Zum Inhalt springen

Chronologie der Luftfahrt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juli 2004 um 21:08 Uhr durch 84.135.217.203 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Geschichte der Luftfahrt (Luftfahrt, Fliegen, Fliegerei) handelt von der technischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der menschlichen Fortbewegung durch die Luft.

Der Traum, fliegen zu können wie ein Vogel, ist wohl so alt wie die Menschheit.

Der Legende nach hatte sich in der Antike Ikarus selbstgebaute Flügel aus Wachs und Vogelfedern angelegt, um aus einem Gefängnisturm auf Kreta zu entkommen. Als er der Sonne jedoch zu nahe kam, schmolz das Wachs und er stürzte ab. Es ist aber auch gleichzeitig der erste Bericht über einen erfolgreichen Flug: Ikarus´ Vater Daedalus (der die Flügel gebaut hatte, und überhaupt die ganze Idee mit dem Fliegen hatte) überstand diesen Flug wohlbehalten und erreichte Sizilien - immerhin.

Die ersten historisch nachweisbaren, vom Menschen geschaffenen Fluggeräte sind Drachen aus China. (4. bzw. 6. Jahrhundert v. Chr.)

17. Jahrhundert: Der Flächendrachen wird in Europa volkstümlich.

1777 Der Sträfling Dominikus Dufort springt mit einem "Fallschirmgewand" in St. Louis von einem hohen Gebäude und wird mit einer spontanen Geldsammlung belohnt.

1783 In der Neuzeit waren die Ersten (wohl die ersten Menschen überhaupt), die es schafften, sich längere Zeit fliegend oder schwebend in der Luft zu bewegen, die französischen Brüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier im Jahre 1783. Sie bauten Heißluftballone (Montgolfière) aus Papier als erstes Luftfahrzeug und schafften es damit, über einen beachtlichen Zeitraum die Erde zu verlassen und zu "Fliegen". Schon 1784 erreichte man Höhen von 4000 m. 1785 wurde der Ärmelkanal überquert. Fast zur gleichen Zeit 1783 stieg der erste Gasballon auf.

1783 Sébastian Lenormand vollführt Fallschirmabsprünge vom Turm des Observatoriums in Montpellier.

1797, 22. Oktober, André-Jaques Garnerin springt mit einem Fallschirm von einem Ballon ab und wird "offizieller französischer Staatsluftfahrer".

1799 Der Engländer Sir George Cayley (1773 - 1857) skizziert ein Gleitflugzeug mit einem Seiten- und Höhenleitwerk. Sein Manuskript gilt als Ausgangspunkt für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Fluggerät "schwerer als Luft". "Cayley war es, der die damals herrschende Verwirrung beseitigen half. ... Er wusste mehr als irgendeiner seiner Vorgänger ... und Nachfolger bis zum Ende des 19. Jahrhunderts." - Orville Wright. Trotzdem haben seine Erkenntnisse die weitere Entwicklung wenig beeinflusst.

1804 Sir George Cayley baut aufbauend auf seinem Flugzeugkonzept von 1799 ein erfolgreiches Gleitflugmodell, unbemannt.

1811 Weitere Experimente mit Fluggeräten unternahm der Schneidermeister Albrecht Ludwig Berblinger aus Ulm, der in die Geschichte einging als der "Schneider von Ulm". Er konstruierte in den Jahren 1810 bis 1811 einen Apparat, der ihm die Möglichkeit geben sollte, wie ein Vogel durch die Luft zu gleiten. Am 31. Mai 1811 versuchte Berblinger - in Anwesenheit des Königs - von der Adlerbastei aus über die Donau zu fliegen. Es mißlang, da keine Thermik vorhanden war. Leider war er seiner Zeit voraus und seine Experimente und sein selbst konstruiertes Fluggerät wurden verlacht, und er wurde geächtet, so dass er seine Forschungen zum Segelflug nicht weiter betreiben konnte. Ein 1986 nachgebauter Apparat konnte beweisen, dass der Flugapparat tatsächlich hätte fliegen können.

1821, 19. Juli. Benutzung von Leuchtgas zur Ballonfüllung (Charles Green).

1836, 7. und 8. November. Ballonfahrt über 722 km von London nach Weilburg durch Charles Green, Holland und Mason.

1838 Die Einführung der noch heute gebräuchlichen Reißbahn durch den Amerikaner John Wise entschärft das Problem, dass der Ballonkorb bei der Landung oft viele Meter über den Boden geschleift wird und durch Anker zum Halten gebracht werden muss.

1839 Charles Green und der Astronom Spencer Rush steigen im Freiballon auf 7 900 m Höhe.

1842, November. Erster vollständiger Entwurf eines Motorflugzeuges mit Dampfmaschinenantrieb durch den Englischen Ingenieur William Samuel Henson (in der Ausstellung). Die Patentschrift knüpft an die Arbeiten Cayleys an. Der Gründungsantrag für eine "Aerial Transport Company" (Aktiengesellschaft) wurde im englischen Unterhaus unter lautem Gelächter abgelehnt.

1849, 12. und 25. Juli. Erfolglose Bombardierung Venedigs mit Hilfe von Heißluftballons durch Österreich.

1849, 7. Oktober. Der Franzose Francisque Arban überquert im Freiballon die Alpen (Marseille-Stubini bei Turin).

1849 Sir George Cayley baut einen manntragenden Dreidecker der durch Seilstart am Hang erprobt wird. Ein erfolgreicher Eindecker-Flug findet 1853 mit Cayleys Kutscher als Pilot statt.

