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Kinderfilm

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Kinderfilme sind für Fernsehen oder Kino produzierte Filme, die sich in erster Linie an Kinder richten. In thematischer und stilistischer Hinsicht gibt es kaum Beschränkungen, ihre Präsentation passt sich jedoch den Ansprüchen und Bedürfnissen der Zielgruppe an.

Filme, die speziell für Kinder produziert werden, handeln oft von jungen Menschen. Mehr noch als Filme für Erwachsene benötigen Kinder Identifikationsfiguren, die ihnen gleichaltrige Figuren bieten. Sind die Hauptfiguren Erwachsene, dann häufig in Märchen (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Die Braut des Prinzen, Shrek).

Familienfilme hingegen richten sich an die ganze Familie. Identifikationsfiguren bieten dort oft Fantasiefiguren oder Erwachsene in Rollen, in denen Kinder über sie lachen können (Laurel & Hardy).

Der Hauptunterschied zwischen Familienfilmen und Kinderfilmen liegt darin, dass nur Kinderfilme spezifisch kindliche Erfahrungen transportieren.

Filmklappe
Filmklappe


Definition

Zielgruppe

In den 1950er- bis 1970er-Jahren waren Kinderfilme für eine Altersgruppe von sechs bis ca. vierzehn Jahren ausgelegt. Aufgrund der früher einsetzenden Pubertät verschob sich danach die Altersgruppe auf ungefähr vier bis zwölf Jahre. Danach interessieren sich Heranwachsende mehr für das Angebot an Jugendfilmen.

Kinderfilme orientieren sich am Erfahrungshorizont der Hauptrolle. Ist diese Person etwa fünf Jahre alt, hat sie ganz andere Erfahrungen als ob der Protagonist etwa zehn Jahre alt wäre. Daher werden ältere Kinder mit mehr Erfahrungen einen Film mit einer fünfjährigen Hauptperson weniger interessant finden. Umgekehrt können sich kleinere Kinder durchaus mit einem älteren Charakter identifizieren, da sie von den reiferen Kindern lernen können. Ist die Kluft der Erfahrungen zwischen den Zuschauern und den Figuren allerdings zu groß, ist ein solcher Film für diese zumeist eher langweilig.

Filme, die gezielt jüngere Kinder ansprechen, wie zum Beispiel die Astrid-Lindgren-Verfilmung Lotta aus der Krachmacherstraße, haben deswegen eine kleinere Zielgruppe, weshalb der Film wirtschaftlich schwerer zu vermarkten ist. Daher sind Filme speziell für kleinere Kinder eher selten zu finden.

Abgrenzung

Nicht jeder Film, in dem ein Kind die Hauptrolle übernimmt, ist ein geeigneter Kinderfilm. In Der Himmel fällt beispielsweise wird über eine Kindheit berichtet; dort geht es mehr um den Faschismus als um die Sichtweise der Kinder.

Familienfilm

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Fantasiefigur als Identifikationsfigur beim Familienfilm

Bei einem Familienfilm, auch als Family Entertainment bezeichnet, werden im Gegensatz zum Kinderfilm auch Erwachsene als Zuschauer miteinbezogen. Es werden Handlungsebenen für Erwachsene eingebunden, ohne die Kinder als Zuschauer zu langweilen.

Der Begriff des Familienfilms ist dabei erst in den 1990er-Jahren aufgetaucht, um den Begriff Kinderfilm bei der Vermarktung von Filmen zu vermeiden. Kinderfilme mußten früher mit niedrigen Budgets auskommen und wurden dementsprechend häufig als wenig attraktiv angesehen. Außerdem sollte Erwachsenen als möglichen Begleitpersonen von Kindern vermittelt werden, dass bei der Produktion eines Film auch ihre Interessen berücksichtigt worden waren, um diese als zusätzliche Zuschauer zu gewinnen.

Tatsächtlich waren Familienfilme bereits vor Einführung dieses Labels gedreht worden. Hierbei hatte sich vor allem Disney hervorgetan, das sich mit ihren Realfilmen zwar regelmäßig auch an Kinder als Zuschauer wandte, aber häufig Erwachsene als Hauptpersonen einsetzte (Mary Poppins, die Herbie-Reihe, Der fliegende Pauker) und auch diese unterhalten wollte.

Familienfilme setzen auf zumeist leichte Unterhaltung und haben die Familie als Zielgruppe. Die Hauptpersonen dieser Filme sind mitunter Kinder (Kevin – Allein zu Haus), aber auch Erwachsene (Mrs. Doubtfire). Oft bilden die Protagonisten eine Familie (Im Dutzend billiger). Beliebt sind als Hauptfiguren oft Tiere (Ein Hund namens Beethoven, Cats & Dogs – Wie Hund und Katz) oder Fantasiefiguren wie zum Beispiel Hexen (Das Mädchen auf dem Besenstiel) oder Außerirdische (E. T. – Der Außerirdische). Auch viele Animationsfilme richten sich an die ganze Familie, indem sie etwa wie Die Unglaublichen – The Incredibles Bezüge zu anderen Filmen aufbauen, die Kinder nicht erkennen. So sollen sich Zuschauer jeder Altersgruppe angesprochen fühlen.

Der Zeitgeschmack kann sich aber auch ändern: Heute gelten Märchenfilme als die ersten deutschen Kinderfilme, wurden aber tatsächlich als Unterhaltung für alle Altersgruppen produziert.

Ein wesentlicher Unterschied ergibt sich auch bei differenzierten Verwertunng im Kino und Fernsehen: häufig ist ein Kinderfilm auf den Nachmittag beschränkt, Familienfilme werden dagegen auch am Abend gezeigt.

Kinderfilm-Genres

Realfilm

Ziel des Kinderfilms ist im Allgemeinen, den Kindern etwas über die Welt um sie herum zu erzählen, ihre Phantasie anzuregen und sie vielleicht auch etwas lernen zu lassen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Beschreibung der charakterlichen Entwicklung der Protagonisten. Dieser entwickelt sich zu einem besonderen Individuum, wie bei Whale Rider oder Der zehnte Sommer. Die Zuschauer sollen angeleitet werden, sich mittels der Reflexion bezüglich der Hauptpersonenen über sich selbst bewußt zu werden.

