Burg
Dieser Artikel behandelt Festungen. Für weitere Bedeutungen siehe Burg (Begriffsklärung).
Bei einer Burg handelt es sich um einen Wehrbau, der oftmals auch eine Wohnfunktion erfüllte. Im engeren Sinne ist mit einer Burg meist der wehrhafte Wohnsitz des mittelalterlichen Lehensadels gemeint.
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Geschichtliche Entwicklung
Burgen lassen sich als Bodendenkmal bis in die vorgeschichtliche Zeit nachweisen. Die damaligen so genannten Fluchtburgen lagen in aller Regel an einem unzugänglichen Platz und besaßen schon kreisrunde Wälle aus Stein oder Erde als Schutz. Manchmal diente dazu auch ein undurchdringliches Gestrüpp aus dornigen Pflanzen, die man ganz gezielt auf den Wällen oder sogar anstatt von Wällen anpflanzte. Innerhalb des aus den Wällen gebildeten Kreises trieben unsere Vorfahren beispielsweise ihr Vieh, wenn es wegen eines bewaffneten Konfliktes auf den Weiden nicht mehr sicher war.
Erste Burganlagen, meist noch aus Holz, sind außerdem aus frühgeschichtlicher Zeit bekannt. Beispiele für frühe Steinburgen wären mykenische Burgbauten (siehe Licht auf ein dunkles Jahrhundert) und die Burganlage von Troja. Nach der Dorischen Wanderung wurden einige mykenische Burgen zum Kern der neu entstandenen griechischen Stadtstaaten.
In der Antike mit ihren zum Teil hochdifferenzierten Staatsgebilden waren Burgen so gut wie unbekannt. Das römische Reich beispielsweise verteidigte seine Grenzen in langen Limites, von denen der Limes in Deutschland ein sehr anschauliches Beispiel liefert. Die Germanen, Kelten und Slawen errichteten in dieser Epoche Fluchtburgen.
Im frühen Mittelalter kamen die Burgen als Wehrbauten wieder auf. Die Gründe lagen im Fehlen der starken Nationalstaaten in dieser Zeit, so dass jeder kleine Adlige selbst für seinen Schutz in Kriegszeiten sorgen musste. Die inselartige Burg war dafür wie geschaffen. Hier hatte man seine Basis bei den vielen zu führenden Fehden und hier konnte man sich zurückziehen, wenn das Kriegsglück einem Adligen nicht hold war. Die mittelalterliche Burg diente dem Adel als Instrument zur Machtdurchsetzung, als Wohnort und als Verwaltungssitz. Oftmals übertrugen Könige und Fürsten Lehensburgen an ihre Vasallen, um in bestimmten Gebieten ihre Herrschaft durchzusetzen. Im Zuge der Kreuzzüge entstanden geistliche Ritterorden, deren Wehrbauten eine Mischform aus Burg und Kloster darstellten.
Lage
Kennzeichnend für eine Burg war ihre Überhöhung über das umgebende Gelände sowie der kontrollierte Zugang zur Burg. Im Gebirgsraum errichtete man sie auf unzugänglichen Berghöhen (Höhenburg), im Flachland dagegen auf künstlichen Erdanhäufungen mit umgebendem Wassergraben (Wasserburg). Die Überhöhung erreichte man durch starkes Mauerwerk an den Außenseiten der Burg. Es musste so hoch sein, dass es mit Sturmleitern nicht mehr erklettert werden konnte.
Bauliche Gliederung
Die bauliche Gliederung einer Burg war zu allen Zeiten Ausdruck des jeweiligen Standes der Kriegs- und Belagerungstechnik.
Rundburgen
Die ersten Burgen waren Rundburgen, bei denen der Burgbereich von einer Ringmauer umgeben wurde, die durch die Gebäude der Burg unterbrochen bzw. bebaut war. Zu diesen Zeiten war eine Burg nur durch eine langwierige Belagerung zu erobern.
