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Ghana

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Republic of Ghana
Republik Ghana
Flagge Ghanas
Flagge Ghanas
Wappen Ghanas
Wappen Ghanas
(Details) (Details)

Wahlspruch: Freedom and Justice
(eng., „Freiheit und Gerechtigkeit“)

Amtssprache Englisch
Hauptstadt Accra
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident John Agyekum Kufuor
Fläche 238.537 km²
Einwohnerzahl 22.409.572 (Quelle: CIA 2006)
Bevölkerungsdichte 82,6 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 495 US-$ (2005)
BIP/Einw. (Kaufkraftparität) 2500 US-$ (2005)
Währung Cedi
Zeitzone UTC
Nationalhymne God Bless Our Homeland Ghana
Einwohnerbezeichnung Ghanaer
Kfz-Kennzeichen GH
Internet-TLD .gh
Intern. Vorwahl +233
Lage Ghanas in Afrika
Karte Ghanas

Ghana (dt.: [ˈgaːna], engl.: [ˈgɑːnə], früher Goldküste) liegt in Westafrika und grenzt an die Elfenbeinküste, Burkina Faso, Togo sowie im Süden an den Golf von Guinea (Atlantik). Der Volta-See ist der größte Binnensee Ghanas und zugleich der größte vollständig künstlich angelegte Stausee der Welt.

Geografie

Ghanas Küste hat eine Länge von ca. 540 km. Von der Küstenniederung steigt das Land zum Hochland von Ashanti an (300–880 m. ü. M.). Nordöstlich schließt das Voltabecken an. Das Land entwässert größtenteils über den Volta, der in seinem Unterlauf durch den Akosombo-Staudamm zum größten Stausee der Erde aufgestaut wird. Die nördlichen Gebiete zählen bereits zur Großlandschaft Sudan.

Klima

Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Norden um 1.000 mm, im westlichen Küstenabschnitt bis zu 2.200 mm. Bei Accra erreicht sie kaum 800 mm. Nur im feuchtheißen Südwesten wächst immergrüner Feuchtwald, der in regengrünen Feuchtwald übergeht. Die Waldbestände sind durch die fortschreitende Rodung bedroht. Landeinwärts folgen Feuchtsavanne und Trockensavanne.

Berge

Die größte Erhebung im Land ist der Berg Mount Afadjato mit 880 m. ü. N. Der Berg ist in der Nähe des Dorfes Liati Wote direkt an der Grenze zu Togo zu finden.

Gewässer

Dominiert wird Ghana durch den Zentral gelegenen großen vollständig künstlichen Stausee, der sich im Wesentlichen aus dem schwarzen Volta und dem weißen Volta, Afram, Daka und Oti speist. Nachdem der Akosombo-Staudamm passiert ist, mündet der dann als Volta bezeichneter Fluss in einem weiten Delta in den Atlantischen Ozean.

Der Bosumtwi ist ein ca. 1,07 Mio Jahre alter See, dessen Ursprung auf den Einschlag eines Meteoriten zurück geht. Er hat für die traditionelle Bevölkerung bis heute eine nicht unerhebliche religiöse bzw. rituelle Bedeutung.

Zudem sind die wichtigen Flüsse Pra, Bia und Tano zu nennen, die direkt in den Atlantik münden.

Fauna und Flora

In Ghana überwiegen drei verschiedene Vegetationszonen. Der tropische Regenwald und der Feuchtwald befinden sich im Südwesten des Landes, der Norden und der mittlere Teil des Landes sind von der Feuchtsavanne gekennzeichnet, die in Baum- und Grassavanne unterteilt wird. Außerdem besteht ein schmaler Streifen der Küste auch noch als Küstensavanne. Im immergrünen tropischen Regenwald findet man die üppigste Vegetation des Landes. Er ist sehr artenreich und die ganzjährig konstante Temperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit fördern das Pflanzenwachstum sehr. Die Fläche an tropischem Regenwald betrug ursprünglich 85.000 km². Innerhalb von 50 Jahren schrumpfte die Fläche um mehr als die Hälfte auf 40.000 km².

