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Dellach (Gemeinde Millstatt am See)

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Dellach (Gemeinde Millstatt am See)

Dellach am Millstättersee (Streusiedlung)
Ortschaft
Katastralgemeinde Matzelsdorf
Dellach (Gemeinde Millstatt am See) (Österreich)
Dellach (Gemeinde Millstatt am See) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Spittal an der Drau (SP), Kärnten
Gerichtsbezirk Spittal an der Drau
Pol. Gemeinde Millstatt am See
Koordinaten 46° 47′ 16″ N, 13° 36′ 52″ OKoordinaten: 46° 47′ 16″ N, 13° 36′ 52″ Of1
Höhe 619 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 193 (1. Jän. 2024)
Fläche d. KG Ungültiger Metadaten-Schlüssel 20620

dep1 (31. Dez. 2023)

Postleitzahl 9872 Millstatt
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 02059
Katastralgemeinde-Nummer 20620
Zählsprengel/ -bezirk Obermillstatt (20620 001)
Bild
Dellach, Ostseite (rechts im Bild)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; KAGIS
193

Dellach am Millstätter See ist eine am Nordufer liegende Streusiedlung in der Gemeinde Millstatt im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten / Österreich. Die Ortschaft liegt auf 619 m Seehöhe am nördlichen Ufer des Millstätter Sees am Fuße der Millstätter Alpe / Nockberge. Dellach ist über Millstätter Bundesstraße B 98 über Millstatt oder Döbriach, sowie über die Landesstraße (L 17) aus Obermillstatt erreichbar. Unmittelbar benachbarte Orte sind Pesenthein, Sappl und Döbriach. Von 1889 bis 1973 gehörte Dellach zur Gemeinde Obermillstatt.

Lage und Wirtschaft

Dellach und umliegende Orte bei www.openstreetmap.org
breiteste Stelle des Sees bei Dellach
Dellach Bad um 1909


Dellach liegt am Nordufer des Millstätter Sees, das in nordwestlicher Richtung verläuft. Daher ist an markanten Punkten z.B. in der weitgezogenen Kurve der Bundesstraße oder der Kurve in der Straße nach Sappl ein guter Ausblick über den See Richtung Westen möglich. Zwischen Dellach und dem Laggerhof erreicht der Millstätter See mit 1,8 km seine größte Breite. Der See liegt in einem in der Letzten Kaltzeit entstandenen Trogtal, das insbesondere an der Nordseite ein steil ansteigendes Ufer hat. Oben auf der Trogschulter liegt der wieder etwas flachere Millstätter Berg. Auf alten Ansichten ist noch erkennbar, dass die Wiesen von Sappl und Dellach bis in die Nachkriegszeit waldlos verbunden waren. Durch Personalmangel und hohe Arbeitskosten in der Landwirtschaft werden dieser Bereich mit Sauerwiesen heute nicht mehr bewirtschaftet und ist seit Jahrzehnten wieder verwaldet.

Dellach liegt auf einem langgezogenen Schwemmkegel von fünf größeren und kleineren Bächen. Drei von ihnen haben ein größeres Einzugsgebiet, das bis auf die Sappler und Matzelsdorfer Alm reicht. Mit den Bächen verbunden ist eine latente Hochwassergefahr bei Starkregenereignissen, die geringer ist als in den Nachbarorten Pesenthein oder Millstatt.[1] Ganz im Westen kommt der Görtschacherbach vom Berg, etwa in der Ortsmitte der Sapplerbach und im Osten der Sonnenhofbach aus Matzelsdorf.

Durch den ganzen Ort führt die Millstätter Bundesstraße B 98. In der Ortsmitte zweigt Obermillstätter Landesstraße (L 17) auf den Millstätter Berg nach Sappl ab. Die Entfernung zur Tauern Autobahn A 10, zur Auffahrt am Knoten Spittal-Millstätter See beträgt 10,5 km. Dellach liegt auch am Millstätter-See-Radweg.

