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Matthias Leupold

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Matthias Leupold (* 1959 in Berlin) ist ein deutscher Fotograf, Dokumentarfilmer und Hochschullehrer. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Leben und Werk

Matthias Leupold, Sohn von Harry Leupold, Berliner Bühnen- und Szenenbildner, (1928–2013) und der Modegestalterin Willfriede Leupold, (geb. Lotz, 1922–2012), wuchs in Berlin-Prenzlauer Berg auf. Nach Verhaftungen (u. a. Februar 1982 Untersuchungshaftanstalt des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Hohenschönhausen) und Ausstellungsschließungen (März 1986: Bauhaus Dessau, Mai 1986: Studentenclub der Hochschule für Bildende Künste Dresden) siedelte Leupold legal im Herbst 1986 nach Westberlin über. Dort studierte er von 1987 bis 1994 an der Hochschule der Künste (HdK) (seit 1995 UdK) Visuelle Kommunikation mit den Abschlüssen Diplom-Designer und Meisterschüler bei Harry C. Suchland und Ludwig Thürmer. [1] Seit 1985 ist er freischaffender Fotograf in den Bereichen Kunst sowie Medien und Industrie. Seit 2007 lehrt Leupold als Professor für künstlerische Fotografie und digitale Bildmedien an der BTK Berliner Technischen Kunsthochschule, ab 2017 an der University of Applied Sciences Europe Berlin.

Leupolds künstlerisches Ausdrucksmittel sind die szenische Fotografie und der Dokumentarfilm. In seinen seriellen Arbeiten geht Leupold Erscheinungsformen von Bildgruppen und deren gesellschaftlichen Bezügen auf den Grund. 1988/89 re-analysierte er künstlerisch die III. Deutsche Kunstausstellung – Dresden, 1953. Dabei wurden Bilder des genauen Beginns des DDR-Formalismusstreits aufgegriffen und fotografisch re-inszeniert. 1994 zeigte das Militärhistorische Museum in Dresden diese Fotografien am Ort des damaligen Geschehens. In einer weiteren schwarz-weißen Bildfolge wurde der Ideologiegehalt der deutschen Zeitschrift Die Gartenlaube um 1911/12 aufgegriffen und mit aufwendigen Requisiten, Hintergründen und historischer Kleidung re-inszeniert.

Neben den Serien fotografiert Leupold Einzelbilder und Tableaus, in denen emotionale Themen wie Einsamkeit, Heimkehr, Verletzung, Schutzbedürftigkeit, Überfluss und Verschwendung wie auch tagesaktuelle, gesellschaftliche Ereignisse und Beobachtungen verdichtend visualisiert werden. Die Bildvorgaben der realen Welt und deren reine Dokumentation genügten Leupold zunächst nicht. Spielräume für seine Arbeiten sind Naturlandschaften, urbane Plätze und Interieurs als, die er in Zusammenarbeit mit Laien, Fotomodellen und Schauspielern interpretiert. Inspiration erfährt er durch die unerhörte Begebenheit, den genius loci und in dem Beobachten menschlicher Beziehungen. Ebenso wenig wie Leupold als Fotograf ein zufälliger Augen- oder Zeitzeuge ist, bezieht er den Betrachter in seine künstlerische Arbeit mit ein: undistanziert und emotional teilhabend.

Inspirationsquellen von Leupold sind insbesondere Michelangelo, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach der Ältere, Leonardo da Vinci, und Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften.

1997/1998 arbeitete Leupold als Stipendiat in der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Die dort und vor allem im Latium entstandenen Aufnahmen sind geprägt von Kunstwerken der italienischen Renaissance, dem südlichen Licht und den Farben des mediterranen Landes.

Er war an den Ausstellungen Kunst in der DDR in der Berliner Nationalgalerie 2003[2], Berlin-Moskau/ Moskau-Berlin Moskau 2004[3] und Übergangsgesellschaft. Porträts und Szenen 1980-1990 in der Akademie der Künste 2009[4] sowie Geschlossene Gesellschaft in der Berlinischen Galerie 2012 [5] beteiligt.