Politik

Ghana erhielt am 6. März 1957 als erstes tropisches Land Afrikas die Unabhängigkeit von Großbritannien.

Staatsorganisation

Obwohl Ghana ein Mitglied des Commenwealth of Nations ist, ist es als Präsidialrepublik organisiert. Ghana hatte 2003 10 offiziell registrierte Parteien, von denen bei der letzten Parlamentswahl 2004 vier ins Einkammerparlament gewählt wurden. Die stärkste Partei ist die New Patriotic Party (NPP) von Präsident John Agyekum Kufuor, dem neunten Präsidenten seit der Unabhäbgigkeitserklärung, mit 128 Sitzen. Stärkste Oppositionspartei ist die Partei National Democratic Congress (NDC) mit 94 Sitzen, weitere Sitze haben die People's National Convention (PNC) (4 Sitze) sowie die Convention People's Party (CPP) (3 Sitze) errungen. Die Verfassung Ghanas bezeichnet die Parteien ausdrücklich als meinungs- und willensbildend im Rahmen des politischen Prozesses.

Besondere Probleme bereitet die Landverteilung zwischen den verschiedenen Volksgruppen.

Siehe auch: Parteien in Ghana

Regierungsmitglieder

Neben dem Präsidenten Kufour besteht laut der Verfassung die Regierung mindestens aus 10 und maximal aus 19 Ministerien (Artikel 76, Paragraph 1).

  • Vize-Präsident: Alhaji Aliu Mahama
  • Sprecher des Parlaments: Ebenezer B. Sakyi-Hughes
  • Vorsitzender des Obersten Gerichtshofes: George Kingsley Acquah
Kabinettsmitglieder
  • Außenministerium: Nana Akufo-Addo
  • Ministerium der Justiz: General Joe Ghartey
  • Ministerium für Finanzen und Wirtschaftsplanung: Kwadwo Baah Wiredu
  • Ministerium für Verteidigung: Dr Kwame Addo-Kufuor
  • Ministerium für parlamentaische Angelegenheiten: Felix Owusu-Adjapong
  • Ministerium für Handel und Industrie: Alan Kyeremateng
  • Ministerium für Inneres: Albert Kan Dapaah
  • Ministerium für Lokale Verwaltung und Städteentwicklung: Stephen Asamoah Boateng
  • Ministerium für Erziehung und Sport: Papa Owusu Ankomah
  • Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Ernest Debrah
  • Ministerium für Wasserwirtschaft, Arbeit und Familie: Hackman Owusu Agyeman
  • Ministerium für Gesundheit: Major (rtd) Courage Quashigah
  • Ministerium für Energie: Joseph Ada
  • Ministerium für die Verwaltung der Ressourcen: Prof. Dominic Fobih
  • Ministerium für Angelegenheiten von Frauen und Kinder: Hajia Alima Mahama
  • Ministerium für Tourismus und Vertreibung: Jake Obestsebi-Lamptey
  • Ministerium für nationale Sicherheit: Francis Poku
Nicht-Kabinett Ministerien:
  • Technologie und Kommunikation: Prof. Mike Ocquaye
  • Infomation: Kwamena Bartels
  • Häfen, Kanäle und Eisenbahn: Christopher Ameyaw Akumfi
  • Jugend und Arbeit: Boniface Abubakr Siddique
  • Transport: Dr Richard W. Anane
  • Fischerei: Glady Asmah
  • Luftfahrt: Gloria Akuffo
  • Angelegenheiten der Häuptlinge: S.K. Boafo

Verwaltungsgliederung

Ghana gliedert sich in zehn Regionen mit jeweils einem „Regional Minister“ an der Spitze. Sämtliche Regional Ministers werden z.Z. von der Regierungspartei New Patriotic Party (NPP) gestellt.

