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Politologe

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Ein Politologe (auch: Politikwissenschaftler) hat eine Ausbildung im Fach Politikwissenschaft absolviert.

Anders als oft vermutet ist die Politikwissenschaft keine Ausbildung zum Politiker, sondern eine zum Wissenschaftler. Politologen werden als Generalisten charakterisiert, die besonders Kommunikationsfähigkeit und Organisationstalent auszeichnet.[1] Dies führt dazu, dass jenseits der wissenschaftlichen Tätigkeit Politologen in vielen Berufsfeldern zu finden sind. Klassisch sind dabei die Bereiche Politische Bildung, Publizistik und Medien, die Arbeit in Parteien und Parlamenten, für Verbände, in der öffentlichen Verwaltung und in der Wirtschaft. Die individuellen Berufslaufbahnen orientieren sich dabei weniger an der Absolvierung des politikwissenschaftlichen Studiums, sondern mehr an Zusatzqualifikationen wie Sprachkenntnissen oder anschließenden weiteren Ausbildungen.[1]

Berufssituation in Deutschland

Eine wissenschaftliche Karriere an der Universität oder bei Forschungseinrichtungen schlägt jedoch nur etwa jeder fünfte Politologe ein.[2] [3] Die Zahl der bei Parteien, Parlamenten oder Verbänden tatsächlich im politischen Sektor beschäftigten Politologen liegt mit 15% nur unwesentlich unter der Zahl für die Wissenschaft.

Die größte Gruppe der Politologen arbeitet tatsächlich im Bereich der Medien[2] [1], sei es direkt als Journalist oder mittelbar im Bereich der Public Relations. Rund ein Fünftel ist in der freien Wirtschaft tätig, lediglich ein Zehntel in der öffentlichen Verwaltung. In diesem Bereich sehen sich Politologen in Deutschland ebenso wie Vertreter anderer staatswissenschaftlicher Disziplinen wie Verwaltungswissenschaftlern, Soziologen und Volkswirten durch das "Juristenmonopol" im höheren Dienst der öffentlichen Verwaltung in ihren Karrierechance beschränkt.

Im Jahr 2002 waren in ganz Deutschland 1.708 Politologen arbeitslos gemeldet.[1]

Wichtigster Berufsverband ist die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW).

Geschichte

Die Berufsbezeichnung ist im deutschsprachigen Raum vergleichsweise jung, da sich der Fachbereich in Deutschland und Österreich erst nach dem Zweiten Weltkrieg etablieren konnte. Gleichwohl gab es bereits vorher Versuche, eine solche Disziplin im Deutschen Reich zu etablieren: So wurde 1920 die Deutsche Hochschule für Politik in Berlin gegründet. An dieser lehrten hauptsächlich Wissenschaftler aus anderen Disziplinen, da es zu diesem Zeitpunkt eine Politikwissenschaft in Deutschland noch nicht gab — anders als in den USA. Die Politikwissenschaft wurde in der Zwischenkriegszeit und zunächst auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Integrationswissenschaft aufgefasst, die Methoden und Inhalte anderer Wissenschaften vereint. Die Politologen beanspruchen deshalb auch öfters Bereiche der politischen Philosophie, Geschichte, Nationalökonomie und Soziologie für sich. Insbesondere in den Anfängen der deutschen Politikwissenschaft entstammten viele Politologen den genannten Nachbardisziplinen. Die Politikwissenschaft orientierte sich in der Nachkriegszeit sehr stark am Vorbild der US-amerikanischen Political Science, wobei der Akzent vielfach auf der Politischen Bildung und der Lehrerbildung lag und tatsächlich auch vielfach liegt, weil Lehramtsstudierende an vielen Hochschulen einen großen Teil der Studierenden darstellen und weiter die politische Bildung aus historischen Gründen wie der nationalsozialistischen Diktatur sowie der Wende 1989 als wichtige Aufgabe der Politikwissenschaft angesehen wird.