Fast alle Filmgenres finden sich im Kinderfilm wieder. Die Palette reicht vom Liebesfilm (Eva und Adam) über den Tierfilm- der sowohl die amerikanischen Klassiker Lassie und Flipper wie moderne Filme wie Vier Freunde und vier Pfoten, Free Willy oder Amundsen der Pinguin umfasst- über das Roadmovie wie bei Selma und Johanna bis zum Kriminalfilm (Die Distel). Eine Reihe von Kinderfilmen enthalten Elemente des Abenteuerfilms (Die Goonies) oder des Märchens (Die Braut des Prinzen). Diese Filme sind vor allem dann als kindgerecht anzusehen, wenn die Probleme am Ende nicht einfach mit Gewalt gelöst werden oder über den Gewalt Ausübenden triumphiert wird.

Für andere Filmgenres, wie Pornofilme existieren im Kinderfilm keine Entsprechung, da sie nicht altersgerecht sind. Von dem Horrorfilm-Genre wird nur die abgeschwächte Variante der Gruselgeschichten, etwa Spuk unterm Riesenrad oder Spuk im Hochhaus, die für ältere Kinder geeignet sind, verwendet.

Eine Reihe vor allem amerikanischer Kinderfilme sind letztlich bloße Actionfilme, bei denen sich die Zuschauer als kleine Erwachsene fühlen können (wie Spy Kids) und die die kindliche Bedürfnisse eher vernachlässigen.

Ein großes Interesse bei Kindern können mitunter auch Dokumentarfilme wecken. Dabei sind diese thematisch nicht nur auf Tierdarstellungen beschränkt (Nomaden der Lüfte, Die Reise der Pinguine). Mad Hot Ballroom zeigt, wie Kinder mittels Erfolgserlebnissen beim Tanzen ihr Selbstbewusstsein steigern können.

Es gibt auch typische Motive, die sich in Kinderfilmen häufig wiederholen. Hierzu gehört etwa das Thema vom getrennten Geschwisterpaar, das sich zufällig trifft und die Rollen tauscht. Von Erich Kästner für Das doppelte Lottchen ersonnen, gab es hiervon in den letzten Jahren eine deutsche (Charlie und Louise), eine norwegische (Der chaotische Elterntausch) und eine Vielzahl amerikanischer (zuletzt Ein Zwilling kommt selten allein) Versionen.

Animationsfilm

Zeichentrickfilme wurden in der westlichen Kultur lange als Kinderfilme wahrgenommen. Etabliert wurde diese Ansicht durch die Walt Disney-Filme, die zumeist Adaptionen von Kinderbüchern waren und in denen alle Elemente entfernt wurden, die als für Kinder ungeeignet angesehen wurden.

In anderen Kulturen hingegen, z.B. Japan, richten sich viele Zeichentrickfilme ausdrücklich nicht an kindliche Zuschauer. Diese Haltung fand ab den 70ern zunehmend Verbreitung in Amerika und Europa, sodass Filme ganz bewusst gegen die scheinbare Tradition der reinen Kinderfilme verstießen und nicht mehr für diese geeignet waren. Der anarchistische Fritz the Cat und seine Nachfolger galten als Produkt der Underground-Bewegung jener Zeit und zielten auf ein ausschließlich erwachsenes Publikum ab.

Konkurrenzprodukte zu Disney aus den 1980er- Jahren wie Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh, Watership Down, Die Hunde sind los und Wenn der Wind weht waren zwar ab sechs Jahren freigegeben, aber nicht für ein ausschließlich kindliches Publikum gedacht. Auch zogen sie durch ihre düstere Atmosphäre, ihre Mehrdeutigkeit und ihre durchaus vorhandene gesellschaftskritische Haltung ebenfalls ein älteres Publikum an, das -soweit Tiere als Protagonisten eingesetzt wurden- dessen Fabelcharakter erkannte.

Don Bluth, der Regisseur von Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh, drehte anschließend in den 1990er-Jahren Feivel der Mauswanderer und In einem Land vor unserer Zeit, die noch einfacher gehalten waren als die Disney-Filme und jeweils unzählige Fortsetzungen erhielten.

Die amerikanischen Zeichentrickfilme hatten Ende der 1990er-Jahre immer weniger Erfolg im Kino. Anfang der 2000er Jahre wurden sie von computeranimierten Filmen verdrängt.

Das bekannteste Zeichentrickstudio ist seit den 2000er-Jahren das japanische Studio Ghibli, dessen kindgerechter Film Chihiros Reise ins Zauberland im Jahr 2002 als erster Trickfilm in Konkurrenz gegen Realfilme den Goldenen Bären der Berlinale gewann.

Eine andere Art von Trickfilmen stellt die Stop-Motion-Technik dar, mit der etwa die Wallace & Gromit-Filme produziert wurden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das düstere, schwarzhumorige Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche.

Geschichte des Kinderfilms in deutschsprachigen Ländern

Deutschland

Deutsches Kaiserreich

Filme, die speziell für Kinder produziert wurden, gab es in den Anfängen der Filmgeschichte nicht. Zwar war bereits 1897 ein Hänsel und Gretel- Film gedreht worden, jedoch galten Märchen als allgemeines Kulturgut, deren Verfilmungen nicht primär für Kinder vorgenommen wurde. Zwei frühe Märchenverfilmungen, Rübezahls Hochzeit (1916) und Der Rattenfänger (1918), inszenierte Paul Wegener. Ebenfalls noch während des Ersten Weltkrieges führte Paul Leni 1917 bei Dornröschen Regie.

Weimarer Republik

Als Pionierin des Kinderfilms in Deutschland Lotte Reiniger produzierte ab 1919 zahlreiche Scherenschnittfilme, wobei sie nicht nur Märchen ihrer Landsmänner verarbeitete, sondern auch Motive aus Tausendundeiner Nacht und Doktor Dolittle und seine Tiere aufgriff.

