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Hans Richter (Fußballspieler)

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Hans Richter
Personalia
Geburtstag 14. September 1959
Geburtsort OlbernhauDDR
Größe 184 cm
Position Stürmer
Junioren
Jahre Station
0000–1976 BSG Stahl Olbernhau
1976–1978 FC Karl-Marx-Stadt
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1978–1983 FC Karl-Marx-Stadt 118 (44)
1983–1987 1. FC Lokomotive Leipzig 98 (34)
1987–1989 FC Karl-Marx-Stadt 55 (17)
1990 Kickers Offenbach 13 0(7)
1991–1992 SV 98 Schwetzingen 33 0(9)
1992–1995 Rot-Weiß Walldorf 69 (13)
1997–2000 Rot-Weiß Walldorf 89 (47)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1977–1978 DDR-Junioren 14 00(?)
1977–1978 DDR-Nachwuchs 2 00(?)
1983–1988 DDR-Olympiaauswahl 14 00(4)
1982–1987 DDR-Nationalmannschaft 15 00(4)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2003–2004 SV Dersim Rüsselsheim
2004–2006 VfR Groß-Gerau
2006–2007 SG Dornheim
2007–2014 Rot-Weiß Walldorf II u. U19
2014–2018 DJK Flörsheim
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Hans Richter (* 14. September 1959 in Olbernhau) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Zwischen 1982 und 1987 wurde er 15 Mal in die Fußballnationalmannschaft der DDR berufen.

Vereinskarriere

Vom Junior zum Stammspieler beim FC Karl-Marx-Stadt

Richters erste Sportgemeinschaft war die BSG Stahl Olbernhau, erst im Alter von 17 Jahren wechselte er 1976 in die Jugendabteilung des FC Karl-Marx-Stadt. Dort machte er mit seinen Leistungen auf sich aufmerksam, sodass ihn der DFV für mehrere Auswahlspiele der DDR-Juniorenauswahl berief. Diese fanden im Rahmen der Qualifikation für das UEFA-Juniorenturnier 1978 statt, welche die DDR-Auswahl aber gegen Griechenland verlor.

Sein Oberligadebüt gab Richter in der Rückrunde der Oberligasaison 1977/78 beim Spiel des FCK gegen die SG Dynamo Dresden. In der Folge entwickelte sich der Stürmer zu einer absoluten Stammkraft, bis zum Saisonende 1982/83 wurde er in 118 von 136 möglichen Oberligapartien eingesetzt. Dabei schoss Richter 44 Tore. Dennoch verblieben die Karl-Marx-Städter im Mittelmaß und nach seinen ersten Länderspielberufungen wollte Richter auch im Klubfußball international spielen, wie er 1983 in einem Interview bekannte.[1] Folgerichtig wechselte er zum Saisonbeginn 1983/84 zum 1. FC Lokomotive Leipzig, der sich als viertplatzierte Mannschaft in der abgelaufenen Meisterschaft für den UEFA-Cup qualifiziert hatte.

Mit dem 1. FC Lok Leipzig in Europas Stadien

Hans Richter setzt sich im Kopfballspiel durch (1986)