Die Regionen Ghanas
Region Bevölkerung (2000) Fläche (km²) Hauptstadt
Ashanti Region 3 612 950 24 389 Kumasi
Brong-Ahafo Region 1 815 408 39 557 Sunyani
Central Region 1 593 823 9 826 Cape Coast
Eastern Region 2 206 696 19 323 Koforidua
Greater Accra Region 2 905 726 3 245 Accra
Northern Region 1 820 806 70 384 Tamale
Upper East Region 920 000 8 842 Bolgatanga
Upper West Region 576 583 18 476 Wa
Volta Region 1 635 421 20 570 Ho
Western Region 1 924 577 23 921 Sekondi-Takoradi

Außenpolitik und Organisationen

Außenpolitisch wichtige Elemente der Ghanas waren in der Vergangenheit die Bemühungen um die gesamtafrikanische Kooperation sowie die regionale Wirtschaftsunion ECOWAS. Ghana hat sich in der jüngsten Zeit wesentlich in die Konflikte der westafrikanischen Staaten als Verhandlungspartner und Schlichter eingemischt. Wichtig ist auch die wirtschafltich und politisch nahe Orientierung an die USA. Als deren Folge hat sich Ghana gegen den Internationalen Gerichtshof ausgesprochen.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Ghanas

Vorgeschichte

Der moderne Staat Ghana hat seinen Namen vom alten Reich Ghana, das geographisch einige tausend Kilometer nordwestlich gelegen war und in keiner historischen Kontinuität zum modernen Staat Ghana steht. Auf dem Gebiet des heutigen Staates Ghana bestanden in vorkolonialer Zeit mehrere große Reiche bzw. Föderationen, z.B. das Ashantireich in Zentral-Westghana, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig von den britischen Kolonialherren bezwungen wurde, das Königreich der Dagomba in Nordghana und die Föderation der Fanti im Süden.

Cape Coast Castle

An der Goldküste genannten Küste Ghanas reihten sich seit dem 17. Jahrhundert die befestigten Niederlassungen europäischer Mächte (Portugiesen, Engländer, Niederländer, Brandenburger, Schweden, Dänen) in einer Dichte aneinander, wie in keinem anderen Gebiet Afrikas. Groß Friedrichsburg in Princess Town z.B. war im 17. Jahrhundert eine brandenburgisch-preußische Kolonie bzw. befestigte Niederlassung.

Kronkolonie Goldküste

Um 1820 übernahm das Colonial Office die britischen Handelsposten an der Goldküste. Es gab Abkommen mit dem Volk der Fanti, die gegen die Ashanti aus dem Binnenland verteidigt wurden. Im Jahr 1874 erklärten die Briten den Küstenstreifen zur Kronkolonie. Das Ashantiland im Innern des Landes und auch die Nordterritorien nördlich davon wurden endgültig 1901 annektiert und vom Gouverneur, dessen Residenz in Accra war, direkt verwaltet. In manchen Küstenstädten wurden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts indigene Gemeinderäte zugestanden.

1925 kam es unter Gouverneur Gordon Guggisberg zu einer Verfassungsreform. Im Ashantiland und in den Nordterritorien wurde die 'Indirect Rule' eingeführt. Die dortigen Häuptlinge waren dem Gouverneur in Accra direkt unterstellt. In der eigentlichen 'Colony' an der Küste wurde ein Legislativrat mit 29 Mitgliedern eingeführt, in welchem erstmals neun Afrikaner vertreten waren.

Im Zweiten Weltkrieg nahmen über 40.000 Soldaten aus der Goldküste auf der Seite des British Empire teil. Der Großteil davon wurde in Südostasien eingesetzt.

Weg zur Unabhängigkeit

Durch die so genannte 'Burns-Constitution' wurden 1946 den Nordterritorien und dem Ashantiland Sitze im Legislativrat zugesprochen. Die Stellung der Häuptlinge wurde dadurch weiter gestärkt.

1947 bildete sich die 'United Gold Coast Convention', zu deren Sekretär Kwame Nkrumah ernannt wurde. Dieser und weitere Führer der UGCC werden ein Jahr später nach Unruhen in Accra vorübergehend inhaftiert. Dieses Jahr kann als Wendepunkt in der ghanaischen Geschichte angesehen werden. Die von Großbritannien eingerichtete 'Coussey-Kommission' schlug vor, eine von der Bevölkerung gewählte Kammer einzurichten, um den Weg zur Selbstverwaltung zu ebnen.

