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Ketzin/Havel

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Wappen Deutschlandkarte
Ketzin/Havel
Deutschlandkarte, Position der Stadt Ketzin/Havel hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 28′ N, 12° 51′ OKoordinaten: 52° 28′ N, 12° 51′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Havelland
Höhe: 32 m ü. NHN
Fläche: 93,64 km2
Einwohner: 6684 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km2
Postleitzahl: 14669
Vorwahl: 033233
Kfz-Kennzeichen: HVL, NAU, RN
Gemeindeschlüssel: 12 0 63 148
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausstraße 7
14669 Ketzin/Havel
Website: www.ketzin.de
Bürgermeister: Bernd Lück (FDP)
Lage der Stadt Ketzin/Havel im Landkreis Havelland
KarteBrieselangDallgow-DöberitzFalkenseeFriesackGollenberg (Havelland)GroßderschauHavelaueKetzin/HavelKleßen-GörneKotzen (Havelland)Märkisch LuchMilower LandMühlenbergeNauenNennhausenPaulinenauePessinPremnitzRathenowRetzowRhinowSchönwalde-GlienSeeblickStechow-FerchesarWiesenaueWustermarkBrandenburg
Karte

Ketzin/Havel ist eine amtsfreie Kleinstadt im Havelland zwischen Potsdam und Brandenburg an der Havel im Landkreis Havelland, Brandenburg. Bis zum 31. Dezember 2010 hieß die Stadt Ketzin.

Geografie

Ketzin liegt im Süden des Landkreises Havelland zwischen Brandenburg an der Havel (ca. 25 km) und Potsdam (ca. 22 km) am nördlichen Ufer der Havel. Im Gemeindeteil Paretz zweigen der Havelkanal und der Sacrow-Paretzer-Kanal von der Havel ab. Das Stadtgebiet rings um Ketzin ist eine geschützte Naturlandschaft mit einer ausgedehnten Seen- und Bruchlandschaft.

Nachbargemeinden

Die Stadt Ketzin/Havel grenzt (im Uhrzeigersinn)

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet gliedert sich in die Stadt Ketzin, fünf Ortsteile und acht Wohnplätze:[2]

Geschichte

Ketzin im Hochstift Brandenburg

Im Jahr 1197 wurde Ketzin erstmals urkundlich erwähnt. Ketzin und Etzin lagen bis 1571 im Hochstift Brandenburg, dem Reichsfürstentum des Bischofs des Bistums Brandenburg und waren darüber de jure nicht Teil der Mark Brandenburg.[3] 1375 wurde im Landbuch Kaiser Karls IV. berichtet, dass Ketzin Fährrecht besaß. 1424 wurde auf Gesuch der Schuhmacher und Lohgerber erstmals ein Markt abgehalten. 1738 wurde die Ketziner Fischergilde gegründet.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die bereits 1197 erwähnte St.-Petri-Kirche, die seit 1541 evangelisch war, durch einen Neubau ersetzt. Lediglich ein Teil des Wehrturms ist erhalten geblieben. Von den vier Glocken sind drei jüngeren Datums; eine stammt von Veit Dietrich (Lothringen, 1555). 1860 entdeckte der Lehrer Kaselitz unter feuchtem Wiesengrund gelegene Tonerde, mit der sich Ziegelsteine herstellen ließen. 1865 wurden die ersten Töpfer sesshaft, ab 1870 breiteten sich Ziegeleien aus. 1882 gab es 14 große Ziegeleien und 13 Tongruben. Der nordwestlich gelegene Burgwall (ehemals 120 × 160 m) ist nicht erhalten. Er fiel 1881 dem Tonabbau zum Opfer[4], wobei Rudolf Virchow immerhin dafür sorgte, dass die Wallanlage zuvor wissenschaftlich untersucht wurde, so dass viele Fundstücke erhalten blieben. 1892 wurde die Zuckerfabrik gebaut (1967 geschlossen). Am 13. Dezember 1893 wurde die Bahnlinie Ketzin – Nauen eröffnet. Seit Einstellung des Personenverkehrs am 22. Mai 1963 wird auf dieser Strecke nur noch Güterverkehr betrieben. 1900 wurde die Schiffer- und Schiffbauerinnung gegründet, 1911 wurde das umgebaute Rathaus eingeweiht, und es entstand die katholische Kirche für die 1885 gegründete katholische Gemeinde.

1917 zogen die 1720 von Christoph Späth am Halleschen Tor in Berlin gegründeten Späth'schen Baumschulen nach Ketzin um (von Neu-Falkenrehde). Der damalige Inhaber Hellmut Späth wurde am 15. Februar 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet. Am 25. April 1945 schlossen Einheiten der Roten Armee in Ketzin den Ring um Berlin und leiteten das Ende des Zweiten Weltkrieges ein.

