Zum Inhalt springen

Waffen-SS

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juli 2004 um 09:14 Uhr durch DF (Diskussion | Beiträge) (Tauglichkeitsanforderungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten. Siehe Wikipedia:Neutraler Standpunkt.


Die Waffen-SS war der militärische Zweig der Schutzstaffel (SS).

Datei:Ss-offizier-fritz-klein.jpg
SS-Obersturmführer der Waffen-SS und KZ-Arzt Dr. Fritz Klein auf einem Leichenberg im KZ Bergen-Belsen. Er war z.B. an Selektionen und Massenmorden im KZ Bergen-Belsen und neben SS-Hauptsturmführer Dr. Mengele im KZ Auschwitz beteiligt. 1945 von Großbritannien verhaftet, wurde er zum Tode verurteilt.

Geschichte der Waffen-SS

Die Wurzeln der Waffen-SS sind in der am 17. März 1933 aus 120 SS-Männern gegründeten Stabswache Berlin der allgemeinen SS zu sehen. Auch in anderen Städten wurden &laquo zuverlässige &raquo SS-Männer zu &laquo SS-Sonderkommandos &raquo zusammengefasst und für quasi-polizeiliche, bzw. terroristische Aufgaben verwendet. Diese Sonderkommandos, die später als &laquo Kasernierte Hundertschaften &raquo und dann als &laquo Politische Bereitschaften &raquo bezeichnet wurden, bildeten den Grundstock der späteren "SS-Verfügungstruppe", die 1935 aus der Leibstandarte Adolf Hitler mit 2.600 Mann und den Standarten Deutschland und Germania mit 5.040 Mann bestand.

Adolf Hitler hatte sich damit eine Truppe zu seiner ganz persönlichen Verfügung entwickelt, die sich durch «unbedingte Treue&raquo ihm gegenüber auszeichnen sollte und für Sicherungsaufgaben vorgesehen war. Von diesen beiden Merkmalen blieben die weitere Entwicklung der SS und ihre rechtliche und tatsächliche Stellung im Dritten Reich bestimmt. Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, hatte diesen beiden Merkmalen der SS den &laquo Elitegedanken &raquo hinzu gefügt. Die SS sollte nicht nur im Einsatz für Hitler 'politisch zuverlässig' (NS-Sprachgebrauch) sein, sondern zu einer "rassischen" und politischen Führerschicht im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie gebildet werden.

Die Waffen-SS wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aus so heterogenen Teilen wie der Verfügungstruppe und den bis Ende 1941 in die Waffen-SS integrierten bisherigen KZ-Wachmannschaften, den "SS-Totenkopf-Standarten", geschaffen. Die nachfolgenden Lagerwachmannschaften waren Männer der allgemeinen SS, die nur nominell den Status der Waffen-SS erhielten. Menschenversuche z.B. im KZ Buchenwald wurden von Ärzten der Waffen SS geleitet die auch den Raub von Zahngold abrechneten.

Hitler begründete 1940 die Notwendigkeit der Waffen-SS: "Das Großdeutsche Reich in seiner endgültigen Gestalt wird mit seinen Grenzen nicht ausschließlich Volkskörper umspannen, die von vornherein dem Reich wohlwollend gegenüber stehen. Über den Kern des Reiches hinaus ist es daher notwendig, eine Staatstruppenpolizei zu schaffen, die in jeder Situation befähigt ist, die Autorität des Reiches im Innern zu vertreten und durchzusetzen."

Zu Beginn des Kriegs lediglich regimentsstark und auf die einzelnen Heeresarmeen verteilt, wurde die Waffen-SS im Verlauf des Krieges stark vergrößert und wurde auf Grund ihres hohen Ausbildungsstandes, ihrer Standhaftigkeit und ihres großen Einsatzwillens an besonders hart umkämpften Frontabschnitten eingesetzt. Die Waffen-SS umfasste gegen Ende des Krieges rund 900.000 Mann.

Soldaten der Waffen-SS schworen beim Eintritt, Adolf Hitler persönlich "bis in den Tod" treu zu sein und bedingungslos zu gehorchen.


