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Reichsheerfahrt gegen Heinrich den Löwen

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Um die Macht des mächtigen und widerspenstigen Vetter des Kaisers Friedrich I. Barbarossa, Heinrich der Löwe, dem Herzog von Sachsen, Bayern, Westfalen und Engern, zu brechen, kam es in den Jahren 1180-1181 zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen den beiden - der Reichsheerfahrt, welche mit einer Unterwerfung von Heinrich endete.

Ursachen

1176 verlor der Kaiser seinen Italienfeldzug bei der Schlacht zu Legnano und musste in einen demütigenden Frieden seinen Herrscheridealen entsagen sowie sich dem Papst beugen. Diese Schädigung brachte ihn gegen Heinrich den Löwen auf, der ihm, beschäftigt durch die Kämpfe gegen die Askanier, die nötige Hilfe verweigerte, bzw. im Gegenzug die Stadt Goslar forderte, was für den Kaiser unannehmbar war.

Bei mehreren Reichstagen in Worms, Magdeburg, Kayna, Würzburg und schließlich Gelnhausen sollte sich Heinrich den ihn gegenüber angebrachten Anschuldigungen stellen. Heinrich erschien aber zu keinen dieser Prozesse, was 1180 in Gelnhausen zur Aussprechung der Oberacht gegen ihn führte. Sämtliche Eigengüter wurden ihn dabei entzogen und die Durchsetzung dieser Enteignung beschlossen.

Erste kriegerische Auseinandersetzungen

1180 sicherte der Kaiser zunächst Goslar. Dies war nötig, den Heinrich versuchte, nach dem gerade abgelaufenen Waffenstillstand, sich dieses Stützpunktes zu bemächtigen. Der Versuch misslang, er verheerte nur die Umgegend und fiel dann in Thüringen ein. Der anwesende Ludwig von Thüringen, eilte ihm nach, konnte aber nichts ausrichten. Auch die kaiserlichen Städte Nordhausen und Mühlhausen u.a. wurden von Heinrich verbrannt. Bei Weißensee kam es zu einer Schlacht, in der die unvorbereiteten Gegner Heinrichs unterlagen. Um die gegnerischen Streitkräfte auseinander zu halten, veranlasste Heinrich, wie schon so oft, seine slawischen Bundesgenossen, die Liutizen und Pommern, zu Einfällen in die Ostländer seiner Feinde, vor allem der Mark Lausitz. Am Ende des Jahres begann daraufhin der Askanier Markgraf Otto I. von Brandenburg einen Krieg gegen die Pommern, welche den Slawen eine starke Niederlage bereitete.

Die eigentliche Reichsheerfahrt beginnt

Ende Juni 1180 hatte der Kaiser zu Regensburg die bayrischen Angelegenheiten geordnet und begab sich, mit einem mächtigen Heer, an dem viele Fürsten beteiligt waren, nach Sachsen, um die Reichsacht zu vollstrecken. Die stark befestigte Burg Lichtenberg, 20 km südwestlich von Braunschweig gelegen, wurde erobert. In August hielt der Kaiser einen Reichstag zu Werla ab, wobei den Anhängern Heinrichs ein Ultimatum gestellt wurde, bei dem sie samt ihrer Familien ihres Erbes verlustig gingen, wenn sie nicht von Heinrich abfielen. Dies hatte Erfolg. Eine Reihe von Edlen ergab sich. Weitere Burgen wurden errichtet und Verwüstungen angestellt, so das sich immer mehr Edle dem Kaiser ergaben.

Heinrich versuchte sich nun zum alleinigen Herren auf den Gebieten rechts der Elbe zu machen, bei der er gegen schwankende Anhänger entscheidend vorging. So gegen Graf Adolf von Holstein und Graf Bernhard von Ratzeburg, deren Länder und Burgen er konfiszierte. Ratzeburg, Plön und Segeburg wurden befestigt. Seine treuen Bundesgenossen Kasimir von Pommern und Pribislaw in Mecklenburg waren inzwischen verstorben. Ihn blieben nur noch einige feste Punkte, wie Braunschweig, Lüneburg und Haldensleben.