An den Universitäten, Hochschulen und später Fachhochschulen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Bedarf an Lehrpersonal, weswegen die Politikwissenschaft eine attraktive Karrierechance für viele politikwissenschaftlich interessierte Wissenschaftler aus den Nachbardisziplinen darstellte.

Studium

Deutschland

Ein Studium der Politikwissenschaft lässt sich in Deutschland mit verschiedenen Abschlüssen beenden. Sowohl das Diplom als auch ein Abschluss als Magister Artium sind möglich. Zahlreiche Hochschulen bieten bereits Bachelor- und Masterabschlüsse an. Das Staatsexamen für Lehramt befähigt zur Ausübung des Lehramtes (Lehrerberuf): das korrespondierende Fach heißt von Bundesland zu Bundesland verschieden; beispielsweise Sozialkunde, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft und Politik etc. Hier müssen dann noch zusätzlich soziologische und ökonomische Lehrveranstaltungen besucht werden und die Inhalte sind Bestandteil der Staatsexamensprüfung.

In den kommenden Jahren sollen auch ín der Politikwissenschaft die Abschlüsse auf Master- und Bachelor-Abschlüsse hin umgestellt werden. Auch in der Politikwissenschaft ist der Wert und der Sinn dieser neuen Abschlüsse umstritten.

An fast jeder größeren deutschen Universität kann man Politikwissenschaft studieren. Kleinere Universitäten bieten aber mitunter nur das Magisterstudium an, weil ihnen für einen Diplomstudiengang die personellen und fachlichen Ressourcen fehlen. Daneben lehnen andere Universitäten wie das Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München die Einrichtung eines Diplomstudiengangs ab, weil sich das Fach nach Meinung des Instituts nicht dafür eigne.

Bekannte Institute finden sich an der Freien Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut (OSI), ehemals Deutsche Hochschule für Politik), Universität Mannheim, Universität Konstanz, Universität Marburg, Universität München (1. Geschwister-Scholl-Institut (GSI) 2. Hochschule für Politik München an der Universität München), Universität Freiburg im Breisgau, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universität Heidelberg (Institut für Politische Wissenschaft, IPW) und der Universität Hamburg. Wegen der Vielzahl der Schwerpunkte ist es jedoch schwierig, für alle Bereiche gültige Bewertungen auszusprechen.

Besondere Studienformen

Es ist auch möglich, an der Universität der Bundeswehr Hamburg im Diplomstudiengang Politikwissenschaft zu studieren. Voraussetzung hierfür ist eine Verpflichtung in der Offizierslaufbahn zum Soldaten auf Zeit für mindestens 12 Jahre. Eine Besonderheit ist die Organisation des Studienablaufs in Trimestern statt in Semestern. Man studiert somit im Jahr drei Trimester anstatt zweier Semester. Der Arbeits- und Lernaufwand für ein Trimester entspricht dabei dem eines Semesters. Somit sind weniger Studienjahre bis zum Abschluss erforderlich, wodurch der Diplomstudiengang bereits nach 3 Jahren abgeschlossen werden kann. Neben- und Ferienjobs sind bedingt durch die starke Inanspruchnahme durch das Studium nicht möglich; dies ist aber auch nicht erforderlich, da die Studenten während ihres Studiums Soldaten sind und somit Sold erhalten.

Ein Fernstudium der Politikwissenschaft ist an der FernUniversität in Hagen möglich. Hier wird der Bachelorstudiengang Politik und Organisation angeboten.

Österreich

Ein Studium der Politikwissenschaft wird in Österreich mit der Verleihung des Diploms zum Magister (meistens Magister Philosophiae, abgekürzt Mag. Phil.) abgeschlossen. Danach ist die Promotion möglich. Neben dem wissenschaftlichen Abschluss eines Diplomstudiums ist auch ein Lehramtsabschluss möglich, bei dem Politikwissenschaft innerhalb des Lehrfachs Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung studiert wird. Politikwissenschaft wird in Österreich an den Universitäten Innsbruck, Salzburg und Wien angeboten. In Innsbruck wurde mit 1. Oktober 2004 sogar eine eigene Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie eingerichtet.