Die Freiwilligen

Von 1939 28000 Mann wuchs die Waffen-SS 1945 auf 900000 Mann an, etwa die Häfte davon waren keine &laquo Reichsdeutschen &raquo. Nach dem für das Deutsche Reich erfolgreichen Blitzkrieg im Westen warb das SS-Ergänzungsamt unter der Parole des Kampfes Europas gegen den «asiatischen Bolschewismus» in den besetzten Ländern für den freiwilligen Eintritt in die Waffen-SS. Das Echo in den einzelnen Ländern war unterschiedlich:

  • Niederlande: 55.000
  • Belgien: 43.000
  • Frankreich: 20.000
  • Dänemark: 6.000
  • Norwegen: 6.000
  • Schweden (nicht von deutschen Truppen besetzt): 2.000
  • Schweiz (nicht von deutschen Truppen besetzt): 800 (etwa 1.200 traten in die Wehrmacht ein)
  • Liechtenstein: 80
  • Finnland: Einen besonderen Status hatte aus traditionellen Gründen das «finnische Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS». Anfang Januar 1942 kämpfte es mit 1.180 Mann im Verband der SS-Division "Wiking" im Südabschnitt der Ostfront. Nach der Heimkehr der Finnen im Juni 1943 verbot Marschall Mannerheim die Rückkehr der Freiwilligen nach Deutschland.

Auch aus dem Kreis der ausländischen Freiwilligen kam es zu Morden und Kriegsverbrechen. Leider verhinderte die spätere deutsche Staatsangehörigkeit und die Haltung der deutschen Justiz nahezu jede Strafverfolgung auch von im Ausland verurteilten flüchtigen Straftäter. Bekannt sind solche Fälle für die Niederlande. In Dänemark waren z.B. 30 dänische SS-Leute an mindestens 160 politischen Morden beteiligt.