Einer der ersten Real-Kinderspielfilme mit Ton ist die Erich-Kästner-Adaption Emil und die Detektive (1931), für die Billy Wilder das Drehbuch verfasste.

Nationalsozialismus

Das wichtigste Kinderfilmgenre im Nationalsozialismus bildete der Märchenfilm. Obwohl das NS-Kino einige Kinderdarsteller hervorbrachte, wurden diese nicht in speziellen Kinderfilmen eingesetzt. Siehe dazu auch Kinder- und Jugendfilm im Nationalsozialismus.

DDR

In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Produktion von Spielfilmen massiv vorangetrieben. Ziel der Kulturpolitik war in den 1940er- und 1950er-Jahren die Erziehung des deutschen Volkes im humanistischen, antifaschistischen und demokratischen Geist. 1946 wurde zu diesem Zweck die DEFA gegründet.

Der erste Film der DDR, in dem Kinder im Mittelpunkt standen, war 1946 Irgendwo in Berlin, in dem Gustav und seine Freunde das Trümmerfeld Berlin zu einem Abenteuerspielplatz machen. Der erste gezielt für Kinder produzierte Film war Die Störenfriede (1953). In diesem Film geht es um die 13-jährige Vera, die es sich zur Aufgabe setzt, zwei aufmüpfige Jungen zu guten Pionieren zu erziehen.

Die DEFA gründete in den 1950er-Jahren ihren Ruf einer Produktionsfirma hervorragender Kinderfilme vor allem auf ihre aufwendigen Märchenfilme wie Die Geschichte vom kleinen Muck, Zwerg Nase und Das kalte Herz. Noch bis zum Ende der DDR entstanden märchenhafte Filme wie Gritta von Rattenzuhausbeiuns (1984).

Aufgrund der Filmzensur konnten in der DDR nicht alle Themen behandelt werden. Kinderfilme wurden deshalb als Möglichkeiten gesehen, den Zwängen auszuweichen. So finden sich zum Beispiel in Märchenfilmen wie Wie heiratet man einen König von 1969 und Sechse kommen durch die Welt (1972) zahlreiche hintersinnige Anspielungen auf den Alltag in dem Herkunftsland.

Auch ihre realistischen Filme genossen hohes Ansehen. Schon in den 1950er-Jahren wurde in den DDR-Kinderfilmen großen Wert auf eine wirklichkeitsgetreue Darstellung der Lebensumgebung von Kindern gelegt. In Berlin- Filmen der 1950er-Jahre wie Alarm im Zirkus (1953) oder Sheriff Teddy (1957) wurden in der noch nicht durch die Mauer geteilten Stadt die Geschichten von Kindern aus West- und Ostberlin erzählt. In der Dramaturgie dieser Filme wurden allerdings die sozialistischen Ideale deutlich hervorgehoben.

Ab den 1960er-Jahren enthielten sich die Filme zunehmend der politischen Indoktrination, ohne aber die Auswirkungen des politischen Systems zu verleugnen. Trotz mangelnder finanzieller Möglichkeiten betonten diese Filme Fantasie und Poesie. Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen von 1964 ist der erste Film, die diese Richtungsänderung anzeigt. In diesem Kinderkrimi geht es um Bewohner eines Kinderheimes, die sich gemeinsam auf die Suche nach dem titelgebenden Tier machen. Alfons Zitterbacke ist die humorvolle aber auch nachdenkliche Geschichte aus dem Leben eines Lausbuben.

Die Vermischung einer realen Lebensumgebung mit fantasievollen Elementen setzte sich in den 1970er-Jahren spürbar fort. Der Ton in den Filmen wird leichter, gleichzeitig werden die Sozialstudien den Lebensumgebung von Kindern noch differenzierter. Hierfür steht beispielhaft Susanne und der Zauberring, dessen Protagonistin sich trotz eigener Interessen mit ihren Mitschülern anfreundet. Das Pferdemädchen (1979) erzählt von der Liebe eines Mädchens zu Tieren und der sich daraus ergebenden Verantwortung. Der Western Blauvogel wiederum beschreibt die Geschichte eines weißen Jungen, der bei Indianern aufwächst.

In den 1980er-Jahren wurde der Kinderfilm zunehmend als Möglichkeit erkannt, sich den vorgeschriebenen sozialistischen Idealen zu widersetzen und eigene ästetisch neue Ausdrucksformen zu benutzen. Es entstanden Filme wie Sabine Kleist, sieben Jahre (1982), Der lange Ritt zur Schule, Das Eismeer ruft (1984), Moritz in der Litfaßsäule oder Das Schulgespenst.

Auch unbequeme Themen wie Behinderungen (Rückwärtslaufen kann ich auch) oder Verfolgung in der Nazizeit (Die Sprungdeckeluhr) wurden thematisiert.

BRD 1945 bis in die 1980er

Im Nachkriegsdeutschland wurden kaum Kinderfilme gedreht. Vielmehr wurden die so genannten Lustspiele mit Heinz Rühmann, Liselotte Pulver oder Heinz Erhardt als kindgerechte Familienfilme angesehen. Eine realistische Darstellung der Gefühls- und Verhaltenswelt von Kindern fand dort nicht statt. Die Kinder verhalten sich bei allen Streichen in Filmen wie Wenn der Vater mit dem Sohne und Vater braucht eine Frau (1952) immer gehorsam, respektvoll und harmoniesüchtig. Es handelt sich stets eher um eine Wunschvorstellung, wie die Elterngeneration gerne ihre Kinder sehen würde. Hinzu kam, dass durch die Nivellierung des Jugendschutzgesetzes von 1957 der Kinobesuch von Kindern unter sechs Jahren verboten wurde. Erst 1985 wurde das Verbot wieder aufgehoben. Dementsprechend wurden in dieser Zeit auch keine Filme für kleinere Kinder produziert.

