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Herzegowina

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Die Herzegowina (serbisch: Херцеговина bzw. Hercegovina) ist der südwestliche Teil des Staates Bosnien und Herzegowina, im Einzugsbereich des Flusses Neretva. Der Landesname leitet sich vom Wort "Herzog" ab (die Wortbedeutung ist "Herzogsland"). Die wichtigste Stadt ist Mostar.

Geographie

Datei:Herzegowina.jpg
Die Herzegowina

Die Herzegowina ist ein bergiges Land. Sie liegt im Wesentlichen im dinarischen Gebirge. Typisch sind ausgedehnte Karstlandschaften mit oasenartigen fruchtbaren Niederungen (Polja, Einz. Polje, Feld). Das Klima ist mediterran beeinflusst, aber mit ausgiebigeren Niederschlägen als in anderen Regionen. Die Winter sind mild, im Gegensatz etwa zu Bosnien schneit es in Mostar nur selten.

Eine genaue Grenze zwischen der Herzegowina und Bosnien ist schwer zu bestimmen, da diese Gebiete heute keine separaten politischen Einheiten bilden.

Die Herzegowina in Zahlen

Berge

Berg m über NN Befindet sich in Verbandsgemeinde
Volujak 2336 m Gacko
Čvrsnica 2226 m Posušje
Prenj 2103 m Mostar
Vran 2074 m Jablanica
Velež 1968 m Mostar, Nevesinje
Visočica 1967 m Konjic
Raduša 1956 m Prozor
Crvanj 1921 m Nevesinje, Kalinovik
Dinara 1913 m Livno
Orjen 1894 m Trebinje
Velika Golija 1890 m Livno,Glamoč
Bjelašnica 1867 m Gacko, Nevesinje
Kamešnica 1856 m Livno
Lovnica 1856 m Konjic
Malovan 1826 m Kupres
Ljubuša 1797 m Tomislavgrad, Prozor, Kupres
Čabulja 1786 m Mostar
Plazenica 1765 m Donji Vakuf, Kupres
Stožer 1758 m Bugojno,Kupres
Baba 1735 m Bileća, Gacko
Rujište 1703 m Mostar
Bitovnja 1700 m Konjic, Kreševo
Tušnica 1697 m Livno,Tomislavgrad
Živanj 1696 m Gacko
Kapić 1644 m Gacko
Staretina 1633 m Livno, Glamoč
Mjedena Glava 1602 m Gacko
Ravašnica 1565 m Kupres, Bugojno
Javor 1553 m Gacko, Nevesinje
Ivan planina 1534 m Hadžići, Konjic, Kreševo
Bačina planina 1530 m Prozor
Zavelim 1364 m Posušje


See

Flüsse über 50 km:

  • Trebišnjica (Quelle 398 m über den Meeresspiegel) 96,5 km
  • Neretva (Quelle 320m über den Meeresspiegel) 218 km

Gesamtfläche: 9.948 km²

Bevölkerung (Stand 1991):

Städte

Wichtige Orte in der Herzegowina sind:

auf dem zur Föderation Bosnien-Herzegowina gehörenden Gebiet:

aud dem zu Republika Srpska gehörenden Gebiet:

Geschichte

Im Mittelalter waren auf dem Gebiet der zentralen Herzegowina das Herzogtum Hum (Zahumlje), in Abhängigkeit von Byzanz, Bosnien und Serbien, und in der östlichen Herzegowina und dem nördlichen Montenegro das Herzogtum Travunien, dass seit dem 9. Jahrhundert zu Serbien und seit 1373 zu Bosnien gehörte. Der Heilige Sava, Begründer der serbisch-orthodoxen Kirche, war Statthalter von Hum, bevor er dem weltlichen Leben entsagte und Mönch wurde. Der westliche Teil hingegen gehörte fast das gesamte Mittelalter hindurch zu Kroatien und wird noch heute zum Großteil von Kroaten bewohnt.

Der bosnische Fürst Stefan II. Kotromanić eroberte um 1326 Hum, dem Serbien der Nemanjiden verblieb in der Herzegowina lediglich Travunien. Mit dem Zerfall des serbischen Reiches etablierte sich in Travunien Fürst Nikola Altomanović, der die serbische Zarenkrone für sich beanspruchte. Nikola Altomanović eroberte weite Gebiete im westlichen Zentralserbien, bevor er 1373 durch ein gemeinsames Vorgehen des bosnischen Fürsten und späteren Königs Tvrtko I. und dem serbischen Fürsten Lazar besiegt und sein Territorium zwischen den Siegern aufgeteilt wurde; Travunien selbst fiel an Bosnien.