Eugen Kogon über die Waffen SS

Eugen Kogon, Publizist und ehemaliger KZ-Häftling veröffentlichte 1946 das Buch: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Über die Waffen SS urteilt er darin so: "Denn in Vorbereitung des Krieges, und um gegen die Wehrmacht eine eigene wirkliche Armee zu besitzen, hatte Himmler um die gleiche Zeit die Waffen-SS gegründet (die bis zum Krieg die Bezeichnung 'SS-Verfügungstruppe' trug). Sie übernahm von der Allgemeinen SS den Garde-Gedanken und von den Totenkopf-Verbänden die Härte der Ausbildung. Mit beidem hoffte sie die Wehrmacht zu überflügeln. Es entstanden die später zu Divisionen ausgebauten Regimenter 'Leibstandarte Adolf Hitler', 'Das Reich', und 'Germania'. Sie waren tatsächlich Elite im Himmlerschen Sinn, und Hitler war sehr stolz auf sie; er liebte sie. Als es endlich zum Krieg kam, waren sie die Exekutiv-Spitze seiner Überrumplungs-Strategie (Die Wehrmacht hat Hitler nach dem Polenfeldzug einen Band Dokumente über begangene SS-Kreigsgreul unterbreitet, der von der Waffen-SS mit mehreren gleichartigen Bänden gegen die Wehrmacht beantwortet wurde!) Ihr rücksichtloses Draufgängertum und ihre Erbarmungslosigkeit hatten zwei Folgen: sie erlitt riesige Verluste und sie erhielt beim Gegner ihrerseits kein Pardon mehr. Den Verlusten arbeitete Himmler durch Werbung von SS-Fremdenlegionären aus allen europäischen Ländern und durch die Zwangsrekrutierung der sogenannten Volksdeutschen entgegen, wobei ihm seine Funktion als 'Kommisar zur Festigung des deutschen Volkstums' - es war wie man sieht, eine Auflösung! - zugutekam. Damals mag Himmler die barbarische Idee der Sippenhaftung aufgenommen haben, da er die in ihrer Heimatzurückgebliebenen Angehörigen seiner Legionäre, besonders am Balkan, nicht selten femeartigen Repressalien durch die dortigen Fremdnationalen aussetzte. Sowohl der Charakter des Fremdenlegionär-Dienstes, mochte er auch germanisch und europäisch verbrämt sein, als auch die heraufbeschworene Pardonlosigkeit des Kampfes machten die SS zum 'Verschworenen und Verlohrenen Haufen', der nur durch Führergestalten, die im gleichen Sinne markant waren, und durch allerschärfste Disziplin auf Dauer Einigermaßen in Zaum gehalten werden konnte. Aus dieser so ausgezeichneten Gesellschaft kamen wieder jene, die ausgezeichnete Grausamlkeitserfahrungen gemacht hatten und die im übrigen vom 'Front-Zauber' genug hatten - also erneut die Schlechteren! - während des Krieges vielfach zu KL-Lagermannschaften. der Totenkopf-Verbände.[...] Ohne Zweifel hat es auch SS-Angehörige gegeben, die idealistisch, also uneigennützig und höhergesinnt waren. Das schloß jedoch die Primitivität nicht aus. Ja man mußte primitiv sein, um so dumm bleiben zu können, daß man die von Herrn Himmler proklamierten allgemeinen Idealziele trotz aller lebendigen Gegenpraxis dauernd glaubte. Der wirkliche SS-Idealist, der die Dinge zumindest allmählich durchschaute, mußte verzweifeln, und dann gab es für ihn nur drei Wege: aus der SS herauszukommen, und sei es am Ende als Selbstmord (den eine gewisse Anzahl begangen hat), oder einen Don Quijote-Kampf um Recht und Ideal zu führen, was baldigen Konflikt und Tod einbrachte, oder an die Front zu gehen und dort zu fallen. 1944 hat es bestimmt keinen SS-Angehörigen mehr gegeben, der gelebt und an Ideale geglaubt hätte. Das natürliche Minderwertigkeitsbewußtsein des Sozialdeklassierten, bei nicht wenigen noch verstärkt durch unehelichkeit der Herkunft - der sonst keine überragende Bedeutung zukäme - , sodaß sie gerade auf das nicht verweisen konnten, was die SS-Ideale äußerlich arrogant verlangten: 'einwandfreie' lange Stammbäume, disponierten sie von vornherein in hohem Grad zum Haß gegen Menschen von wirklichem sozialen Ansehen, von festgefügter politischer Überzeugung und von bedeutender Bildung. Die 'Intelektuellen' in den Reihen der SS, die aus irgendwelchen Gründen ihr Studium nicht hatten beenden können, reagierten ihr Manko ebenfalls nur allzu leicht in Überheblichkeit ab, die die Firnis des Hasses ist." (Kogon 1946, S. 289-291)

Besondere Problematik

Die Soldaten der Waffen-SS "Soldaten wie andere auch" zu nennen, ist tatsächlich wegen der besonderen verfassungsmäßigen Stellung dieser Truppe, wegen ihrer nationalsozialistischen Programmatik oder über die bloße Landesverteidigung hinaus weisenden Gewaltfunktion unzutreffend und auch irreführend, weil die Biographien der in der Waffen-SS tätigen Führer diese nur allzu oft als "politische Kämpfer" ausweisen. Allerdings gab es nicht wenige Soldaten, die sich nicht freiwillig für den Dienst in ihr gemeldet hatten. Darunter befanden sich auch Generalstabsoffiziere oder Generäle des Heeres, die als Gehilfen der Waffen-SS-Truppenführer in Generalstabsstellen Dienst verrichteten und während dieser Zeit die Uniform der Waffen-SS trugen. Vom Heerespersonalamt wurden sie weiterhin als Offiziere des Heeres geführt.

Zweifellos üben Uniformen und Embleme der Waffen-SS eine besondere Faszination in der rechtextremen Szene aus. Die Bundesregierung verwies 2002 in ihrem Verbotsantrag für die NPD unter anderem auf deren Vorliebe für "Formensprache, Begriffe und Kennzeichen der NSDAP sowie ihrer Nebenorganisationen, insbesondere der Waffen-SS".