Als problematisch erwies sich zudem, dass außer den Erich-Kästner- und Heidi-Büchern kaum deutschsprachige literarische Vorlagen existierten, auf die man zurückgreifen konnte. So wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren hauptsächlich Märchenfilme wie zum Beispiel Frau Holle (1961) gedreht. Die Dramaturgie dieser Märchenfilme setzte dabei ganz auf die bewahrpädagogischen Ansätze der Adenauer Ära, die Kinder von allen Dingen des realen Lebens fern halten wollte. In den Märchenfilmen wurden sämtliche Gewaltszenen aus den Vorlagen soweit es ging herausgelassen und Kindern wurde eine „heile Welt“ gezeigt.

In den 1960er-Jahren gab es eine Kinokrise in Deutschland. Die Ursache lagen zum einem in der Verbreitung des Fernsehens, sowie in der mangelnden Akzeptanz von deutschen Filmen aus dieser Zeit. Dies führte zum Oberhausener Manifest von 1962, das den deutschen Film veränderte. Nun sollte die Suche des Autors nach künstlerischem Ausdruck im Mittelpunkt stehen. Der Kinderfilm blieb allerdings von dieser Entwicklung ausgeschlossen. In diesem Jahrzehnt entstanden nur 10 Kinderfilme.

In den 1970er-Jahren kamen die ersten Impulse eines veränderten Medienverständnisses für Kinder aus dem Fernsehen. Kinder sollten nun nicht mehr von allem geschützt werden, sondern die Medien sollten ihnen Anregungen geben, Wissen vermitteln, und ihr soziales Lernen unterstützen. So entstanden Fernsehsendungen wie Die Sendung mit der Maus.

Dies führte wiederum bei Kinderfilmen zu neuen ästhetischen Erzählweisen wie zum Beispiel bei Tschetan, der Indianerjunge (1972). Filme setzten sich glaubwürdig mit den Problemen von Kindern auseinander setzten, wie beispielsweise Ein Tag mit dem Wind (1978) oder Metin (1979). Der Film Die Vorstadtkrokodile erzählt von Umgang mit einem behinderten Jungen.

Zudem entstanden in den 1970er-Jahren die erfolgreichen Räuber-Hotzenplotz-Verfilmungen. Typisch für die Schwierigkeiten, die es in Deutschland mit Kinderbüchern gab, waren die Rassismus-Vorwürfe gegen Pippi Langstrumpf und Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer.

Daneben gab es zahlreichen Verfilmungen der Karl-May-Western, die mittlerweile als Familienfilme gelten und seit den 1990er-Jahren von der FSK mit einer Altersfreigabe „ab 6“ versehen worden sind.

Kinderfilme, die sich speziell mit der Gefühlswelt der Kinder auseinander setzen, wurden in den 1980er-Jahren in der BRD kaum gedreht. Eine der wenigen Ausnahmen ist der 1983 entstandene erfolgreiche Kinderfilm Flussfahrt mit Huhn, der als moderner Klassiker dieses Genres gilt. Sehr häufig entstanden dagegen Komödien mit Thomas Gottschalk, Mike Krüger, Dieter Hallervorden und Otto Waalkes, welche man als Familienunterhaltung einstufte. Die Intelligenz und Poesie und Wärme der zur selben Zeit in der DDr produzierten Filme ließen sie in der Regel jedoch vermissen.

Bei der Verfilmung des erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchs Die unendliche Geschichte wurde mehr Wert auf besondere Filmtricks gelegt als auf eine genaue Umsetzung des Buches. Bei der Verfilmung von Momo hingegen gelang es, die Vorzüge des Romans auf die Leinwand zu übertragen.

Fantasyfilme mit Hexen und Zauberer kamen in Mode, bei Trick- und Realfilmen

Deutschland nach der Wiedervereinigung

Mit dem Ende der DDR sank die Produktionszahl von Kinderfilmen erheblich. Trotzdem stellen sie seit den 1990er-Jahren den einzigen stabilen Bereich der Kino-Industrie dar. So gibt es mittlerweile eine Reihe von Büchern, auf die die Kino-Industrie zurückgreifen kann. Bibi Blocksberg, Das Sams oder Die wilden Kerle sind allesamt professionell produziert, warten mit Stars in den Erwachsenenrollen auf und wurden aufwendig vermarktet. Bibi Blocksberg wurde so der erfolgreichste deutsche Spielfilm im Jahr 2002. Alle genannten Filme erhielten Fortsetzungen. Auch Bücher Erich Kästners wurden erneut verfilmt und dabei modernisiert (Das fliegende Klassenzimmer, Emil und die Detektive). Auch von Räuber Hotzenplotz gab es 2006 eine neue Kinoversion. 2005 entstand basierend auf der gleichnamigen Fernsehsendung mit Peter Lustig Löwenzahn - Der Film: Die Reise ins Abenteuer.

Neben Literaturverfilmungen entstehen weitere Kinderfilme in Deutschland, wie zum Beispiel Der Mistkerl (2001). In diesem Film geht es um ein 10-jähriges Mädchen, das sich mit einem neuen Vater zurechtfinden muss.

Zunehmendem Erfolg erzielt auch die deutsche Trickfilm-Industrie. So wurden Der kleine Eisbär und Pettersson und Findus hierzulande erstellt und erreichen ein Millionenpublikum. Ebenfalls als Zeichentrickversion entstand Felix - Ein Hase auf Weltreise. Mit Back to Gaya lief der erste komplette deutsche Digitalfilm im Kino. Schwieriger haben es dagegen kleinere, poetische Filme wie Der zehnte Sommer, in dem ein Kind seinen Privatzoo gegen Erwachsene verteidigt. Sherlock Holmes und die sieben Zwerge von 1994 orientiert sich sich am DEFA-Kinderfilm.

Ein engagierter Kinder- und Jugendfilm ist das Roadmovie Pauls Reise, in dem es um einen leukämiekranken Jungen geht. Wer küsst schon einen Leguan? (2004) erzählt die Geschichte eines 13-jähigen der von seiner Mutter vernachlässigt wird, und einen neuen Ersatzvater findet.

