Memmert
Die 5,17 km² große deutsche Nordsee-Insel Memmert liegt südwestlich von Juist und östlich von Borkum an der Osterems. Vorlage:Koordinate Artikel
Geschichte
Memmert wurde 1650 zum ersten Mal erwähnt als Sandbank, „die nicht mehr bei einer gemeinen Flut unterläuft und stellenweise Bewuchs trägt“.
1888 betritt Otto Leege, ein Lehrer aus Juist, Memmert zum ersten Mal (sein erstes mal) und findet nur eine geringe Dünenbildung mit einer Fläche von etwa 10 ha vor.
Otto Leege hilft dem Inselwachstum durch die Anpflanzung von Strandhafer und den Bau kleiner Deiche aus Sand nach. Ohne diese bisweilen mühselige Arbeit wäre Memmert eine Sandbank geblieben, die bei der nächsten großen Sturmflut verschwunden wäre.
Würde man der benachbarten Sandbank Kachelot in ähnlicher Weise beim Wachstum helfen, könnte sich vermutlich auch Kachelot ähnlich entwickeln. Davon wird aber nach dem heutigen Verständnis von Naturschutz abgesehen. Soweit möglich möchte man sich die Natur im Nationalpark ohne menschliche Eingriffe entwickeln lassen.
1906 werden die inzwischen gewachsenen Dünen von einer schweren Sturmflut beschädigt - das Betreten Memmerts während der Brutzeit wird in diesem Jahr verboten.
Dieses Verbot war dringend nötig, weil damals „Möwenjagden“ zur Unterhaltung der Juister Badegäste veranstaltet wurden. Bei diesen Jagden wurde allerdings nicht nur auf Möwen geschossen. Nach einer solchen Jagd konnte Leege praktisch keinen unversehrten Vogel mehr auf Memmert auffinden.
1907 wird der Memmert zur Vogelschutzkolonie erklärt.
Das erste Haus wird 1908 auf der Insel gebaut. Da die Insel ostwärts wandert, müssen in den Jahren 1924, 1957 und 1971 neue Häuser gebaut werden, bevor die jeweiligen Vorgänger von der Brandung unterspült werden. Das Fundament des Hauses von 1957 liegt heute als Holzgerippe am Strand von Memmert und kann mit einem guten Fernglas von den Nachbarinseln aus gesehen werden. Bis heute unterhält der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) diese Unterkunft für seinen Nationalparkwart, zu dessen Aufgaben die alljährliche Brutvogelerfassung gehört.
1961 wird Memmert zum Europa-Reservat erklärt.
Seezeichen
Am 31.8.1900 wird eine Bake errichtet, die aber schon im folgenden Jahr durch eine Sturmflut zerstört wird. Neue Baken werden in den Jahren 1901, 1910 und 1931 errichtet. Die letzte fällt im Winter 1936/37 einer Sturmflut zum Opfer. Ab 1932 wird das alte, 14 m hohe und ölbetriebene Ostmolenfeuer von Emden verwendet.
1939 wird ein neuer Leuchturm gebaut und erstmals eine (inzwischen defekte) Stromleitung nach Memmert verlegt. Der Leuchtturm ist seit 1986 nicht mehr in Betrieb, seine Optik wurde 1990 abgebaut und wird seit 1992 auf dem Leuchtturm im Juister Hafengelände wieder verwendet. Weil der Juister Leuchtturm nicht die Dünen überragt, hat er keinerlei Relevanz für die Seefahrt – auch nicht für die Fähren nach Juist. Er dient vielmehr als Verschönerung des Hafengeländes. 2002 wurde der Leuchtturm abgerissen, als sein Fundament schon längst freigespült in der Brandung stand.
Name
Der Name „Memmert“ kommt vom Eisheiligen Mamertus, nach dem ein Schiff benannt war, das auf der damaligen Sandbank strandete. Auch andere Sandbänke kamen auf diese Weise zu ihrem Namen, wobei es auch andere Theorien für die Namensgebung der Insel gibt.
Natur
Memmert ist neben Süderoog, Nigehörn, Scharhörn, Alte Mellum, Minsener Oog, Rottumerplaat und Rottumeroog eine der wenigen (von Wärtern abgesehen) unbewohnten Inseln im Wattenmeer. Hier können auch sehr scheue Vögel weitgehend von Menschen ungestört brüten und rasten. Hier ist einer der wenigen Brutplätze des Löfflers in Deutschland. Auch weniger scheuen Vögel wie die Silbermöwe zeigen ein anderes Verhalten als ihre auf den Nachbarinseln brütenden Artgenossen.
Politischer Status
Memmert gehört zum Landkreis Aurich in Niedersachsen. Die Insel ist ein gemeindefreies Gebiet (Schlüssel: 03 4 52 501). Ende 2002 waren noch zwei Nationalparkwarte als Bewohner gemeldet, seit 2004 ist die Insel offiziell unbewohnt. Im Sommer und während der Brutzeit arbeitet allerdings ein Nationalparkwart auf der Insel.
Da Memmert zur Schutzzone I des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gehört, darf sie ohne ausdrückliche Genehmigung der Nationalparkverwaltung Wilhelmshaven nicht betreten werden.