Kennzeichen dieser Epoche sind runde Bergfriede, sie zeigen an, dass eine Burg aus der Zeit vor den Kreuzzügen stammt. Burgen aus dieser Zeit sind recht selten, die Gleichenburg an der A4 bei Wandersleben ist ein, wenn auch später umgebautes (romanischer Bergfried) und heute teilweise verfallenes Beispiel dieses Burgentypus.
Abschnittsburgen
Durch den Kontakt der europäischen Ritterschaft mit dem Orient während der Kreuzzüge veränderte sich auch die Wehrarchitektur in der Heimat. Unter dem Einfluß orientalischer und byzantinischer Befestigunganlagen und Belagerungswaffen entstanden zuerst in Palästina neuartige Burgen (Krak dé Chevalier), deren Architektur den kriegerischen Bedingungen Tribut zollte.
Kennzeichen der neuen Wehrarchitektur war die Unterteilung der Burg in leicht zu verteidigende und voneinander unabhängige Abschnitte, die den Weg des Angreifers innerhalb der Burganlage bestimmten.
Hier wurden Zwinger, Mehrfachmauern, Toranlagen, Halsgräben und Mauertürme zum bestimmenden Element. Die Mauern der jetzt eckigen Türme wurden aus Buckelquadern errichtet, die Türme ragten zum Bestreichen der Flanken aus der Mauerflucht hervor.
Beispiele für diesen Burgentyp sind auch heute noch sichtbar, da in der Zeit der Kreuzzüge, die mit dem Verlust einer kaiserlichen Zentralmacht in Deutschland einhergingen, die erstarkenden Territorialfürsten den Burgenbau in Deutschland vorantrieben. Genannt seien hier die Wartburg, die Marksburg oder, als besonders bemerkenswertes Beispiel, die Hochburg bei Emmendingen.
wichtige bauliche Elemente
Das Zentrum der Burg bildete zunächst der Bergfried, ein besonders hoher Turm mit besonders dicken Mauern. Er diente als letzte Rückzugsmöglichkeit, wenn bei einer Belagerung der Burg die Außenmauern gestürmt wurden. Aus diesem Grund hatte er meistens einen ein bis zwei Stockwerke über dem Erdboden liegenden Eingang. Diese Funktion ergänzte oder übernahm bei den Höhenburgen in späteren Zeiten die so genannte Schildmauer, eine sehr dicke und hohe Mauer an der Stelle, wo sich der Zugang zur Burg befand. Im romanischen und englischen Kulturkreis wurden sowohl Arbeits- als auch Wohnräume in einem großen Turm untergebracht, der in Frankreich als "Donjon" und in England als "Keep" bezeichnet wurde.
Das Gelände innerhalb der Burg wurde durch weitere Gebäude genutzt und gegliedert, so dass sich weitere verteidigungsfähige Abschnitte ergaben. Es gab Ställe, Zeughäuser zum Lagern der Waffen, oftmals auch eine Kapelle und die so genannte Kemenate, bei der es sich um ein beheiztes Wohngebäude handelte. Besondere Sorgfalt wurde bei der Versorgung der Burg mit Wasser aufgewendet, das von den Dächern der Gebäude als Regenwasser in Zisternen geleitet wurde. Nur in den seltensten Fällen besaßen Höhenburgen eigene Brunnen.
Burgen wurden von einer Ringmauer umgeben, auf der sich der meist holzverkleidete Wehrgang befand. Als zusätzlicher Schutz verfügten manche Burgen über eine zweite Ringmauer. Zwischen den beiden Mauern entstand dadurch ein weiterer Umgang, der als Zwinger bezeichnet wurde. Der Zwinger wurde für Kampfübungen oder zur Tierhaltung genutzt. Die Burgmauern waren meist mit Schießscharten und Pechnasen versehen, um den Angriff auf gegnerische Truppen aus der Deckung heraus zu ermöglichen.