Verbrechen der Waffen-SS

Die Waffen-SS hatte im Krieg den Ruf, rücksichtslos gegenüber Gefangenen und der Zivilbevölkerung zu sein. Insbesondere aus den Reihen von Freiwilligen- und Waffendivisionen wurden bei der Partisanenbekämpfung brutale Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Im Mai 1940 eroberte das motorisierte SS-Infanterieregiment "Leibstandarte Adolf Hitler" die Ortschaft Wormhoudt in Nordfrankreich. Mindestens 45 gefangene britische Soldaten wurden von Angehörigen der "Leibstandarte" erschossen. Einen Tag nach der alliierten Landung in der Normandie, am 7. Juni 1944, erschossen Soldaten der SS-Panzerdivision "Hitlerjugend" etwa Hundert kanadische Kriegsgefangene. Untrennbar mit der Waffen-SS verbunden ist das Massaker in Oradour-sur-Glane, wo eine Kompanie der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" am 10. Juni 1944 642 Menschen, darunter auch 245 Frauen und 207 Kinder, erschossen oder bei lebendigem Leibe verbrannt hat. Bei Malmedy kam es 1944 zu einem weiteren Kriegsverbrechen, als Soldaten der Waffen-SS etwa 70 US-Soldaten erschossen, die sich bereits ergeben hatten. Am 20. April 2004 begann in Italien ein Prozess gegen zwei Waffen-SS-Offiziere wegen eines Massakers in Sant'Anna di Stazzema bei Lucca in der Toskana, bei dem 560 Zivilisten ermordet wurden, darunter 142 Kinder. Viele Verbrechen blieben bis heute ungesühnt, da die Anklageerhebung gegen die Verantwortlichen aus politischen Rücksichtnahmen auf den NATO-Partner Bundesrepublik Deutschland zum Teil jahrzehntelang verschleppt wurde.

Darüber hinaus gab es zwischen den Feldeinheiten der Waffen-SS und den SS-Einsatzgruppen, die hinter der Front in großem Maßstab Massaker an Juden begangen, sowie den Wachmannschaften der Konzentrationslager Personalaustausch. Im Kiewer Vorort Babi Jar ermordeten Waffen-SS und SS-Einsatzgruppen nach dem Einmarsch in Kiew im Zusammenspiel mit der Wehrmacht am 29./30. September 1941 etwa 33.000 Menschen.

In den Zusammenhang des Personalaustausches gehört die Feststellung, dass 10.000 Soldaten des Heeres und der Luftwaffe gegen ihren Willen zum Wachdienst in Konzentrationslagern kommandiert wurden.

Kämpfer der Waffen-SS haben in den letzten Kriegstagen eine Vielzahl von deutschen Soldaten und Zivilisten wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung oder Desertion ermordet.

In den Nürnberger Prozessen 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof SS mit den Abteilungen Waffen-SS, Gestapo, SD, Allgemeine SS und Totenkopfverbände, unter Ausnahme der Reiter-SS, zur verbrecherischen Organisation.

Der englische Historiker Reitlinger wandte sich in seinem Buch gegen den Versuch, die Waffen-SS zum Sündenbock oder zum Alibi der Nation zu machen und ordnete die Verantwortung zu: auf Diplomaten, Parteiführer, die Wehrmacht, die Justiz, selbst Teilnehmer am Widerstand gegen Hitler. Er schrieb: "Weit mehr als die Waffen-SS stellen die Polizeieinheiten das dar, wozu ursprünglich die Waffen-SS bestimmt war, die als Front-Einheiten gekämpft hatten." Sebastian Haffner forderte dazu auf, "die sozusagen normalen Kriegsgräuel als Begleiterscheinungen einer unvermeidlichen Ausnahmesituation zu behandeln ... und sie nach dem Kriege möglichst schnell in Vergessenheit geraten zu lassen." Er unterscheidet Kriegsverbrechen von den Massenmorden Hitlers. Durch das Vermischen von Kriegsverbrechen, die auf allen Seiten vorkamen, und Ausrottungsverbrechen wurde es möglich, zu vergessen, "dass man eben nicht nur einen Krieg geführt hatte, in dem es dann und wann zu Exzessen gekommen war, sondern einen Krieg, in dem hinter der Front Millionen wehrlose Menschen ohne jeden Zusammenhang planmäßig ermordet wurden."