Neben Hans-Hendrik Grimmling, Maler, Cyrus Khazali, Designer und Claus Bennefeld, Kaufmann, war Leupold Mitgründer der BTK Berliner Technischen Kunsthochschule (2006), die 2017 als Fachbereich Art & Design in der University of Applied Sciences Europe aufging. Als Rektor (2007–2014) initiierte er u. a. den Studiengang Fotografie an der BTK.

Von 2011 bis 2015 erarbeitete Leupold den Dokumentarfilm Lighter than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam, Kamera Armin Dierolf, in dessen Mittelpunkt die Biografien vietnamesischer Kriegsveteranen stehen. Als Opfer des Einsatzes dioxinhaltiger Entlaubungsmittel durch die Vereinigten Staaten sind sie besonders betroffen von den Folgen des Vietnamkrieges in den 1960er und 1970er Jahren. [6] Weitere Dokumentarfilmarbeiten im Libanon und in der Schweiz folgten.[7]

Leupold ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und der Deutschen Fotografischen Akademie.

Fotografische Bildfolgen (Auswahl)

  • Berlin, 1988–1990: Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953 [8][9]
  • Berlin, 1994: Leupolds Gartenlaube – Liebhaberaufnahmen in Erinnerung an das deutsche Familienblatt Die Gartenlaube
  • Berlin, 1995: Die Schönheit der Frauen – Fotografische Freilichtstudien

Filmografie (Auswahl)

  • 2015: Lighter than Orange – The Legacy of Dioxin in Vietnam Dokumentarfilm, 72 min, Regie, Produktion, 2015 GRAND PRIZE Documentary Feature Award of Socially Relevant Film Festival New York[10]; Best Feature Documentary Los Angeles CineFest, [11] weltweite Ausstrahlung EN; DE, ES, AR 2015: Deutsche Welle [12][13]
  • 2016: The Noise of Letea, Dokumentarfilm, 29 min, Regie, Produktion, Kamera [14]
  • 2018: Der Fotograf Hugo Jaeggi-Zudem ist der Traum oft Realität genug, Dokumentarfilm, 46 min, Regie M.L., Jérôme Depierre, Produktion [15]

Veröffentlichungen (Bildbände)

  • Fahnenappell – Szenische Fotografie zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953, Jonasverlag Marburg, 1992 ISBN 3-89445-128-9 Text: Werner Kleinerüschkamp
  • Die Schönheit der Frauen – Photographische Freilichtstudien, Connewitzer Verlagsbuchhandlung 1996 ISBN 3-928833-43-X Essay: Karl Corino [16]
  • Die Vergangenheit hat erst begonnen, Schadenverlag Köln, 2003 ISBN 3-932187-288, Texte: Enno Kaufhold, T.O. Immisch, Kerstin Stremmel

