Zum Inhalt springen

Benutzer:LoRo/Misiurewicz-Punkt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Oktober 2018 um 19:28 Uhr durch LoRo (Diskussion | Beiträge) (Vergleichssatz). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Satz von Sturm-Picone

Eine Erweiterung des Vergleichssatzes von Sturm liefert der Satz von Sturm-Picone, benannt nach dem italienischen Mathematiker Mauro Picone (1885−1977). (siehe englische wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Sturm–Picone_comparison_theorem)

Lagrange

Die Lagrange-Identität, benannt nach Joseph Louis Lagrange (1736–1813), wird bei der Lösung von gewöhnlichen Differentialgleichungen 2. Ordnung, insbesondere bei Sturm-Liouville-Problemen, verwendet.

Definition

Die Lagrange-Identität für die Funktionen , aus der Differentiationsklasse und den Koeffizientenfunktionen , und ist gegeben durch den Sturm-Liuoville-Operator für den gilt:

wobei die Wronski-Determinante der Funktionen bedeutet.

Beweis

Sei ein Sturm-Liuoville-Operator, dann ist:

und

Subtraktion der beiden Gleichungen ergibt:

Nun lassen sich unter Verwendung der Produktregel für Ableitungen, der Term bleibt hierbei unberücksichtigt, folgende Darstellungen berechnen und . Auf diese Weise wird erkennbar, dass der zweite Term in beiden Gleichungen gleich ist und bei der Differenzenbildung verschwindet, also:

;Beispiel:

An Hand der Airy-Funktionen wird die Bedeutung der Lagrange-Identität veranschaulicht.

Siehe auch

Literatur


Kategorie:Theorie gewöhnlicher Differentialgleichungen
Kategorie:Differentialoperator

SL-Problem

Ein klassisches Sturm-Liouville-Problem (nach Joseph Liouville und Charles-François Sturm) ist folgendes Eigenwertproblem aus der Analysis: Man betrachte die Differentialgleichung 2. Ordnung:[1]

wobei Koeffizientenfunktionen sind. Finde alle komplexen Zahlen , für die die Differentialgleichung auf dem Intervall eine Lösung besitzt, die den Randbedingungen

genügt ().

Führt man den linearen Operator der Form

ein, den Sturm-Liouville-Operator, so kann die Eigenwertgleichung mithilfe von Methoden aus der Funktionalanalysis (Spektraltheorie) im Hilbertraum der bezüglich der Gewichtsfunktion quadratintegrierbaren Funktionen behandelt werden.

Ist das Intervall kompakt und sind die Koeffizienten integrierbar, so spricht man von einem regulären Sturm-Liouville-Problem. Ist das Intervall unbeschränkt oder sind die Koeffizienten nur lokal integrierbar, so spricht man von einem singulären Sturm-Liouville-Problem.

Reguläre Sturm-Liouville-Probleme

Die Eigenwertgleichung

mit integrierbaren reellen Funktionen , zusammen mit Randbedingungen der Form

nennt man ein reguläres Sturm-Liouville-Problem über dem Intervall , wenn dieses Intervall endlich ist.

Im Fall spricht man von Dirichlet-Randbedingungen und im Fall von Neumann-Randbedingungen, wobei die Existenz und Eindeutigkeit der Lösung mit den Randbedingungen sichergestellt wird.

Für das reguläre Sturm-Liouville-Problem gilt, dass es eine abzählbare Folge von reellen Eigenwerten gibt, die gegen divergiert:

Die Eigenwerte verhalten sich asymptotisch (Weyl Asymptotik) wie

Die zugehörigen Eigenfunktionen bilden eine Orthonormalbasis im Hilbertraum der bezüglich der Gewichtsfunktion quadratintegrierbaren Funktionen.

Beispiel

Ein einfaches Beispiel ist die Differentialgleichung

auf dem Intervall , zusammen mit den Dirichlet-Randbedingungen

Aufgrund der Randbedingungen wird der periodische Ansatz für und beliebige gewählt. Wegen ist und also und somit für . Die Folge der Eigenwerte lautet demnach

und genügt der Weyl-Asymptotik. Die Folge der Eigenfunktionen lautet bis auf die zu bestimmenden Koeffizienten

Die Orthonormalbasis der Eigenfunktionen im Hilbertraum mit ergibt sich unter Verwendung der trigonometrischen Formel :

Hierbei bedeutet das Kronecker-Delta und die Normierung bedingt , so dass die normierten Eigenfunktionen die Darstellung

annehmen.