Siehe auch: Kriegsverbrechen - Verbrechen gegen die Menschlichkeit - Völkermord

Struktur der Waffen-SS

Für die Ausbildung der künftigen Führer nahm im April 1934 die SS-Junkerschule in Bad Tölz den Lehrgangsbetrieb auf - (Äquivalent zu den Offizierschulen des Heeres -, in Braunschweig ein Jahr später. Reichswehr und Heeresführung wollten 1934 der SS in ihrer Verfügungstruppe lediglich drei Regimenter sowie eine Nachrichtenabteilung zugestehen. Zwischen 1935 und 1938 entstanden neben der am 15.8.1938 zum Regiment ausgebauten "Leibstandarte" die SS-Standarten "Deutschland" und "Germania". Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs wurde die Standarte "Der Führer" in Wien aufgestellt.

1939

Im Polenfeldzug kämpften vergleichsweise wenige SS-Feldverbände, die im Anschluss daran reorganisiert wurden.

Ende November 1939 bestand die Waffen-SS aus drei aktiven Divisionen:

  • "Verfügungsdivision"
  • "Totenkopfdivision", sie wurde aus Einheiten der SS-Totenkopfverbände sowie Polizeieinheiten aufgestellt;
  • "Polizeidivision"

1940

Im Sommer 1940 entstand aus niederländischen und deutschen Freiwilligen das Regiment "Westland", im gleichen Jahr folgte das Regiment "Nordland". Beide Regimenter wurden im April in die neu aufgestellte Division "Wiking" (zunächst: "Germania") übernommen.

Am 25. Februar 1941 wurde die Verfügungsdivision (zunächst: "Deutschland") in "Reich" umgetauft, ab 15. Oktober 1942 hieß sie "Das Reich". Bei Beginn des Krieges gegen Russland waren die SS-Totenkopfregimenter (auch: Totenkopfstandarten) umgebildet worden und hießen nun SS-Infanterieregimenter. Drei wurden zu einer SS-Kampfgruppe zusammengefasst (später: 6. SS-Division Nord). Zu Beginn des Angriffs auf Russland bestanden an Feldverbänden, die im Rahmen der Wehrmacht fochten:

  • SS-Division "Reich"
  • SS-Totenkopfdivision
  • SS-Polizeidivision
  • SS-Division "Wiking"
  • Leibstandarte SS "Adolf Hitler"
  • SS-Kampfgruppe "Nord"
  • 9. SS-Standarte (SS-Infanterieregiment 9)
  • ergänzt durch selbständige Brigaden, Regimenter und Bataillone in einer Gesamtstärke von zwei weiteren Divisionen.

Nach dem Beginn des Überfalls auf Russland entstanden mehrere "Legionen" aus Staatsangehörigen besetzter Nationen, z.B. Dänen, Niederländern, Norwegen, Letten, und Flamen und Wallonen.

Neuaufstellungen und Umgliederungen 1943 bis 1945

Zwischen August 1943 und Mai 1944 stellte die Waffen-SS neu auf:

  • 5 Panzergrenadier-Divisionen
  • 2 Panzergrenadier-Brigaden
  • 6 fremdländische Divisionen
  • 6 Panzergrenadier-Divisionen wurden in Panzerdivisionen umgegliedert.

Zudem bestand eine französische Freiwilligenbrigade. Auch wurden je eine Legion aus Franzosen und Wallonen von der Wehrmacht übernommen. Beide wurden in den letzten Kriegsmonaten nominell zu Divisionen umgewandelt.

In der zweiten Jahreshälfte 1944 wurden neun weitere Divisionen aufgestellt, von denen sieben nicht mehr zum Einsatz kamen. Bei einem Teil dieser Divisionen waren die "Freiwilligen" mit Waffengewalt "gepresst" worden.

Ende 1944, Anfang 1945 wurden noch die 1. und 2. Kosaken-Kavalleriedivision der SS im "XV. SS-Freiwilligen-Kosaken-Kavalleriekorps" zusammengefasst, jedoch der Waffen-SS nur nominell unterstellt. Am 28.April 1945 wurde das Korps der Wlassow-Armee integriert.