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

  • 1984: Inszenierte Fotografien, Jugendclub Schaufenster im Brecht-Haus, Berlin
  • 1988: Scenic Photographs, Art-School, Portland/Maine, USA
  • 1992: Fahnenappell – Szenische Fotografie zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953, Bauhaus Dessau
  • 1994: Leupolds Gartenlaube Liebhaberaufnahmen in Erinnerung an ein deutsches Familienblatt, Staatliche Galerie Moritzburg Halle
  • 1995: Fahnenappell and Leupolds Gartenlaube, Photographic Ressource Center at Boston University
  • 1995: Leupolds Gartenlaube..., Philine-Vogeler-Haus, Worpswede[17]
  • 1994: Fahnenappell – Szenische Fotografie zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953, Militärhistorisches Museum Dresden
  • 1996: Die Welt der Frau – Die Frau als solche hat sich ja in der Photographie bereits bewährt, Festspielgalerie, Berlin
  • 1996: Die Schönheit der Frauen Fotografische Freilichtstudien, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle
  • 1997: Die Welt der Frau – Die Frau als solche hat sich ja in der Photographie bereits bewährt, Deutsche Akademie Villa Massimo, Rom[18]
  • 2003–2004: Die Vergangenheit hat erst begonnen, Kunst und Medienzentrum Berlin-Adlershof, Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Städtische Galerie Iserlohn, Kunstverein Ahlen, Alte Feuerwache Fotogalerie Mannheim (2004), Kunsthalle Erfurt (2004) [19]
  • 2013: Szenische Fotografien, argus fotokunst, Berlin [20]
  • 2018: Matthias Leupold, Szenische Photographien 1983-1995, Photo Edition Berlin [21][22]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 1987 Out of Eastern Europe: Private Photography, Massachusetts Institute of Technologie, Cambridge/Mass. und Rosa Esman Gallery, New York (K) Curator: John P. Jacob
  • 1987 Aktuelle Fotografie in der DDR, Landesbildstelle Hamburg
  • 1992 Nichts ist so einfach wie es scheint, Ostdeutsche Photographie 1945–1989, Berlinische Galerie, Photographische Sammlung[23]
  • 1993: Das letzte Jahrzehnt – Ostdeutsche Photographie der achtziger Jahre, Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Frankfurt/Main
  • 1996/98 1. Ars Bartica-Triennale der Photokunst Das Ende der Utopien, Stationen: Schloss Gottorf, Schleswig; Haus am Waldsee, Berlin; Japanisches Palais, Dresden; Museet for Fotokunst Brandts Klaedefabrik Odense; (DK) Kunsthalle/Taidehalli Helsinki; Maison du Danemark, Paris; Center of Contemporary Art, Warzcawa; Center of Contemporary Art, Tallinn; Galeria Miesska, Arsenal Poznan
  • 1997 Chimaera. Aktuelle Photokunst aus Mitteleuropa, [Galerie Moritzburg Halle-Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt] [24]
  • 1998 Signaturen des Unsichtbaren, Ein Jahrhundert Fotografie in Deutschland, Galerie am Fischmarkt Erfurt
  • 2003 Die Kunst in der DDR, Eine Retrospektive der Nationalgalerie Neue Nationalgalerie, Berlin[25]
  • 2004 Berlin–Moskau Moskau–Berlin, Staatliches Historisches Museum Moskau
  • 1998: Recollecting a Culture, Photographic Ressource Center at Boston University
  • 2009 Übergangsgesellschaft, Portraits und Szenen 1980-1990, [26] [27]
  • 2011 Rom sehen und sterben... Perspektiven auf die Ewige Stadt 1500-2011, Kunsthalle Erfurt [28]
  • 2012 Geschlossene Gesellschaft, Künstlerische Fotografie in der DDR 1949–1989, Berlinische Galerie[29]
  • 2013 Die Grosse, Kunstausstellung NRW Düsseldorf
  • 2015 Gegen den Strich, Zeichnungen, Druckgrafik, Fotografie und Plakate aus der Sammlung des Kunstmuseums Dieselkraftwerk Cottbus
  • 2018 Blick|Wendungen, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Frankfurt/Oder
  • 2018 In einem anderen Land, Transformationsprozesse an Beispielen zeitgenössischer Fotografie in Deutschland, Haus am Kleistpark, Berlin, riesa efau, Kultur Forum Dresden, Kunsthalle Erfurt [30]
  • 2018 No War No Vietnam, Galerie Nord, Berlin
  • 2018 The Inner Eye: Aspects of GDR Documentary Photography, Amber, Side Gallery, Newcastle upon Tyne
  • 2018 Inszeniert – Provoziert – Analysiert Drei fotografische Positionen der ehemaligen DDR: Kurt Buchwald, Manfred Paul, Matthias Leupold, Photo Edition Berlin[31]

Sammlungen (Auswahl)

Preise

  • 2008: Bronze Award Best Photographer of the Year, Lianzhou Photo Festival, China

