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Friesen

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Das Siedlungs- und Sprachgebiet der Friesen

Die Friesen sind ein germanischer Volksstamm, der an der Nordseeküste in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark lebt. In Deutschland und den Niederlanden sind die Friesen als Minderheit anerkannt.

Siehe auch Friesland.

Geschichte

Die Friesen sind vom römischen Historiker Tacitus in seiner Germania der Gruppe der Ingaevones zugeordnet worden. Ihr Land lag an der Küste der Nordsee von der Mündung des Rheins bis etwa zur Ems. Die erste Erwähnung der Friesen stammt von Plinius dem Älteren und steht in Zusammenhang eines Feldzugs des römischen Feldherren Drusus, der im Jahre 12 vor Christus in den Friesen Verbündete fand. Doch bereits in den Jahren von 28 bis 47 lehnten sich die Friesen gegen die Ausbeutung durch die Römer auf, wie Tacitus berichtet. Auch wird für das Jahr 16 die Anwesenheit eines großen römischen Heeres an der Ems bei Jemgum angenommen.

Die Quellenlage zu den Friesen wird vom 4. bis 7. Jahrhundert sehr dünn. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass um 300 die Bevölkerung stark zurückgegangen war, allerdings um das 500 wieder sprunghaft anstieg. Im Zusammenhang mit dieser Ereignissen wird vermutet, dass die Friesen um diese Zeit einen starken Zuzug aus den umliegenden angelsächsischen Stammesgruppen zu verzeichnen hatten. Dabei kann bis heute nicht ganz geklärt werden, ob die "Ur-Friesen" überhaupt germanischen Ursprungs waren und erst durch den Zuzug "germanisiert" wurden, im Gegenzug den Neuankömmlingen allerdings auch ihren Stempel aufdrückten. Zudem waren in den Randgebieten Frieslands auch durchaus sächsische und fränkische Bewohner nicht unüblich. Ins Licht der Geschichte traten die Friesen zurück, als sie mit den Merowingern und Karolingern in Kontakt kamen.

Im 5. Jahrhundert, während der geschichtlichen Ruhe um die Friesen, haben sich wohl viele Friesen den Angeln und Sachsen angeschlossen, die über friesisches Land marschierten, um in Britannien einzufallen. Die Völker, die auf dem Kontinent blieben, drangen in die nun entvölkerten Gebiete der Angelsachsen ein.

Am Ende des 6. Jahrhunderts besetzten die Friesen die Küste bis zur Mündung der Weser. Dabei assimilierten oder Vertrieben sie den Stamm der Chauken. Im Süden breiteten sie sich bis ins 7. Jahrhundert weiter südwärts bis nach Dorestad und sogar bis nach Brügge aus.

Danach eroberte jedoch Karl Martell den westlichen Teil Frieslands und der letzte Gesamtherzog der Friesen Poppo fiel in einem Kampf gegen einen fränkischen Adeligen. Diese größte Ausbreitung des friesischen Territoriums ist bekannt als Frisia Magna. Das, was heute von Frisia Magna übriggeblieben ist, ist klein und verstreut. Das meiste ist von den sich ausbreitenden Nachbarn erobert worden, von den Sachsen, die in den Norden und Westen vordrangen und den Franken, die den Norden und Osten besetzten.

Die friesischen Seelande um das Jahr 1300.

Unter der Frankenherrschaft wurden die Friesen christianisiert. Nachdem die Friesen die von den Frankenkönigen eingesetzten Grafen wieder vertreiben konnten, begann die Zeit der Friesischen Freiheit. In Friesland von der Zuidersee bis zur Weser bildeten sich zahlreiche kleine Landesgemeinden, die häufig genossenschaftlich organisiert waren und eigene Ratsverfassungen besaßen. Die Friesen beriefen sich auf Freiheitsrechte, die der Legende nach von Karl dem Großen, tatsächlich wohl aber von einem seiner Nachfolger, an die Friesen verliehen wurden. Ein feudalistisches System, wie im übrigen Europa, etablierte sich nicht.

Die Landesgemeinden, symbolisch die sieben friesischen Seelande genannt, waren somit reichsunmittelbar und nur dem Kaiser untertan. Die Abgesandte der Landesgemeinden trafen sich einmal im Jahr am Upstalsboom. Die Zeit der Friesischen Freiheit dauerte etwa vom 12. bis zum 14. Jahrhundert.

Bis zum Aufstieg der Hanse waren die Friesen das bedeutendste Handels- und Seefahrervolk der Nordseeküste. Durch den Tod des ostfriesischen Fürsten Carl Edzard erlosch mit dem Haus Cirksena im Jahr 1744 das letzte einheimische friesische Geschlecht, dass eine Herrschaft auf friesischem Boden begründen konnte. Anschließend wurde Ostfriesland von Friedrich dem Großen okkupiert.

Die Friesen heute

Heute gibt es noch drei Gebiete, in denen traditionell Friesen anzutreffen sind. Die in den Niederlanden zwischen dem Ijsselmeer (der ehemaligen Zuiderzee) und der Lauwers lebenden Friesen werden in Deutschland als Westfriesen bezeichnet. Ihre Selbstbezeichnung lautet aber westlauwers'sche Friesen, da Westfriesland in der heutigen Provinz Nordholland liegt. Die westlauwers'schen Friesen leben zum größten Teil in der autonomen Provinz Friesland. Die Provinz hat etwa 600.000 Einwohner.