Zu den "germanischen" Verbänden trat 1944 das Regiment "Landstorm Nederland". Es wurde im November 1944 zur Brigade und im März 1945 zur Division erweitert.

Klassifizierung der Divisionen

Die bis zum Kriegsende auf 38 Divisionen angewachsenen Verbände der Waffen-SS waren nach einer Anordnung durch den "Persönlichen(r) Stab RF-SS" in drei Kategorien einzuteilen:

  • "Ordensfähige, SS-taugliche Deutsche und Germanen, Musterungsbefund Kv.-SS", - zum Beispiel SS-Panzer-Division "Das Reich".
  • "Nicht Ordensfähige, nicht SS-taugliche Deutsche und Germanen, Musterungsbefund Kv.-Heer",- zum Beispiel SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Division "Horst Wessel".
  • "Nichtdeutsche, Nichtgermanen, gleichgültig welcher Musterungsbefund",- zum Beispiel Waffen-Gebirgs-Division-SS "Skanderbeg" (albanische Nr. 1)".

Hinzu zu zählen wären Waffen-SS eigene Sonderverbände, Korpstruppen, schwere SS-Panzerabteilungen, Fallschirmjäger-Bataillone und dergleichen mehr. Ergänzt wurden diese Feldtruppenteile durch so exotisch klingende Formationen wie die "Indische Freiwilligenlegion der SS, den "Osttürkischen Waffenverband der SS", das "British-Freecorps (SS)" und andere.

Das militärische Gewicht der letztgenannten war gering, sie hatten teilweise nur Bataillons- bis Regimentsstärke und dienten dem Regime vor allem als propagandistische Waffe.

Die hohe Zahl der Divisionen wie auch der Personalumfang der Waffen-SS suggerieren zunächst Kampfkraft. Tatsächlich wurden von den aufgeführten Divisionen sechs, meist aus organisatorischen Gründen, wieder aufgelöst, ohne je einsatzfähig geworden zu sein. Von den restlichen Divisionen waren

  • 11 Freiwilligen-Divisionen, von denen eine gar nicht und weitere vier erstmalig im März 1945 zum Einsatz kamen,
  • 11 Waffen-Divisionen, von denen sieben nicht mehr zum Einsatz kamen,
  • nur 16 Divisionen waren normale Divisionen, von denen drei erstmals im März eingesetzt wurden.

Die Aufstellung macht erneut deutlich, dass nur etwa ein Drittel der Waffen-SS zum Nimbus dieser Truppe beigetragen hat. Lediglich die 6 Panzer- und die Mehrzahl der sieben Panzergrenadierdivisionen waren hochwertig materiell ausgestattet und gegliedert.

Nur bei den Divisionen 1-21 wurde bis Kriegsende immer versucht, diese nach Verlusten entsprechend der Kriegsstärke- und Ausrüstungsnachweisung personell und materiell aufzufrischen und auf die jeweilige "Soll-Stärke" zu bringen. Bei einer zu großen Anzahl der höheren Divisionsnummern muss bezweifelt werden, ob der Aufwand für ihre Aufstellung bei insgesamt sehr knappen Ressourcen entsprechenden Kampfleistungen entsprach. Immerhin liefen einige Einheiten bei ihrem ersten Einsatz geschlossen zum Feind über, andere meuterten oder brachten sogar ihr deutsches Rahmenpersonal um.

Das III. («germanische») SS-Panzerkorps

Ursprünglich war ab der Jahresmitte 1942 daran gedacht, die «germanischen» Freiwilligenverbände als Legionen aufzulösen und sie als Grenadierregimenter in eine neu aufzustellende Division zu überführen, welche sodann zusammen mit der SS-Division „Wiking“ zu einem «germanischen» Armeekorps vereint werden sollte.

Divisionszeichen der NORDLAND

Divisionszeichen der NORDLAND
Divisionszeichen der WIKING
Divisionszeichen der WIKING

Divisionszeichen der WIKING

Hitler unterschrieb am 30. März 1943 den Aufstellungsbefehl. Die geplante Division «Nordland» (Himmler schwebte am 10. Februar 1943 noch der Name Waräger vor) sollte also diese Regimenter aufnehmen, zugleich war beabsichtigt, die einzelnen Regimenter der neuen Division als Stämme für eigene, niederländische, dänische, bzw. norwegische Freiwilligendivisionen zu verwenden.

