Thalwil
Thalwil ist eine Gemeinde im Bezirk Horgen des Kantons Zürich in der Schweiz.
Zahlen und Fakten
- Fläche: 553 Hektar
- Einwohnerzahl: 15.926 (31.12.2002)
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber zwei gekreuzte schwarze Rohrkolben mit grünen Stengeln und Blättern.
Lage
Thalwil liegt auf mehreren Stufen an den Hängen des Zimmerberg am linken Ufer des Zürichsees.
Geschichtliches
Das ehemalige Bauerndorf Thalwil umfasste einst die vier Wachten Ober- und Unterdorf, Ludretikon und Langnau (heute eigene Gemeinde). Der Hof selbst war in alter Zeit im Besitze der Grafen von Habsburg, die ihn den Freiherren von Eschenbach zu Lehen gaben. Haupterwerbszweige der Bevölkerung bildeten die Landwirtschaft, der Rebbau sowie vereinzelt die Fischerei und die Schifffahrt. Grössere Grundstücke besass das Kloster Muri mit seinem Amtshaus am See und den Lehenhöfen; ferner das Kloster Wettingen, ebenfalls mit Lehenhäusern und seinem Kollaturrecht über die Kirche. Thalwil hat auch die älteste Holzkorporation des Kantons Zürich, die Bannegg-Waldung, welche vor über 550 Jahren dem Kloster Muri gehörte und 1483 in einer Urkunde an die zwölf Nutzniesser der Hofstätten des Klosters überging. Heute ist diese Holzkorporation im Besitze von 16 Bannegg-Genossen sowie der Gemeinde. Daneben liegen auf Gemeindegebiet auch der Landforst (früher Fraumünsterforstamt) sowie die Gemeindewaldungen.
Im Jahre 1713 erfolgte die Abtrennung der Wacht Langnau. Dieser Dorfteil bildete seither eine eigene politische Gemeinde mit Kirche.
Das kirchliche Leben
Thalwil ist eine der ältesten Pfarreien am Zürichsee. Das erste, dem heiligen Martin geweihte Gotteshaus wurde 1179 gestiftet. Dieses bestand trotz Brandschatzung im alten Zürichkrieg und mehreren Blitzschlägen bis 1845. Infolge Platzmangel und Baufälligkeit wurde dieses alte Kirchlein abgebrochen, und an seiner Stelle liess die Gemeinde nach den Plänen des Zürcher Architekten Ferdinand Stadler einen grösseren Neubau errichten. Fast 100 Jahre später (1943) brannte die Kirche bei Reparaturarbeiten am Turm bis auf die Mauern nieder. Im gleichen Stil und am selben Ort wurde sie wieder aufgebaut. Von dieser Kirche im Ortsteil Platte geniesst man eine der schönsten Aussichten über den ganzen Zürichsee von Zürich bis Lachen.
Ferner besitzt Thalwil seit 1898 eine katholische Kirche (katholische Kirchgemeinde zusammen mit Rüschlikon), seit 1864 das Methodisten-Bethaus, seit 1924 die heutige evangelisch-methodistische Kirche und das Vereinshaus der Chrischona-Gemeinde.
Industrielle Entwicklung
Die erste grosse bauliche Entwicklung erfolgte in den Jahren 1838 bis 1840 durch den Bau der Seestrasse. Das Dorf war früher nur auf dem Seeweg und durch die Landstrasse mit der Stadt und den übrigen Gemeinden verbunden. Diese neue, nicht ohne Widerstand erbaute Verkehrsverbindung brachte den Neubau von stattlichen Herrenhäusern sowie den Aufschwung der Industrie. So entstanden im Laufe der Zeit neben verschiedenen kleineren Betrieben die späteren grossen Textilunternehmungen, wie die Färberei Weidmann, die Seidenfirma Robert Schwarzenbach & Co. AG; ferner die Seidenfirma Gebr. Schmid, später Heer & Co. sowie die Baumwollspinnerei Schmid AG in Gattikon. Diese Unternehmungen veränderten, zusammen mit dem 1875 erfolgten Bau der Eisenbahnlinie, das Dorfbild in starkem Masse. Neue Wohnsiedlungen entstanden für die Arbeiterschaft, und es setzte eine Bauspekulation ein, wie man sie erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg neu erlebte.
Heute, nach den marktwirtschaftlichen Veränderungen, sind diese grossen, ehemals weltbekannten Textilbetriebe weitgehend verschwunden und haben Wohnüberbauungen Platz machen müssen. An ihrer Stelle traten vermehrt kleinere und mittlere Betriebe. Diese siedelten sich in der 1971 neu geschaffenen Industriezone im Oberdorf/Böhni an, wo sich ein Gewerbezentrum entwickelte. Die Verlagerung erfolgte nicht zuletzt dank der guten Verkehrsverbindungen durch die Bahn und die auf der Zimmerbergkette entstandene Autobahn A3. Neuestens hat auch der im Jahre 1989 eingerichtete Verkehrsbetrieb TROL (Busbetrieb der Gemeinden Thalwil, Oberrieden und Langnau a.A.; heute Zimmerbergbus) weitere Impulse zur Entwicklung beigetragen. So wurden anstelle der Fabriken für die Bevölkerung neue Arbeitsplätze geschaffen und die Bautätigkeit nahm in den letzten Jahrzehnten stark zu. Landwirtschaftsbetriebe verschwanden mehr und mehr, und heute darf Thalwil mit Recht als Wohngemeinde in unmittelbarer Nähe der Stadt Zürich angesehen werden. Täglich fahren gegen 7000 Wegpendler zu ihren Arbeitsplätzen in die Stadt.
In der heutigen Industrie- und Gewerbezone Böhni hat sich als grösster Arbeitgeber in der Gemeinde die Firma UNISYS Schweiz AG (Computerbranche) angesiedelt. In einer ersten Bauphase wurden für diesen Grossbetrieb gegen 500 Arbeitsplätze eingerichtet; die zweite Etappe ist seit einigen Jahren vollendet. Im zweiten Gebäude haben verschiedene namhafte Unternehmen mittlerweile ihren Firmensitz begründet.
Dank der günstigen Verkehrserschliessung entwickelte sich auch der ehemals verträumte Hof Gattikon (der westlich des Zimmerberges an der Sonnenseite von Thalwil liegende Dorfteil bis zu Sihl) von einigen Dutzend Einwohnern bis zu einer Bevölkerung von über 2500 Personen.
Kulinarisches
Thalwil hat eine breite Palette von Restaurants. In über 30 Gaststätten wird von indisch über türkisch bis nach südostasiatisch alles serviert. Qualität über Quantität gilt bei den Thalwiler Imbissbuden: Der Bahnhofkebabstand "Mega Imbiss" wurde zum schweizweit besten Imbissstand gewählt.