Wie die umliegenden Siedlungen ist der Ort, zuletzt mit 194 Einwohnern,[2] eine ursprünglich bäuerliche Siedlung am Millstättersee, die sich im 20. Jahrhundert zu einem Fremdenverkehrsort entwickelt und sich akutell in eine Streusiedlung mit Zweitwohnsitzen wandelt.

Neben einem Gastronomiebetrieb und einigen privaten Beherbergungsbetrieben gibt es nur mehr einen Vollerwerbsbauern. Mangels ortsansässiger Betriebe pendelt der Großteil der berufstätigen Bevölkerung aus. Das Ortsgebiet liegt auf der Katastralgemeinde Obermillstatt. Die Römisch-katholische Kirche und der Friedhof sind in Millstatt, die Volksschule in Obermillstatt.

Frühgeschichte

Der Ortsname in der frühesten Form als Doelach erwähnt, geht auf das slawische Dôljah zurück.[3] Dellach, richtiger Dölach bedeutet bei den Talbewohneren (dol = Tal). Wie auch bei anderen Ortschaften mit diesem Namen gibt es eine Gegenüberstellung mit einem Ort weiter oben am Berg, hier mit Görtschach, das mit bei den Bichlern übersetzt werden kann. In 8 km Entfernung beim Magnesitwerk in Radenthein gab es eine Ortschaft mit dem ähnlichen Namen Niederdellach.[4] Die Siedlung wurde noch im 19. Jhdt. als eigenständig mit einem größeren Hammerwerk am Kirchheimer Bach erwähnt und ist gegewärtig ein Ortsteil von Radenthein.[5]

Der Ortsname Dellach, 1286 erstmals schriftlich nachweisbare, wird aus der karantanischen Zeit ab dem 7. Jhd. stammen. Die älteren Namen der Lokalität aus römischer und keltischer Zeit sind nicht überliefert. Die frühesten Siedlungsspuren gibt es aus römischer Zeit. 1964 wurde beim Ausheben einer Sickergrube für eine Badeanstalt des Gastwirts Brugger 10 Meter vom Seeufer entfernt römerzeitliches Mauerwerk angeschnitten.[6] Neben Brandresten fanden sich Teile von Hohlziegeln einer typisch römischen Hypokaustheizung. Kleinfunde für eine genauere Datierung wurden nicht gemacht. Beim Bau der Millstätter See-Kanalisation im Jahre 1973 wurde neuerlich römisches Mauerwerk mit roter, durch grüne Streifen verzierte Wandbemalung sowie zwei außergewöhnlich gut erhaltene Türschwellen aus Marmor gefunden.[7] Diese sind im Stiftsmuseum Millstatt ausgestellt. Der Bauplatz für eine derart prunkvolle Villa war ideal, sicher vor Muren und Bergstürzen und mit vorzüglicher Trink- und Nutzwasserversorgung durch den Dellacher Bach in unmittelbarer Nähe.

Spuren aus der späten Hallstattzeit, die Reste von Bronzegüssen, wurden es ca. 8 km entfernt in Seeboden in Seeufernähe bei der früheren Pension Ploni im Jahre 1937 gefunden.[8] Ältere Funde in der Gegend sind Reste eines Keramikkruges der Laugen-Melaun-Kultur aus der Spätbronzezeit (ca. 13–11. Jh. v. Chr.) in Obermillstatt.[9] Ebenfalls aus dieser Zeit stammt eine 1957 bei Bauarbeiten beim Hotel-Gasthof Lammersdorf (früher Unterlercher / Fastian) wo ein Grab mit Bruchstücke einer Graburne und Steinbeile aus der frühen Urnenfelderzeit (etwa 1.400 vor Chr.) freigelegt wurden.[10] Seit den 1960er Jahren gibt es nur mehr selten Funde, da bei Grabarbeiten nur mehr Baggern zum Einsatz kommen.