Bei den Leipzigern brauchte Richter keine lange Anlaufzeit. In der ersten Runde des UEFA-Pokals bekam Lok Leipzig mit Girondins Bordeaux gleich einen schweren Gegner zugelost. Doch die Sachsen entzauberten die Franzosen um die Spitzenfußballer wie Battiston, Giresse oder Tigana bereits im Hinspiel, das sie auswärts auch durch zwei Tore von Richter mit 3:2 gewannen. Auch beim Rückspiel im Bruno-Plache-Stadion steuerte Richter beim 4:0 Sieg zwei Tore bei. Nach dem Weiterkommen gegen Werder Bremen, wobei Richter auch wieder ein Tor beisteuerte, kam gegen Sturm Graz in der 3. Pokalrunde etwas überraschend das Aus. Dennoch war Richter Stammspieler einer Leipziger Mannschaft, die zunächst unter Harro Miller, ab der Saison 1985/86 unter Hans-Ulrich Thomale sehr erfolgreich war und die Oberliga in den 1980er Jahren mit prägte. Während Richters vier Spielzeiten belegte Lok Leipzig dreimal den dritten Platz und wurde einmal Vizemeister. Der Stürmer wurde kam dabei in 98 von 104 Saisonspielen zum Einsatz, in denen er 34 Tore erzielte. Hinzu kam der Gewinn des FDGB-Pokals in den Jahren 1986 und 1987. Im Pokalfinale 1986 erzielte Richter beim 5:1-Erfolg über den 1. FC Union Berlin drei Tore. Nach 2 eher durchwachsenen Spielzeiten im UEFA-Cup, bei denen die Messestädter jeweils in der 2. Runde ausschieden, gelang ihnen in der Saison 1986/87 im Cup der Pokalsieger das Husarenstück. Nach Siegen über Glentoran Belfast, Rapid Wien und den FC Sion, wobei Richter im Hinspiel gegen die Schweizer auch einen Treffer beisteuerte, bekamen die Leipziger Im Halbfinale Girondins Bordeaux zugelost. Nach einem legendären Halbfinal-Rückspiel im Leipziger Zentralstadion, welches im Elfmeter-Schießen gewonnen werden konnte, stand die Lok im Finale des Europapokals der Pokalsieger 1986/87. Zwar ging das Finale in Athen gegen Ajax Amsterdam um die Stars van Basten und Rijkaard mit 0:1 verloren, aber die damalige Elf, der auch Richter angehörte, hatte sich landesweit einen Namen gemacht. Insgesamt kam Richter in 21 von möglichen 23 Europacup-Partien zum Einsatz, in denen er 10 Tore schoss. Dennoch stand im Sommer 1987 für Richter der Wechsel zurück nach Karl-Marx-Stadt an.

Erneut beim FC Karl-Marx-Stadt

Ob der Wechsel freiwillig zustande kam, bleibt Spekulation, doch da Richter im August 1987 auch sein letztes Länderspiel absolvierte, scheint es kein Zufall gewesen zu sein. Der Wechsel war bereits im Frühjahr 1987 bekannt, wie das Neue Deutschland bereits im Mai 1987 zu berichten wußte. [2] Bemerkenswert war die Reaktion von Jürgen Sparwasser, der in der gleichen Zeitung den Wechsel im August 1987 auf die Frage, was er davon halte, mit folgenden Worten kommentierte: Gar nichts. Für den DDR-Fußball ist das ein Rückschritt. Lok braucht für seine Europapokalspiele gute Stürmer. Wenn der FCK ebenfalls international spielen würde, könnten man diesen Wechsel noch tolerieren. Aber so? Manchmal wird über die Beschlüsse zuviel geredet und weniger im Sinne eines Vorankommens gehandelt. [3] Für den FCK hatte sich der Wechsel jedoch gelohnt. Richter absolvierte in den zwei folgenden Spielzeiten 51 von 52 möglichen Oberligapartien und schoß dabei 16 Tore, davon allein in der Saison 87/88 12. Damit war er der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft. Während die Karl-Marx-Städter in dieser Saison unter Trainer Heinz Werner noch den achten Platz belegten, kam der FCK unter dem neuen Trainer Hans Meyer in der Folgesaison 1988/89 auf dem dritten Platz ein, was ihn zum Start im UEFA-Cup berechtigte. Allerdings schienen die politischen Ereignisse in der DDR Richter mehr zu beschäftigen als der Fußball, was sein Trainer in einem seiner allseits bekannten launigen Kommentare nach einem Spiel gegen den BFC im September 1989 zum besten gab: Allen, die draußen nach Hans Richter riefen, möchte ich antworten: Fragt doch ihn, wieso ein gerade erst 30 gewordener geistig aufgehört hat, Fußball zu spielen, und warum er nicht fit ist! [4] Diese Antwort fasste die vorhergehenden Monate zusammen. Richter sass nur noch auf der Ersatzbank, kam noch zu vier Oberligaspielen, bei denen er ein Tor erzielte, und einem Einsatz im Europacup. In allen Spielen wurde er eingewechselt. Ob Meyer zu dem Zeitpunkt über Richters Absichten im Bilde war, ist nicht bekannt. Am 1. Oktober 1989 flüchtete er über Prag nach Frankfurt am Main[5] Damit war Richters Oberligakarriere nach 271 Spielen und 95 Toren beendet. Hinzu kamen 22 Europacup-Einsätze, bei denen er 10 Tore schoß.

