. in Deutschland
- Reliquienschrein der heiligen Prudentia (1230), wertvollster Reliquienschein Westfalens
- Lünener Madonne (1290/99) ältestes erhaltenes Gnadenbild des Bistums Münster
- St.-Paulus-Dom zu Münster
- Meister von Schöppingen
- Meister von Liesborn
- Hermann tom Ring (1521-1530)
- Johann Conrad Schlaun, (1694-1773), Baumeister, u.a. Clemenskirche, Erbdrostenhof, Fürstbischöfliches Schloss (alles Münster). Verbindet Klassizismus mit fränkischem Barock.
- 1773: Entscheidung zur Gründung der Universität Münster (Gründung 1780)
- Um 1770: Amalie von Gallitzin (1748-1806) etablierte ihren Münsterschen Kreis
- 1797-1848: Annette von Droste-Hülshoff, Dichterin
Religiöse Entwicklung
Westfalen wird unter Karl dem Großen missioniert (Sachsenmission). Zum ersten Bischof von Münster wird Liudger I. (805). Keimzellen der Diözese sind die Klöster Nottuln, Liesborn, Freckenhorst, Vreden sowie das Kloster Werden.
Die Einzelheiten der religiösen Entwicklung und die Liste der Bischöfe von Münster siehe unter Bistum Münster.
Das Ende
1802 besetzten preußische Truppen im Zuge der Napoleonischen Kriege Münster. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde das Fürstbistum als weltliche Herrschaft aufgelöst. Unter Napoleon geriet es zunächst teilweise, schließlich ganz an Frankreich. Durch den Wiener Kongress kam 1815 das Hochstift an Preußen, das Niederstift an Hannover und Oldenburg.
siehe auch: Liste der Bischöfe von Münster
Literatur
- Wilhelm Damberg/Gisela Muschiol: Das Bistum Münster. Eine illustrierte Geschichte, Münster 2004.
- Detlef Fischer, Chronik des Münsterlandes, Münster 2003.
- Wilhelm Kohl, Westfälische Geschichte, Düsseldorf 1983.
- Helmut Lahrkamp, Unter dem Krumstab, Münster 1999.
- Alos Schröer, Kirchengeschichte für das Bistum Münster, Münster 1955.
Weblinks
- Internet-Portal "Westfälische Geschichte": Sammlung der Gesetze und Verordnungen für das Fürstbistum Münster und die (preußischen) Nachfolgeterritorien (1359-1811)
- Aufbruch in die Moderne
- Karten des Hochstifts Münster im Jahre 1789
- Prosopografie der Adelsfamilien im Münsterland (17./18. Jh.) online
- Fürstbistum Münster