1852, 24. September. Das Luftschiff mit Dampfmaschinenantrieb des englischen Ingenieurs Henry Giffard erreicht eine Geschwindigkeit von etwa 10 km/h. siehe auch Henri Giffard.

1852 Gründung der ersten Gesellschaft zur Förderung der Luftfahrt (Societe Aerostatique de France).

1857 Nach erfolgreichen Modellversuchen nehmen die Französischen Brüder du Temple de la Croix ein Patent auf ein ausgereiftes Motorflugzeug.

1857 Der französische Kapitän Jean Marie Le Bries unternimmt nach Vogelstudien (Albatros) Flugversuche mit Schleppstart, die erfolgreich gewesen sein sollen. Der Flugapparat ist in einer frühen Fotografie (Nadar) belegt.

1858 Der französische Luftfahrer Nadar macht die erste Luftaufnahme.

1859, 1. und 2. Juli. Ballonfahrt über 1292 km durch John Wise mit drei Begleitern (St. Louis-Henderson, USA).

1862, 5. September. Der Aeronaut Coxwell und der engl. Physiker Glaisher erreichen bei einem dramatischen Aufstieg eine Höhe von 9 000 m.

1865 Jules Verne beschreibt in seinem Roman "Die Reise zum Mond" den Raketenstart von Cap Kennedy, von wo aus viele Jahre später tatsächlich die amerikanischen Raketenstarts erfolgten.

1865, 20. September. Jacob Brodbeck, unbemannter, motorisierter Flug, schwerer als Luft. Als Antrieb wurde eine Metallspirale ähnlich wie in einer Taschenuhr verwendet. Das Deutsche Museum in München verfügt über Pläne dieser Flugobjekte.

In Frankreich feiert man Clément Ader, 9. Oktober 1890 bis 14. Oktober 1897. Eine Dampfmaschine auf Gleisen soll für 50 Meter abgehoben haben. Der Flug war unkontrolliert.

Die ersten ernst zu nehmenden Flugversuche mit starren Segelfluggeräten unternahm dann der Deutsche Otto Lilienthal (1891) in Berlin und in Brandenburg. Ihm gelangen mit seinen Fluggeräten beachtliche Gleitflüge (mehr als 6000). Sein Verdienst um die Entwicklung der Luftfahrt besteht vor allem in seinen Studien zur Steuerbarkeit der Luftfahrzeuge.

Wichtige Flugpioniere um 1900 waren unter anderem Karl Jatho aus Hannover, Wilhelm Kress aus Wien, Lyman Gilmore, Richard Pearse und Gustav Weißkopf (Bayern/USA). Mit Fahrrad- bzw. Maschinenbau und Tragflächen-Experimenten kamen sie zu Teilerfolgen im Motorflug und zu Weiterentwicklungen (Steuerknüppel, Drachenflug, Flugzeugwerke).

Aber der Durchbruch der Fliegerei und die Entwicklung von Fluggeräten zu ernst zu nehmenden Verkehrsmitteln gelang erst nach der Erfindung kleiner, mobiler Verbrennungsmotoren wie sie durch Gottlieb Daimler und durch Carl Benz für den Einsatz in Straßen-und Wasserfahrzeugen aus dem Ottomotor entwickelt worden waren.

Mit Hilfe eines solchen Benzinmotors gelang es den amerikanischen Brüdern Orville und Wilbur Wright im Jahre 1903, ein weiterentwickeltes, lilientalsches Fluggerät dauerhaft anzutreiben und damit über einen längeren Zeitraum in der Luft zu halten. Vor allem aber waren sie die ersten, die ein Flugzeug mithilfe der von ihnen erfundenen Flügelverwindung in allen drei Achsen steuern konnten.

Diese erste Nutzung des Motorflugs löste im 20. Jahrhundert eine rasante Entwicklung immer modernerer und größerer Flugmaschinen aus.

Bereits im Ersten Weltkrieg wurden Kampfflugzeuge zu Tausenden produziert, doch beeinflusste deren Einsatz das Kriegsgeschehen nur bedingt. Seit dem Spanischen Bürgerkrieg wurden sie zur Hauptwaffe in der Kriegsführung und entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasant weiter.

Auch die zivile Luftfahrt erlebte eine rasche Entwicklung. Luftschiffe, vor allem Zeppeline, beherrschten die zivile Luftfahrt und waren Pionier bei den transatlantischen Verkehrsverbindungen. Mit dem großen Unglück von LZ129 Hindenburg begann das Ende dieser Ära und Propellermaschinen erschlossen nach dem Zweiten Weltkrieg die Luftrouten. Mit der Erfindung des Düsenantriebs wurden Flugreisen schneller und in den 1970ern auch billiger und für jedermann erschwinglich.

Nach nur hundert Jahren sind die "Flieger" (Flugzeuge) zu einem Verkehrsmittel von beachtlicher Bedeutung herangereift und die Fliegerei ist ein wichtiger eigener Wirtschaftszweig geworden.

Aber nachdem der Himmel in dem 1940er und 1950er mit Flugzeugen erobert waren, wurden die Träume von Jules Vernes Wirklichkeit und auch der Flug in den Weltraum in Angriff genommen. Erfolge wie die Mondlandung wurden nach wenigen Jahrzehnten erreicht. Aber bis zur bemannten Landung auf unserem Nachbarn, dem Planeten Mars, dauert es noch.

Siehe auch

Luftfahrt, Flugpioniere, Liste von Flugzeugtypen, Katastrophen der Luftfahrt, Geschichte der Lufthansa