Die zugehörige Eigenfunktionsentwicklung ist die Fourierreihe mit

Eigenschaften

Für das reguläre Sturm-Liouville-Problem ist man daran interessiert, das Verhalten der Eigenfunktionen zu beschreiben, ohne deren genaue Kenntnis zu haben. Insofern geben die nachfolgenden Sätze, die teilweise auf Charles-François Sturm zurückgehen, einen Überblick an die Eigenschaften der Lösungen des Sturm-Liouville-Problems.

Dazu wird die homogene Differentialgleichung für betrachtet und nachfolgende Anforderungen an die Koeffizientenfunktionen gestellt:

  • und ,
  • und .[2]

Darüberhinausgehende Anforderungen sind in den entsprechenden Sätzen formuliert.

Amplitudensatz

Da die Amplituden den Absolutbetrag der lokalen Extremwerte angeben, wird mit dem nachfolgenden Satz das Verhalten der Amplituden aufeinanderfolgender Nullstellen beschrieben.

Abweichend von den eingangs genannten Voraussetzungen sei , monoton wachsend oder monoton fallend, sowie auf einem beliebigen Intervall sei eine nicht triviale Lösung von . Für die Amplituden zweier aufeinanderfolgender Extremstellen von gilt dann:

und
.
Beweis

Es sei eine nicht-triviale Lösung und

.

Dabei ist keine Lösung der Sturm-Liouville-Differentialgleichung, jedoch eine Funktion die mit denselben Extremstellen und Nullstellen ausgestattet ist wie . Mit Hilfe dieser Konstruktion folgt durch Differentiation mit

Wird zudem berücksichtigt, dass an jedem Extrempunkt ist, so gilt für ein mit

Demzufolge wird die Steigung von beeinflusst durch den Wert der Ableitung von . Da sich die Steigung von auf vererbt, erhält man für den Betrag:

und
.


Oszillationssatz

Der Oszillationssatz besagt für , wenn neben den eingangs beschriebenen Anforderungen für zudem gilt:

und sind divergent,

dann ist auf dem Intervall jede nicht-triviale Lösung oszillatorisch.[3]

Zudem gilt im Falle von Dirichlet-Randbedingungen, dass jede -te Eigenfunktion genau Nullstellen im Intervall hat.

Beweis

Seien ebenso wie nicht-triviale Lösungen der homogenen Differentialgleichung. Mit und wegen ist und somit :

(I).

Dieses lineare Differentialgleichungssystem hat nur dann nicht-triviale Lösungen, wenn für jedes gilt , da sonst und daher sein müsste.

Gesucht sind daher oszillatorische Lösungen, die mittels der Prüfer-Transformation in ebenen Polarkoordinaten erhalten werden:

(II).

Dabei ist und die dazugehörige Argumentfunktion lautet:

bzw. .[4]


Behauptung: Falls , dann haben ebenso wie unendlich viele Nullstellen.

Begründung: Aus (I) und (II) folgt

(III a)
(III b).

Wird die Gleichung (III a) mit und Gleichung (III b) mit multipliziert und addiert, so ergibt sich:

(IV),

ist also monoton wachsend.

Bleibt noch zu zeigen, dass unbeschränkt ist.

Wäre beschränkt, so existierten die Grenzwerte und und es wäre . Insbesondere ist oder .

Sei im Folgenden so groß, dass für alle . Dann liefert Gleichung (IV) nach Integration für alle

einen Widerspruch zur Voraussetzung. ist somit unbeschränkt.

Trennungssatz

Wird die Differentialgleichung vermittels des dazugehörigen Fundamentalsystems in der Darstellung

betrachtet, wobei und ist, dann gelten für die Lösungen der Differentialgleichung folgende Aussagen:

1) Ist eine nicht triviale Lösung der Differentialgleichung, so hat höchstens abzählbar viele Nullstellen.
2) Die Nullstellen zweier linear unabhängigen Lösungen trennen sich.

