Schaltjahr
Ein Kalender hatte historisch den Zweck, den Beginn der Jahreszeiten Jahr für Jahr auf das gleiche Datum fallen zu lassen, um den Zeitpunkt zum Beispiel der Aussaat oder Ernte bestimmen zu können. Ein tropisches Jahr, also der Zeitraum zwischen zwei Frühlings-Tagundnachtgleichen, dauert allerdings etwa 365 Tage und etwas weniger als 6 Stunden, so dass eine einfache Zuordnung, die jedem Jahr die gleiche Anzahl Tage gibt, unmöglich ist, ohne dass sich gleichzeitig der Beginn der Jahreszeiten verschiebt. In den Kalendern der verschiedenen Kulturen gibt es deshalb Methoden, um die jeweilige Dauer des Jahres dem tropischen Jahr anzunähern.
Der Beginn der Jahreszeiten kann beispielsweise auf dem gleichen Datum festgehalten werden, wenn in geeigneten Abständen ein Schaltjahr, ein Jahr mit einem zusätzlichen Tag, dem Schalttag, eingefügt wird. Eine einfache Methode ist, jedes Jahr mit einer glatt durch 4 teilbaren Jahreszahl zum Schaltjahr zu erheben. So wurde es im Julianischen Kalender eingeführt, in dem der Februar 29 statt 28 Tage hat.
Julianischer Kalender
46 v. Chr. benutzten die Römer einen Kalender mit zwölf Mondmonaten mit abwechselnd je 29 bzw. 30 Tagen, zusammen 354 Tage. Weil gerade Zahlen aber Unglück brachten, schlugen die Römer noch einen Tag drauf. Doch trotzdem waren es zum Sonnejahr immer noch mehr als zehn Tage zu wenig. Zunächst verteilte Julius Caesar diese zehn Tage auf die verschiedenen Monate, die auf nun 30 bzw. 31 Tage anwuchsen. Nur der damals letzte Monat Februar ging als Unglücksmonat leer aus und blieb somit bei 29 beziehungseise im Schaltjahr damals bei 30 Tagen. Später verlor der Februar dann noch einen Tag, weil Kaiser Augustus sich im August als Monatsbezeichnung verewigen wollte. Er "klaute" also dem Februar noch einen Tag, da der August wie der Juli, der Monat seines Vorgängers Caesar, 31 Tage haben sollte, und weil eine gerade Zahl ja auch Unglück brachte. Doch die Römer hatten eine winzige, aber auf die Jahrhunderte gesehen, wirkungsvolle Ungenauigkeit hinterlassen. 11 Minuten und 14 Sekunden pro Tag schoss das damals julianische Jahr über das Ziel hinaus. Alle 128 Jahre wurde demnach ein Schaltjahr zu viel begonnen.
Gregorianischer Kalender
Von Papst Gregor XIII. wurde daher 1582 folgende Regelung eingeführt (Gregorianischer Kalender):
- Glatt durch 4 teilbare Jahre sind Schaltjahre.
- Glatt durch 100 teilbare Jahre sind jedoch keine Schaltjahre.
- Glatt durch 400 teilbare Jahre sind aber wieder Schaltjahre.
So sind zum Beispiel die Jahre 1800, 1900 und 2100 keine Schaltjahre, die Jahre 2000 und 2400 hingegen schon. Damit dauert das Gregorianische Jahr 365,2425 Tage, und ist genauer als das Julianische Jahr.
Seit dem Ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325, bei dem der Frühlingsanfangs auf den 21. März festgelegt wurde, betrug die aufgelaufene Differenz bereits 10 Tage, und so ließ Gregor auf den 4. Oktober gleich den 15. Oktober 1582 folgen, um diese Zeit auszugleichen.
Nicht in allen Ländern erfolgte diese Umstellung am selben Tag. Besondere Schwierigkeiten gab es in Schweden, wo im Jahr 1712 zwei Schalttage eingefügt wurden und somit dieses Jahr einen 30. Februar hatte.
Recht ungewöhnlich und wenig bekannt ist die Tatsache, dass nicht etwa der 29. Februar der Schalttag des Gregorianischen Kalenders ist. Vielmehr wird zwischen dem 23. und 24. Februar ein Tag eingeschoben, wodurch sich alle weiteren Tage um einen Tag nach hinten verschieben und neu numeriert werden. Dies hat seinen Ursprung in der komplizierten Zählweise, die die Römer bei ihrem Kalendersystem benutzten. Bedeutung hat dies heute noch in der katholischen Kirche bei der Zählung der Kirchentage; kirchliche Feiertage und auch die Namenstage sind von dieser Regelung betroffen.