In den folgenden zwei Jahren machte vor allem die Nationalbewegung um Kwame Nkrumah – der sich inzwischen von der UGCC getrennt und die 'Convention People's Party' (CPP) gegründet hatte – von sich reden. Sie organisierte Boykotte, Streiks und forderte von Großbritannien 'Self-Government Now!'. 1950 wurde Nkrumah von den Briten inhaftiert. Dennoch konnte die CPP bei den anstehenden Wahlen einen großen Sieg erringen. 1951 gewann sie die Wahlen mit überwältigender Mehrheit. Nkrumah wurde von Gouverneur Arden-Clarke (1949-57) freigelassen und umgehend in die Regierung aufgenommen. Seit 1952 war er Premierminister.

Der Weg in die Unabhängigkeit sechs Jahre später war geebnet. 1954 wurden die Nord-Territorien der Kolonie Goldküste einverleibt.

Unabhängigkeit

Am 6. März 1957 wurden die Goldküste und das Ashantiland als Ghana unter Premierminister Nkrumah unabhängig. Nach einer Volksabstimmung trat das britische Mandatsgebiet Britisch-Togoland, also der seit dem Ende des Ersten Weltkriegs unter britischer Verwaltung stehende Teil der ehemaligen deutschen Kolonie Togo, dem neuen Staat bei. Die Verbindungen nach Großbritannien wurden jedoch nicht gekappt. Als erstes schwarzafrikanisches Land wurde es volles Mitglied im Commonwealth of Nations. Der Staatsmonopolismus und schlechte Außenhandelspolitik, sowie ungenügende Kooperation mit internationalen Entwicklungsorganisationen und ein missglückter Versuch zur Errichtung einer sozialistischen Staatsform führten unter Nkumah zu einer massiven finanziellen Krise und anhaltend hoher Staatsverschuldung.

Datei:GhanaMarine2005.png
Die Patrouillenboote GNS Anzone (P 30) und GNS Achimota (P 28) der ghanaischen Marine im Oktober 2005

Zeit der Militärputsche

1966, 1972, 1978 und 1979 kam es mehrmals zu einem Militärputsch, auch diese Regierungen wurden der Schwierigkeiten nicht Herr und das Land fiel unter der Herrschaft der kleptokratischen Militärjunta von Ignatius Kutu Acheampong noch weiter in die Schuldenfalle. Korruption und Willkür bestimmten in den 70er Jahren die Politik des Landes. 1981 putschte der Fliegerleutenant Jerry Rawlings, nachdem er zwischenzeitlich die Macht an eine demokratisch gewählte Regierung zurückgegeben hatte, ein zweites Mal und herrschte zunächst autokratisch-diktatorisch. Während seiner Herrschaft verhalf er Ghana u.a. mit Hilfe von Weltbank und IWF wieder zu wirtschaftlicher Stabilität. 1992 gab er Ghana eine demokratische Verfassung, in der freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und die Gleichheit vor dem Gesetz garantiert werden. Die von der UNO festgeschriebenen Menschenrechte werden ebenso anerkannt. Nach den Wahlen 1993 und 1996 herrschte Rawlings als gewählter Präsident weiter. Nachdem er nach der Verfassung bei den Wahlen 2000 nicht ein drittes Mal antreten durfte, gewann John Agyekum Kufuor (NPP) die Wahl gegen den früheren Vizepräsidenten Atta Mills (NDC). Kufuor wurde bei den letzten Wahlen im Dezember 2004 im Amt bestätigt.

