Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad ist allgemein das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand, bei einer Maschine beispielsweise das Verhältnis von geleisteter Arbeit zu der für ihren Betrieb zugeführten Energie oder das Verhältnis von abgegebener zu zugeführter Leistung.
Der Wirkungsgrad wird mit η (Eta) abgekürzt und hat einen Wert zwischen 0 und < 1 oder, in Prozenten ausgedrückt, zwischen 0 % und < 100 %.
Wirkungsgrad, Wertebereich
Der theoretisch mögliche Wert von 1,0 bzw. 100 %, kann in der Praxis nicht erreicht werden, weil bei allen Vorgängen Energie durch Wärme oder Reibung in thermische Energie umgewandelt wird.
Ein Wirkungsgrad größer als 1 entspräche einem Perpetuum Mobile erster Art, was aufgrund des ersten Hauptsatzes der Thermodynamik nicht möglich ist.
Bei Wärmekraftmaschinen ist der ideale Wirkungsgrad der Quotient aus der Differenz zwischen höchster Temperatur und niedrigster Temperatur und der höchsten Temperatur im gesamten Prozess. Die Temperaturangaben sind dabei in Kelvin zu machen (siehe Carnot-Prozess).
Gesamtwirkungsgrad
Arbeiten mehrere Maschinen hintereinander, so werden deren einzelne Wirkungsgrade zum Gesamtwirkungsgrad der Anlage multipliziert.
Bsp:
- Kraftwerk 40 % (0,4),
- Trafo am Kraftwerk 95 % (0,95)
- Trafo in der Nähe des Verbrauchers 95 % (0,95)
- Elektromotor im Haushalt 80 % (0,8)
Gesamtwirkungsgrad: 0,4 x 0,95 x 0,95 x 0,8 = 0,2888 oder 28,88 %
Anlagenwirkungsgrad
Wird die bei einem thermischen Umwandlungsprozess frei werdende Abwärme weiter genutzt, zum Beispiel zur Luftvorwärmung, Ölvorwärmung oder Fernheizung, was beim Blockheizkraftwerk der Fall ist (siehe Tab. unten), so vergrößert sich der Wirkungsgrad, weil der Nutzen größer, bzw. der Aufwand geringer wird. Diesen Wirkungsgrad nennt manAnlagenwirkungsgrad um ihn von dem eigentlichen, niedrigeren thermischen Wirkungsgrad (Prozesswirkungsgrad)zu unterscheiden. Anlagenwirkungsgrade sind mit Wärmetauschern relativ einfach zu verbessern, während die Verbesserung des thermischen Wirkungsgrades meistens mit erheblichen Mühen und Forschungsaufwand verbunden ist.
Wirkungsgrade größer 100 %
Der bei Brennwertkesseln angegebene Wirkungsgrad von über 100 % entsteht aus der Berechnungsformel. Dabei wird unter "aufgewendete Energie" der Heizwert des Brennstoffes angesetzt. Der Heizwert berechnet sich jedoch aus der frei werdenden Wärme abzüglich der Verdampfungswärme für das bei der Verbrennung entstehende Wasser. Im Unterschied zum "konventionellen" Heizkessel kann jedoch durch die niedrige Abgastemperatur im Brennwertkessel das verdampfte Wasser kondensieren. Die dabei frei werdene Verdampfungswärme wird ebenfalls der Nutzenergie zugeschlagen.
Wird der Wirkungsgrad nicht aufgrund des niedrigen Heizwertes sondern des hohen Brennwertes des Brennstoffes berechnet, tritt diese scheinbare Überverwertung des Brennstoffes nicht auf.
Ähnliches gilt für Wärmepumpen. Auch diese erreichen Wirkungsgrade von über 100 %. Ursache ist auch hier die Vorgehensweise bei der Berechnung. Man teilt die nutzbare Wärmeleistung durch die aufgewendete elektrische Leistung. Die Wärmepumpe fördert die Wärmeenergie nur aus der Umwelt und hebt sie auf ein höheres Temperaturniveau an. Dieser Teil der Energie wird aber in der Berechnung nicht unter Aufwand einbezogen. Daher ist die bereitgestellte Wärmeleistung größer als die elektrisch aufgenommene Leistung.