Bezeichnend für das Ansehen deutscher Kinderfilme ist das Abschneiden beim 22. Chicago International Children’s Film Festival 2005. Dort wurden gleich vier Filme ausgezeichnet: Mein Bruder ist ein Hund, Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen, Der Schatz der weißen Falken sowie Lauras Stern. Daneben erzielten 2005 der Weihnachtsfilm Es ist ein Elch entsprungen und Villa Henriette im Kino Erfolge.

Ungewöhnlich ist der Gewinner des Deutschen Filmpreises 2006 als Bester Kinder- und Jugendfilm: es handelt sich um Die Höhle des gelben Hundes. Der Film, der in der Mongolei spielt, gewährt tiefe Einblicke in den mongolischen Glauben und in den Alltag einer traditionell mongolischen Nomadenfamilie.

Österreich

Die Kinderfilme aus Österreich zeichnen sich vor allem durch eine sehr abenteuerliche Handlung aus, wie etwa in Die Knickerbocker-Bande: Das sprechende Grab (1994) oder auch Die 3 Posträuber (1998).

Aber auch gefühlvolle Kinderfilme kamen aus Österreich. Wie zum Beispiel Jonathana und die Hexe (1976). In diesem Film geht es um einen Jungen, der alleine bei seinem vielbeschäftigen Vater lebt, und Trost bei einer alten Frau findet.

Zudem beteiligte sich auch Österreich als Koproduzent bei Kinderfilmen. Zum Beispiel beim Animationsfilm Die Biene Maja (1975). Der Sommer mit den Burggespenstern (2002) erzählt die Geschichte von einem kanadischen Filmteam, die die Ruhe von Schlossgespenstern auf einem österreichischen Schloss stören.

Schweiz

Beim Schweizer Kinderfilm denkt jeder sofort an Heidi. Dieser Roman von Johanna Spyri wurde in der Schweiz mehrfach verfilmt, angefangen von Heidi von 1952 über den ersten Schweizer Farbfilm Heidi und Peter (1955) bis hin zu einer modernen Fassung von 2001 (Heidi).

Aber auch bei Filmen, bei denen man nicht automatisch an die Schweiz denkt, ist diese als Koproduzent beteiligt. Wie zum Beispiel bei Die rote Zora (1979), Anna, Anna (1992), und Villa Henriette (2004). Ebenso werden Animationsfilme in der Schweiz produziert, wie beispielsweise Pingu (1987).

Der Kinderfilm in anderen Ländern

(Anm.: Die Länder sind alphabetisch geordnet.)

Westliche Länder

Australien

Die Komödie Fatty Finn (1980) ist eine Literaturverfilmung im Stil von Die kleinen Strolche nach den gleichnamigen Comics von Syd Nicholls.

Frankreich

Zu den ersten französischen Kinderfilmen gehören die ab etwa 1920 in Frankreich geschaffenen Puppentrickfilme Władysław Starewiczs.

Ein Klassiker des französischen Kinderfilms ist Krieg der Knöpfe (La guerre des boutons, 1962). Einen weiteren Klassiker präsentierte Jacques Tati mit Filmen ähnlich denen von Charlie Chaplin, zum Beispiel Tatis Schützenfest.

Französische Kinderspielfilme wie Beiß nicht, man liebt dich, (Mords pas, on t’aime, 1975) und Am großen Weg (Le Grand chemin, 1987) zeichnen sich durch ihre gefühlvolle Darstellung der spielerisch erwachenden kindlichen Sexualität aus. Daneben erzielten die Verfilmungen von Marcel Pagnols Kindheitserinnerungen Der Ruhm meines Vaters (1990) und Das Schloß meiner Mutter (1990 von Yves Robert) großen Erfolg. In diesen Filmen geht es um eine nostalgische Darstellung der Ferien in der Bretagne zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Bemühungen, nach dem nachlassenden Interesse an den Asterix- und Lucky-Luke-Zeichentrickfilmen erfolgreiche Realfilme zu produzieren, waren zumindest bei Asterix kommerziell erfolgreich. Andere französische Zeichentrickfilme konnten weltweite Erfolge erringen; so wurde Das große Rennen von Belleville für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert. Ein weiterer großer Erfolg war Das Geheimnis der Frösche über eine neue Sintflut.

Ein bedeutender Aspekt des französischen Kinos waren erfolgreiche Tierdokumentationen wie Mikrokosmos, die sich modernster Techniken bedienten und damit ganz neuartige Bilder fanden. Jean-Jacques Annaud stellte in seinen Filmen Der Bär und Zwei Brüder (in dem es um Tiger geht) Tiere in den Mittelpunkt einer Handlung, in der die Tiercharaktere nur moderat vermenschlicht wurden (sprechen konnten sie nicht).

Großbritannien

Kinderfilme aus Großbritanniens sind meist Actionfilme. Ein sehr ungewöhnlicher Film ist zum Beispiel Bugsy Malone (1976). In diesem Film werden sämliche Rollen von Kindern übernommen, wobei sie Erwachsene darstellen.

Aber auch soziale Themen wie Obdachlosigkeit werden angesprochen wie in Das tollste Kaufhaus der Welt (1999). In diesem Film geht es um eine obdachlose Familie, die sich in einem Kaufhaus einschließen lässt, um dort das Weihnachtsfest zu verleben. Im Doppelpack (2002) ist ein coming-of-age-Film über die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von Zwillingsschwestern. Davids wundersame Welt (2003) handelt vom alltäglichen Rassismus im Sport.

Angesichts der großen Menge britischer Kinderbücher ist die Zahl der Verfilmungen eher gering, da die meisten Adaptionen durch Hollywood vorgenommen werden. Typisches Beispiel sind die Verfilmungen von Roald Dahl, von dem nur eine reinbritische Version ins Kino gelangte - Danny, der Champion. Deshalb sind die Verfilmungen der Harry-Potter-Romane von Joanne K. Rowling so bemerkenswert, da die Autorin durchsetzen konnte, dass die Darsteller fast alle Briten sind.