Flagge

Hauptartikel: Flagge Ghanas

Sie wurde 1957 eingeführt und am 28. Februar 1966 (nachdem sie ausgesetzt wurde) wiederhergestellt. Die Farbe Rot erinnert an das im Freiheitskampf vergossene Blut, Gelb an die Bodenschätze, Grün steht für die Fruchtbarkeit des Landes (Regenwälder u.a.). Der schwarze „Stern der Hoffnung“ gilt als Leitstern der afrikanischen Freiheit und wird von der ghanaischen Bevölkerung als Hoffnungsträger für einen wirtschaftlichen Aufschwung verstanden: Die Entwicklung vom „Dritte-Welt-Land“ zum „Erste-Welt-Land“.

Bevölkerung

Die Einwohner Ghanas nennt man Ghanaer oder, seltener und vor allem im österreichischen Sprachraum, Ghanesen. Die Lebenserwartung lag 2002 bei Männern bei 55,3 Jahren und bei Frauen bei 57,9 Jahren, wobei auf die vergleichsweise Hohe Kindersterblichkeit von 10,5 Prozent hingewiesen werden muss. Aufgrund verbesserter Medizinischer Versorgung und einer hygienischen Aufklärungsarbeit sinkt die Rate der Kindersterblichkeit kontinuierlich.

Die Bevölkerungsstruktur Ghanas stellt die klassische Bevölkerungspyramide dar. Etwa die Hälfte der Ghanaer ist unter 16 Jahre alt. Jährlich ist ein Bevölkerungswachstum von 1,7% zu verzeichnen.

Obwohl Ghana selbst noch als Dritt-Welt-Land bezeichnet wird, ist in Ghana verglichen mit den Nachbarländern, vor allem im Norden ein höherer Wohlstandsgrad erreicht. Ghana ist daher ein Land, in dem auch einige zehntausend Flüchtlinge aus Togo, Burkina Faso, Liberia, Niger und Nigeria leben.

Die Bevölkerung wandert immer stärker vom Land in die Städte ab. In den Städten besteht eine immer höhere Arbeitslosigkeit, gerade auch unter jungen Menschen. Vor allem junge Männer wandern daher ins Ausland ab, mit dem Ziel in Europa oder Nordamerika aufgenommen zu werden und Arbeit zu finden. Einige Familien sammeln auch Kapital um einen jungen Familienangehörigen in Ausland zu schicken, damit dieser von dort die Großfamilie unterstützen kann.

Volksgruppen

Die wichtigsten ethnischen Gruppen Ghanas sind Akan (rund 41%), Dagbone-Dagombaoarom(12%), Ga-Adangme (8%), Gurma (6%), Ewe (4%) und Yoruba (3%).

Sprachen

Hauptartikel: Sprachen Ghanas

In Ghana herrscht eine große Sprachvielfalt mit je nach Definition zwischen 46 und mehr als 100 Sprachen; die Amtssprache ist Englisch: Die häufigsten Sprachen Ghanas sind:

Die meisten Ghanaer wachsen bereits vor ihrem Schulbesuch mehrsprachig auf und lernen dann in der Schule noch die lokale dominierende Sprache Akan 80% und/oder Englisch 70%. Nicht selten sprechen Ghanaer 3-5 Sprachen fließend.

Städte

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005):

Die scheinbar exakten, offiziellen Angaben zur Einwohnerzahl ghanaischer Städte sind mit großer Vorsicht zu genießen, die Schätzungen unterschiedlicher Quellen zu Tema etwa schwanken zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern.

Siehe auch: Liste der Städte in Ghana

Religionen

Die Mehrheit der Bevölkerung, etwa 60%, ist christlichen Glaubens. Daneben existieren vor allem im Norden Minderheiten von Anhängern indigener Religionsgruppen (etwa 23% der Bevölkerung) und Muslimen (über 16% der Bevölkerung). Allerdings täuschen diese Zahlen insofern, als ein großer Teil der Christen wie der Muslime in bestimmten Situationen (bei Krankheiten oder vermuteter Hexerei, vor großen Unternehmungen) sich auch an traditionelle Gottheiten wendet. Die Zahlenangaben für die traditionellen Religionen könnten daher also auch deutlich höher angesetzt werden – mit der Folge, dass sich die Religionsangaben auf über 100% addieren.

