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Tsunami auf Java und Sumatra 2018

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Sundastraße, Meeresenge zwischen Sumatra und Java, in der sich Krakatau befindet
Die wichtigsten Siedlungszentren an der Sundastraße

Ein Tsunami traf am 22. Dezember 2018 die Küsten der indonesischen Inseln Java, Sumatra und einer Reihe weiterer kleinerer Inseln in der Sundastraße. Nach vorläufigen Zahlen der Nationalen Agentur für Katastrophenschutz gab es mindestens 430 Tote und etwa 1500 Verletzte; 154 Menschen werden am 26. Dezember noch vermisst.[1][2][3]

Am schlimmsten war der Regierungsbezirk von Pandeglang an der Südwestspitze Javas betroffen; dort starben allein 290 Menschen. Jedoch auch im nördlich davon gelegenen Serang und Südlampung (Lampung Selatan) auf dem gegenüberliegenden Sumatra waren stark betroffen.[4]

Auslöser

Der Anak Krakatau ist einer von 76 aktiven Vulkanen Indonesiens und gibt der Insel in der Sundastraße, auf der er sich befindet, ihren Namen. Im Jahr 1883 war der Krakatau Schauplatz einer der größten Eruptionen in historischen Zeiten überhaupt gewesen, bei der die Insel weitgehend zerstört wurde und in deren Folge sich der neue Vulkan formte. Zwischen 2016 und 2018 brach der Vulkan zweimal aus, und Mitte 2018 begann eine neue Eruptionsphase des Vulkans.[5][6] Am 22. September 2018 kam es zu einer sich steigernden Ausbruchsfolge (Paroxysmus), bei der eine thermische Strahlung von ca. 3400 Megawatt und Vulkanasche in bis zu 2300 Metern Höhe gemessen wurden. Am 22. Dezember um 21:03 Uhr Ortszeit ereignete sich ein Ausbruch mit einer drei Kilometer hohen Aschewolke, die u. a. den internationalen Flugverkehr beeinträchtigte.[7][8]

Tsunami

Die betroffenen Regionen und Opferzahlen

Der Tsunami wurde vermutlich durch einen Unterwasser-Hangrutsch ausgelöst. Daten des Geo-Satellit Sentinel-1 und eine Analyse des Karlsruher Instituts für Technologie (CATnews) weisen auch auf einen Kollaps des Vulkankegels mit Verlust der Südflanke hin. Das GFZ-Helmholtz-Zentrum in Potsdam hatte zudem ein leichtes Erdbeben (Magnitude 5,1) acht Minuten vor dem Zusammenbruch des Anak Krakataus etwa 25 Kilometer östlich registriert.[9] Etwa 24 Minuten später überflutete der Tsunami die an der Sundastraße gelegenen Küstenregionen der Inseln Java und Sumatra. Im Badeort Pantai Tanjung Lesung (Provinz Banten) traf eine drei Meter hohe Welle den Strand, als dort die indonesische Boyband Seventeen ein Konzert gab. Ein Handyvideo dokumentiert den Moment, als die Welle von hinten die Bühne traf. Alleine hier gab es mehr als hundert Tote.[10] Die durch den Vollmond hervorgerufene Springflut verstärkte das auflaufende Wasser zusätzlich. Die Welle des Tsunamis war vergleichsweise niedrig und gelangte nicht weit in das Innere der Inseln. Der Indonesische Katastrophenschutz hatte erklärt, es gebe „keine Tsunami-Bedrohung“, als bereits die ersten Wellen an Land schlugen.[11]

Die indonesischen Behörden befürchteten einen zweiten Tsunami und warnten davor, sich an Stränden und in Küstennähe aufzuhalten.[12] Eine zweite Welle blieb jedoch aus.