Der Fall des Bollwerks Haldensleben

1181 ging Erzbischof Wichmann, zusammen mit Verbündeten, erneut gegen Haldensleben vor, da von diesem Punkt immer wieder Einfälle in seine Gebiete gemacht wurden. Eigentlich sollte er dieses Unterfangen dem Kaiser überlassen, da mehrere Angriffe gegen diese Feste in der Vergangenheit fehl schlugen. Durch den Bau eines Staudammes, welcher die Ohre und die Beber aufstauten, wurde die Stadt unter Wasser gesetzt. Es kam zur Übergabe, bei der die Besatzer, mitsamt ihrem Gut, abziehen durften. Dann wurde die Feste zerstört.

Heinrich wird gestellt

Die Bemühungen Heinrichs Hilfe durch seinen Schwiegervater, Heinrich von England, der ein Bündnis mit König Phillip August von Frankreich anstrebte, scheiterten. Man wagte sich nicht, in den innerdeutschen Streit einzumischen.

Der Kaiser rückte nun mit seinem Hauptheer, von Horneburg aus, nach Norden vor. Er hielt sich dabei nicht mit der Eroberung der letzten Festen auf, sondern lies diese von einzelnen Fürsten belagern und bewachen. So auch Braunschweig und Lüneburg, wobei in der letzteren die Gemahlin Heinrichs verweilte. Die umliegenden Gebiete wurden allerdings verheert. Bischof Dietrich von Halberstadt führte den Auftrag, Blankenburg zu erobern, erfolgreich aus. Inzwischen hatte Heinrich Lübeck stark befestigt und eilte über Ratzeburg an die Elbe. Ratzeburg ging dann durch einen Handstreich von zurückgebliebenen Anhängern des Grafen Bernards verloren. Heinrich, außer sich vor Wut, rüstete zur Belagerung, musste diese aber durch das Herannahen des Kaisers abbrechen. Er zündete die Ertheneburg an und floh zu Schiff nach Stade. Der Kaiser ließ der Herzogin Lüneburg, wodurch ein Teil der dort eingesetzten Kräfte frei wurde und ging gegen Lübeck vor. Neue Bundesgenossen erhielt der Kaiser in Form der Holsten, Heere der Slawen und den Dänenkönig Waldemar I. Die Lübecker ergaben sich, nachdem sie die Erlaubnis des Herzogs eingeholt hatten, der Übermacht. Hier wurde Herzog Bogislav I., der bis dahin Heinrich unterstand, mit dem Herzogtum Pommern belehnt. Das Ganze fand 1181 seinen Abschluss beim Reichstag zu Erfurt, wo sich Heinrich unterwarf.

Auswirkungen

Ein Grossteil der Besitzungen Heinrichs wurden ihm genommen. Lediglich Braunschweig und Lüneburg, sowie einige allodiale und territoriale Besitzungen durfte er behalten. Er ging für einige Jahre nach England in die Verbannung und kehrte 1189 wieder zurück um die Kämpfe um seine Besitzungen wieder aufzunehmen.

Der Askanier Bernhard erhielt den Titel Sachsenherzog, bei weitem aber nicht die Macht Heinrichs. Er hatte in dessen Folge einige Probleme seine Fürsten, vor allem die geistlichen zur Huldigung zu bewegen. Immerhin blieb Heinrich immer noch mehr an Besitzungen als Bernhard.

Lübeck erhielt für die Übergabe reichlich Freiheiten und wurde zur Reichsstadt erhoben, da der Kaiser im Nordosten Deutschlands eine mächtige Handelstadt erhalten wollte.

Die Markgrafschaft Brandenburg, unter Otto I., erlangte, durch den Sturz des mächtigsten Fürsten, nun höhere Bedeutung bei dem Kampf gegen die Slawen.

Bernhard von Ratzeburg und Adolph von Holstein bekamen ihre Länder wieder.

Der Kaiser gewann durch den Erfolg an Ansehen und es kam 1183, besiegelt durch den Konstanzer Frieden, zur Versöhnung mit dem lombardischen Bund.


Quellen und Literatur

  • Die Söhne Albrechts des Bären 1170-1184, im Jahresbericht über die Louisenstädtische Realschule, Hahn, 1869 – Die Vorgänge um das Ringen zwischen den Askaniern, Heinrich dem Löwen und Kaiser Friedrich I. werden hier sehr detailliert und mit ausführlicher Quellenangabe dargestellt.