Zum Inhalt springen

Karl Schnith

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Dezember 2018 um 19:27 Uhr durch Enzian44 (Diskussion | Beiträge) (Einleitung: das Jahr ist wohl auch hilfreich). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Karl Rudolf Schnith (* 29. August 1934 in Freudenthal; † 3. September 1999 in Mühldorf am Inn) war ein deutscher Historiker.

Der Sohn eines Verwaltungsdirektors besuchte die Volksschule in Neutitschein. Ab Herbst 1944 besuchte er die Oberschule. Ein Jahr später wechselte er an die Karlsschule in Bernburg und im Herbst 1946 an die Oberrealschule Mühldorf (Oberbayern). Im Juli 1952 legte er in Mühldorf die Reifeprüfung ab. Er studierte vom Wintersemester 1952/53 bis zum Wintersemester 1957/58 an der Universität München die Fächer Geschichte, Deutsch und Englisch. Sein wichtigster akademischer Lehrer war Johannes Spörl. Er wurde 1958 mit einer von Spörl angeregten und betreuten Arbeit über die Augsburger Chronik des Burkhard Zink promoviert. In München habilitierte er sich 1966 für mittlere und neuere Geschichte mit einer historiographischen Studie über Roger Wendover und Matthäus Paris.[1] Seit 1972 lehrte er als Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität München. Schnith wurde 1973 zum Leverhulme Fellow am Wolfson College der University of Cambridge gewählt. In München wurde er 1985 zum Dekan der Philosophischen Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften. Seit November 1987 war er ordentliches Mitglied der geisteswissenschaftlichen Klasse der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste.[2] Er gehörte 1968 zu den Unterzeichnern des Marburger Manifests.[3]

Mit seiner Dissertation griff er eine Anregung Spörls auf, die „treibenden Ideen jedes einzelnen Geschichtswerkes herauszustellen“ und zu beachten, „welche Rolle Institutionen wie der Staat, das Imperium, die Kirche, geistige und religiöse Bewegungen, Gemeinschaftsformen wie neue Orden, die geistige und politische Persönlichkeit spielen“.[4] Schnith befasste sich vor allem mit der Geschichte Englands im Mittelalter. Mit seiner Habilitaton betrat er wissenschaftliches Neuland. Bis dahin war das englische Hochmittelalter an deutschen Universitäten weitgehend unerforscht. Im Jahr 1991 gab er einen Sammelband zu 25 mittelalterlichen Herrschern in Lebensbildern heraus.[5] Er gab 1997 einen Sammelband über Frauen im Mittelalter in zwanzig Kurzbiographien heraus.[6] Für das Lexikon des Mittelalters verfasste er zahlreiche Artikel. Schnith lebte in Baldham bei München.

Schriften

Monographien

  • England in einer sich wandelnden Welt (1189–1259). Studien zu Roger Wendover und Matthäus Paris (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Bd. 7). Hiersemann, Stuttgart 1974, ISBN 3-7772-7404-6.
  • Die Augburger Chronik des Burkhard Zink. Eine Untersuchung zur reichsstädtischen Geschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts. München 1958.

Herausgeberschaften

  • Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Styria, Graz 1997, ISBN 3-222-12467-1.
  • Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Styria, Graz 1990, ISBN 3-222-11973-2.
  • mit Roland Pauler: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag (= Münchener Historische Studien. Abteilung Mittelalterliche Geschichte. Bd. 5). Lassleben, Kallmünz 1993, ISBN 3-7847-4205-X.

Literatur

  • Karl Schnith, Historiograph des Mittelalters. In: Mitteilungen des Sudetendeutschen Archivs, Ausgaben 74–77, 1984, S. 61.
  • Karl Schnith: Die Augburger Chronik des Burkhard Zink. Eine Untersuchung zur reichsstädtischen Geschichtsschreibung des 15. Jahrhunderts. München 1958, S. 139 (Lebenslauf).
  • Schnith, Karl. In: Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Band 3; S – Z. 16. Ausgabe. De Gruyter, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-11-011754-1, S. 3310.
  • Richard W. Eichler (Redaktion): Die Universität zu Prag (= Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Bd. 7). Verlagshaus Sudetenland, München 1986, ISBN 3-922423-21-3, S. 204 (Autoreneintrag).

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechungen von Gian Andri Bezzola in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 25 (1975), S. 578–580 (online); Michael Richter in: Historische Zeitschrift 221 (1975), S. 151–153.
  2. Eintrag auf den Seiten der Akademie
  3. Manifest und Unterschriftenliste im DEA - Das Elektronische Archiv
  4. Karl Schnith: Zur Erforschung der spätmittelalterlichen Augsburger Historiographie in den letzten fünfzig Jahren. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte Bd. 60 (1997) S. 479-489, hier: S. 481 (online).
  5. Gerd Althoff: Wer ist wer im Mittelalter? Deutsche Herrscher wollten mehr als mächtig sein. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Mai 1991, S. 39.
  6. Martin Lhotzky: Habe ich auch nur eine einzige Runzel im Gesicht? Ein Blick hinter den Schleier: Das Mittelalter idealisierte seine Frauen, die heutige Wissenschaft sieht genauer hin. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Februar 1998, Nr. 43, S. 43.