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Satanismus

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Unter dem Namen 'Satanismus' werden eine Vielzahl von Glaubensgemeinschaften und Ideologien geführt, ohne dass eine von ihnen Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen könnte.

Im Glaubenssystem der meisten satanistischen Gruppen steht die Anbetung oder Anrufung des Teufels, Satans, Luzifers oder von Dämonen nicht im Vordergrund. Primäres Ziel der Ritualpraxis ist im allgemeinen die Beanspruchung der eigenen Göttlichkeit, die oft im Ausleben der Sexualität (z.B. rituelle Sexualmagie) zum Ausdruck gebracht wird. Der Mensch wird zum Maß der Dinge und ist sein eigener Gesetzgeber, was sich oft auch in einem weltanschaulichen Sozialdarwinismus ausdrückt.

Heute gibt es ein allgemeines Bild vom Satanismus in der Öffentlichkeit, der, als "Umkehrreligion" des Christentums gesehen, beinahe alles befürwortet, was als moralisch verwerflich und illegal gilt: Opferungen von z.B. Tieren und Jungfrauen, Willkür im Umgang mit den Mitmenschen und "Schwarze Messen", in denen obskure Riten zelebriert werden, sind ein kursierendes Bild in den Medien.

Von diesem von den Kirchen geschaffene und von den Medien populär gemachte Bild vom Satanismus beeinflusst, fühlen sich viele Jugendliche in der Pubertät angezogen, um dann oft in dubiose Gemeinschaften zu gelangen.

Zunehmend wird von den Medien der Satanismus auch als Schlüsselwort für Panikmache gegenüber fast allem Fremden verwendet: Nach dem Amoklauf in Erfurt war z.B. auf RTL davon die Rede, der Täter habe sich in der "Gothic-Satanistischen Szene" herumgetrieben - Eine Szene, die schon aufgrund der völlig unterschiedlichen Definitionen von Gothic und Satanismus nicht existieren kann, aber für den Normalbürger beängstigend klingt.

Richtungen des Satanismus

Satanistische Gruppen können grob in folgende Richtungen unterteilt werden:

  • Okkultistisch-traditioneller Satanismus, z.B. Temple of Set, vertritt eine dualistische Weltsicht, in der sich Satan, der Gegenspieler Gottes, letztlich als Herrscher dieser Welt durchsetzen wird. Der Temple of Set sieht in Set (eigentlich Seth) die älteste bekannte Form des Fürsten der Finsternis. Der Temple of Set betrachtet sich selbst jedoch nicht als eine dem Satanismus zugehörige Gemeinschaft. Gruppen wie diese praktizieren Schwarze Magie.
  • Kultursatanismus: Dazu gehört z.B. die Black Metal und Death Metal Szene deren Musik inhaltlich Nekrophilie, Tod und Satanismus in wechselnden Schwerpunkten thematisiert.

Die Church of Satan

In den USA gibt es eine offizielle "Church of Satan", gegründet von Anton Szandor LaVey. Parallel dazu hat er die Satanische Bibel verfasst, die die Kernstücke seiner Lehren enthält. Er geht davon aus, dass der Mensch nur ein Tier mit anderem Namen ist und alles das, was im Christentum als "Sünde" bezeichnet wird, die wahren Freuden des Lebens enthält und zelebriert werden sollte. Aus seiner Sicht benutzen die christlichen Kirchen Angst vor der Hölle und dem Teufel als Werkzeug, um sich ihre Anhänger gefügig zu machen und neue zu gewinnen.

Die Figur Satans aus Sicht der Church of Satan ist die einer Kraft, die jedoch nicht über dem Menschen steht und damit keine klassische Gottheit darstellt, sondern eher als Freund des Menschen zu sehen ist. Diese wird dann genutzt, um die Emotionen in magischen Ritualen zu kanalisieren und Veränderungen in der Realität hervorzurufen.

Als Hauptsymbol Satans gilt des Siegel des Baphomet, ein invertiertes Pentagramm ("Drudenfuß"), in welches ein Ziegenbock gezeichnet ist.

Des weiteren gibt es noch eine Vielzahl satanischer Glaubensgemeinschaften, die es zu ergänzen gilt.

Siehe auch: Aleister Crowley

Pfad zur linken Hand

Im Bereich der Einteilung magischer, spiritueller und religiöser Schulen ist der Satanismus dem so genannten linken Pfad zuzuordnen. Der linkshändige Pfad (Satanismus, Setianismus, diverse Sekten und Kulte, Vamacara, u. a) bezeichnet hierbei Schulen und Lehren, die das Bewusstsein individueller Existenz als besonderes Geschenk und Chance, als auslösendes Agens für eine Entwicklung des menschlichen Potenzials erachten. Hinsichtlich der Position des individuellen Selbstes einem Allganzen gegenüber, geht es beim linkshändigen Pfad um die Abspaltung von diesem (falls vorhandenem) Allganzen. Es geht also nicht, wie beim rechtshändigen Pfad um die Auslöschung des Selbst (Versöhnung des Selbst mit der Schöpfung, indem die Gebote eines Schöpfergottes befolgt werden; Verschmelzung, Einswerden, Auflösung des Selbstes/es als illusionär betrachten Nirvana, Einzug in den Himmel etc.), sondern um eine bewusste Abtrennung oder um die sog."Selbstvergottung", die allerdings nicht im christlichen Sinne zu verstehen ist, sondern eher im Sinne eines "Erkenne dich selbst - und lebe dich".

Aus Sicht des Christentums

Im Christentum wird der Teufel (hebräisch Satan) als Gegenstück und Widersacher von Jahwe, dem christlichen Gott, gesehen. Ursprünglich war der Teufel die rechte Hand Gottes und trägt den Namen Luzifer, "Lichtbringer". Während im Laufe der Jahrhunderte alle nicht-christlichen ("heidnischen") Religionen in Europa von den Christen ausgerottet wurden, erhielt der Teufel eine Vielzahl von Beinamen und neuen Gesichtern, da es in so ziemlich jeder Religion eine teufelsähnliche Gottheit gibt.

Empfohlene Literatur

  • Joachim Schmidt, Satanismus - Mythos und Wirklichkeit, Marburg 2002, ISBN 3-927165-66-2, Rezension
  • Anton Szandor Lavey, Die Satanische Bibel & Rituale, ISBN 3-93568-405-3, Rezension
  • Wissenschaftlich erfasste Verschwörungstheorien u. A. über Satanismus und Freimaurerei:

Wolfgang Bittner: Angriffe gegen die deutsche Freimaurerei 1970-1995, 289 S., Selbstverlag der freimaurerischen Forschungsgesellschaft "Quatuor Coronati e. V.", Bayreuth 1996, erhältlich beim Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer, Emser Straße 12-13, 10710 Berlin