Die hier nur skizzierte Entwicklung ist insofern bemerkenswert, weil damit sehr deutlich «pangermanisches» Denken sichtbar wird. Himmlers Überlegungen richteten sich auf die Sammlung aller «germanischen» Freiwilligen und gingen in der Planung bis 1953. Das Denken richtete sich selbst auf die Erfassung deutschstämmiger Nordamerikaner, Südamerikaner und in Australien lebenden Volksdeutschen. Für die bereits existierenden «germanischen» Freiwilligenverbände bedeutete dies eine Konzession an das nationale und landsmannschaftliche Identifizierungsbedürfnis. Daneben sollten endlich alle «germanischen» Verbände in einem Großverband zusammengefasst werden. Bis dahin war doch eine ziemliche Zersplitterung erkennbar. Die SS-Division „Wiking“ stellte eben nur einen Kristallisationspunkt «germanischer» Verbände dar. Außerhalb der „Wiking“ bestanden z.B. das bei der SS-Gebirgsdivision „Nord“ eingesetzte norwegische Skijägerbataillon, auch die flämische Legion (zur «Sturmbrigade Langemarck» umgebildet) oder der französische Freiwilligenverband, die spätere SS-Freiwilligenbrigade (bzw. Waffengrenadierdivision) «Charlemagne».

All diese Vorstellungen konnten wegen des Kriegsverlaufs nicht mehr verwirklicht werden. Die Personalstärke entwickelte sich auf rund 19.000 Mann und entsprach damit gerade einer regulären SS-Division. Führer- und Unterführerstellen waren zu über Dreivierteln mit Reichsdeutschen besetzt. Bei den Mannschaften betrug der Anteil der überwiegend Rumäniendeutschen 53,1%.

Mitten in der Aufstellung wird das Korps zur Partisanenbekämpfung eingesetzt, kämpft später bei Danzig, in Pommern und an der Oder und wird schließlich mit den letzten Splittern beim «Endkampf» in Berlin eingesetzt. Letzte Fotos zeigen einen Schützenpanzerwagen in der Friedrichstraße.

Gegen Jahresende 1943 kämpften vorübergehend selbst Luftwaffenangehörige im Korps. Es handelte sich hierbei um die Reste der 9. und 10. Luftwaffen-Felddivisionen


Verluste

In der Literatur wird schon zu Kriegszeiten das Bild vom Opfergang der Waffen-SS gepflegt. Bereits Himmler als "Reichsführer-SS" malte an diesem Bild, um nach dem Krieg politisches Kapital daraus schlagen zu können. Eine schon vor Jahren vorgenommene Berechnung, die auf Angaben der „Wehrmachtsauskunftsstelle “ beruhte, gelangte zu dem Ergebnis, dass die Kriegstotenzahl der Waffen-SS der des Heeres exakt entsprach - insgesamt gesehen. Dies schließt unverhältnismäßig hohe Verluste einzelner Einheiten oder Verbände nicht aus. Es kam tatsächlich vor, dass einzelne Einheiten schlecht geführt oder «verheizt» wurden, von Heeresverbänden ist dies gleichfalls bekannt. Zu bedenken ist die Art der Verbände. Gerade die ersten SS-Divisionen wurden ab 1942 zu Panzerdivisionen umgegliedert. Der moderne Panzerkampf bedingte die „ Führung von vorne “ und diesem Führungsstil entsprach zwangsläufig eine höhere Verlustrate auch der Führer. Himmler hatte voller Stolz darauf hingewiesen, dass die durchschnittliche Verwendungszeit in der Funktion als Führer von Kompanien und Bataillonen ungefähr vier Wochen betrug, ehe diese wegen Tod, Verwundung oder anderer Verwendung ausfielen. Und gerade die ersten Divisionen standen von Anfang bis Ende stets an den Brennpunkten des Kampfgeschehens. Sie waren Angriffsspitze, verzögerten oder waren als letzte am Feind.


