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Schleichenlurche

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Schleichenlurche
Siphonops annulatus
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subphylum: Wirbeltiere (Vertebrata)
Vorlage:Superclassis: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Vorlage:Seria: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Vorlage:Classis: Amphibien / Lurche (Amphibia)
Vorlage:Subclassis: Lissamphibia
Vorlage:Ordo: Schleichenlurche
Wissenschaftlicher Name
Gymnophiona
Müller, 1831

Die Schleichenlurche (Gymnophiona, Apoda) oder Blindwühlen bilden mit etwa 170 Arten die kleinste Ordnung in der Klasse der Amphibien (Amphibia). Sie sind weder vollkommen blind, noch wühlen alle Arten im Boden.

Verbreitung

Schleichenlurche kommen in den Tropen und Subtropen Südostasiens, Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas vor. Sie halten sich in der Regel in den oberen Boden- und Streuschichten von Wäldern auf und leben von Kleintieren, insbesondere Regenwürmern. Sie ziehen feuchte Gebiete, oft in der Nähe von Gewässern, vor. Schwimmwühlen, die sich ganz an das Leben im Wasser angepasst haben, kommen in langsam fließenden Flüssen wie dem Amazonas, Orinoko und in den kolumbianischen Flusssystemen vor. Sie ernähren sich von wasserlebenden Weichtieren und toten Fischen.

Aufgrund ihrer verborgenen Lebensweise sind die Schleichenlurche eine wenig bekannte Amphibiengruppe. Zoologen gehen davon aus, dass noch nicht alle Arten beschrieben sind.

Morphologie

Schleichenlurchen besitzen keine Gliedmaßen, auch der Schwanz ist stark reduziert. Die Kloake befindet sich am hinteren Ende des Körpers, welches dem Vorderende oft ähnelt. Kleine Schleichenlurche (um 10 Zentimeter Länge) können leicht mit Regenwürmern verwechselt werden, große Arten (etwa 1 bis 1,5 Meter Länge) erscheinen schlangenartig.

Die Haut der Schleichenlurche ist glatt und oft mattdunkel gefärbt. Manche Arten haben farbige Streifen oder Flecken an den Seiten. Früher wurden sie aufgrund in der Haut eingelagerter Kalkschuppen und wegen der zusammengewachsenen Schädelknochen als mit den ausgestorbenen Panzerlurchen verwandt angesehen; heute werden diese Eigenschaften aber als sekundäre Anpassungen interpretiert. Kiefer und Gaumen tragen Zähne.

Der alternative Name, Blindwühlen, ist von den oft zurückgebildeten und von Haut abgedeckten Augen abgeleitet, die daher nur einfache hell-dunkel Kontraste sehen können. Die Wahrnehmung geschieht durch Riechen und zwei zwischen Nase und Augen liegende Fühler. Auch Bodenvibrationen spielen eine Rolle bei der Orientierung. Die Atmung findet durch den rechten Lungenflügel statt, während der linke in der Regel zurückgebildet ist. Auch über die Haut und die Mundschleimhaut wird geatmet, insbesondere natürlich bei der einzigen lungenlosen Blindwühlenart Atretochoana eiselti.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Besamung findet im Körperinneren des Weibchens statt. Das Männchen besitzt ein aus der Kloake ausfahrbares Begattungsorgan zur Spermienübertragung, das so genannte Phallodeum.

Es gibt eierlegende Arten, aber etwa 75% der Arten sind lebendgebärend. Die Jungtiere schlüpfen im Mutterleib und werden im Eileiter ernährt, bevor sie geboren werden. Die eierlegenden Arten legen die Eier in Erdhöhlen an Land ab; bei einigen Arten ist Brutpflege bekannt. Die Jungtiere leben amphibisch – zur nächtlichen Jagd sind sie im Wasser, am Tage halten sie sich vergraben im Uferbereich auf. Das Larvenstadium wird im Ei oder im Mutterleib durchlaufen; es gibt keine freischwimmenden Larven.

Systematik

Die Schleichenlurche werden in 5 Familien eingeteilt und manchmal nach ihrem Entwicklungsstand gruppiert. Dazu erfolgt hier die vollständige Auflistung der Vorlage:Genusen sowie eine kleine Auswahl von Vorlage:Speciesen:

Allerdings spiegelt diese Einteilung nicht die vermutlichen stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhältnisse wieder. Auch die Begriffe "primitiv" und "hochentwickelt" sind nach heutigem evolutionären Denken unangebracht und daher als reine Namen zu verstehen. Die genaue Anzahl der Gattungen und Arten innerhalb der einzelnen Familien schwankt je nach Autorität, insbesondere, weil viele Arten nur durch ein einziges Belegexemplar beschrieben sind. Die Familie der Erdwühlen (Caeciliidae) enthält jedoch in jeder Systematik mindestens zwei Drittel aller Schleichenlurche.

Literatur

  • Werner Himstedt, Die Blindwühlen. ISBN 3894324341
  • Daniel Hofer, Blindwühlen im Freiland und in Gefangenschaft. HERPETOZOA, Berichte der österreichischen Gesellschaft für Herpetologie, Band 11, Heft 1/2, ISSN 1013-4425




Übersicht bis zur Ebene Unterfamilie (ohne Gattungen und Arten, mit Erstautoren) – vergleiche: Systematik der Amphibien. Dort ist auch ein Link zur prioritären Referenz für die Systematik und wissenschaftliche Nomenklatur der deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu Amphibien.




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