Die serbische Herrscherdynastie Mrnjavčević, die über Mazedonien und Nordgriechenland herrschte, stammte ebenfalls aus der Herzegowina bzw. Travunien. Uglješa Mrnjavčević, der Bruder König Vukašins, trug 1346 den Titel Uglessa baronus in Trebinje. Später, als Mitregent seines Bruders in Makedonien, nahm er auch den Titel Despot von Serres und Melnik an. Am Fluss Mariza, bei Edirne, kam er 1371 gemeinsam mit seinem Bruder in der Schlacht zwischen dem serbischen Reich und den aus Kleinasien einfallenden Osmanen um. Seine Frau Jelena, deren Vater ein Statthalter König Vukašins in Drama war, wurde als die Nonne Jefimija zur ersten serbischen Dichterin.

Im 15. Jahrhundert herrschten bis zur Eroberung durch die Osmanen 1485 der bosnische Woiwode Stefan Vukčić Kosača und seine Nachkommen in der heutigen Herzegowina, die den Titel eines Herzogs von Hum und der Küstenländer und Großherzogs des Königreiches Bosnien durch die Gnade des Heiligen Sava führten. Auf die Bezeichnung Länder des Herzogs Stefan unter der Gnade des Heiligen Sava für sein unter osmanische Herrschaft gefallenes ehemaliges Territorium geht der heutige Name des Landes zurück.

1463 unterwarf sich der bosnische König dem osmanischen Reich und wurde hingerichtet. Seine Frau Katarina Kosača-Kotromanić floh nach Rom. Nach ihrem Tod 1478 fiel, von ihr testamentarisch verfügt, der Anspruch auf die bosnische Krone (einschließlich der Herzegowina) an den Heiligen Stuhl.

1485 kam die Herzegowina endgültig unter osmanische Herrschaft. Sie bildete den Sandschak Herzegowina (türk. Hersek) mit der Hauptstadt Mostar innerhalb des Paschaluks Bosnien (später Bosnien-Herzegowina). Städte wie Mostar und Stolac bildeten wichtige Handelsposten zwischen Dubrovnik und dem Landesinneren. Durch den Berliner Kongress kam 1878 der größte Teil der Herzegowina als Teil von Bosnien-Herzegowina unter österreichisch-ungarische Verwaltung, der östlichste Teil der vormaligen osmanischen Herzegowina hingegen zu Montenegro, zu dem dieses Gebiet (die so genannte Alte Herzegowina/Stara Hercegovina) auch heute gehört. Noch vor dem Ersten Weltkrieg annektierte Österreich-Ungarn Bosnien und seinen Teil der Herzegowina offiziell.

Seit 1918 gehörte die Herzegowina zu Jugoslawien.

Im Balkankonflikt war die Herzegowina einer der Hauptkriegsschauplätze. Vom Süden des Landes aus wurde 1991 Dubrovnik von serbischen Truppen bombardiert. Als 1992 auch in Bosnien der Krieg ausbrach, kam es zu blutigen Zusammenstößen, zuerst nur zwischen Serben auf der einen und Bosniaken und Kroaten auf der anderen Seite. Als jedoch die Kroaten Bosniens und Herzegowinas die Republik Herceg-Bosna ausriefen, kam es auch zu Kämpfen zwischen Bosniaken und Kroaten, wobei es auf beiden Seiten zu sogenannten ethnischen Säuberungen kam, zum Beispiel in Stolac gegen die Bosniaken und in Jablanica, Konjic und Ost-Mostar gegen die Kroaten. Während dieser Kämpfe wurde die berühmte Brücke Stari Most in Mostar im Jahre 1993 durch drei Angehörige (einer davon war sogar Bosniake) des HVO (die Armee der bosnisch-herzegowinischen Kroaten) zerstört. Mostar wurde zur geteilten Stadt, und die Kommunikation zwischen dem bosniakischen Ost- und dem kroatischen Westteil brach fast komplett ab.

Erst im Januar 2004 wurde auf Drängen Paddy Ashdowns eine Regelung getroffen, durch die Mostar wieder zu einer einzigen Verwaltungseinheit wird, allerdings mit Sonderstatus und strengen Schutzbedingungen.

Die Herzegowina ist heute politisch dreigeteilt: Der Osten um Trebinje ist Teil der Republika Srpska. Westen, Mitte und Norden gehören zur Föderation Bosnien-Herzegowina, wobei der Westen den kroatischen Kanton West-Herzegowina (Zapadno-hercegovački kanton/Zapadno-hercegovačka županija) und Norden und Mitte um Mostar den binationalen (bosniakisch-kroatischen) Kanton Herzegowina-Neretva (Hercegovačko-neretvanski kanton/Hercegovačko-neretvanska županija) bildet.

Siehe auch

Geschichte Bosniens und der Herzegowina, Balkankonflikt

Quellen

See Befindet sich in Verbandsgemeinde km² m über NN Tief
Buško Tomislavgrad, Livno 55,8 716,5 17,3
Blidinje Posušje, Tomislavgrad 3,2 1180 4,5
Boračko Konjic 0,26 402 17,1
Jablaničko Jablanica, Konjic 13,3 270 70
Ramsko Rama, Prozor 15,3 595