Soziale Situation

Die vorherrschende Gesellschaftsstruktur ist die Großfamilie, die einerseits für jeden Hilfe und Unterstützung bereithält und ihn bei Problemen „auffängt“, andererseits aber auch ihren „Zoll“ verlangt, und viele müssen bis zur Hälfte ihres Lohnes an die Familie abtreten. Diese Strukturen weichen allerdings in den Städten immer mehr auf und oft findet man schon Kinder, die von ihren Eltern nicht mehr versorgt werden.

Im ganzen Land ist eine starke Wanderung Richtung Süden zu spüren. Jugendliche aus der Zentralregion Ghanas ziehen nach Accra und Tema, um dort Arbeit zu finden, während Jugendliche aus den nördlichen Gebieten Zuflucht in Städten wie Kumasi und Sunyani suchen. Da ihr Ausbildungsstand meistens gering und das Arbeitsangebot begrenzt ist, landen sehr viele dieser Jugendlichen auf der Straße.

Bildung

Hauptartikel: Bildungssystem in Ghana

Seit der Unabhängigkeit Ghanas erweitert sich das Bildungsangebot des Landes kontinuierlich. Bereits seit dem Jahr der Unabhängigkeit (1957)besteht die allgemeine 9-jährige Schulpflicht in Ghana, die mit dem sechsten Lebensjahr beginnt. Damals im Jahr der Unabhängigkeit waren nur ca. 450.000 Grundschüler in den Schulen aufgenommen worden. Heute erreicht die Schulbildung fast jedes Dorf, die Lehrer stellen teilweise Studenten oder Abiturienten, die Ihren National Service, eine Art soziales Jahr, in einer Dorfschule absolvieren.

Das Bildungssystem war von Anfang an die Strukturen der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien angelehnt. Erst im Jahr 1986, während der Präsidentschaft von Lt. Jerry Rawlings wurde das System verändert. Die allgemeine Schulpflicht beginnt mit einer sechsjährigen Grundschule, mit einem anschließenden dreijährigen Besuch der Junior Secondary School. Erst mit dem erfolgreichen Abschluss der Junior Secondary School kann ein Schüler die höhere Schulbildung in der Senior Secondary School beginnen, die weitere 3 Jahre andauert und mit dem Advanced Level Certificate abschließt und damit zum Studium berechtigt. Alternativ kann ein Schüler die technisch ausgerichtete Schule besuchen, deren Abschluss vermutlich am ehesten dem deutschen Fachabitur ähnelt. Damit kann in Ghana ein Schüler die Hochschulzugangsberechtigung nach frühestens 12 Jahren erlangen.

Auf die Ausbildung der Lehrer, bereits beginnend mit den Mitarbeitern in Kindergärten und den Grundschulen, wird immer mehr wert gelegt. So dauert beispielweise die Ausbildung eines regulären Grundschullehrers drei Jahre und schließt mit einer Prüfung ab.

Es haben sich auch Koranschulen, vor allem in Norden Ghanas und in den größeren Städten, unter dem islamischen Teil der Bevölkerung durchgesetzt.

Es wird in Ghana auch ein Distanzstudium angeboten für Abiturienten, die aufgrund von persönlichen oder praktischen Gegebenheiten nicht regelmäßig an den Vorlesungen in den Universitäten teilnehmen können.

Wirtschaft

Basisdaten

Das Bruttosozialprodukt hatte im Jahr 2002 eine Höhe von 4,7 Mrd. Euro. Es wuchs im Jahr 2003 real um 5,2 % bei einer Inflationsrate von 13 %. Die wirtschaftliche Gesamtsituation hat sich seit dem Jahr 2001 etwas stabilisiert. Die Regierung schloss sich dem Entschuldungsprogramm der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die am höchsten verschuldeten Länder an. Die Wirtschaftspolitik gilt als schlüssig. Dennoch zählt Ghana nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt: noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 45% (siehe auch: Tabelle: Die höchste Armut weltweit).

