Alpenfestung
Alpenfestung ist die Bezeichnung einer Befestigungsanlage auf dem Obersalzberg im Berchtesgadener Land. Errichtet wurde die Alpenfestung in den 30er Jahren im Zuge des von Adolf Hitler gekauften Berghofes.
Anfänge
Adolf Hitler hatte seit den 1920er Jahren ein Haus, genannt Berghof, in das er sich häufig zurückzog, um sich zu erholen. Anfangs noch ein kleines, von Hitler gemietes Holzhaus im Stile einer Sommerfrische, genannt Haus Wachenfeld, entwickelte sich der Berghof bis 1945 durch mehrere Umbauten zu einem ganzen Komplex von SS-Kasernen, Gästehäusern, Gutsbetrieb und Bunkern. Dabei wurden benachbarte Grundbesitzer unter Leitung des Reichsleiters und Sekretär des Führers Martin Bormann ohne große Rücksichtnahme enteignet, vertrieben oder - wenn sie Glück hatten und kooperierten - finanziell entschädigt. So bestätigen Urkunden der Dokumentationsstelle Obersalzberg, dass der Fotograf Brandner Hansl, der mit dem Verkaufserlös seines Grundstückes nicht zufrieden war, noch in der selben Nacht für zwei Jahre in das Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde. Insgesamt wurde Land von 57 Grundbesitzern erkauft, bzw. enteignet.
Unter anderem siedelten sich auch Hermann Göring, Martin Bormann und Albert Speer in der Nachbarschaft des Berghofes an. Folglich wurde das gesamte Berchtesgadener Land hinauf zum Führersperrbezirk ernannt.
Umbau
Hitlers Wohnhaus wurde dabei nach Plänen des Diktators selbst zu einem repräsentativen Wohnsitz umgebaut. Zentrum war die große Wohnhalle mit dem spektakulären riesigen versenkbaren Panoramafenster.
6.000 Arbeiter arbeiteten an der Fertigstellung der Alpenfestung, bis in die letzten Kriegstage hinein. Sie errichteten unter dem Berg einen weitverzweigten Bunker, in dessen Umfeld zwei Kasernen und ein Flugplatz entstanden.
In Bischofswiesen wurde eine Filiale der in Berlin befindlichen Reichskanzlei gebaut. Dazu das heute noch belebte Kehlsteinhaus, das von den Alliierten den Beinamen „Adlerhorst“ bekam.
Allein die Straßenbauarbeiten waren meisterhaft. Wo die Straße nach 1.700 m kurz vor dem Gipfel endet, führt ein Lift im Berg hinauf in das Haus. Es ist belegt, das für diese Baumaßnahmen keine Zwangsarbeiter, sondern italienische Spezialisten angeheuert wurden. Für deren Wohlergehen soll sogar ein halbes Dutzend "Gespielinnen" zur Verfügung gestanden haben, die ihre Dienste gegen Bargeld in einem Schuppen anboten. Ferner wird behauptet, dass es auf dem Obersalzberg zu keinen Folterungen, Tötungen oder Misshandlungen gekommen sei.
Die Alpenfestung kann als Geschenk der NSDAP an deren Vorsitzenden Adolf Hitler zum 50. Geburtstag angesehen werden.
Nutzung
Häufig verbrachte Hitler mehrere Monate im Jahr auf dem Obersalzberg, um sich von der Alltagspolitik in Berlin und München zu "erholen".
Es galt als besondere Auszeichnung für Politiker und Parteimitglieder, von Hitler auf dem Obersalzberg im "privaten Rahmen" empfangen zu werden. Hitler pflegte ein unspektakuläres Privatleben, umgeben von einem Kreis aus Adjutanten, deren Frauen, Kindern, alten Parteifreunden. Eva Braun, die inoffizielle Hausherrin, lud dabei öfters Verwandete und Freunde auf den "Berg". Häufig auch wenn Hitler in Berlin, München oder während des Krieges in seinen Führerhauptquartieren lebte und arbeitete.
Zerstörung
Am 22. April 1945 wurde der Obersalzberg von den Amerikanern zum ersten und letzten Mal im Krieg angegriffen und bombardiert. Der ganze Komplex auf dem Obersalzberg wurde schwer getroffen und mehrheitlich zerstört, während der Diktator selber in Berlin im Führerbunker saß und nur noch wenige Tage zu leben hatte.
Am 25. April 1945 wurde Berchtesgaden von Lancaster-Bombern der Royal Air Force mit fast 1.300 Bomben angegriffen. Nach diesem Angriff waren sämtliche Gebäude beschädigt. Abziehende SS–Truppen, die sich bis 1945 dort aufhielten, zerstörten einen Großteil der Gebäude. Die Reste wurden nach Kriegsende von den Alliierten gesprengt.
Historikern zufolge änderte sogar der US-amerikanische General Dwight D. Eisenhower, der Oberkommandierende der Alliierten, seine Pläne zur Eroberung der Reichshauptstadt Berlin. Eisenhower befürchtete, dass sich die SS und andere Elitetruppen in der Alpenfestung verschanzen könnten. So ließ er seine Truppen nach Süden schwenken, um deutschen Truppen den Rückzug in die Alpenfestung abzuschneiden. Dies gab der wiederum der Roten Armee einen zeitlichen Vorsprung, die weit nach Mitteldeutschland vorstoßen und Berlin erobern konnte.
Nur der Plattenhof, der ehemals Eva Braun als Versteck diente, blieb zunächst übrig. Im Jahre 2000 wurde das Gebäude abgerissen, da es im Zuge des wachsenden Tourismus im Berchtesgadener Land Parkplätzen für Busse weichen musste.
Auf Hitlers ehemaligen Berghof stehen heute Buchen. Nur vereinzelt ranken Betonteile und Eisenarmierungen aus dem Boden, die an die Alpenfestung erinnern. Reste des freigelegten Bunkers können heute noch besichtigt werden. So sind Teile der Bunkeranlagen in das "Dokumentationszentrum Obersalzberg" integriert und können während der Ausstellungsöffnungszeiten begangen werden.
Dokumentationszentrum Obersalzberg
Das 1999 eröffnete Dokumentationszentrum Obersalzberg arbeitet die NS-Zeit am Obersalzberg und die Auswirkungen der NS-Politik auf Deutschland und die ganze Welt auf. Aussteller ist, im Auftrag des Freistaates Bayern, das Institut für Zeitgeschichte in München.