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Benutzer:Wikianer/Das Göttliche

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Das Göttliche ist eine Hymne von Johann Wolfgang von Goethe, die 1783 entstand und 1785 (wie das Gedicht Prometheus) ohne Goethes Zustimmung in der Publikation Über die Lehren des Spinoza[1][2] von Friedrich Heinrich Jacobi erstmals erschien. Die erste von Goethe autorisierte Fassung 1789

Epoche nach Sturm und Drang (Prometheus, xxx) hier Weimarer Klassik

Das Göttliche Handschrift von Goethe. Frühe, noch unausgefeilte Fassung des Gedichts. Die Niederschrift ist eigenhändig adressiert: "Fräulein von Jöchhausen".


Entstehung und Kontext

Das Gedicht entstand im November 1783 während einer Phase der intensiven Auseinandersetzung mit dem Philosophen Spinoza, insbesondere mit dessen pantheistischem Gottesbegriff. Die Spinoza-Lektüre wurde durch Goethes Freund Friedrich Heinrich Jacobi angestossen. Wobei Goethe im sog. Pantheismusstreit Jacobis Auffassung, wonach der Pantheismus Gott ausschliesse und somit atheistisch sei, ausdrücklich nicht teilte.

Das Göttliche ist das vierte und letzte Gedicht in einer Reihe thematisch verwandter lyrischer Werke (Prometheus, Ganymed; Grenzen der Menschheit, Das Göttliche), die Goethes Entwicklung vom Sturm und Drang (Prometheus, Ganymed) zur Klassik (Grenzen der Menschheit, Das Göttliche) deutlich machen.[3] Als Beleg dafür wird auch Goethes eigene Platzierung der Gedichte nacheinander und in dieser Reihenfolge, beispielsweise in der Gesamtausgabe der Werke und Schriften in 22 Bänden[4], angeführt.

Titel

Inhalt

Das Göttliche[5]

Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.

Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch!
Sein Beispiel lehr' uns
Jene glauben.

Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös' und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen wie dem Besten
Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme,
Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen
Vorübereilend
Einen um den andern.

Auch so das Glück
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel.

Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesetzen
Müssen wir alle
Unsreres Daseins
Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.

Er allein darf
Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen,
Heilen und retten,
Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden.

Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen,
Täten im großen,
Was der Beste im kleinen
Tut oder möchte.

Der edle Mensch
Sei hilfreich und gut!
Unermüdet schaff' er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!

Form

Das Gedicht besteht aus zehn Strophen mit jeweils sechs Versen (ausser der 3. und 5. Strophe, die sieben bzw. fünf Verse enthalten). Da keine Reime und nur freie Rhythmen vorhanden sind, steht der Inhalt klar im Vordergrund. Dieser ist vor allem philosophischer Natur und vermittelt Goethes Gedanken über das Göttliche als Bildungsideal für den Menschen. Somit handelt sich um Gedankenlyrik.

Durch den Titel und den pathetischen Humanismus, der im Gedicht angestimmt wird, ist Das Göttliche eine Hymne[6]. Mit seinen freien Rhythmen ist das Gedicht aber keine Ode, da ihm dafür der feste metrische Rahmen fehlt.[7]

Interpretation

Literatur

Wikisource

Wikisource: Das Göttliche – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Friedrich Heinrich Jacobi: Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. Gottlieb Löwe, Breslau 1785, S. 2–4.
  2. Friedrich Heinrich Jacobi: Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. Die Digitalen Sammlungen der ULB Sachsen-Anhalt, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  3. 5.1 Goethe 'Das Göttliche' (1783). Klett Verlag, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  4. Johann Wolfgang von Goethe: Gesamtausgabe der Werke und Schriften in zweiundzwanzig Bänden: Poetische Werke. S. 1317, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  5. Johann Wolfgang von Goethe: Das Göttliche. In: Erich Trunz (Hrsg.): Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. 13. Auflage. Band 1, Gedichte und Epen I. Verlag C.H. Beck, München 1982, ISBN 3-406-08481-8, S. 147–149.
  6. Mareike Müller: „Das Göttliche“ von Johann Wolfgang Goethe - eine Gedichtsanalyse. 2009, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  7. Ivo Braak: Poetik in Stichworten: literaturwissenschaftliche Grundbegriffe; eine Einführung. In: Hirts Stichwortbücher. 7. Auflage. Ferdinand Hirt, Unterägeri 1990, ISBN 3-266-03080-X, S. 181.