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Rohstoffe

Ghana ist weltweit einer der wichtigsten Goldförderer (welches 32% der Exportgüter ausmacht) und zugleich auch der zweitgrößte Produzent von Kakao (20%), nach der Elfenbeinküste. Importiert werden vor allem Maschinen, Transportausrüstungen, Brennstoffe und Nahrungsmittel, insbesondere Fleisch.

Verkehr

Kultur und Gesellschaft

In Ghana gibt es neben der Vielfalt verschiedener Sprachen (siehe Sprachen Ghanas) eine breite kulturelle Basis. Ghana als Staatsgefüge stützt sich bereits auf ein multi-ethnisches Zusammenspiel der verschiedensten Kulturen, die jedoch zu einem Volk zusammengewachsen sind.

Neben den ghanaischen Volksgruppen leben in Ghana eine Vielzahl von Minderheiten aus anderen, vor allem afrikanischen Volksgruppen der angrenzenden Staaten. Auch ca. 6000 Europäer und einige Asiaten (vor allem Chinesen) finden sich überwiegend in Accra und den anderen größeren Städten an der Küste.

Die Mehrheit der Ghanaer zählt sich zu der großen aber heterogenen Gruppe der Akan. Die Akan sind traditionell matriarchaisch organisiert, was sich urspünglich auch erbrechtlich niedergeschlagen hat. So erbte bei dem Tod eines Familienvaters nicht seine Witwe und oder seine Kinder dessen Vermögen, sondern seine Neffen, also niemand anderes als die Kinder der Schwester des Verstorbenen. Heute wird dieses traditionelle Muster immer weniger anerkannt. Westliche Einflüsse verdrängen immer stärker den ghanaischen Ursprung.

Frauen nehmen in der ghanaischen Kultur eine selbstbewußte prägende Stellung ein. Über 80 % der ghanaischen Frauen sind neben Ihrer eher traditionellen Rolle in der Familien erfolgreich beruflich tätig. Nicht selten haben sich Frauen als Händlerinnen, Näherinnen oder Köchinnen einer der vielen Straßenküchen ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erarbeitet.

Vornamen in Ghana

Die Akan haben sieben dominierende Vornamen für jedes Geschlecht ausgesprägt, die sich nach den Wochentagen richten. Auch andere Ethnien in Ghana haben dieses Vorgehen angenommen. So ist beispielsweise der UN-Generalsekretär Kofi Annan vermutlich an einem Freitag geboren, da „Kofi“ für einen an einem Freitag geborenen Sohn vergeben wird. Auch einen erstgeborenen Sohn kann man an dem Vornamen „Piesie“ erkennen. Die bekannte ghanaische Schriftstellerin Ama Ata Aidoo deutet auf eine Geburt an einem Samstag hin (Ama).

Musik in Ghana

Musik spielt im Leben aller Ghanaer eine wichtige Rolle. Eine charakteristische Musikgattung ist der seit den vierziger Jahren populäre High Life, der seit einigen Jahren eine Renaissance erfährt. Die vielen lokalen Radiosender sind tagtäglich in den beiden Hauptverkehrsmitteln Ghanas, den Taxis und den Trotros (Kleinbusse), zu hören. Auf Hochzeiten, Taufen und Todesfeiern spielt Musik und Tanz im Rahmen eines sehr geselligen und gastfreundlichen Beisammenseins eine sehr große Rolle.

Traditionelle Kleidung

Neben der Musik ist die Kleidung der Frauen mit ihrer Farbenpracht eine leuchtende Freude. Die Frauen tragen, unabhängig von Ihrer Religion, aus modischen Gründen häufig kunstvoll gewickelte Kopfbedeckungen aus demselben Stoff wie Ihre Kleider. Unifarbende Drucke sind eine absolute Seltenheit. Bei gesellschaftlichen Ereignissen, wie etwa einer Hochzeit oder einem Todesfall, ist es üblich, dass sich die Ausrichter (z.B. die Braut) einen Stoff aussucht und die geladenen Gäste sich ein Kleid in diesem Stoff nach traditionellen und modischen Aspekten von den vielen lokalen Schneiderinnen fertigen lassen.

