Ernst Udet
Ernst Udet (* 16. April 1896 in Frankfurt am Main; † 17. November 1941 in Berlin (Selbstmord)) war nach Manfred von Richthofen der zweiterfolgreichste Jagdflieger im Ersten Weltkrieg.
Leben
Udet konnte sich schon sehr früh in seinem Leben für das noch junge Flugwesen begeistern. Zusammen mit ein paar Freuden gründete er 1904 in Müchen einen „Aero-Club“, in dem er sich mit Flugzeugmodellen beschäftigte. Später hatte er sogar die Möglichkeit, einige Flugstunden zu nehmen, die ihm sein vermögender Vater bezahlte.
Nach seinem eher durchschnittlichen Abschneiden in der Schule trat er zu Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig dem Militär bei, in dem er kurzzeitig als Motorradmelder tätig war. Danach finanzierte er sich eine Pilotenausbildung, in Folge dessen er zur Luftwaffe versetzt wurde. In einem Zweisitzer flog er bis 1916 Beobachtungsflüge über der Westfront.
Ernst Udet war ein draufgängerischer Pilot, der jedoch auch ein gebrechliches Gemüt hatte. Nach mehreren riskanten Flugmanövern und einem Absturz erlitt er sogar einen Nervenzusammenbruch. Im März 1916 versetzte man ihn in eine Fliegerabteilung, die mit den berühmten Fokker E.III-Jagdflugzeugen ausgerüstet war. Udet schien zu Beginn ein eher ungeeignet Kampfpilot zu sein, da er es nicht fertig brachte, feindliche Maschinen abzuschießen. Nachdem er sich jedoch der Tatsache bewusst wurde, dass seine Zurückhaltung die eigenen Kameraden gefährden könnte, entschloss auch er sich, aktiv an Luftkämpfen teilzunehmen. Am 18. März 1916 errang er seinen ersten Luftsieg, als er einen feindlichen Bomber abschoss. Häufig zielte er bei seinen Angriffen darauf ab, das Leben seiner Gegnern zu verschonen und nur die Maschinen zu treffen.
Nach seinem dritten Luftsieg am 24. Dezember 1916 wurde er mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet. 1917 übergab man ihm das Kommando für die Jagdstaffel 37 (Jasta 37), die er bis zum März 1918 führte. Kurz darauf wurde er von Manfred von Richthofen in seine berühmte Jagdstaffel 11 geholt, in der er zu einem der besten deutschen Kampfpiloten aufstieg. Im April 1918 verlieh man ihm für seine Leistungen den prestigeträchtigen Orden Pour le Mérite.
Nachdem Richthofen gefallen war und Udet unverständlicherweise nicht das Kommando über dessen Jagdstaffel erhielt, übernahm er die Führung von Jasta 4, die in Marville bei Verdun stationiert war. Im August 1918 gelang ihm der Abschuss von 20 feindlichen Flugzeugen. Seine letzten beiden Luftsiege erzielte er einen Monat später. Ernst Udet überlebte den Krieg als zweitbester deutscher Jagdpilot; er konnte insgesamt 62 Abschüsse für sich verbuchen.
Nach dem Ersten Weltkrieg verdiente Udet sein Geld mit Schauflügen. In den 1920er Jahren gründete er, trotz der Einschränkungen des Versailler Vertrags, eine Flugzeugbau-Firma, die er jedoch schon 1925 verließ. Danach widmete er sich vermehrt Kunst- und Schauflügen, in denen er oftmals spektakuläre Flugmanöver vollbrachte.
1933 trat Udet, nachdem er von Hermann Göring überredet wurde, der NSDAP bei. 1935 wurde er Oberst in der neu gegründeten deutschen Luftwaffe, und ein Jahr darauf erhielt er den Führungsposten im Technischen Amt des Reichsluftfahrtministeriums. In der Folgezeit war er maßgeblich an der Entwicklung des Sturzkampfflugzeugs (kurz: Stuka) beteiligt, der in den Blitzkrieg-Feldzügen des Zweiten Weltkrieges sehr erfolgreich war. In dieser Zeit hatte er den Rang eines Generaloberst inne, und am 1. Februar 1939 ernannte Göring ihn zum Generalluftzeugmeister.
Nach den Misserfolgen in der Luftschlacht um England und den zunehmenden Anfeindungen durch Göring und einigen anderen NS-Größen beging er am 17. November 1941 Selbstmord. Hitler veranlaßte ein Staatsbegräbnis. Der Selbstmord wurde geheim gehalten. Für die Öffentlichkeit starb Udet an den Folgen einer bei der Erprobung einer neuen Waffe erlittenen schweren Verletzung.
Sonstiges
Des Teufels General
Der in dem Theaterstück "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer vorkommende General Harras (verfilmt mit Curd Jürgens in der Hauptrolle) hat Ernst Udet zum Vorbild, mit dem Zuckmayer befreundet war.
Udets Kampf gegen Georges Guynemer
Udet schilderte als Beispiel für die im Ersten Weltkrieg manchmal ausgeübte Ritterlichkeit seinen Kampf gegen das französische Flieger-Ass Georges Guynemer. Nach Udets Bericht kämpfte Guynemer im Juni des Jahres 1917 verbissen mit dem Deutschen, er schoss ihn trotz seiner Überlegenheit jedoch nicht ab, als er bemerkte, dass Udet eine Ladehemmung hatte. Also flog Guynemer auf Udets Maschine zu, warf ihm einen ritterlichen Gruß zu und verschwand dann wieder über alliiertes Gebiet.
Die wohl auch von Udet bevorzugte Interpretation war, daß die Jagdflieger sich als moderne Ritter der Lüfte sahen, die auch im Kampf mit dem Feind es an Fairness und Ritterlichkeit nicht fehlen lassen wollten und nach dem ungeschriebenen Ehrenkodex der Piloten das Bekämpfen eines wehrlos gewordenen Feindes unehrenhaft war.
Es gibt jedoch keine Schilderung dieses Vorfalls durch Udets Gegner Georges Guynemer. Dieser angebliche Vorfall hat durch spätere Filme das Klischee der Ritterlichkeit der Flieger des ersten Weltkriegs populär gemacht.