Overmans belegt die Vergleichbarkeit der Verlustraten von Waffen-SS -Verbänden und entsprechend gegliederten Heeresdivisionen im gleichen Zeitraum und am gleichen Ort und gelangt zu der Feststellung, „ dass die Verluste der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen sind, als diejenigen des Heeres.“

Übernahme von ehemaligen SS-Angehörigen in die Bundeswehr

Nach der Wiederbewaffnung blieb die neu gegründete Bundeswehr ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, allerdings nur oberhalb des Dienstranges des Hauptsturmführers (entspricht dem Rang eines Hauptmannes), verschlossen. 1961 waren durch den Personalgutachterausschuss 159 ehemalige Waffen-SS-Offiziere, 330 Unteroffiziere und 210 Mannschaften "nach eingehender Prüfung der Zuverlässigkeit" in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen worden.

Dienstgrade der Waffen-SS

Die Dienstgrade in SS und Wehrmacht unterschieden sich in der Bezeichnung. SS-Dienstgrade finden aber fast alle eine Entsprechung bei der Wehrmacht:

Mannschaften

  • SS-Mann (Schütze usw.)
  • SS-Oberschütze
  • SS-Sturmmann (Gefreiter)
  • SS-Rottenführer (Obergefreiter)

Unterführer

  • SS-Unterscharführer (Unteroffizier/Oberjäger)
  • SS-Scharführer (Unterfeldwebel/Unterwachtmeister)
  • SS-Oberscharführer (Feldwebel/Wachtmeister)
  • SS-Hauptscharführer (Oberfeldwebel/Oberwachtmeister)
  • SS-Standartenoberjunker (Führeranwärter)
  • SS-Stabsscharführer (Spieß)
  • SS-Sturmscharführer (Stabsoberfeldwebel/Stabsoberwachtmeister)

Führer

  • SS-Untersturmführer (Leutnant)
  • SS-Obersturmführer (Oberleutnant)
  • SS-Hauptsturmführer (Hauptmann)
  • SS-Sturmbannführer (Major)
  • SS-Obersturmbannführer (Oberstleutnant)
  • SS-Standartenführer (Oberst)
  • SS-Oberführer (keine Entsprechung beim Heer)
  • SS-Brigadeführer (Generalmajor)
  • SS-Gruppenführer (Generalleutnant)
  • SS-Obergruppenführer (General der Infanterie usw.)
  • SS-Oberstgruppenführer (Generaloberst)

Traditionsverband

Der Traditionsverband der Waffen SS ist die HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS), ihr Organ "Der Freiwillige". Hauptinhalt dieser Publikation ist die Darstellung der Waffen-SS als normale kämpfende Truppe und Militärnostalgie.

Die Bundesführung des »Bundesverbandes der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e. V. (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit -- HIAG)« war bis zu seiner Auflösung 1992 »Beobachtungsobjekt« des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Bekannte Mitglieder der Waffen SS

Literatur

  • H. Auerbach: Waffen-SS. In: W. Benz (Hrsg) Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. München 1992
  • Boog/Förster/Hoffmann/Klink/Müller/Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1991, ISBN 3-59611-008-4
  • H.Boog/W.Rahn/R.Stumpf/B.Wegner: Die Welt im Krieg 1941-1943, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1992. ISBN 3-596-11699-6
  • H. Buchheim: Anatomie des SS-Staates. Düsseldorf 1967.
  • H. Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS. Orbis Verlag ISBN 3-57201-342-9
  • K.-G. Klietmann, Die Waffen-SS -eine Dokumentation, Osnabrück 1965.
  • E. Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. 1946
  • Militärgeschichtliche Zeitschrift, Hg. Militärgeschichtliches Forschungsamt 61 (2002) Heft 2 ISSN 0026-3826
  • Militärgeschichtliche Mitteilungen, Hg. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Heft 2, 1980.
  • Rüdiger Overmans, Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, München 1999. ISBN 3-48656-332-7
  • George H.Stein.: Geschichte der Waffen-SS, Athenäum Droste 1978. ISBN 3-7610-7215-5
  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945 5.erw. Aufl., Schöningh, Paderborn 1997. ISBN 3-50677-502-2