Die zweite Gruppe lebt an der Küste des deutschen Bundeslandes Niedersachsen, von der niederländischen Grenze bis jenseits der Weser. Aufgrund ihrer Geschichte sind diese Ost-Friesen territorial sehr zersplittert. Traditionell friesische Gebiete, in denen die friesische Identität mehr oder weniger stark ausgeprägt ist, sind Ostfriesland und das Oldenburger Friesland, das Saterland, Butjadingen und das Land Wursten. Die tatsächliche Zahl der Friesen ist schwer zu schätzen, in allen genannten Gebieten leben über 500.000 Menschen.

Die dritte Gruppe sind die Nordfriesen in Schleswig-Holstein. Sie leben im Westen des Landkreises Nordfriesland sowie auf den Inseln und Halligen. Zu ihnen werden auch die Helgoländer Friesen gerechnet. Es wird geschätzt, dass von den 160.000 Einwohnern des Landkreises Nordfriesland etwa 50.000 Menschen zu den Friesen zu rechnen sind.

Kultur und Sprache

In Deutschland und den Niederlanden sind die Friesen als nationale Minderheit bzw. als eigene Volksgruppe anerkannt. Wieviele Mitglieder diese Volksgruppe hat, ist jedoch nicht genau festzustellen, da das Bekenntnis zu einer Minderheit frei ist und vom Staat nicht abgefragt wird.

Die engste Definition der Minderheit ist jedoch jene, die sich rein über die Sprache definiert. Demnach gelten nur solche Menschen als Friesen, die einen Dialekt der Friesische Sprache sprechen. Diese "Sprachfriesen" sind heute vor allem in der niederländischen Provinz Friesland anzutreffen. Dort sprechen noch etwa 400.000 Menschen auf dem Festland und auf den Wattenmeerinseln Terschelling und Schiermonnikoog Westfriesisch.

Im schleswigschen Nordfriesland findet man dagegen nur noch geschätzte 10.000 Menschen, die einen der nordfriesischen Dialekte sprechen, vor allem auf den Nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr und in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze, besonders um Risum-Lindholm. Das Friisk Gesäts führte ab 2004 zu rechtlich klarerem Status der Sprache.

Im östlichen Friesland ist die Ostfriesische Sprache dagegen bereits seit Jahrhunderten nahezu ausgestorben. Bis heute hat nur das Saterfriesische, ein von 2000 Menschen gesprochener ostfriesischer Dialekt, im Saterland überlebt.

Die wenigen Menschen die heute noch Friesisch sprechen, bedienen sich im Alltag auch der angrenzenden Sprachen wie Niederdeutsch, Hochdeutsch oder Dänisch. Wie viele andere kleine Minderheitensprachen Europas auch, ist auch das Friesisch akut vom Aussterben bedroht.

Viele Friesen sprechen somit heute kein Friesisch mehr. Aber insbesondere in Ostfriesland, das mittlerweile komplett Niederdeutsch geprägt ist, hat die friesische Identität den Untergang der friesischen Sprache überlebt. Das Ostfriesische Platt ist eine noch stark friesisch geprägte Variante des Plattdeutschen. Sie ist in Ostfriesland ähnlich identitätsstiftend wie die friesischen Sprachen in Nord- und Westfriesland und hebt sich von anderen niedersächsischen Dialekten deutlich ab. In der niederländischen Provinz Friesland wird neben dem Friesischen in manchen Gebieten ebenfalls traditionell Niedersächsisch gesprochen. Auch holländisch-friesische Mischidalekte sind dort zu finden (Stadtfriesisch, Bildts).

Zahlreiche historisch friesische Gebiete werden heute nicht mehr zu Friesland gezählt. Das heute zu den Niederlanden gehörende Hauptgebiet der Friesen, West- und Mittelfriesland, erstreckte sich von Alkmaar in der Provinz Nordholland entlang der Küste der Provinzen Friesland und Groningen bis zur Mündung der Ems. Friesische Identität ist in Nordholland und Groningen heute jedoch kaum noch vorhanden.

Es gibt auch noch einige Nachkommen der Friesen an der Küste von Jütland (Dänisch-Friesland). Es handelt sich hierbei um einige Orte nördlich der deutsch-dänischen Grenze, im heute dänischen Teil de ehemaligen Landkreises Tondern. Die Inseln Rømø und Fanø werden geographisch (nicht jedoch sprachlich oder kulturell) zu den Nordfriesischen Inseln gezählt.

Politik

Die friesische Volksgruppe stellt zusammen mit der dänischen und der sorbischen Minderheit sowie den in Deutschland lebenden Roma und Sinti eine der vier in Deutschland ansässigen ethnischen Minderheiten. Die gesetzlich anerkannte dänischen Minderheitenpartei, der Südschleswigschen Wählerverband, arbeitet auch mit der Strömung der Nationalen Friesen in Nordfriesland zusammen. Somit setzt sich der SSW auch für friesische Interessen ein. In den Niederlanden gibt es die Friesische National Partei. In Ost-Friesland gibt es zwar friesische Interessensgemeinschaften, aber zurzeit keine friesische politische Partei.

Die Friesen aus West, Ost und Nord haben sich gemeinsam im Interfriesischen Rat zusammengeschlossen.

Herzöge Frieslands

  • Sibbelt ???-???
  • Ritzard ???-???
  • Aldegisel ???-680
  • Radbod 680-719
  • Poppo 719-734


Siehe auch: Friesische Sprache, Eala Frya Fresena

Literatur