Kung Fu als Kinderfilm

Hong Kong

Im Zuge der Kung-Fu-Welle wurden in den 1980er-Jahren auch einige Kung-Fu-Filme mit Kindern als Hauptdarsteller in Deutsch synchronisiert. Bekannt sind sie als Lucky-Kids-Filmreihe bzw. als Lucky Seven. Sie sind für etwas ältere Kinder geeignet.

Italien

Der italienische Kinderfilm wird zumeist mit Verfilmungen des bekanntesten Kinderbuches Pinocchio assoziiert. Die meisten in Deutschland erschienenen Verfilmungen dieses Buches sind jedoch amerikanische Filme. Die letzte Fassung von und mit Roberto Benigni war außerhalb Italiens nicht erfolgreich.

Daneben werden die Komödien mit Adriano Celentano sowie Bud Spencer und Terence Hill sehr gerne von Kindern angesehen. Durch den derben Humor und ihre Schlägereien sind sie allerdings für Jugendliche geeigneter. Als kindgerecht wurden auch die Komödien um Don Camillo und Peppone angesehen. Eine realistische Darstellung der Gefühls- und Verhaltenswelt von Kindern fand dort allerdings nicht statt.

Japan

Sehr beliebt bei Kindern sind die Animes aus Japan. Der erste Anime-Film, der in Deutschland gezeigt wurde, war Der Zauberer und die Banditen (1959). Serien wie Heidi (1974) wurden auch als Film-Version herausgebracht. Durch Studio-Ghibli-Filme wie zum Beispiel Kikis kleiner Lieferservice (1989) wurde zudem auch in Deutschland die Qualität einiger Animes wahrgenommen.

Neben den Animes bieten die Monsterfilme aus Japan Unterhaltung für Kinder. Sehr bekannt sind dabei die Filme von Godzilla (1954–2004). Noch mehr geeignet für Kinder sind allerdings die Mothra-Filme wie zum Beispiel Mothra III - Desgidorah kehrt zurück (1998). Dort bieten gleichaltrige Kinder als Hauptdarsteller weitere Identifikationsfiguren.

Kanada

Aus Kanada sind vor allem einige Kinderfilme aus der Fernsehfilm-Reihe Tales for All auf Deutsch synchronisiert worden, wie Die Schrubber-Gang (1992). Aber auch Tierfilme wie zum Beispiel Kayla (1999).

Die geheime Festung (2001) erzählt die Geschichte von zwei Kindergruppen die Krieg spielen, und dabei die Sinnlosigkeit von Kriegen erleben.

Niederlande und Belgien

In den Niederlanden werden normalerweise Filme aus dem Ausland nicht synchronisiert, weshalb bei selbst produzierten Filmen die Anzahl der Kinderfilme sehr hoch ist, damit die Kinder eine größere Auswahl an niederländisch gesprochenen Filmen haben.

Niederländische Kinderfilme zeichnen sich oft durch eine sehr fantasievolle Handlung aus, welche in einer realen Umwelt eingebunden ist. Sie spielen also nicht in einer reinen Märchenwelt. Beispiele sind Abeltje, der fliegende Liftboy und Lang lebe die Königin.

Der Film Die geheimnisvolle Minusch (2001), hatte in den Niederlanden mehr Zuschauer als der erste Harry-Potter-Film. Bei diesem Film vermischen sich das Genre des klassischen Märchenfilms mit dem des Kinderfilms, da die Hauptdarstellerin eine Erwachsene ist, aber ein Mädchen im Alter von etwa 16 Jahren spielt.

Aber auch historische Kindergeschichten wurden verfilmt, wie zum Beispiel Kruimeltje und Pietje Bell. Mitunter auch in Koproduktion mit Belgien, wie zum Beispiel Mariken (2000).

Polen

Kinderfilme aus Polen, wie Die Geschichte vom Saffianschuh (1961), Der kleine Magier (1987) und Krähen (1994), sind oft stark berührend und verbinden ein meist geringes Produktionsbudget mit hohem künstlerischen Anspruch.

Russland

Der Märchenfilm aus Russland genießt Weltruhm. Wie zum Beispiel Abenteuer im Zauberwald (1964). Zudem entstanden sehr viele fantasiereiche Kinderfilme, wie zum Beispiel Die Abenteuer von Petrow und Wassetschkin (1984). Aber auch fantasievolle Trickfilme stammen aus Russland wie beispielsweise Tscheburaschka (1969).

Skandinavien bzw. Nordische Länder

Erstaunlich sind die Anzahl und die Qualität der Filme aus Skandinavien bzw. der Nordischen Länder. Ein Grund dafür liegt in der konsequenten Einbindung von Kinderfilmen in der Kultur dieser Länder. In Dänemark ist zum Beispiel seit 1982 gesetzlich festgelegt, dass 25 Prozent der Filmfördermittel für Kinder- und Jugendfilme verwendet werden müssen.

Es sind längst nicht nur die unzähligen Astrid-Lindgren-Verfilmungen, die international den Erfolg des skandinavischen Kinderfilms begründen. Filme wie 2 kleine Helden, Kim und die Wölfe oder SOS – Petter ohne Netz sind moderne Kinderfilme, die ihr Publikum ernst nehmen. Häufig werden schwierige Themen wie der Kampf um Individualität und Selbstbewusstsein oder Arbeitslosigkeit angesprochen. Ebenso werden auch die Probleme von Erwachsenen gezeigt, die das Leben der Kinder unmittelbar beeinflussen. Aber auch fröhliche Familienkomödien wie beispielsweise Die unschlagbaren Andersens (1997) kommen aus Skandinavien.

