Hamburg-Finkenwerder
Basisdaten Finkenwerder und Waltershof | |
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Bundesland: | Hamburg |
Bezirk: | Hamburg-Mitte |
Fläche: | 28,6 km² |
Einwohner: | 11689 (2002) |
Bevölkerungsdichte: | 409 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 21129 |
Vorwahl: | 040 |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Kfz-Kennzeichen: | HH
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Die ehemalige Elbinsel Finkenwerder (plattdeutsch: Finkwarder oder Finkenwarder - wörtlich "Finkeninsel") ist ein Stadtteil der Freien und Hansestadt Hamburg im Bezirk Hamburg-Mitte.
Geografie
Finkenwerder liegt am Südufer der Unterelbe. Die Gemeinden südwestlich, jenseits des Mühlenberger Lochs, gehören zum Alten Land.
Einen beträchtlichen Teil der Halbinsel nimmt das Werksgelände von Airbus mit dem Flugplatz Hamburg-Finkenwerder ein, hier befindet sich auch der Sitz von Airbus in Deutschland.
Benachbarte Stadtteile und Gemeinden
An Finkenwerder grenzt im Osten der ebenfalls zum Bezirk Hamburg-Mitte gehörende Stadtteil Waltershof, der von Finkenwerder geographisch durch den Köhlfleet und die Aue getrennt ist. Südlich an Finkenwerder grenzen drei Stadtteile im Bezirk Harburg: Altenwerder hinter der Aue, Francop jenseits der Alten Süderelbe und Cranz am westlichen Ende des Mühlenberger Lochs. Dort hat Finkenwerder eine westliche Grenze mit der niedersächsischen Gemeinde Jork im Landkreis Stade. Nördlich an Finkenwerder grenzen die jenseits der Elbe im Bezirk Altona liegenden Stadtteile Blankenese, Nienstedten und Othmarschen.
Da Waltershof keine Einwohner hat, erhebt die Stadt Hamburg ihre statistischen Daten für Finkenwerder und Waltershof gemeinsam.
Geschichte
Die Elbinsel Finkenwerder entstand durch das Auseinanderbrechen der Elbinsel Gorieswerden im 13/14. Jahrhundert und blieb bis 1962 eine Elbinsel. Nach der schweren Sturmflut vom Februar 1962 wurden sowohl im Westen nach Neuenfelde als auch im Osten zur Dradenau Landverbindungen geschaffen. Bereits im 13./14. Jahrhundert begann man mit der Eindeichung, die jedoch erst Anfang des 17. Jahrhunderts abgeschlossen wurde.
Finkenwerder war bis 1937 entlang des Finkenwerder Landscheideweg in zwei Teile geteilt. Der nördliche Teil war seit 1445 hamburgisch und hatte seit 1919 den Status eines Vorortes. Der südliche Teil gehörte zunächst zu Braunschweig-Lüneburg, später zum Königreich Hannover und danach zu Preußen. Diese Teilung Finkenwerders wirkte sich besonders während der Cholera-Epedemie in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aus, als es den Bewohnern der Hamburger Seite bei Todesstrafe verboten war, in den Südteil der Insel zu reisen. Trotzdem kamen viele aus dem Nordteil, um am evangelischen Gottesdienst in der Kirche teilzunehmen, welche direkt hinter der Landscheide auf der Lüneburger Seite liegt.
Die beiden Teile unterschieden sich in der Schreibweise: Der auf hamburgischem Staatsgebiet liegende Teil wurde mit a-Umlaut geschrieben - also Finkenwärder, in Preußen dagegen mit "e" - also Finkenwerder. Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde ganz Finkenwerder Hamburg zugeschlagen und die Schreibweise vereinheitlicht.
Deutsche Werft
Die Deutsche Werft AG errichtete in Finkenwerder die Werft. Nach einer Idee des Architekten Peter Behrens wurde durch werkseigene Architekten die Arbeiter- und Werkmeistersiedlung gebaut. Das auf Finkenwerder geplante Projekt erläutert ein Aufsichtsratsprotokoll vom 3. Juli 1919 :
Zur Behebung der Wohnungsnot auf Finkenwerder wird vorgeschlagen, auf dem baureifen Gelände am Norder-Elbdeich unter Aufgabe eines etwa 60 m breiten Streifens Werft-Gelände und unter Hinzuziehung eines Streifens Staatsgrund von 30 m Breite, Reihenhäuser in der von Peter Behrens vorgeschlagenen Bauweise zu errichten, und zwar soll möglichst noch in diesem Jahr mit dem Bau von 84 Wohnhäusern bestehend aus je einer Wohnküche und 2 - 3 Wohnräumen, Keller, Zubehör und Stall, begonnen werden. Jedes Haus erhält etwa 230 qm Gartenland. Der Baupreis der Häuser wird je nach Größe mit M. 18.000 - 22.000 veranschlagt, von dem werftseitig etwa M. 6.000 aufzubringen sein werden; der Rest soll als Überteuerung vom Reiche und dem Staat Hamburg angefordert werden. Die werftseitig aufzubringenden rd. 500.000 M. wurden bewilligt unter der Voraussetzung, daß es gelingt, den Staatszuschuß für die Bauten zu erlangen.