Beispiele
Wirkungsgrad, Beispiele
Gerät Aufgewandte Nutzbare Wirkungsgrad Energie Energie Wärmekraftmaschinen Ottomotor Chemisch Mechanisch 20 % Dieselmotor Chemisch Mechanisch 35 % Kraftwerk Chemisch Elektrisch 40 % (4) Kraftwerk, mit Chemisch Elektr. + Kraft-Wärme Wärme 85 % (5) Kopplung Elektromotor Elektrisch Mechanisch 60-95 % Photosynthese, Sonnenstrahlg Wärme 0,1-5 % Erzeugung von (1) Biomasse und anschließende Verbrennung Kohle-Abbau, Mechanisch Wärme 30 % (?) Abbau von (2) Kohle und anschließende Verbrennung Sonnenkollektor Sonnenstrahlg Wärme 30-50 % Lagerfeuer Chemisch Wärme 80-90 % (?) Lagerfeuer, Chemisch Wärme < 1 % (?) zum Kochen (3) nutzbare Energie Gaskocher Chemisch Wärme 80-90 % Gaskocher, 5 % (?) zum Kochen nutzbare Energie Offener Kamin Chemisch Wärme 10-30 % Kohleofen, Chemisch Wärme 30-50 % Haushalt Kohleofen, Chemisch Wärme 80-90 % Industrie Generator Mechanisch Elektrisch 95 % (6) Fahrraddynamo Mechanisch Elektrisch 20-45 % Solarzelle Sonnenstrahlung Elektrisch 10-30 % (7) Brennstoffzelle Chemisch Elektrisch 50-80 % Transformator Elektrisch Elektrisch 95 % Lautsprecher Elektrisch akustisch 2 % (?)
Bemerkungen:
- (1) Anteil der Sonnenenergie, die zur Erzeugung von Biomasse (z. B. Holz) genutzt wird, die anschließend zur Verbrennung zur Verfügung steht.
- (2) Energie der geförderten Kohle, die zur Verbrennung zur Verfügung steht. Der größere Teil der geförderten Kohle erzeugt die für die Förderung der Kohle benötigte Energie (Zahl geschätzt).
- (3) Ein Lagerfeuer setzt den Brennstoff mit hohem Wirkungsgrad in Wärme um (Unterscheidung zwischen Brenn- und Heizwert beachten). Aber nur ein geringer Teil der Wärme erhitzt einen Topf, der über dem Feuer hängt. Der größte Teil erwärmt die umgebende Luft.
- (4) Dies gilt für alle Wärmekraftwerke, also für Kohle, Erdgas, Erdöl und Kernenergie (siehe Carnot-Wärmekraftmaschine).
- (5) Der hohe Wert gilt nur dann, wenn die Wärme z. B. für Fernheizung auch genutzt wird.
- (6) Gas- bzw. Wasserturbinen besitzen einen Wirkungsgrad nahe 100 %. Es ist die Bereitstellung der Prozessmittel (strömendes Gas, Wasser) aus (4), die den Wirkungsgrad begrenzt.
- (7) Der Wirkungsgrad älterer Solarzellen (vor ca. 20 Jahren, bzw. im Laborstadium) ist so klein und die Herstellung war so aufwändig, dass die Energie, die sie während ihrer Lebensdauer erzeugt, nicht ausreicht, die Energie für ihre Herstellung zu kompensieren.
Diese Überlegung gilt allgemein. Wieviel Energie muss z. B. ein Kraftwerk erzeugen, um damit nicht nur seinen Aufbau, sondern am Ende auch den vollständigen Abriss zu finanzieren.
Beispiele für den Wirkungsgrad von Lichtquellen siehe: Lichtausbeute
thermischer Wirkungsgrad
Der thermische Wirkungsgrad gibt das Verhältnis von der gewonnen technischen Leistung zum zugeführten Wärmestrom in einer Wärmekraftmaschine, z.B. einer Wärmepumpe an:
mit als dem thermischen Wirkungsgrad, der gewonne technischen Leistung und dem zugeführten Wärmestrom.
Der thermische Wirkungsgrad wird als Bewertungsmaß für die Effektivität des Prozesses benutzt.
Weblinks
- http://energie1.physik.uni-heidelberg.de/vrlsg/data/detail/1-4-1.htm Der thermodynamische Wirkungsgrad