Die Siedlungsgeschichte wird deutlich älter sein. Die Gegend oberhalb von Dellach ist seit mindestens 4000 Jahren besiedelt. Die prähistorischen Fundstellen von Lammersdorf und Sappl – die bisher ältesten in Oberkärnten – sind nur rund eineinhalb Kilometer entfernt. Wegen des Fischreichtums des Sees war das Dellacher Ufer sicher attraktiv und relativ leicht zu erreichen. Ein Pollendiagramm aus dem tiefsten Bereich des Sees zwischen Dellach und dem Laggerhof zeigt ab ca. 2200 v. Chr. eine ausgeprägte Häufung von Adlerfarn und Wacholder, zwei markante Indikatoren für menschliche Weiderodung und Waldweide.[11] Anhand der Pollenanalyse können fünf Phasen zunehmender und rückläufiger menschlicher Siedlungstätigkeit um den See identifiziert werden. Mit dem Beginn der Römerzeit häufen sich Pollen von Edelkastanie und Getreide besonders Roggen, die zur Völkerwanderungszeit wieder zurückgehen. Ab dem 9. Jahrhundert kommt es durch die einsetzenden bairischen Rodungen zu einem drastischen Rückgang der lokalen Waldvegetation.

Bis ins Mittelalter war der Ort nur von oben, vom Millstätter Berg erreichbar. Entlang des Seeufers gab es keine durchgehende Straße. Eine alte Römerstraße zwischen Teurnia und dem Kirchheimer Tal verlief via Starfach nach Sappl und weiter nach Lammersdorf. Die Querung der hohe Wand zwischen Starfach und Döbriach wurde erst im Mittelalter möglich. Die Millstätter Straße wurde in den 1880er Jahren im Zuge der Entstehung einer touristischen Infrastruktur am Millstätter See starkt ausgebaut und 1888 eingeweiht. Bereits 1883 verkehrte zwischen Spittal und Millstatt während der Sommersaison eine Postbuslinie. Mit dem Bau der Tauernbahn 1909 waren die Orte am See auch für deutsche Urlauber leichter erreichbar. Ab 1913 erfolgte ein weiterer Ausbau. 1922 wurde die erste Autobuslinie Spittal – Millstatt eingerichtet. Weitere Ausbauten wurden durch den zunehmenden Automobilverkehr ab den 1950er Jahen notwendig. Eine Verbesserung der Verkehrsverbindung Richtung Osten erfolgte durch den Ankauf des Campingplatzes Pesenthein durch die Gemeinde Millstatt.

Quellen

  1. Kärntner Geografisches Informationssystem (KAGIS): Kärnten Atlas. Land Kärnten, abgerufen am 18. September 2018.
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2018 nach Ortschaften, Gebietsstand 1.1.2018. Januar 2018, abgerufen am 16. September 2018 (Einwohner ohne Zweitwohnsitze.).
  3. Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. II. Teil. Klagenfurt 1958. Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten. S. 48
  4. Kärntner Geografisches Informationssystem (KAGIS): Kärnten Atlas - Radenthein und Umgebung. (Einstellung: Kartenhintergrund Franziszeischer Kataster / andere Layer deaktiviert) von 1822-1828. Land Kärnten, abgerufen am 21. September 2018.
  5. Topographisches Post-Lexikon aller Ortschaften der k. k. Erbländer: Des zweiten Theils, welcher Oesterreich nehmlich: Inner-, Nieder- und Ober-Oesterreich, und die Gebiete Brixen und Trient, Band 2, Ausgabe 3. Schuender, 1800 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Hans Dolenz: Neue Hinweise auf römerzeitliche Siedlungen in Oberkärnten. Hrsg.: Carinthia I. 158. Jahrgang. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1968, S. 177–186, hier 183–185 (703 S.).
  7. Axel Huber: Römische Funde im Umfeld des Millstättersees. In: Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten. 2013. Franz Nikolasch (Hrsg.). S. 45–87.
  8. Richard Pittioni: Die Funde von Seeboden am Millstätter See, Kärnten. Hrsg.: Carinthia I. 128. Jahrgang. Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1938, S. 190–196 (205 S.).
  9. Gefunden vom Totengräber Alois Auer vlg. Messner 1994. Axel Huber: Obermillstatt: Keramik vom Typ Laugen-Melaun. In: Carinthia I, 190. Jahrgang, 2000, S. 470–471.
  10. Gegenwärtig ausgestellt im Stiftsmuseum Millstatt
  11. Adolf Fritz: 4000 Jahre menschliche Siedlungstätigkeit im Spiegel der Pollenanalyse. Ein Pollendiagramm vom Millstätter See. In: Geschichtsverein für Kärnten: Carinthia I. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. 189. Jahrgang / 1999. S. 43–52.