Die erfolgreichen Filme Buster, der Zauberer, Der Fakir und Hodder rettet die Welt basieren auf Romanen des erfolgreichsten schwedischen Kinderbuchautoren Bjarne Reuter. Tsatsiki, Mama und der Polizist und Tsatsiki – Freunde für immer sind Literaturverfilmungen der Autorin Moni Brännström. Weitere Literaturverfilmungen sind Mein Freund der Scheich (1997), Nur Wolken bewegen die Sterne (1998), Elina (2002), das auf der Berlinale 2003 den Gläsernen Bären beim Kinderfilmfest gewann sowie das 1850 angesiedelte Tinke – Kleines starkes Mädchen (2002).

Auch in Island entstehen erfolgreiche Kinderfilme: Ikingut handelt von einem Eskimo-Jungen, der auf einer Eisscholle nach Island treibt. Der Fantasyfilm Rölli und die Elfen (2001) erzählt die Geschichte vom Volk der Trolle, die lernen mit dem Elfenvolk friedlich zusammenzuleben.

Mit Mein Leben als Hund und Pelle, der Eroberer wurden Kinder- beziehungsweise Jugendfilme mit dem Oscar als beste fremdsprachige Filme ausgezeichnet. Der norwegische Kinderfilm Ein Sommer voller Geheimnisse erhielt eine Nominierung in dieser Kategorie. Von Kletter-Ida entstand zwei Jahre später in den USA ein Remake.

Zudem erhalten skandinavische Kinderfilme oft Preise bei Kinderfilmfestivals, wie zum Beispiel Auf der Jagd nach dem Nierenstein (1996), Das Auge des Adlers (1997) oder Eine Hexe in unserer Familie (2000).

Tschechien

In den 1950er-Jahren entstand in der Tschechoslowakei eine Vielzahl von Animationsfilmen, die sich nicht nur an Kinder richteten. Die herausragenden Künster dieser Zeit waren Jiří Trnka und Karel Zeman. Trnka wurde vor allem für seine Puppentrickfilme bekannt, seine bekanntesten Werke sind Prinz Bajaja (1950), die Verfilmung eines Märchens von Božena Němcová, und seine Adaption von William Shakespeares Ein Sommernachtstraum (1959). Karel Zeman zeichnete sich durch stilisierte Animationen in Kombination mit Realfilm aus. Viele seiner Filme wurden von den Geschichten Jules Vernes inspiriert. In dem Film Reise in die Urzeit (1955) erforschen vier Jungen auf einem magischen Fluss die Urzeit. Das gestohlene Luftschiff (1966) wiederum erzählt die Geschichte von fünf Jungen, die eine abenteuerliche Reise in einem Luftschiff machen.

Ab den 1960er-Jahren gab es einige tschechisch-deutsche Fernseh-Koproduktion, die zumeist im Serienformat aber auch als Fernsehfilme ausgestrahlt wurden. Zum Beispiel von Ota Hofman und Jindřich Polák die Serien. Pan Tau (1966–1978), Die Besucher (1981–1983) und Luzie, der Schrecken der Straße (1984).

Ein Markenzeichen des tschechischen Films sind fantasievoll ausgestattete und inszenierte Märchenfilme wie Das Mädchen auf dem Besenstiel (1972), Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973) und Die Mühlenprinzessin (1994). Beispiele für das hohe künstlerische Niveau bzw. die hohe Eindringlichkeit des tschechischen Kinderfilms sind Und wieder spring' ich über Pfützen (1970) und Alice (1988).

Die Tradition von fantasievoll gestalteten Kinderfilmen wird auch in den 2000ern weiter fortgesetzt. Zum Beispiel bei Max, Susi und das magische Telefon (2001).

USA

Amerikanische Familienfilme profitierten sehr von einem unerschöpflichen Fundus an englischsprachigen Kinderbüchern, die in Hollywood zu erfolgreichen Spielfilmen werden. Zu den Klassikern gehören etwa Peter Pan (1924), Das zauberhafte Land (1939), Mary Poppins (1964) und Der schwarze Hengst (1979). Auch später entstanden weitere erfolgreiche Kinderroman-Verfilmungen wie Der Indianer im Küchenschrank (1995), Ein Fall für die Borger (1997), Stuart Little (1999) und Peter Pan (2003). Auch gibt es eine Reihe von Fernsehfilmen, die als Zweiteiler mit Starbesetzung alte Klassiker aufleben lassen, etwa Alice im Wunderland (1999) und Gullivers Reisen (1996).

Daneben basieren manche Filme wie Amy und die Wildgänse (1996) und Mein Hund Skip (2000) auf tatsächlichen Ereignissen.

Zu den Klassikern zählen in den 1930er-Jahren die Familienfilme von Shirley Temple, die allein bis zu ihrem zwölften Lebensjahr in 44 Filmen auftrat, darunter War Babies (1932), Stowaway (1936), Heidi (1937) und The Little Princess (1939). Ähnlich populär war die seit 1922 nach Drehbüchern von Hal Roach produzierte Filmserie Die kleinen Strolche (Our Gang/The Little Rascals). Auch die zu jener Zeit entstandenen Slapstick-Filme von Laurel & Hardy oder Charlie Chaplin erfreuen sich heute noch bei Kindern großer Beliebtheit.

Als Inbegriff des US-Kinderfilms gelten auch heute noch die Disney-Kinderfilme, die sich ab den 1930er-Jahren speziell an dieses Publikum wandten.

In den 1980er-Jahren wurden zahlreiche fantasievolle Familienfilme in den USA gedreht, wie zum Beispiel E. T. – Der Außerirdische (1982), Der Flug des Navigators (1986) oder Die Nacht der Abenteuer (1987). Daneben entstanden aber auch Filme wie Space Camp (1985) oder Russkies (1987) - beide mit dem jungen Joaquin Phoenix-, die vorgeblich für Teamwork und Völkerfrieden plädieren, in Wirklichkeit aber den Zuschauern ein sehr konsevatives Weltbild zur Zeiten des damals noch bestehenden Kalten Krieges vermitteln.

1990 erschien mit Kevin - Allein zu Haus einer der erfolgreichsten Kinderfilme überhaupt, der bislang drei Sequels erhielt. Während der Hauptdarsteller Macaulay Culkin nur für kurze Zeit erfolgreich war, konnten dagegen die Olsen Zwillinge auch ihre ganze Jugendzeit hinweg Filme drehen.