Von der Oberliga zur Oberliga

Richter fand bereits im November 1989 Anschluß beim ehemaligen Bundesligisten Offenbacher FC Kickers. Wurden sogenannte Republikflüchtlinge von der UEFA bis dahin zunächst mit einer Spielsperre belegt, war in den politisch aufregenden Wendezeiten nun plötzlich alles anders. Schon an die neuen Verhältnisse angepaßt, gab es vom DFV nur eine Ausleih-Freigabe. Über eine Transfersumme wollte man mit den damals drittklassigen Offenbachern erst nach Saisonende sprechen, da ja ein Zweitligaaufstieg möglich sei. [6] So war der Weg für Richter frei und am 10. März 1990 trat er erstmals wieder in einem offiziellen Punktspiel an den Ball, Gegner war die SG Bad Soden. Insgesamt absolvierte der ehemalige DDR-Auswahlspieler 13 Partien für die Offenbacher, in denen er 7 Tore schoß. Zum Zweitligaaufstieg reichte es dennoch nicht, der OFC belegte den dritten Platz. Hinzu kam für Richter noch ein Einsatz im DFB-Pokal, der bundesweite Aufmerksamkeit genoss. Im DFB-Pokalhalbfinale verloren die Hessen am 28. März 1990 nach großem Kampf nur mit 0:1 gegen den späteren Sieger 1. FC Kaiserslautern.

Zur Saison 1991/92 wechselte Richter zum badischen Oberligisten SV 98 Schwetzingen. Die Nordbadener gehörten seit einigen Spielzeiten zu den Spitzenteams der damals drittklassigen Oberliga Baden-Württemberg. Richter absolvierte als Stammspieler 33 von 34 Partien und schoß dabei 9 Tore. Zur darauffolgenden Saison zog es den Sachsen zurück in die Nähe seine Lebensmittelpunktes in Groß-Gerau. Der hessische Oberligist Rot-Weiss Walldorf, erst seit 1988 drittklassig, verpflichtete den Torjäger um nach dem Abgang des Aufstiegstrainers einen Neuaufbau zu starten. Richter entwickelte sich zur Stammkraft und absolvierte in den Spielzeiten 92/93 und 93/94 56 von 68 Oberligaspielen. Erst in der Abstiegssaison 94/95, mittlerweile war die Oberliga Hessen durch die Wiedereinführung der Regionalligen nur noch viertklassig, ließ es der mittlerweile 35jährige ruhiger angehen. 13 Einsätze und 2 Tore standen am Ende der Saison zu Buche. Die Saison 95/96 war für die Walldorfer unter Trainer Jürgen Sparwasser in der Landesliga Süd jedoch nur eine Durchgangsstation, mit Platz 17 stieg man in die damals sechstklassige Bezirksoberliga Darmstadt ab.

