Walter Scheel
Walter Scheel (* 8. Juli 1919 in Solingen), deutscher Politiker (FDP).
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur 1938 begann Scheel eine Banklehre, die er jedoch aufgrund seiner Einberufung schon 1939 unterbrechen mußte. Er war dann bis 1945 Soldat. Nach Kriegsende war er dann bis 1953 als Geschäftsführer in der Industrie und in Verbänden tätig. Danach arbeitete er als selbstständiger Wirtschaftsberater in Düsseldorf. 1958 wurde er dann Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts "Intermarket" und der Finanzfirma "Interfinanz".
Partei
Seit 1946 ist Scheel Mitglied der FDP. Seit 1954 war er Mitglied des FDP-Landesvorstandes in Nordrhein-Westfalen und ab 1956 zusätzlich Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. 1968 wurde er schließlich als Nachfolger von Erich Mende zum Bundesvorsitzenden der FDP gewählt. Mit seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1974 legte er dann alle Parteiämter nieder. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundespräsident wurde er 1979 zum Ehrenvorsitzenden der FDP ernannt.
Abgeordneter
Von 1950 bis 1953 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. 1953 schließlich wurde er Mitglied des Deutschen Bundestages, dem er bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1974 angehörte. Von 1958 bis 1961 war er außerdem Mitglied des Europäischen Parlamentes. Hier war er Vorsitzender des Ausschusses für die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern. Von 1967 bis 1969 war er Vizepräsident des Deutschen Bundestages.
Öffentliche Ämter
Nach der Bundestagswahl 1961 wurde Scheel am 14. November 1961 im Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer zum Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ernannt. Am 19. November 1962 trat er anläßlich der Spiegel-Affäre zusammen mit den anderen FDP-Bundesministern aus Protest zurück. Dem daraufhin am 13. Dezember 1962 ohne den umstrittenen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß gebildeten Kabinett gehörte er dann aber mit gleicher Funktion wieder an. Er gehörte auch der von Bundeskanzler Ludwig Erhard geführten Bundesregierung an. Wegen eines Streits über den Bundeshaushalt trat er am 28. Oktober 1966 gemeinsam mit den anderen FDP-Bundesministern von seinem Amt zurück.
Nach der Bundestagswahl 1969 wirkte er maßgeblich auf die Bildung einer sozialliberalen Bundesregierung hin und wurde im Kabinett von Willy Brandt am 22. Oktober 1969zum Vizekanzler und zum Bundesminister des Auswärtigen ernannt. Im Hinblick auf seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten schied er am 7. Mai 1974 aus der Bundesregierung aus.
Am 23. Mai 1974 wurde er dann mit den Stimmen von SPD und FDP in der Bundesversammlung zum vierten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt (s. Bundespräsidentenwahl 1974). Er stellte sich 1979 nicht erneut zur Wahl und schied daher am 30. Juni 1979 aus dem Amt.
Ehrungen
Walter Scheel ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt Solingen.
Sonstiges
Sehr bekannt wurde auch Walter Scheels musikalischer Auftritt mit dem Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen...".
Walter Scheel personifizierte wie kein andere die bundesrepublikanischen Machtverhältnisse. Im Jahre 1974 war er für wenige Tage Bundeskanzler, davor Vizekanzler, danach Bundespräsident, bedingt durch Willy Brandts plötzlichen Rücktritt und seine Wahl zum Bundespräsidenten.
Querverweise
Bundesvorsitzende der FDP:
Prof. Dr. Theodor Heuss |
Franz Blücher |
Dr. Thomas Dehler |
Reinhold Maier |
Dr. Erich Mende |
Walter Scheel |
Hans-Dietrich Genscher |
Dr. Martin Bangemann |
Dr. Otto Graf Lambsdorff |
Dr. Klaus Kinkel |
Dr. Wolfgang Gerhardt |
Dr. Guido Westerwelle