Bei voller Besetzung einer Burg mit Menschen und Tieren konnte es dort sehr eng werden. Die sanitären Verhältnisse wurden dann sehr schnell katastrophal. Manche mittelalterliche Burg soll einen unbeschreiblichen Gestank produziert haben und die meisten Burgen waren mit einer solchen Belegung nach drei bis vier Jahren unbewohnbar.
Historische Bedeutung
Der Burgenbau gehörte aufgrund der schwachen Infrastruktur des mittelalterlichen Europas zu den wichtigsten Mitteln der Machtausübung, weshalb er zu den Königsrechten (Regalien) zählte. Manche Herrscher ließen Zwingburgen in aufrührerischen Gebieten errichten. Waren die Könige der meisten europäischen Länder stark auf den Erhalt ihres Vorrechts zum Burgenbau bedacht, ging dieses Recht im Heiligen Römischen Reich während des Spätmittelalters auf die Territorialfürsten über. Aus diesem Grund wurden in Mitteleuropa zahlreiche Burgen errichtet, von denen viele bis heute erhalten geblieben sind. Die Rheinstrecke von Mainz bis Bonn ist wohl das bekannteste Beispiel einer deutschen Burgenlandschaft. In dem Umland einer Burg galt der so genannte Burgfriede, der Fehden streng untersagte. Durch den Burgbann war die im Einzugsbereich einer Burg lebende Bevölkerung dazu verpflichtet, zu baulichen Tätigkeiten und der Verteidigung der Burg beizutragen. Im Spätmittelalter wurden viele Burgen aufgrund des Niedergangs des Rittertums zum Stützpunkt von Raubrittern.
Die mittelalterliche Burg verlor ihren Zweck mit dem Aufkommen von Kanonen, welche die Burgmauern mit ihren Geschossen durchschlagen konnten. Zwar war dies vorher auch schon mit manchen Belagerungsmaschinen möglich, jedoch waren Kanonen wesentlich leichter zu transportieren und zu handhaben. Als Reaktion darauf verstärkte man seit dem 14. Jahrhundert die Burgmauern oftmals mit einer Erdaufschüttung und versah die Burg mit relativ niedrigen, massiven Rondellen. Diese Maßnahmen stellten keine ausreichende Antwort auf die Bedrohung durch Geschütze dar. Den Übergang in die Neuzeit mit ihren von Feuerwaffen getragenen Kriegen machten die Burgen nur in Ausnahmefällen mit. Sie mussten dafür komplett umgebaut und bastioniert werden, damit sie den mauerbrechenden Kanonen standhalten konnten. Als Beispiel für eine derartige Modifikation findet sich in der Bielefelder Sparrenburg. In den meisten Fällen wurde auf die Umwandlung von Burgen zu Artilleriefestungen verzichtet, zumal viele Burgen mit ihren hohen Gebäuden ein leichtes Ziel für Mörser darstellten. Die Wohnfunktion der Burgen wurde von den Schlössern übernommen.
Nachfolger
Auch die neuzeitlichen Festungen hatten zunächst eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Burg. Der Schaffhauser Munot in der Schweiz ist dafür ein gutes Beispiel.
Im 19. Jahrhundert (Romantik) entstand eine Mittelalter-Sehnsucht, die dazu führte, dass man Schlösser im Stil alter Burgen baute, Beispiele hierfür sind: Schloss Neuschwanstein, Burg Hohenzollern
Da die Erhaltung einer Burg aufwändig ist, existieren viele Burgen heute nur noch als Burgruine.
Siehe auch:
- Burgenland, Pfalz,
- Kastell, Festung, Zitadelle,
- Motte, Hochmotte
- Sandburg,
- Schloss
- Liste der Burgen in Deutschland
- Liste von Festungen
- Liste der Ruinen
- Liste der Schlösser
- Liste der Burgen in Europa