Folgen

Zerstörungen an einem Strand in Banten

Die Nationale Agentur für Katastrophenschutz (BNPB) Indonesiens gab bekannt, dass durch den Tsunami vor allem in den Provinzen Banten und Lampung 16.000 Menschen ihre Häuser verloren haben (displaced). Mehr als 420 Tote und über 1480 Verletzte wurden durch die Behörde registriert. Über 100 Menschen waren zunächst vermisst.[13] Mehr als 600 Wohnhäuser, viele Hotels und Marktstände wurden zerstört. Auch mehr als 400 Boote und Schiffe wurden beschädigt.[8] Rettungsteams wurden in den Regierungsbezirken von Pandeglang, Serang, Südlampung, Pesawaran und Tenggamus eingesetzt.[14] Allein in Pandeglang auf Java starben 290 Menschen.

Unklar ist, weshalb das Tsunami-Frühwarnsystem keine Gefahr meldete. Beobachter kritisierten, dass das bestehende Tsunami-Frühwarnsystem nicht oder unzureichend funktioniere und nur auf Erdbeben, nicht aber auch auf Unterwasser-Erdrutsche und Vulkanausbrüche ausgerichtet sei.[11] Der australische Sender ABC berichtete, dass das System seit 2012 gar nicht mehr funktioniere.[15]

Reaktionen

Soldaten bei der Bergung von Opfern und Aufräumarbeiten

Der Präsident Indonesiens Joko Widodo ordnete sofortige Rettungsmaßnahmen durch die BNPB, das Sozialministerium und die Indonesischen Streitkräfte an. Für die Region Pandeglang wurde für zwei Wochen und für South Lampung für eine Woche der Notfall ausgerufen. Das BPPT-Forschungsschiff Baruna Jaya wurde mit der bathymetrischen Erkundung des Meeresbodens rund um den Vulkan, eine Tsunami-Warnung auch für durch Vulkane ausgelöste Ereignisse bei der staatlichen Agentur BMKG beauftragt.[9]

Commons: Tsunami auf Java und Sumatra 2018 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rettungskräfte suchen bei strömenden Regen nach weiteren Überlebenden, deutschlandfunk.de, erschienen und abgerufen am 26. Dezember 2018
  2. Pazifischer Feuerring: Warum Indonesien so oft von Tsunamis getroffen wird. In: Spiegel Online. 23. Dezember 2018 (spiegel.de [abgerufen am 25. Dezember 2018]).
  3. tagesschau.de: Nach dem Tsunami: Warum ist Indonesien so gefährdet? Abgerufen am 25. Dezember 2018.
  4. Indonesia's Sunda Strait tsunami: What we know | News | Al Jazeera. Abgerufen am 25. Dezember 2018.
  5. Lisa Martin: What caused the tsunami in Indonesia and why was there no warning? In: The Guardian. 24. Dezember 2018, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 25. Dezember 2018]).
  6. Ruth Brown: This is why Indonesia’s tsunami warning failed. In: New York Post. 24. Dezember 2018, abgerufen am 25. Dezember 2018 (englisch).
  7. Flights rerouted as volcano alert raised. In: BBC News. 27. Dezember 2018 (bbc.com [abgerufen am 27. Dezember 2018]).
  8. a b Indonesien: Mindestens 429 Tote durch einen Tsunami. Abgerufen am 25. Dezember 2018.
  9. a b Indonesia to investigate origins of 'silent' Sunda Strait tsunami after volcano collapse, The Jakarta Post, Marguerite Afra Sapiie, 25. Dezember 2018.
  10. Die Welt: Zahl der Toten nach dem Tsunami steigt, 24. Dezember 2018, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  11. a b Deutsche Welle (www.dw.com): Mehr als 400 Tsunami-Todesopfer geborgen | DW | 25.12.2018. Abgerufen am 25. Dezember 2018 (deutsch).
  12. Indonesia tsunami death toll rises. In: BBC News. 25. Dezember 2018 (bbc.com [abgerufen am 25. Dezember 2018]).
  13. https://edition.cnn.com/2018/12/24/asia/tsunami-indonesia/index.html
  14. The Jakarta Post: Sunda Strait tsunami death toll hits 429, Navy discovers bodies at sea. Abgerufen am 25. Dezember 2018 (englisch).
  15. A. B. C. News: Indonesia's tsunami early warning system has been broken since 2012, official says. 25. Dezember 2018, abgerufen am 25. Dezember 2018 (englisch).