Referenzen

  1. Homepage Matthias Leupold
  2. Kunst in der DDR Eine Retrospektive der Nationalgalerie 2003
  3. Berlin-Moskau/ Moskau-Berlin
  4. Akademie der Künste 2009: Übergangsgesellschaft. Porträts und Szenen 1980-1990
  5. Berlinische Galerie 2012: Geschlossene Gesellschaft Künstlerische Fotografie in der DDR 1949–1989
  6. Manon Priebe, Axel Wagner, Chrismon 23.1.2014: Spätfolgen von Agent Orange im Vietnam-Krieg–Krieg hört nie auf
  7. Homepage Leupold Film Production Berlin
  8. Enno Kaufhold: Matthias Leupold – Fiktive Bilder als Realität einer höheren Ordnung, Photonews, Hamburg, 4/1994
  9. Bernd Bösendorf, Gunther Dietrich: Interview mit M. Leupold zur Serie: Fahnenappell, 11.4.2018
  10. Lighter than Orange, New York Premiere 18.5.2015, Maysles Documentary Center
  11. Projektwebsite Lighter than Orange
  12. Deutsche Welle, 8.7.2015, Rodion Ebbinghausen The long shadow of the Vietnam War, The Documentary Lighter Than Orange
  13. Deutsche Welle, 26.11.2015, Lighter than Orange - Die Hinterlassenschaft von Dioxin in Vietnam
  14. Filmwebsite The Noise of Letea
  15. Filmwebsite Der Fotograf Hugo Jaeggi–Zudem ist der Traum oft Realität genug
  16. Essay: Karl Corino: Matthias Leupold – Der Gestalter, Die Schönheit der Frauen – Photographische Freilichtstudien, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, 1995
  17. Werner Kleinerüschkamp: Atelierhaus Worpswede 1992, 1993, 1994, Stipendiatenkatalog, Hrsg. Martin Kausche, Atelierhaus Worpswede e.V., 1995 ISBN 3-89299-181-2, S.114-118
  18. Cecilia, Katalog, Hrsg. Deutsche Akademie Villa Massimo, Rom 1998, mit einer Novelle von Marie-Luise Leupold
  19. Ulrich Eckhardt: Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung Die Vergangenheit hat erst begonnen, Kunst- und Medienzentrum, Berlin-Adlershof 2003
  20. Ausstellung Matthias Leupold – Szenische Fotografien, Fahnenappell bis Schönheit der Frauen, Website Galerie argus fotokunst, Berlin
  21. Photo Edition Berlin 2018: Matthias Leupold Szenische Fotografien 1983 - 1995
  22. B. Bösendorf, Dokumentation, Rede: Ekke Maaß 24.02.2018
  23. Ulrich Domröse: Nichts ist so einfach wie es scheint, Ostdeutsche Photographie 1945-1989, Ausstellungskatalog Berlinische Galerie e.V., 1992 ISBN3-927873-15-5
  24. Chimaera. Aktuelle Photokunst aus Mitteleuropa. hrsg. von T.O. Immisch, John P. Jacob, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1997 ISBN 3-928833-97-9, S.33, 74-81
  25. Die Kunst in der DDR. Eine Retrospektive der Nationalgalerie. hrsg. von Eugen Blume und Roland März.; Berlin: G+H Verlag 2003, ISBN 3-931768-73-2
  26. Akademie der Künste, Berlin [[https://www.adk.de/de/projekte/2009/Kunst_u_revolte/KuR_89_Startseite.htm%7CAkademie der Künste, Webarchiv 2009
  27. Übergangsgesellschaft. Portraits und Szenen 1980-1990. hrsg. Matthias Flügge, Theater der Zeit, Berlin 2009 ISBN 978-3-88331-129-6
  28. Susanne Knorr, Ulrike Pennewitz und Kai Uwe Schierz: ROM sehen und sterben, Perspectives of the eternal city. From 1500 to 2011, Kerber 2011, S.328-333
  29. Ulrich Domröse, Gabriele Muschter, T.O. Immisch, Uwe Warnke: Geschlossene Gesellschaft, Künstlerische Fotografie in der DDR 1949–1989, Ausstellungskatalog, Kerber 2012, ISBN 978-3866786882
  30. Gabriele Muschter, Uwe Warnke: In einem anderen Land , Transformationsprozesse an Beispielen zeitgenössischer Fotografie in Deutschland, Ausstellungskatalog Haus am Kleistpark 2018, S.86-93
  31. Photo Edition Berlin 2018: Inszeniert – Provoziert – Analysiert Drei fotografische Positionen der ehemaligen DDR: Kurt Buchwald, Manfred Paul, Matthias Leupold
  32. T.O. Immisch: Messer der Sehnsucht Rundbrief Fotografie N.F. 15 (1997), S. 3 (Vol. 4, No. 3)