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GAZ-12 ZIM

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GAZ-12 ZIM

Der GAZ-12 ZIM ist eine luxuriöse Limousine der Oberklasse die von den sowjetischen GAZ-Werken von 1950 bis 1960 hergestellt wurde. Die Abkürzung ZIM steht für Zavod Imeni Molotova, was innerhalb der Modellbezeichnung den Teil des damals offiziellen Namens der Fabrik wiedergeben sollte. Von diesem großen Auto, das den offiziellen Stellen der Sowjetunion vorbehalten war und von der normalen Bevölkerung nicht erworben werden konnte, insgesamt etwa 21.527 Exemplare hergestellt. Der Nachfolger war ab 1959 der Tschaika GAS-13.


Geschichte

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GAS-12 ZIM in der Fabrik in Gorki

Nach 1945 brachte der staatliche sowjetische Automobil- und Nutzfahrzeughersteller GAS, das damals offiziell noch Zavod Imeni Molotova (ZIM) hieß, einige neue PKW und andere Fahrzeuge heraus. Auf den 1946 vorgestellten Mittelklassewagen Pobeda folgte 1950 der große und luxuriöse GAZ-12 ZIM, nachdem auch staatliche Stellen nunmehr gerne ein neues großes und geräumiges Auto wünschten. Die Abkürzung ZIM stand für den den Teil des damals offiziellen Namens der Fabrik, der in die Modellbezeichnung mit übernommen wurde. Der GAS-12 stammte in wesentlichen Punkten vom GAS-20 Pobeda ab und wies ebenfalls eine selbsttragende Karosserie auf. Der ZIM ist stilistisch und technisch von ähnlicher Konzeption wie zeitgenössische US-amerikanische Automobile. Das Auto besaß eine wiederum US-amerikanischen Vorbildern ähnliche, aber bequeme und reichhaltige Ausstattung. Die Limousinen hatten drei Seitenfenster und 6 Sitzplätze, später kamen noch eine meist als Krankenwagen eingesetzte Kombiversion mit 4 oder 5 Türen und noch ein in sehr geringer Stückzahl gebautes viertüriges Cabriolet hinzu, das auch als Phaeton bezeichnet wurde. Während der 1948 erschienene ZIS 110, ein Nachbau des US-amerikanischen Packard 180 der Vorkriegszeit der mit den originalen von der Sowjetunion erworbenen Fertigungsanlagen hergestellt wurde, das Auto der höchsten Repräsentanten des Staates darstellte (darunter auch Josef Stalin selbst), war der GAS-12 ZIM eher dass Auto für die mittleren und gehobenen Kader. Der ZIM wurde wegen des hohen Preises nur eingeschränkt exportiert, darunter einige Exemplare nach Polen und der Tschechoslowakei, wobei das Auto hier wegen der eher gemütlichen Fahrleistungen keinen größeren Anklang fand und in der CSSR durch den 1955 vorgestellten Tatra T 603 ersetzt wurde. In der Sowjetunion hingegen war das Auto durchaus populär und sah einen noch langjährigen Einsatz, wobei das gros im Laufe der Jahre durch die 1959 erschienene als Nachfolger konstruierte Tschaika GAS-13 ersetzt wurde. Nach Ausmusterung aus dem Staatsdienst gelangte eine kleinere Anzahl Exemplare in Privathand. Im Jahre 1960 endete die Produktion des GAS-12 ZIM nach insgesamt 21.527 Exemplaren aller drei Versionen.

Fahreindruck

Der ZIM fährt sich im Grunde ähnlich zu vergleichbaren US-amerikanischen Automobilen jener Zeit. Der lange Radstand sorgt für einen im Prinzip ruhigen Geradeauslauf, aber bedingt durch die recht indirekte Lenkung (ohne Servohilfe) die einiges an Spiel aufweist sind häufig Korrekturen nötig, die beim Fahren dennoch nicht weiter ins Gewicht fallen. Aufgrund des hohen Gewichts (1940 kg vollgetankt bzw. über 2 t mit Fahrer) und der eher bescheidenen Motorleistung von 90 PS fallen die Fahrleistungen dementsprechend gemächlich aus, was zusammen mit der indirekten Lenkung (die im Stand und bei Kriechtempo schwergängig ist) jeden Versuch sportlicher Fahrweise von vorne herein vereitelt. Das Fahrverhalten ist aufgrund besagter Eigenschaften unproblematisch und stets im neutralen Bereich, denn die vorhandene Leistung kann das Fahrwerk im Straßeneinsatz praktisch nicht an dessen Grenzen bringen. Die vorhandene Leistung ist andererseits für eine ruhige und komfortable Fortbewegung auch heute noch gut akzeptabel, zumal der Federungskomfort an sich trotz der hinteren Starrachse an Blattfedern durchaus überzeugen kann. Bezüglich der Schaltung des Dreiganggetriebes empfiehlt es such trotz Synchronisation nur – wie in den 50er Jahren bei LKW's ohne Synchrongetriebe üblich – mit Zwischengas und Zwischenkuppeln zurückzuschalten. Die Verarbeitungsqualität des ZIM schwankte zu Beginn etwas, muß jedoch zumindest für die ab 1954 bzw. 1955 gebauten Exemplare als ordentlich bezeichnet werden. Der Sechszylinder-Reihenmotor läuft bei guter Einstellung von Vergaser und Zündung bemerkenswert ruhig, wegen des langen Kolbenhubs von 110 mm sind hohe Dauerdrehzahlen allerdings zu vermeiden. Am wohlsten fühlt sich der ZIM bei 80-90 km/h im dritten Gang, wobei jeder Versuch schneller Überholmanöver im heutigen Verkehr zu unterlassen sind. Die Trommelbremsen an allen vier Rädern verzögern das Auto ordentlich, auch wenn ein etwas höherer Kafteinsatz dafür nötig ist und die Werte freilich nicht mit denen späterer Autos verglichen werden dürfen. Der ZIM ist vom Charakter her ein ruhiger und bequemer Reisewagen.

Technische Daten

  • Länge: 5530 mm
  • Breite: 1900 mm
  • Gesamthöhe: 1660 mm
  • Radstand: 3200 mm
  • Bodenfreiheit: 200 mm
  • Motor: Sechszylinder-Reihenmotor, OHV-Ventilsteuerung, wassergekühlt (Pumpe und Thermostat)
  • Hubraum: 3485 cm³
  • Bohrung x Hub: 82 x 110 mm
  • Gemischaufbereitung: Ein Doppel-Fallstromvergaser K-21
  • Verdichtung: 6,7:1
  • Leistung: 90 PS (66 kW) bei 3600 U/min
  • Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung
  • Getriebe: Dreigang-Schaltgetriebe mit Lenkradschaltung, vollsynchronisiert
  • Antriebsart: Heckantrieb
  • Vorderachse: Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern, doppeltwirkende hydraulische Stoßdämpfer
  • Hinterachse: Starrachse an halb-elliptischen Blattfedern, doppeltwirkende hydraulische Stoßdämpfer
  • Leergewicht: 1800 kg
  • Gewicht vollgetankt: 1940 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: ?
  • Bremsanlage: Trommelbremsen rundum
  • Wendekreis: 7,4 m
  • Höchstgeschwindigkeit 130 km/h (Voll beladen: 120 km/h)
  • Normverbrauch: 15,5 Liter/100 km bei 50-60 km/h
  • Preis: 40,000 Rubel (1954)

Versionen

  • GAZ-12 ZIM
  • GAZ-12 ZIM Phaeton (Viertüriges Cabriolet)
  • GAZ-12 ZIM Krankenwagen

Siehe auch