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6. Sinfonie (Tschaikowski)

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Die Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 (Pathétique) ist das letzte Werk des russischen Komponisten Peter Tschaikowski.

Entstehung

Zwei Jahre nach der Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 5 e-Moll op.64 plante Tschaikowski, wie er an den Großfürsten Konstantin schrieb, "eine grandiose Sinfonie zu schreiben, die den Schlußstein meines ganzen Schaffens bilden soll". Nach verschiedenen Anläufen nahm die geplante Sinfonie 1893 Gestalt an.

Dem Entwurf einer Sinfonie in Es-Dur von 1892 entnahm Tschaikowski das Programm, das von "Schwung, Zuversicht, Tätigkeitsdrang" im ersten Satz zu "Tod", dem "Resultat der Zerstörung" reichte (der wieder verworfene Sinfonieentwurf weicht mit ihrem zuversichtlichen Finale jedoch von diesem Programm ab); so sollte die geplante Sinfonie auch Programmsinfonie heißen.

Nach einer Konzertreise 1893 skizzierte er das Werk in Klin innerhalb von zwölf Tagen. Wie Tschaikowski seinem Bruder Modest schrieb, fiel ihm diesmal die Orchestrierung diesmal schwerer als sonst; diese war dann aber schließlich nach vier Wochen vollendet.

Tschaikowsky widmete seine 6. Sinfonie seinem Neffen Wladimir Dawidow und schrieb diesem, dass ihr "Programm aber für alle ein Rätsel bleiben soll" und bezeichnete dieses als "durch und durch subjektiv". Da das Programm geheim bleiben sollte, gefiel ihm der Beiname Programmsinfonie nicht mehr, und so reagierte er am Tag nach der Uraufführung begeistert auf Modests Vorschlag, die Sinfonie "Pathetische" zu nennen.

Zur Musik

  1. Satz: Adagio - Allegro non troppo
  2. Satz: Allegro con grazia
  3. Satz: Allegro molto vivace
  4. Satz: Adagio lamentoso

In seinem Brief an seinen Neffen Wladimir Dawidow äußert sich Tschaikowsky nicht nur über das Programm seiner letzten Sinfonie, sondern kündigt auch an: "Der Form nach wird diese Sinfonie viel Neues bieten, unter anderem wird das Finale kein lärmendes Allegro, sondern - im Gegenteil - ein sehr lang gedehntes Adagio sein".

Der erste Satz beginnt in dunkler Atmosphäre, in der die Bläser umherirren und ihre Qual beklagen, um schließlich im Pianisso der Celli und in den Bratschen zu verlaufen. Trost kündigt sich im Andante der Geigen und Celli an, das nach seiner Wiederholung durch die Klarinette ausklingt, bevor sich schlagartig ein Orchestertutti zu Wort meldet. Dieses schildert ein letztes, langes Aufbäumen, bevor die Musik des ersten Satzes in Resignation endet.

Etwas Entspannung von der Wehklage des ersten Satzes verspricht der walzerartige zweite Satz, der im in der russischen Volksmusik üblichen 5/4-Takt gehalten ist.

Der dritte Satz der Sinfonie geht über ein klassisches Scherzo hinaus: Im rastlosen Umherirren der Streichholzbläser spielt ein Instrument nach dem anderen einen Marsch, bis dieser schließlich von der Klarinette als Thema vorgestellt wird. Nach einigen energischen Wiederholungen setzt der Marsch diesem Satz einen kraftvollen Schlusspunkt.

Es waren vor allem dieser dritte und der nun folgende vierte Satz, die die Hörgewohnheiten von Tschaikowskis Zeitgenossen auf die Probe stellten. Statt dem sonst üblichen heroischen Finalsatz wird diese Sinfonie von einem Satz in Andante beendet, das sich erst in den Streichern, dann in den Violinen und Bratschen gegen das Schicksal zu stemmen versucht, bevor Trommeln und Fanfaren das Werk beenden.

Tschaikowsky-Verehrer Gustav Mahler übernahm die Idee eines langsamen Finalsatzes in seiner 3. Sinfonie und 9. Sinfonie. Tschaikowsky, der oft den requiemartigen Aspekt seiner letzten Sinfonie betonte, schrieb den letzten Satz mit Absicht als Andante, damit niemand die Reihenfolge der beiden letzten Sätze vertauschen konnte.

Wirkung

Am 28. Oktober 1893 dirigierte Tschaikowski die Uraufführung des Werkes in St. Petersburg, auf der dieses vom Publikum jedoch eher mäßig aufgenommen wurde. Tschaikowski fand es schade, dass er "weder das Orchester noch das Publikum davon überzeugen konnte, dass dies mein bestes Werk ist" und dass er nie mehr etwas Besseres werde schreiben können. Nach seinem plötzlichen Tod am 6. November 1893 (die Theorien über die Todesursache reichen von unachtsamer Ansteckung mit Cholera bis hin zur Verurteilung Tschaikowskis durch ein "Ehrengericht" wegen seiner Homosexualität) führte Eduard Nápravník das Werk erneut auf. "Das Publikum nahm das Werk" nach Rimski-Korsakows Aussage "dieses Mal mit Begeisterung auf", und es "begann der unerhörte Siegeslauf des Werkes duch Rußland und ganz Europa".