Grundherrschaft & Baunernaufstand

Bau von Zweitwohnsitzen anstelle des Gasthof Brugger
Gedächtniskapelle oberhalb der Bundesstraße
Früherer Gasthof Brugger vom Thomasbichl
um 1910
Strandbad und Traumvilla
Zweitwohnsitze statt Gasthäuser

Die dominante Grundherrschaft um den Millstätter See war das Stift Millstatt. Bei der ersten Erwähnung von Dellach im Jahre 1274 geht es um ein Zinslehen, einem Hof, der an einen Heinrich von Millstatt gegeben wurde.[1] Die erste erfassbare Immobilientransaktion in Dellach ist der Kauf eines Hofs im Jahre 1362.[2] Im Urbar von 1470 sind als Klosterbesitz in Dellach drei Huben, sechs Lehen, ein Fischlehen und zwei Zehente angeführt.[3] An dieser Struktur änderte sich über Jahrhunderte wenig.

1737 war das bisher turbulenteste Jahr in der Geschichte Dellachs. An die dreihundert Bauern und Knechte versammelten sich zu Allerseelen beim früheren Gasthof Brugger zum Sturm auf das Kloster Millstatt. Der Wortführer der Aufständischen war der Dellacher Wirt Georg Thomas. Der Bauernaufstand, auch Millstätter Handel genannt, richtete sich gegen die Millstätter Jesuitenherrschaft. Die Jesuiten legten die Steuer- und Abgabenregelungen deutlich strenger aus, als ihre grundherrschaftlichen Vorgänger, die St. Georgs Ritter. Sie benötigten Geld, insbesondere für die Unterstützung ihrer Ordensbrüder in Gebieten, die vom Dreißigjährigen Krieg betroffen waren bzw. die Finanzierung der von ihnen betriebenen Universität Graz. Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts gab es immer mehr Klagen über die Jesuitenherrschaft, was sich sogar in einer Sage niederschlug (Der Jungfernsprung von Döbriach). Zur Abgabenlast kam die strenger werdende Verfolgung der Protestanten durch die Katholiken. Alleine in der benachbarten Paternioner Gegend wurden von 1734 bis 1736 etwa 100 Menschen unter Militärbegleitung nach Siebenbürgen deportiert, was eine Fluchtwelle unter den zurückgebliebenen Protestanten auslöste.[4] Aus dem Bistum Salzburg wurden um diese Zeit mehr als 20.000 deportiert. Einige vertriebene Kärntner Sectarier kamen immer wider verbotenerweise in ihre alte Heimat zurück, brachten verbotene Bücher mit und befestigten die ihrigen im Irrtum umsoviel mehreres.[5]