1943 wurde das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, das bis dahin in Berlin auf dem Mitteljoch der Kurfürstenbrücke stand, zum Schutz vor Kriegseinwirkungen demontiert und zu Wasser auf einem Lastkahn nach Ketzin gebracht. Erst im Januar 1946 wurde der Prahm mit dem Reiterstandbild wieder nach Berlin geschleppt und im Borsighafen am Tegeler See vertäut.

Am 1. Juli 1950 wurde der Ort Knoblauch eingemeindet.[5] Paretz kam am 1. Januar 1960 dazu.[5] Gutenpaaren war bereits am 1. Juli 1950 nach Zachow eingemeindet worden.[5]

1964 wurde östlich von Ketzin in der Gemeinde Knoblauch der erste Untergrundgasspeicher der DDR in Betrieb genommen. Verschiedene Gasausbrüche bis an die Oberfläche zwangen 1966/67 zur Aufgabe des Ortes. Die Einwohner (1964: 460) wurden großzügig entschädigt und in Ketzin, Markee und Falkenrehde angesiedelt. Das Dorf einschließlich Kirche wurde vom Staat aufgekauft und abgerissen.

Am 22. Mai 1992 schloss sich Ketzin mit vier Gemeinden zum Amt Ketzin zusammen[6]. Sitz der Amtsverwaltung war die Stadt Ketzin. Im Zuge der Gemeindereform in Brandenburg wurde das Amt Ketzin zum 26. Oktober 2003 wieder aufgelöst. Die amtsangehörigen Gemeinden Etzin[7], Falkenrehde, Tremmen und Zachow wurden zu diesem Zeitpunkt in die Stadt Ketzin eingegliedert[8].

Seit dem 1. Januar 2011 trägt Ketzin wieder seinen alten Stadtnamen Ketzin/Havel.[9]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875 2 569
1890 3 462
1910 3 771
1925 3 079
1933 3 475
1939 3 415
1946 5 107
1950 4 732
Jahr Einwohner
1964 4 179
1971 4 995
1981 4 565
1985 4 520
1989 4 287
1990 4 201
1991 4 146
1992 4 143
1993 4 124
1994 4 127
Jahr Einwohner
1995 4 064
1996 3 990
1997 3 944
1998 3 968
1999 3 976
2000 3 959
2001 3 933
2002 3 942
2003 6 503
2004 6 487
Jahr Einwohner
2005 6 541
2006 6 483
2007 6 488
2008 6 448
2009 6 403
2010 6 405
2011 6 379
2012 6 405
2013 6 389
2014 6 355
Jahr Einwohner
2015 6 412
2016 6 474
2017 6 503

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[10][11][12]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung von Ketzin besteht aus 18 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab folgende Sitzverteilung:[13]

Bürgermeister

  • 1998–2003 Antje Fredrich (CDU)[14]
  • seit 2003 Bernd Lück (FDP)[15]

Lück wurde in der Bürgermeisterwahl vom 11. September 2011 ohne Gegenkandidat mit 88,4 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von acht Jahren[16] in seinem Amt bestätigt (Wahlbeteiligung 30,5 %).[17]

Wappen

Das Wappen wurde am 5. November 2004 genehmigt.

Blasonierung: „In Blau aufrecht nebeneinander und silbern eine Garnnadel (Knüttespun), ein Bindestock mit der Spitze nach unten und ein mit dem Bart nach außen gekehrter Schlüssel.“[18]

Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Diemar gestaltet.

Flagge

Die Flagge ist Blau - Weiß - Blau im Verhältnis 1:3:1 gestreift mit dem Stadtwappen in der Mitte.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Ketzin/Havel mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmalen.

Falkenrehde

Dorfkirche Falkenrehde
  • Dorfkirche von 1750, 1910 baulich verändert und um den Westturm ergänzt
  • Gedenksteine von 1955 auf zwei Ehrengräbern für umgekommene sowjetische Soldaten und Kriegsgefangene, die in einem Barackenlager im Ortsteil Neufalkenrehde interniert waren, auf dem Friedhof hinter der Kirche von Falkenrehde

Gutenpaaren

  • Mittelalterliche Dorfkirche, Turm wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert, gotisierender Umbau 1863
  • Gutshof Dorfstraße 22/23, Wohnhaus mit 2 Stallgebäuden, erbaut um 1800 von Familie v. Eckenbrecher, denkmalgeschützt seit 2005, desolater Zustand
  • Gutshaus Dorfstr. 27, im Kern Fachwerkbau von vor 1700, vermutlich Mitte des 18. Jh. modernisiert, Denkmalschutz seit 2005
  • Sühnekreuz an der Dorfstraße