Eine bekannte Filmreihe aus den 1990er-Jahren drehte sich um die vier zu menschlicher Größe mutierten Turtles. Daneben erlebten Kuck' mal wer da spricht!, Ein Hund namens Beethoven und Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft mehrere neue Auflagen. Ein aktuelles Beispiel ist die Santa Clause- Reihe, die mittlerweile bei der zweiten Fortsetzung ankam.

Der bestimmende Schauspieler dieser Zeit war Robin Williams, der zwischen 1991 und 1997 eine ganze Reihe an Kinderfilmen drehte und sich- nach seiner Aussage- "zum Robert De Niro für Kinder" wandelte. So wirkte er unter anderen in Hook, Toys, Aladdin, Mrs. Doubtfire, Jumanji, Jack, Ein Vater zuviel und Flubber mit. Ab 1997 machte es ihm Eddie Murphy erfolgreich nach und legte etwa den Verrückten Professor und Dr. Dolittle mehrfach wieder auf.

Zudem setzte man in den 1990er-Jahren weiter auf die Tradition einfacher heiterer Familienfilme wie Little Miss Magic – Die kleine Hexe (1997).

In den 2000er-Jahren feierten vor allem fantasievolle Verfilmungen wie Charlie und die Schokoladenfabrik, Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse und Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia große Erfolge.

Eine realistische Abbildung kindlicher Lebenserfahrungen erfolgt in vielen amerikanischen Filmen eher selten oder, wenn doch, basiert sie zumeist wie Winn-Dixie – mein zotteliger Freund auf einer erfolgreichen Buchvorlage.

Bei den Kurzfilmen gibt es US-Filme, die sich von der Gestaltung deutlich von Hollywood-Familienfilmen abheben. Hierzu zählt etwa The Babysitter (2003), in dem es um die sexuelle Neugierde einer Zehnjährigen gegenüber ihrem fünfzehnjährigen Babysitter geht.

Kinderfilme aus anderen Kulturkreisen

Es gibt eine beachtliche Zahl nicht-westlicher Filme in Europa zu sehen. Wie zum Beispiel Zeit der trunkenen Pferde (Iran, 2000) oder Kinder des Himmels (Iran, 1997). Diese unterscheiden sich jedoch häufig grundlegend von hier gängigen Kinderfilmen. Auf vertraute Stilmittel, wie den Einsatz von Popmusik, humorvolle Auflockerung der Handlung oder das Happy End wird zumeist verzichtet. Aufgrund des fremdartigen kulturellen Hintergrundes und der beschriebenen ungewohnten Lebensumstände finden diese Filme allerdings eher ein erwachsenes Publikum. Die Filme vermitteln einen authentischen Einblick in eine andere Lebenswirklichkeit. Dies setzt aber voraus, dass diese Filme zusammen mit Erwachsenen gesehen werden, die bei der Einordnung und Verarbeitung Hilfestellung geben.

Das von Franzosen mit eindringlichen Bildern produzierte Kinder- und Tierabenteuer Sirga – Die Löwin (1996) zeigt, wie ein afrikanischer Häuptlingssohn gemeinsam mit einer Löwin aufwächst.

Weitere Informationen

Altersfreigabe

Da im Zuge des Jugendschutzes in Deutschland nahezu alle Filme von der FSK (Freiwilligen Selbstkontrolle) überprüft werden, wird dies vielfach als Kriterium angesehen, was ein Kinderfilm ist und was nicht.

Diese FSK-Altersfreigaben werden in Österreich und der Schweiz meistens übernommen. Teilweise werden in der Schweiz allerdings auch eigene Altersfreigaben gemacht, die sich mitunter erheblich von der deutschen FSK-Freigabe unterscheiden. Wie bei 2 kleine Helden: In Deutschland ist dieser Film ohne Altersbeschränkung freigegeben, in der Schweiz ab zehn Jahren.

Die FSK-Freigabe als Kriterium für Kinderfilme ist jedoch nur bedingt haltbar. Nicht jeder Film, der von der FSK mit FSK ohne Altersbeschränkung oder FSK 6 freigegeben wurde, ist automatisch ein Kinderfilm, denn die FSK prüft nur, ob Elemente im Film enthalten sind, die nicht geeignet für Kinder sind. Dass die nächsthöhere Altersklasse erst zwölf Jahre ist und der Reifeprozess in diesen Jahre der gravierendste ist, erschwert das Problem. Ein Film, der etwa Achtjährige überfordern würde, erhält aber trotzdem die Freigabe ab sechs Jahre, wenn zehnjährige Zuschauer ihn verkraften können.

Die Jugend beginnt mit zwölf Jahren, daher kann man sagen, dass ein Film mit einer Altersfreigabe ab zwölf Jahren nicht mehr als Kinderfilm gelten kann. Dabei entstand ab den 1990er-Jahren das Problem, dass vermehrt Filme aus dem Abendprogramm mit dieser Freigabe am Nachmittag wiederholt werden und somit die Jugendschutzbestimmungen unterlaufen werden. Außerdem werden immer mehr Altersfreigaben nach einer Weile herabgesetzt (etwa Star Wars oder Die Goonies von Zwölf auf Sechs, King Kong und die weiße Frau gar von Sechzehn auf Sechs).

Kinderfilmfestivals und -preise

Kinderfilmpreis

Bedeutende Kinderfilmpreise werden verliehen im Rahmen:

Siehe auch

Literatur / Quellen

  • Heidi Rösch: Jim Knopf ist (nicht) schwarz. Schneider Verlag Hohengehren, 2000, ISBN 3-89676-239-7
  • Terry Staples: All pals together: the story of children’s cinema. Edinburgh University Press, Edinburgh 1997, ISBN 0-748-6071-88
  • Beate Völker: Kinderfilm Stoff- und Projektentwicklung. UVK Verlagsgesellschaft mbH, 2005, ISBN 3-89669-521-5

Definition

Kinderfilmpreise