Vor diesem historischen Hintergrund gab es bereits 1734/35 größere Zusammenrottungen beim beliebten Vieh- und Jahrmarkt auf der Maitratten bei Gnesau, bezeichnet als „Erster Religionsaufstand“, wo über angebliche Abgabenerlässe des Kaisers diskutiert wurde. 1737 war ein Vergleich zwischen Jesuiten und Bauern fast ausverhandelt, da aber nicht alle zustimmten, reiste eine Delegation zum Kaiser nach Wien. Die unerfahrenen Bauernvertreter Thomas und Oberherzog erreichten jedoch keine Audienz, sondern gerieten an den Winkeladvokaten Joseph Paul Zopf, welcher in Erwartung eines guten Geschäfts versprach, sich beim Kaiser für sie einzusetzen. Zopf gab sich als kaiserlicher Kommissär aus und erstellte ein gefälschtes Dokument, aus welchem hervorging, dass die Bauern von ihren Pflichten befreit seien, was sie ermutigte, die Jesuiten zu vertreiben.[6] Zopf reiste nach Dellach und am Abend des 2. November 1737 eroberten die Bauern die Residenz in Millstatt, plünderten, steckten eine Scheune in Brand und betranken sich, während Zopf mit der Kassa von 3000 Gulden Richtung Wien flüchtete. Zopf wurde aber mit dem Geld, immerhin die Hälfte der Geldsumme, die das Stift an die Universität ablieferte, in Bad Kleinkircheim gestellt. Über eineinhalb Jahr dauerte der Strafprozess, der für alle Beteiligten sehr teuer wurde. 400 Mann kaiserliche Truppen zur Verhinderung eines weiteren Aufstands und Bewacher der gefangenen Bauern hatte die Bevölkerung zu bezahlen und zu verköstigen. Im Urteil vom 29. April 1739 hieß es Georg Thämäss zu dellach wird auf der Richtstätte (beim hohen Kreuz in Millstatt) mit dem Schwert von leeben zum tott hingerichtet sodann dessen Kopf bey seinen Hauss negst der ordentlichen Strassen an ein gemauerte Säuln mit eissernen gätter verwahrter aufgestökht werden.[7] Später ist nicht mehr von einer Säule die Rede sondern einer Nische im Brugger-Haus, die bis ins 19. Jahrhundert hinein existiert habe. Auch die anderen zwei Rädelsführer wurden enthauptet und ihre Köpfe zur Abschreckung in eisernen Käfigen an der Ecke des Millstätter Stiftsgartens zur Schau gestellt. 29 weitere Aufstandsteilnehmer wurden zwangsrekrutiert, erhielten ewigen Landesverweis bzw. langjährige Festungshaft. Die Bevölkerung hatte die enorme Summe von 21.560 fl. an Schadenersatz an die Jesuiten zu leisten.

Erst durch die politische Ausstrahlung der Französischen Revolution, Dellach gehörte während der Napoleonischen Kriegen einige Jahre zum französischen Königreich Illyrien, kam es zur Auflösung des alten Untertanen- bzw. Grundherrschaftsverhältnisses. Mit der Märzrevolution 1848/49 konnten die Bauern die Höfe von der k.k. Staatsherrschaft, der Domäne, kaufen und Eigentümer werden. Die Jesuiten gab es seit dem so genannten Jesuitenverbot von 1773 nicht mehr. Die Bauernbefreiung führte auch zur Bildung der Ortsgemeinden 1850. Bis 1889 gehörte Dellach zu Millstatt, dann als Teil der Katastralgemeinde Matzelsdorf zu Obermillstatt und seit 1973 wieder zu Millstatt. Einer der Obermillstätter Bürgermeister kam aus Dellach. Es war Franz Seiser aus Dellach Nr. 20, (1957–1968) Mitglieder der Österreichischen Volkspartei.[8]

Zur Erinnerung an die Ereignisse von 1737 wurde eine Kapelle erreichtet, die heute oberhalb der Stützmauer in der weitgezogenen Kurve der Bundesstraße liegt. Der Standort der kleinen Kapelle am Thomasbichl galt vor der Verbauung als schönster Aussichtspunkt wie alte Gemälde zeigen.[9]