Siehe auch Abelsche Identität

Beweis

zu 1):
Sei eine nicht triviale Nullstelle von , dann ist , denn sonst wäre Lösung des Anfangswertproblems bestehend aus der Differentialgleichung mit . Dieses Anfangswertproblem hat aber nur die triviale Lösung . Also ist und eine einfache Nullstelle.
Angenommen, die Nullstellen häufen sich in, dann gibt es mit für alle . Zudem gilt . Das ist ein Widerspruch, da eine nicht triviale Lösung ist und ist .
Die Menge der Nullstellen ist abzählbar. Sei ein kompaktes Teilintervall. Da sich die Nullstellen nirgends in häufen, hat der jeder Punkt eine offene Umgebung , in der keine Nullstelle liegt. ist kompakt, folglich gibt es , so dass . enthält daher höchstens endliche viele Nullstellen, denn ist eine Nullstelle, so gilt: . Damit enthält höchstens abzählbare Nullstellen von .

zu 2):
Seien zwei linear unabhängige Lösungen der Differentialgleichung und seien zwei aufeinander folgende Nullstellen von . Dann ist die Wronskideterminante nullstellenfrei und es gilt

wobei die Wronski-Determinante der Funktionen angibt.

Andererseits gilt wegen den Voraussetzungen sowie auch:

.

Nach beidseitiger Integration

folgt nun

(III).

Sind die Funktionen und gegeben, so folgt mit Gleichung (II) , dass und somit lässt sich die Wronski-Determinante wie folgt darstellen:

.

Die Gleichung (III) erhält mit diesem Zwischenergebnis die Gestalt:

.


Sei nun o.B.d.A. monoton wachsend auf dem Intervall , so dass die Neumann-Randbedingung erfüllt ist, dann folgt

Schlussendlich bleibt zu zeigen, dass , denn nur in diesem Fall hat einen Vorzeichenwechsel und eine Nullstelle in . Dazu wird der Amplitudensatz für mit angewandt und folgende Ungleichungen betrachtet:

(*) und
(**)

Addition von (*) und (**) liefert

oder

.

Da nun wegen der Voraussetzungen ist, muss gelten:

.

Demzufolge gilt:

.


Da nun nach Voraussetzung und auf dem Intervall ist, muss einen Vorzeichenwechsel in haben. Dies kann jedoch nur erfüllt werden, wenn in eine Nullstelle hat.

Vergleichssatz

Der Sturmsche Vergleichsatz für periodische (oszillatorische) Funktionen besagt, sind

(I)
(II)

die nicht-triviale Lösungen des homogenen Differentialgleichungssystems mit

so liegt im Intervall zwischen zwei aufeinanderfolgenden Nullstellen von mindestens eine Nullstelle von . Hierbei ist zu berücksichtigen, dass monoton wachsend sein soll und daher .

Beweis

Wird Gleichung (I) von links mit multipliziert und von Gleichung (II), welche ebenfalls von links mit multipliziert wird, subtrahiert, so erhält man unter Verwendung der Lagrange-Identität:

wobei die Wronski-Determinante der Funktionen angibt.

Andererseits gilt wegen den Voraussetzungen sowie auch

und somit

.

Nach Trennung der Variablen und beidseitiger Integration folgt nun

(III).

Sind die Funktionen und gegeben, so folgt mit Gleichung (II) , dass und somit lässt sich die Wronski-Determinante wie folgt darstellen:

.

Die Gleichung (III) erhält mit diesem Zwischenergebnis die Gestalt:

.


Sei nun o.B.d.A. monoton wachsend auf dem Intervall , so dass die Neumann-Randbedingung erfüllt ist, dann folgt

Schlussendlich bleibt zu zeigen, dass , denn nur in diesem Fall hat einen Vorzeichenwechsel und eine Nullstelle in . Dazu wird der Amplitudensatz für mit angewandt und folgende Ungleichungen betrachtet:

(*) und
(**)

Addition von (*) und (**) liefert

oder

.

Da nun wegen der Voraussetzungen ist, muss gelten:

.