Hoffnungsträger mit 37

In der Rückrunde der Saison 1996/97 ließ sich Richter erweichen und half bei seinem alten Verein, der sich wieder in Abstiegsgefahr befand, aus. In einer Aufholjagd kletterten die Walldorfer von Rang 16 noch auf den 5. Tabellenplatz. Richter trug mit acht Toren in zehn Spielen dazu bei. Aus der Aushilfe wurde eine Rückkehr. In den folgenden Spielzeiten agierte Richter wieder als Stammspieler und erzielte dabei in 79 von 100 möglichen Pflichtspielen 41 Tore. In der Saison 1997/98 wurde Richter mit 22 mit Toren sogar Torschützenkönig der Bezirksoberliga und stand in allen 34 Spielen auf dem Platz. Nachdem die Walldorfer in der Saison 1999/2000 nocmals abstiegen, nunmehr in die Bezirksliga Darmstadt, hängte der Mittlerweile 40jährige seine Fußballschuhe an den Nagel. Richter lief insgesamt in 158 Spielen für die Walldorfer auf, in denen er 60 Tore erzielte.

Trainerkarriere

Nach der aktiven Spielerkarriere trainierte Richter den SV Dersim Rüsselsheim, Rot-Weiß Walldorf, den VfR Groß-Gerau, die SG Dornheim und die A-Junioren sowie die zweite Vertretung von Rot-Weiß Walldorf. Zur Saison 2014/15 wurde er Trainer der DJK Flörsheim, die er gleich im ersten Jahr mit deutlichem Vorsprung zur Meisterschaft der Kreisoberliga Maintaunus und damit zum Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden führte. In der darauffolgenden Saison gelang mit Platz 2 der Durchmarsch in die Verbandsliga, von wo es allerdings nach nur einer Saison gleich wieder eine Klasse zurückging. In der Saison 2017/18 wurde erneut die Meisterschaft in der Gruppenliga errungen, seither spielt die DJK wieder als Verbandsligist. Im September 2018 gab Richter seinen Rücktritt als Trainer der DJK Flörsheim bekannt.[7]

Nationalelf

Das erste seiner 15 A-Länderspiele im Mittelfeld der DDR-Nationalmannschaft bestritt Hans Richter am 17. November 1982 beim 4:1-Sieg gegen Rumänien, sein letztes bei der 0:2-Niederlage am 19. August 1987 in Polen. Er erzielte vier Länderspieltore.

Berichte über eine angebliche „westliche Orientierung“ durch den damaligen DDR-Nationaltrainer Bernd Stange, der als inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Staatssicherheit arbeitete, beendeten die Nationalmannschaftskarriere von Hans Richter in der DDR.[8]

Erfolge als Spieler

  • FDGB-Pokalsieger: 1986, 1987 (1. FC Lokomotive Leipzig)
  • Europapokalfinalist im Pokalsieger-Wettbewerb: 1987 (1. FC Lokomotive Leipzig)

Sonstiges

Richter ist Mitarbeiter beim Sicherheitsdienst des Flughafens Frankfurt/Main und ließ sich in Groß-Gerau nieder. [5][9] Sein Sohn Joel ist in der Saison 2015/16 für die A-Junioren des FSV Mainz 05 aktiv.[10]

Commons: Hans Richter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neue Zeit vom 4. Oktober 1983 S. 6
  2. Neues Deutschland vom 20. Mai 1987 S. 7
  3. Neues Deutschland vom 15. August 1987 S. 15
  4. Berliner Zeitung vom 25. September 1989 S. 5
  5. a b Leipziger Volkszeitung vom 18. Mai 2007, Magazin, S. 4: „Vom Trainer bis zum Autoverkäufer: Was machen die Lok-Spieler des Europacup-Finales von 1987 in Athen heute?“
  6. Berliner Zeitung vom 1. Februar 1990 S. 11
  7. Hans Richter tritt zurück; fupa.net vom 11. September 2018.
  8. Willy Theobald: Fußball: Das Ohr am Rasen; Focus 20/1993 vom 17. Mai 1993.
  9. http://www.rw-walldorf.de/
  10. Torben Schröder: Wie der Vater, so der Sohn; fupa.net vom 3. Oktober 2014.