Kente

Die traditionellen Kente-Stoffe haben, zumeist in den panafrikanischen Farben gehalten, haben internationale Bedeutung erlangt. Kente werden aus einzelnen Schals mit verschiedenen Mustern zusammengesetzt. Dadurch entstehen farbenfrohe handgewebte Unikate, die sich aus 8-10 Einzelteile zusammensetzen können. Kente gilt ein Mittel, den nationalen Zusammenhalt zu fördern und hat durchaus politische Bedeutung.

Adinkra

Adinkra Kleidung hat ähnlich große Bedeutung, vor allem im Volk der Akan. Adinkra sind symbolische Zeichen für die Sprache der Ashanti. Man findet sie auf vielen kunsthandwerklichen Gegenständen. Hier wird aus der Kleidung bereits der soziale und politische Status deutlich.

Die in den Städten selten gewordene, doch im ländlichen Bereich durchaus noch anzutreffenden traditionelle Kleidung der Männer besteht im wesentlichen aus einem um den Körper geschlungenen Stoff, der seiner Anwendung nach mit einer römischen Toga verglichen werden kann.

Stools – Ahnenschemel

Die sog. Ahnenschemel sind in der Kultur der Akan, von traditionell erheblicher Bedeutung. Die von den Akan „stools“ genannten Schemel werden aus einem Stück gefertigt und bestehen überwiegend aus Sese-Holz oder Red-Cedar-Holz. Der Stuhl besteht aus drei Teilen, dem Fuß, der oft reich dekoriert ist, dem zentralen Mittelteil, auf dem die symbolische Bedeutung und der sozialen Stand des Eigentümers zu erkennen sind, sowie die Sitzfläche mit nach oben gestellten Seiten. Jeder Schemel hat eine besondere Bedeutung und einen eigenen Namen. Einige Stools sind nur für hochgestellte Persönlichkeiten wie die Stammeshäuptlinge und dürfen auch nur von diesen benutzt werden. Andere Stools werden zu bestimmten Anlässen, wie bei einer Hochzeit, oder beim Zusammentreffen vor allem der Ashanti benutzt. Oft werden im Mittelteil des Schemels die typischen Adinkra-Zeichen gezeigt.

Akan-Goldgewichte

Von besondere künstlerischer Bedeutung sind auch die Akan-Goldgewichte (Ashanti: Abrammoo). Diese kommen in vielfältigen Formen vor und haben großen symbolischen Charakter. Diese goldenen Skulpturen sind fast sicher schon zur Zeiten der ersten Europäer von den Akan in Gebrauch gewesen. Eine große Ausstellung dieser Gewichte findet sich im National Museem in Accra.

Siehe hierzu auch: Goldgewichte der Akan

Sport

Die Ghanaische Fußballnationalmannschaft nimmt im Moment an der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland teil und hat das Achtelfinale erreicht. Noch nie vorher hatte die Ghanaische Fußballnationalmannschaft auch nur die Endrunde einer Fußballweltmeisterschaft erreicht. Die drei Gruppenspiele endeten: Ghana-Italien 0:2, Ghana-Tschechien 2:0 und Ghana-USA 2:1. Die bisherigen Tore für die Ghanaer wurden erzielt von: Stephen Appiah, Gyan Asamoah, Sulley Muntary und Haminu Draman.

Literatur

  • Dennis Austin: Politics in Ghana 1946-1960. Oxford 1964.
  • Nicholas Mansergh: The Commonwealth Experience. London 1969.
  • William David McIntyre: The Commonwealth of nations. Origins and impact 1869–1971. Minneapolis 1977.
  • Roger Gocking: The history of Ghana. Westport/Greenwood 2005.
  • Eboe Hutchful: The IMF and Ghana. the confidential record. London 1987.
  • Thomas Siebold: Ghana 1957–1987. Entwicklung, Rückentwicklung, Verschuldung und IWF-Intervention. Hamburg 1988. (= Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde, Bd. 31.)
Commons: Ghana – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ghana – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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