Ketzin

  • Rathaus, 1887 als Wirtschaftsgebäude errichtet, bis 1907 Kaiserliche Post, 1911 nach Anbau eines Seitenflügels und des Turmes Rathaus
  • Evangelische St. Petri-Kirche: 1758–1763 als barocke Saalkirche erbaut, der Turm stammt vom Vorgängerbau aus der Zeit um 1200, im Innern ein barocker Orgelprospekt und eine barocke Kanzel
  • Katholische Kirche Rosenkranzkönigin, 1910/11 errichteter neugotischer Backsteinbau mit 40 Meter hohem Turm
  • Bahnhof Ketzin mit historischem Fahrzeugpark, bis April 2018 beispielsweise einem Zug der DR-Baureihe VT 18.16 (jetzt im DB Museum Nürnberg)[19]

Paretz

Tremmen

  • Evangelische St.-Marien-Kirche, einschiffiger kreuzförmiger gewölbter Backsteinbau, im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil als Wallfahrtskirche errichtet. Die beiden Türme wurden 1724 im barocken Stil erhöht und mit Zwiebelhauben versehen. Am Westgiebel der Kirche befindet sich eine Außenkanzel, von der aus vorbeiziehenden Pilgern und Gläubigen der Segen erteilt wurde.

Zachow

Der Ursprung von Zachow liegt im Jahr 1170. Die Dorfkirche Zachow ist ein im Ursprung gotischer, im 18. Jahrhundert barock umgebauter Kirchenbau. Auffällig ist ein gotischer Blendengiebel. In der Nähe Zachows liegt der Trebelsee, auf dem Wassersportarten möglich sind.

Regelmäßige Veranstaltungen

Im August findet jährlich das Fischerfest mit einem großen Fischzug auf der Havel statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Im Stadtteil Ketzin kreuzen sich die Landesstraßen L 86 (NauenGroß Kreutz) und L 92 (RoskowNeu Fahrland). Den Ortsteil Falkenrehde durchqueren die L 204 (früher Teilabschnitt der B 273) und die L 862 als Verbindung zwischen Ketzin und Falkenrehde. Zwischen Ketzin und Schmergow verkehrt im Verlauf der L 86 eine Fähre über die Havel, die erstmals 1375 als Floß erwähnt wurde.

Östlich der Gemeinde verläuft die Bundesautobahn A 10 (westlicher Berliner Ring) mit der Anschlussstelle Potsdam-Nord (ca. 8 km entfernt).

Nächster Bahnhaltepunkt ist Marquardt an der Bahnstrecke Jüterbog–Nauen (Bestandteil des Berliner Außenrings), der von der Regionalbahnlinie RB 21 (WustermarkPotsdam Hauptbahnhof) bedient wird.

Der Bahnhof Ketzin war Endpunkt der Bahnstrecke Nauen–Ketzin, auf der der Personenverkehr 1963 eingestellt wurde.

Das Stadtgebiet und die größeren Ortsteile werden durch Buslinien von Potsdam und Nauen nach Ketzin erschlossen.

Bildung

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Commons: Ketzin/Havel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2024 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, basierend auf dem Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg - Stadt Ketzin/Havel
  3. Gustav Abb und Gottfried Wentz: Das Bistum Brandenburg. Erster Teil, In: Germania sacra, Berlin und Leipzig 1929, Walter de Gruyter, S. 68 f.
  4. Ketzin-der slawische Burgwall
  5. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7
  6. Bildung des Amtes Ketzin. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 21. April 1992. Amtsblatt für Brandenburg - Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 33, 22. Mai 1992, S. 501.
  7. Eingliederung der Gemeinde Etzin in die Stadt Ketzin. Mitteilung des Ministeriums des Innern vom 30. April 2002. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 13. Jahrgang, 2002, Nummer 20, Potsdam, 15. Mai 2002, S. 519 PDF
  8. Viertes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming (4.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 05, S. 73
  9. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2017. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.maerkischeallgemeine.de Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 30. Dezember 2010, gelesen am 1. Januar 2011
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Havelland. S. 14–17
  11. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  12. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  13. Ergebnis der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014
  14. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Havelland
  15. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 25
  16. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  17. Ergebnis der Bürgermeisterwahl vom 11. September 2011
  18. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  19. Letzter „DDR-ICE“ auf dem Weg ins Museum. Abgerufen am 14. Mai 2018 (deutsch).