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Ladinische Sprache

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Das Ladinische ist eine rätoromanische und damit eine romanische Sprache, die im Norden Italiens von ungefähr 30.000 Muttersprachlern gesprochen wird. Es gehört damit neben Färöisch und Samisch zu den kleinsten Sprachen Europas . Die Ladiner gehören zu den von der Europäischen Union anerkannten sprachlichen Minderheiten der EU und sollten deshalb in den Genuss des europäischen Minderheitenschutzes, insbesondere der Europäischen Charta der regionalen oder Minderheitensprachen von 1991 kommen, die insbesondere die "Förderung von Minderheitensprachen in Schulen, in der Verwaltung, vor Gericht und in den Medien" vorsieht. Dieser Schutz besteht aber im Fall der Ladiner nur auf dem Papier und wird von der italienischen Regierung nicht ernsthaft durchgesetzt.

Verbreitung

Das ladinische Sprachgebiet verteilt sich über drei Veraltungsregionen, was die Isolierung der Talschaften untereinander verstärkt. Besonders unter dem Faschismus wurde dies seit 1927 forciert.

Ladinisch wird einerseits in Teilen Südtirols gesprochen. Hierzu zählen das Grödnertal (Gherdëina) und das Gadertal (Badia) in der Provinz Bozen, das Fassatal (Fassa) und das Tal von Buchenstein (Fodom) in der Provinz Trient. Darüber hinaus wird das Ladinische in der Provinz Belluno in der Region Venetien gesprochen, beispielsweise von etwa 40 % der Bevölkerung des weltberühmten Skiortes Cortina d'Ampezzo (Anpëz).

Status

Ladinisch ist in einigen Gemeinden mit ladinischer Bevölkerung als regionale Behörden- und Schulsprache anerkannt. Zu diesen Gemeinden gehören Wolkenstein (Sëlva), Abtei (Badia), Kurfar (Corvara), St. Ulrich (Urtijëi), Enneberg (Maréo), Canazei (Cianacei), Vigo di Fassa (Vich) und Pozza di Fassa, die alle in der Region Trentino-Südtirol liegen. Bis heute fehlt es an Minderheitenrechten für die Ladiner in der Region Venetien.

Geschichte

Das Ladinische ist ein Rest der früher weiter verbreiteten romanischen Sprache des Alpenraumes. Ob dies eine einheitliche rätoromanische Ursprache war, ist umstritten und wurde als Questione Ladina diskutiert. Seit dem 6. Jahrhundert drangen Bajuwaren aus dem Norden vor und verdrängten das romanische Idiom aus weiten Teilen seines ehemaligen Verbreitungsgebiets. Nur in den abgelegeneren Tälern konnte sich das Ladinische halten. Mit der Einigung Italiens fielen nach und nach alle Gebiete, in denen Ladinisch gesprochen wurde, von Österreich an Italien. Die italienische Nationalbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts sah im Ladinischen fast immer einen italienischen Dialekt, was die meisten Ladiner aber von sich wiesen. Erst mit den Autonomiestatut für Südtirol erlangten die Ladinier in diesem Gebiet Minderheitenrechte.

1988 beauftragten die ladinischen Kulturinstitute „Micurá de Rü“ und „Majon di Fascegn“ den Zürcher Universitätsprofessor Heinrich Schmid, für sie eine gemeinsame Schriftsprache zu schaffen. Im Sommer 1998 erschien schließlich die langerwartete „Wegleitung für den Aufbau einer gemeinsamen Schriftsprache der Dolomitenladiner“.

Gliederung

Das heutige Ladinische lässt sich in fünf Idiome aufteilen:

  • Maréo/Badiot (Ennebergisch/Abteitalisch)
  • Gherdëina (Grödnisch)
  • Fascian (Fassanisch)
  • Anpezan (Ampezzanisch)
  • Fodom (Buchensteinisch)

Sprachbeispiele

Als Sprachbeispiel sei hier das Vaterunser in den verschiedenen Idiomen und auf Deutsch und Italienisch angeführt.

Maréo/Badiot
Nosc Pere dl cil,
al sides santifiché to inom,
al vëgnes to rëgn,
tüa orentè sides fata,
sciöche al cil insciö söla tera.
Gherdëina
Pere nost, che t'ies en ciel,
l sibe santificà ti inuem,
l vënie ti rëni,
sibe fata ti ulentà,
coche en ciel enscì en tiera.
Fascian
Père nosc che te es sun ciel,
sie fat sent to inom,
fa che vegne to regn,
to voler sie semper respetà,
tant sun ciel che su la tera.
Anpezan
Pare nosc, che te stas su in zielo,
sée fato santo el to gnon,
viene el to regno,
sée fato chel che te vos tu,
tanto in zielo che su ra tera.
Deutsch
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Italienisch
Padre nostro che sei ne' cieli,
santificato sia il nome tuo,
venga il regno tuo,
sia fatta la volontà tua
com in cielo, così in terra.
  • http://www.noeles.net - News rund um die ladinische Sprache in "Ladin Standard - Ladin Dolomitan" - die gemeinsame ladinische Schriftsprache