1932 wurde die Kapelle in einer Zeit großer Spannungen insbesondere zwischen den Christlichsoziale Partei und den Natinalsozialisten restauriert. Auf der Stirnseite befindet sich der mahnenende Gedenkspruch Erbaut [nach 1737] zum Dank für den Sieg des Rechts. Erneuert [1932] zur Mahnung des künftigen Geschlechts.[10] Bemerkenswert ist der in der Kapelle von Jakob Campidell gemalte wiederauferstandener Christus mit einer großen rot-weiß-roten Siegesfahne. Trotz knapper Kassen wurde die aufwändige Restaurierung als Warnung an die Nazis durchgeführt.[11] Diese waren deutlich gewalttätiger. In der Nacht zum 29. Juni 1934 gab es am Millstätter See erstmals eine schwere Sachbeschädigungen mit gestohlenem Sprengstoff aus dem Magnesitwerk Radenthein.[12] Zwecks Einschüchterung politischer Gegner sprengten Anhänger der nun verbotenen NSDAP das neuerbaute Wohnhaus des ständestaatlich eingestellten Dellacher Fabriksarbeiters Stefan Steurer.

Quellen

  1. Erika Weinzierl-Fischer: Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. Band 33. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie., Klagenfurt 1951, S. 88 (161 S.).
  2. Erika Weinzierl-Fischer: Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. 1951, S. 78.
  3. Erika Weinzierl-Fischer: Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten. 1951, S. 86.
  4. Stephan Steiner: Reisen ohne Wiederkehr. Die Deportationen von Protestanten aus Kärnten 1734–1736, Wien – München 2007 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 46) ISBN 3-7029-0545-6, S. 51
  5. Dedic Paul: Der Geheimprotestantismus in Kärnten während der Regierung Karls VI. (1711-1740). 26. Jahrgang. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Herausgegeben vom Geschichtsverein für Kärnten, Klagenfurt 1940, S. 146 (188 S.).
  6. H.F.: Der Millstätter Bauernaufruhr 1737.. In: Alpenländische Rundschau. Unpolitische Wochenschrift für die gesamten Alpenländer / Alpenländische Rundschau, 6. November 1937, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/alp
  7. Christa Wewerka: Der Millstätter Bauernaufstand von 1737. Disseration an der Universität Wien. Wien 1965, S. 76 (102 S.).
  8. Marktgemeinde Millstatt (Hrsg.): Die Geschichte von Millstatt. Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt 1964, OCLC 314406422, S. 422.
  9. Beispielsweise von Jacob Canciani Blick über den Millstättersee, 1873.
  10. Axel Huber: Die Dellacher Gedächtniskapelle: Millstätter Bauernaufstand anno 1737. Hrsg.: Carinthia I. Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. 205. Jahrgang. Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee. 2014, S. 961—963 (992 S.).
  11. Eine Kapelle mit Geschichte. Kleine Zeitung, 26. August 2014, abgerufen am 21. Oktober 2018.
  12. Postenkommandant Rev.-Insp. Forstnig: Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Millstatt über die „Okkupationspolitik der Nazis in Österreich“. Millstatt 1946. DÖW, Akt Nr. 8351. In: Kurt Bauer: Illegaler Nationalsozialismus in Kärnten. Auszüge aus unveröffentlichten Manuskripten für das Rot-Weiß-Rot-Buch. Unter www.kurt-bauer-geschichte.at (PDF; 120 kB), aufgerufen am 10. Oktober 2018

Vom Bauerndorf zum Fremdenverkehr

Die alte bäuerliche Struktur von Dellach ist im Franziszeischer Kataster aus den 1820er Jahren noch gut erkennbar.[1] Im Westen des Ortes liegt das Dellacherfeld. Zwischen Neubauer und dem früheren Gasthof Brugger gab es einige Häuser. Etwas abgelegen liegen die alten Bauernhöfe Götzfried und Pichlbauer (später Gasthof Sonnenhof). Um diese Zeit waren Dellach und Sappl noch mit einem Wiesengürtel verbunden, der heute schon zugewachsen ist.