Orthodoxer Kirchenkalender
Das gregorianische Jahr ist rund 27 Sekunden zu lang. Als Ergebnis hinkt der gregorianische Kalender nach 4.000 Jahren um einen halben Tag hinterher. Deshalb schlug die griechisch-orthodoxe Kirche eine etwas kompliziertere Schaltregel vor: Abweichend vom gregorianischen Kalender sind die Jahrhunderte nur dann Schaltjahr, wenn sie durch 9 geteilt den Rest 2 oder 6 ergeben. Damit wäre das Jahr 2800 kein Schaltjahr, sondern erst das Jahr 2900. Die Abweichung zum Sonnenjahr beträgt beim orthodoxen Kirchenkalender nur noch knapp 3 Sekunden.
Französischer Revolutionskalender
In der Zeit, in der der Französsche Revolutionskalender Gültigkeit hatte, waren die Jahre 3, 7 und 11 Schaltjahre.
Die ursprüngliche Regelung des Kalenders war, dass der erste Tag jedes Jahres auf die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche fallen und jedes vierte Jahr ein Schaltjahr sein solle. Diese Forderungen widersprechen sich jedoch, und so schlug Charles Rommes, der Autor des Kalndersystems, eine dem Gregorianischen Kalender ähnliche Regelung vor. Er stieß jedoch aus politischen Gründen damit auf Widerstand. Durch die kurze Gültigkeit des Revolutionskalenders wurden die Diskussionen jedoch obsolet.
Hebräischer Kalender
Im Hebräischen Kalender, einem nach dem Mond ausgerichteten Kalender, der durch komplizierte Regelungen dem Sonnenjahr angepasst wird, wird in allen Jahren, die bei einer Division durch 19 einen Rest von 0, 3, 6, 8, 11, 14, oder 17 haben, ein Schaltmonat eingefügt. Er wird als Adar II bezeichnet.
Islamischer Kalender
Im Islamischen Kalender ist die Bestimmung eines Schaltjahres äußerst schwierig. Nach einem gebräuchlichen System, das unter anderem im GNU Emacs verwendet wird, sind alle Jahre, die bei einer Division durch 30 einen Rest von 2, 5, 7, 10, 13, 16, 18, 21, 24, 26, oder 29 haben, Schaltjahre.
Nach diesem System haben im Islamischen Kalender alle geradzahligen Monate 30 Tage und alle ungeradzahligen Monate 29 Tage. In Schaltjahren wird dem letzten ungeradzahligen Monat ein Tag hinzugefügt, so dass er dann 30 Tage hat.
Chinesischer Kalender
Schaltjahre im traditionellen, lunisolaren Chinesischen Kalender haben 13 Monate statt der üblichen zwölf; mit 383, 384 oder 385 Tagen statt 353, 354 oder 355 Tagen in normalen Jahren.
Zur Berechnung zählt man die Anzahl der Neumonde zwischen dem elften Monat eines Jahres (dem Monat der Wintersonnenwende) und dem elften Monat des folgenden Jahres. Fallen in diesen Zeitraum 13 Neumonde, so wird ein Schaltmonat eingefügt. Der erste Monat, der keinen zhong qì enthält, erhält dieselbe Nummer wie der Vormonat mit einem Zusatz als Schaltmonat.
Azteken-Kalender
Im Azteken-Kalender sind in einem Zyklus von 13 Jahren das 1., 5. und 9. Jahr ein Schaltjahr. Im jedem vierten 13-Jahres-Zyklus ist das 13. Jahr in sechs von zehn Fällen ebenfalls ein Schaltjahr. Das ergibt 126 Schalttage in 520 Jahren, somit eine durchschnittliche Jahreslänge von 365 Tagen 5 Std. 48 Min. 55,4 Sek (365,2423). Gegenüber dem tropischen Jahr ist das um 9,4 Sekunden zu lang, während der Gregorianische Kalender um fast 27 Sekunden zu lang ist. Es ergibt sich daher beim Azteken-Kalender eine Abweichung von einem Tag nach etwa 9200 Jahren, statt nach etwa 3300 Jahren beim Gregorianischen Kalender.
Atomzeit
Heute, im Zeitalter der Atomzeitmessung, muss gelegentlich eine Schaltsekunde eingefügt werden, um die Zeit der mittleren Sonnenzeit anzugleichen.