Quelle: Unser Blatt : Flottbek-Othmarschen (Eine Stadtteilzeitschrift Hamburgs) 48 (1996) Nr. 6, S. 5 und Nr. 8, S. 4
EADS


Politik
Der Versuch des Senates, Finkenwerder verwaltungsrechtlich dem Bezirk Harburg zuzuschlagen, scheiterte 2005 an einer Bürgerinitiative, da die Mehrheit der Einwohner beim Bezirk Hamburg-Mitte verbleiben wollte.
Die Süderelbe wurde 1962 im Bereich Finkenwerders abgedeicht und erhielt hier den Namen Alte Süderelbe.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Bebauungsplan für den höhergelegenen Ostteil der Insel wurde von Fritz Schumacher entworfen, der 1929/1930 ein Volkshaus mit Versammlungssaal und Turnhalle sowie eine Außenstelle der Hamburger Öffentliche Bücherhallen vorsah.
Fischerei
Die Fischkutter und Fischdampfer mit dem Erkennungszeichen HF waren in allen Häfen der Nordsee und des Europäischen Nordmeeres häufige Gäste. Die Finkenwerder Scholle (auch "Finkenwerder Speckscholle" oder "Finkenwerder Kutterscholle") ist ein weit bekanntes Fischgericht. Die männlichen Mitglieder der weltbekannten Folkloregruppe Finkwarder Speeldeel, lange Jahre geleitet von Adolf "Adi" Albershardt, tragen zu ihrer Tracht das Finkenwerder Fischerhemd (Buscherump) ein Arbeitshemd der Fischer.
Sport
Der Turn- und Sportverein Finkenwerder von 1893 e.V. bietet vielen Sportbegeisterten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Neben den üblichen populären Einzel- und Mannschaftssportarten bietet der Verein auch eine Segel-, eine Ju-Jutsu-, und eine Boxsparte sowie einen Spielmannszug an.
Schachfreunde kommen in Finkenwerder beim SK Finkenwerder von 1938 zum Zuge.
Persönlichkeiten
- David Hansemann, preußischer Unternehmer, Politiker und Bankier, wurde 1790 in Finkenwerder geboren.
- Finkenwerder ist Geburtsort des Heimatdichters Johann Wilhelm Kinau (1888-1916), genannt "Gorch Fock", dessen bekanntestes Werk "Seefahrt ist Not" weite Verbreitung fand. Er fiel am 31. Mai 1916 an Bord des kleinen Kreuzers Wiesbaden während der Skagerrak-Schlacht. Seine Grabstätte befindet sich auf der schwedischen Schäreninsel Steensholmen im Kattegatt. Das Segelschulschiff der Bundesmarine trägt den Namen des Dichters.
- Sein Bruder Rudolf Kinau (1887 bis 1975) wurde mit seinem umfangreichen Werk zu einem der bekanntesten Autoren plattdeutscher Mundart seiner Zeit. Nach dem Besuch der Volksschule war er einige Jahre in der Elbfischerei tätig. Es folgte eine Ausbildung an der Seemannsschule und eine einjährige Dienstzeit bei der Marine. Im Anschluß daran nahm er aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in der Seeschifffahrt eine Stellung in der Hamburger Fischhalle an. Seine erste Geschichte schrieb er 1916, es war ein Nachruf auf seinen Bruder Gorch Fock. Weitere Geschichten folgten und wurden in Buchform veröffentlicht. Auch im Rundfunk war er ständiger Gast so z.B. in den Sendereihen "Fief Minuten gooden Wind", "Sünnschien up 'n Weg" und "Hör mal'n beten to". Bis zu seinem Tode sind 33 Bücher sowie zahlreiche Hörspiele und Theaterstücke von ihm erschienen.
- Auch ein weiterer Kinau-Bruder, Jakob Kinau, machte sich als Autor des zeitkritischen und auf Finkenwerder handelnden Romans "Leegerwall" einen Namen.
- Eugen Wagner (SPD), langjähriger ehemaliger Hamburger Bausenator, wurde in Finkenwerder geboren.
Weblinks
- www.finkenwerder.de
- Finkwarder Speeldeel
- Gymnasium Finkenwerder
- taz-Bericht zur Airbus-Erweiterung
- Geschichte des Hamburger Hafens
- www.finkenwerder-online.infoStadtteil Statistik Waltershof und Finkenwerder