Bekannte Politologen

siehe auch: Kategorie:Politologe

Als Wissenschaftler bekannt

Wolfgang Abendroth, Giorgio Agamben, Johannes Agnoli, Mathias Albert, Ulrich von Alemann, Gabriel Almond, Elmar Altvater, Hannah Arendt, Robert Axelrod, Arnulf Baring, Stefano Bartolini, Christine Bauhardt, Isaiah Berlin, Udo Bermbach, Arthur Benz, Klaus von Beyme, Hanne-Margret Birckenbach, Dieter Blumenwitz, Peter Brokmeier, Tanja Brühl, Heinrich Bußhoff, Ernst-Otto Czempiel, Frank Decker, Karl W. Deutsch, Nils Diederich, Christoph Dörrenbächer, David Easton, Theodor Ebert, Theodor Eschenburg, Josef Esser, Jürgen W. Falter, Jürgen Fijalkowski, Ossip K. Flechtheim, Rainer Forst, Ernst Fraenkel, Francis Fukuyama, Thomas Gehring, Daniel Jonah Goldhagen, Sylvia Greiffenhagen, Michael Th. Greven, Peter Grottian, Rolf Hanisch, Wilhelm Hennis, Samuel Huntington, Wolfgang Ismayr, Hans-Adolf Jacobsen, Eckhard Jesse, Karl Kaiser, Otto Keck, Paul Kennedy, Peter Graf Kielmansegg, Eugen Kogon, Beate Kohler-Koch, Friedrich Kratochwil, Peter A. Kraus, Eva Kreisky, Will Kymlicka, Gerd Langguth, Paul F. Lazarsfeld, Kurt Lenk, Arend Lijphart, Peter Lösche, Konrad Löw, Richard Löwenthal, Renate Mayntz, Robert Michels, Subrata K. Mitra, Hans Morgenthau, Herfried Münkler, Julian Nida-Rümelin, Dieter Nohlen, Claus Offe, Franz Urban Pappi, Björn Pätzoldt, Werner J. Patzelt, Anton Pelinka, Fritz Plasser, Nicos Poulantzas, Joachim Raschke, Thomas Risse, Volker Rittberger, Hartmut Rosa, Rudolph Joseph Rummel, Giovanni Sartori, Fritz W. Scharpf, Frank Schimmelfennig, Manfred G. Schmidt, Carl Schmitt, Hans-Peter Schwarz, Jürgen Seifert, Dieter Senghaas, Alexander Siedschlag, Quentin Skinner, Kurt Sontheimer, Winfried Steffani, Dolf Sternberger, Rudolf Steinberg, Johano Strasser, Leo Strauss, Bassam Tibi, Melanie Tatur, Sidney Verba, Fritz Vilmar, Eric Voegelin, Stephen Walt, Franz Walter, Kenneth Waltz, Werner Weidenfeld, Wichard Woyke, Howard Zinn.

Als Politiker bekannt

Andere

Quellen

  1. a b c d Arbeitsmarkt: Politologen. Flexibilität zählt, in: UNI Magazin. Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 3/2003, S. 48-52.
  2. a b Bernd Butz u.a. (1997): Absolventenbefragung der Hamburger Universität.
  3. Volker Jahr, David Frechenhäuser, Thorsten Büchner, Thomas Galgon (2003): Marburger PolitologInnen auf dem Arbeitsmarkt revisited: Die Jahrgänge 1993-2000, in: Politik und Wissenschaft - 50 Jahre Politikwissenschaft in Marburg. Bd. 2: Perspektiven. Hrsg. W. Hecker, J. Klein, H. K. Rupp. Münster: Lit-Verlag, S. 401-443. ISBN: 3-8258-5441-8, und siehe online.

Literatur

  • Matthias Catón u.a. (Hrsg.): Politikwissenschaft im Beruf. Perspektiven für Politologinnen und Politologen. Lit, Münster 2005 ISBN 3-8258-8360-4