Das letzte alte Hofgebäude war bis vor wenigen Jahren der alte Götzfried-Hof, gebaut im Stil der Höfe rund um den Millstätter See.[2] Er wird 1477 als Lehen Gottfid am Faszt (Forst) erstmals erwähnt.[3] Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der Hof als Ringhof angelegt. Ein alter Hof, an dem die Veränderung des Ortes gut erkennbar ersichtlich wird, ist der Neubauer. Das von 1828 stammende Haus wurde schon 1892 für Fremdenzimmer aufgestockt. Der Hof liegt im flacheren Bereich des Ortes und besitzt, untypisch für die Gegend, zwei Stad'lbrücken. Die Wiese bei See wird heute als Campingplatz genutzt.[4]

Um 1900 wurde die Seevilla Schmidt in bester Lage von einem Bauherrn Bacz, einem Arzt aus Wien als dessen Urlaubsdomizil. Bis heute ist die Villa in der ursprünglichen Bauform erhalten geblieben.[5] Ein Pionier des Fremdenverkehrs in Dellach war der aus Zagreb stammende Apotheker Siegmund Mittelbach, der in Wien am Hohen Markt die Krebs-Apotheke besaß. Er baute in Millstatt 1879 eine erste Villa (Gabrielenheim) zur Vermietung an Sommergäste und erwarb unter anderen auch Grundstücke in Dellach und förderte aktiv den Fremdenverkehr. Er gründete den „Verschönerungsverein Dellach“. Im August 1904 wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel enthüllt und ein Wasserfall in Sappl nach ihm benannt. Wo sich der „Siegmundsfall“ befindet, ist heute in Vergessenheit geraten.

Der Transport von Menschen und Gütern und die Fischerei erfolgte in alter Zeit mit einfachen Plätten, wie sie im beispielsweise im Fischereimuseum Seeboden ausgestellt sind. Davor waren Einbäume in Verwendung.[6] Holz wurde mit großen Flößen transportiert. Im Winter gab es gegebenenfalls auch tragfähiges Eis. Den ersten touristischen Schiffsverkehr am See gab es ab 1870 beim Millstätter Weinschenk Anton Trebsche. 1901 wurde die „Millstätter Dampfschiffahrtsgesellschaft“ gegründet. Bald darauf entstanden die Schiffsanlegestellen um den See, so auch in Dellach. Damit konnte der Ort auch mit dem Dampfschiff erreicht werden.

Herring frühere Leitbetriebe Fußwege auf den Berg

Quellen

  1. Franziszeischer Kataster (1822–1828). Amt der Kärntner Landesregierung, abgerufen am 21. Oktober 2018 (Suche: Dellach / Gemeinde Millstatt).
  2. Johann Reinhard Bünker: Das Bauernhaus am Millstätter-See in Kärnten. Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien., 1902, S. 126, abgerufen am 25. Oktober 2018.
  3. Bernd Oberhuber, Hans G. Kugler: Höfe, Häuser, Häuslichkeit. Bürgerliche und bäuerliche Wohnformen in Millstatt am See. Hrsg.: Marktgemeinde Millstatt. Carinthia, Klagenfurt 1994, S. 107 (145 S.).
  4. Bernd Oberhuber, Hans G. Kugler: Höfe, Häuser, Häuslichkeit. Bürgerliche und bäuerliche Wohnformen in Millstatt am See. Hrsg.: Marktgemeinde Millstatt. Carinthia, Klagenfurt 1994, S. 114 (145 S.).
  5. Friedrich Koller: Vom ersten Gast zum Massentourismus. (Memento vom 4. Juli 2006 im Internet Archive) Der Einfluss des Fremdenverkehrs auf die Veränderung der Menschen, des Ortsbildes und der Ökologie in einer Gemeinde am Beispiel Millstatts. Diplomarbeit. Universität Klagenfurt, 2005, S. 46, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  6. Camilla Kleinsasser: Seebodener Holzprobe zur Analyse in US-Labor. Kleine Zeitung, 24. Juni 2017, abgerufen am 26. Oktober 2018.