Demzufolge gilt:

.


Da nun nach Voraussetzung und auf dem Intervall ist, muss einen Vorzeichenwechsel in haben. Dies kann jedoch nur erfüllt werden, wenn in eine Nullstelle hat.

Beispiel

Die Bessel-Funktionen erster Gattung für und

Betrachtet wird die Besselsche Differantialgleichung:

mit und . Die Eigenfunktionen sind die Bessel-Funktionen erster Gattung der Ordnung , sie lauten:

.

...

und daher:

Der Sturm-Liouville-Operator hat somit die Darstellung mit .

Mit den bewiesen Sätzen lassen sich daher ohne Mühe folgende Aussagen treffen (siehe Bild):

  • Oszillationssatz:
Wie durch den Oszilltionssatz vorhergesagt, zeichnen sich die Potenzreihen und durch Schnittpunkte mit der -Achse verbunden mit einem vorzeichenwechsel aus.[5]
  • Vergleichssatz:
Es genügt gemäß Beweis zu zeigen:
.
Es wird der Fall betrachtet.
Für periodische (oszillatorische) Funktionen , die nicht-triviale Lösungen des homogenen Differentialgleichungssystems
(I)
(II)
mit
sind, liegt im Intervall zwischen zwei aufeinanderfolgenden Nullstellen von mindestens eine Nullstelle von .
[6]

Mathematische Theorie

Der geeignete mathematische Rahmen ist der Hilbertraum mit dem Skalarprodukt

.

In diesem Raum ist ein selbstadjungierter Operator, wenn er auf der Menge der (im Sinne der schwachen Ableitung) differenzierbaren Funktionen, die die Randbedingungen erfüllen, definiert wird:

Hierbei bezeichnet die Menge der auf absolut stetigen Funktionen. Da ein unbeschränkter Operator ist, betrachtet man die Resolvente

,

wobei kein Eigenwert sein darf. Es stellt sich heraus, dass die Resolvente ein Integraloperator mit stetigem Kern (die Green'sche Funktion des Randwertproblems) ist. Somit ist die Resolvente ein kompakter Operator, und die Existenz einer abzählbaren Folge von Eigenfunktionen folgt aus dem Spektralsatz für kompakte Operatoren.

Der Zusammenhang zwischen den Eigenwerten von und der Resolvente folgt, da äquivalent ist zu mit ist.

Singuläre Sturm-Liouville-Probleme

Sind obige Bedingungen nicht erfüllt, so spricht man von einem singulären Sturm-Liouville-Problem. Das Spektrum besteht dann im Allgemeinen nicht mehr nur aus Eigenwerten und besitzt auch einen kontinuierlichen Anteil. Es gibt weiterhin verallgemeinerte Eigenfunktionen, und die zugehörige Eigenfunktionsentwicklung ist eine Integraltransformation (vergleiche Fouriertransformation anstelle von Fourierreihe).

Wechseln oder das Vorzeichen, so spricht man von einem indefiniten Sturm-Liouville-Problem.

Anwendung


Einzelnachweise

  1. Charles-François Sturm: Sur le développement des fonctions ou parties de fonctions en séries dont les divers terms sont assujettis à satisfaire à une même équation différentielle du second ordre contenant un paramètre variable, Journal de mathématiques, 1836, bibnum
  2. Harro Heuser: Gewöhnliche Differentialgleichungen, Vieweg+Teubner 2009 (6.Auflage), Seite 328−338, ISBN 978-3-8348-0705-2
  3. Harro Heuser: Gewöhnliche Differentialgleichungen, Vieweg+Teubner 2009 (6.Auflage), Seite 333, ISBN 978-3-8348-0705-2
  4. Wolfgang Walter: Gewöhnliche Differentialgleichungen, Springer-Verlag 2000, Seite 287-290, ISBN 3540676422
  5. Harro Heuser: Gewöhnliche Differentialgleichungen, Vieweg+Teubner 2009 (6.Auflage), Seite 333, ISBN 978-3-8348-0705-2
  6. Harro Heuser: Gewöhnliche Differentialgleichungen, Vieweg+Teubner 2009 (6.Auflage), Seite 333, ISBN 978-3-8348-0705-2