Vom Fremdenverkehr zur Zweitwohnsitzsiedlung

Höfe / Häuser / Haushalte und Einwohner 1470 bis 2018
1470 1817 1857 1869 1880 1890 1900 1910 1923 1934 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2014 2018
Höfe / Häuser / Haushalte 10 13 13 15 14 19 22 27 26 36 32 64 109 125 148 159 182
Einwohner (mit Starfach) 77 79 85 82 85 110 138 103 129 184 217 327 311 325 314 349
Einwohner (ohne Starfach) 173
Einwohner pro Haus 6 7 6 6 x x x x x x 5 4 3 3 2 2 2

Quellen: Bis 2011 Österreichische Akademie der Wissenschaften: Historisches Ortslexikon Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. KÄRNTEN. 31. August 2016, S. 86, abgerufen am 27. Oktober 2018.;
2018 Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2018 nach Ortschaften, Gebietsstand 1.1.2018. (Einwohner ohne Zweitwohnsitze.). Januar 2018, abgerufen am 27. Oktober 2018.
Starfach ist seit 1973 Teil von Döbriach, Gemeinde Radenthein.



In den Jahre des „Wirtschaftswunders“ erlebte der Fremdenverkehr um den Millstätter See einen enormen Auftrieb. Jedes freie Zimmer in Dellach und den am Berg liegenden Dörfer wurder vermietet. Am See entstand beim beim Neubauer ein großer Campingplatz. Sämtliche Abwässer, gelangten direktem oder indirekt über die Bäche in den See zu einer Verunkrautung und zu Algenwachstum. Ab 1955 führte die Eutrophierung anfangs zu einer langsamen, ab 1965 zu einer erkennbaren und dannach zu einer starken Zunahme von Schwebealgen, was die durchschnittliche Sichttiefe 1972 von früher durchschnittlich 6 auf 2 Meter reduzierte.[1] Im Sommer 1972 kam durch ungünstige Wetterkonstellationen zu einer spektakulären "Wasserblüte" der Burgunderblutalge, was den Badebetrieb nahezu zum Erliegen brachte.[2] Baden war zwar gesundheitlich unbedenklich, aber das Wasser war sehr trüb und von rotweißen Schlieren durchzogen. Der Bau der Kanalisation am Millstätter See wurde stark forciert. Die Menge der Schwebealgen entwickelte sich zurück und seit 2004 ist die Algenbiomasse wieder auf einem niedrigen Stand.

Seit dem Höhepunkt des Massentourismus in den 1970er Jahren entwickelt sich die Infrastruktur des Ortes stetig zurück. Sehr bekannt war in den 1960er das Restaurant und Bar „Traum-Villa“ oberhalb des Strandbades. Das nach einer Versteigerung in Gemeindebesitz von Obermillstatt gelangten Objekt ist nach einem gescheiterten Wiederbebungsversuch Anfang der 1980er wieder in Privatbesitz. Lebensmittelgeschäfte gibt es keine mehr. Die zwei alten traditionellen Gasthöfe Brugger und Sonnenhof gibt es nicht mehr. Sie wurden verkauft und an ihrer Stelle Apartmenthäuser erreichtet, wobei die früheren Seezugänge mitverkauft wurden. Statt des alten traditionellen Gasthof Brugger gibt es nun ein Haus mit 14 Zweitwohnsitz-Apartments inklusive Seezugang.

Literatur

  • Marktgemeinde Millstatt (Hg.) / Bernd Oberhuber / Hans G. Kugler: Höfe, Häuser, Häuslichkeit. Bürgerliche und bäuerliche Wohnformen in Millstatt am See. 1994. (ohne ISBN)

Quellen

  1. Hans Sampl et al.: Zur Limnologie des Millstätter Sees. In: Der Millstätter See, Klagenfurt 2008, S. 65–84
  2. sb+: Millstätter See: Rotalgen abgesunken. APA-Onlinemanager, Klagenfurt 12. August 1972.
Commons: Category:Dellach am Millstätter See – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 47′ N, 13° 37′ O

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Kategorie:Ort im Bezirk Spittal an der Drau Kategorie:Nockberge