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Benutzer:Kürschner/Pelztier1

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Puschkinskji Swerosowchos

Puschkinskji Swerosowchos war der führende Pelzzuchtbetrieb Sowjetrusslands, der auch in der internationalen Pelztierzucht und Pelzwirtschaft allgemein bekannt geworden war. Die Farm wurde 1929 unter der Leitung des Deutschen Fritz Schmidt in Betrieb genommen. Sie war die zentrale russische Lehrstelle und Ausbildungsfarm, zugleich verbunden mit einer großen Zuchtfarm für die Belieferung von hochwertigen Zuchttieren an andere neu errichtete Betriebe und einer umfassenden Versuchsfarm. Eigentlich handelte es sich bei dem auch I. Moskauer Zoofarm genannten Betrieb um ein Kombinat von verschiedenen einzelnen Farmen, die etwa vier Kilometer voneinander entfernt lagen, zugehörig zu dem Ort Puschkino, 30 km nordöstlich von Moskau.[1]

Ein erhebliches Aufgabengebiet war die wissenschaftliche Forschungsarbeit, die auf zahlreichen Gebieten und in enger Zusammenarbeit unter der Leitung einer Reihe von Moskauer Universitätsinstituten vorgenommen wurden.[1]

Allgemein

Die Farm bestand aus vier örtlich getrennten Betriebsteilen, zwei Silberfuchsfarmen, eine große Nerzfarm, die außer amerikanischen Nerzen auch die Zucht des europäische und des sibirischen Nerzes und verschiedener Iltisarten umfasste; eine Versuchsfarm für Skunk, Waschbär, Marderhund, amerikanisch Opossum; eine Zobel- und Marderfarm; ein Freigelände für Bisamhaltung und -zucht; eine Kaninchenfarm für die Zucht besonderer Rassekaninchen; einen großen landwirtschaftlichen Betrieb und eine tierärztliche Station mit Gebäuden für Untersuchungen und Forschung. Dies stand insgesamt unter einer einheitlichen Leitung und Bewirtschaftung. Den Mittelpunkt bildete ein von einem großen Park und zahlreichen Gutsgebäuden umgebener Herrensitz und mehreren kleinen Siedlungen. Die Anlage war verkehrsgünstig von Moskau aus innerhalb einer Stunde zu erreichen. Neben seiner Zweckmäßigkeit stellte der gewaltige Komplex eine Art Repräsentationsfarm für die neu begonnene und im Aufbau befindliche landeseigene Pelztierzucht dar. Hochgestellte Gäste wurden durch die Anlage geführt, der damalige Staatspräsident Kalinin, der Verteidigungsminister Woroschilow und die in Moskau akkreditierten Botschafter der USA, Kanadas, Deutschlands, Großbritanniens, viele ausländische Handelsdelegationen und zahlreichen Experten und führenden Persönlichkeiten der internationalen Pelzwirtschaft. Es war üblich, dass die Besucher der neu eingeführten Pelzauktionen der Sojuzpushnina in Leningrad alljährlich die Farm besichtigten, um sich über die Fortschritte der Zucht zu überzeugen.[1]

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gab es wohl kaum einen sowjetischen Pelztierzüchter, der nicht wenigstens einen Teil seiner Ausbildungszeit in Puschkino verbracht hatte, vom einfachen Wärter bis zum gebildeten Zootechniker, Farmleiter und Spezialisten, der eine akademische Ausbildung am Institut für Pelztierzucht erfahren hatte.[1]

Geschichte

Der Zuchtbetrieb begann im Januar 1929, im Jahr 1964 feierte die Farm ihr 35-jähriges Bestehen. Für den deutschen Naturwissenschaftler Fritz Schmidt war es nach der Inbetriebnahme der Schirschenschen Zuchtfarm die zweite Pelztierfarm, die er in der Sowjetunion in Betrieb setzte.[1] Die in dem kleinen Dorf Schirscha bei Archangelsk gegründete Pelztierfarm bestand in Schirschinski (ru:Ширшинский) noch im Jahr 2018, als Shirshinsky Pelz mit zwei von einander unabhängigen Unternehmen »LLC SHP „Shirshinskoe“« und »LLC „Shirsha-mekh“«. Auf ihrer Homepage nennt sie den Firmengründer, den deutschen Geschäftsmann Rosen.[2]

Die anfängliche Aufgabenstellung lautete: „Es darf kein Fell von einiger Bedeutung auf dem Markt geben, das in Zukunft nicht auch wir liefern können“. Daher waren unter den ersten Importen von Zuchttieren nicht nur die damals sehr nachgefragten und hochbezahlten Silberfüchse und Nerze, auch nordamerikanische Waschbären, Skunks, Opossums sowie südamerikanische Nutria. Neben der Abgabe der Nachzuchten an andere, neu errichtete Zuchtbetriebe wurden, besonders die Nutrias, im Rahmen der von der Sowjetunion stark geförderten „Pelztierzucht in freier Wildbahn“ an geeigneten Plätzen ausgesetzt.[1]

In der Ausbildung ging in den ersten Jahren der Farm trotzdem erst einmal um die Zucht des Silberfuchses, den bis dahin fortgeschrittensten Zuchtzweig. Diese musste jeder Teilnehmer innerhalb einer Zuchtsaison einmal durchlaufen haben, ehe er sich auf andere Tierarten, wie Nerz, Zobel, Nutria, Marderhund usw. spezialisieren konnte.[1]

Die Entwicklung der Pelztierzucht unterlag seit dem Ende der 1920er Jahre einem wesentlichen Wandel, der auch das Aussehen der Farm veränderte. Waren die Tiere anfangs noch naturnah auf dem Erdboden in Gehegen untergebracht, ging man aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Hygiene zur Käfighaltung über, die zur Verbesserung der Fellqualität in überdachten Schuppen untergebracht waren. Eine weitere Veränderung brachte eine neue Moderichtung, die langhaarige Felle vernachlässigte, gleichzeitig begann der Aufstieg der Nerzzucht, in der die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig der größte Produzent war. Die große Vielfalt in der Pelztierzucht verschwand und die Entwicklung ging so weit, dass in den 1960er Jahren, abgesehen von einigen lokalen Zuchten, praktisch nur noch die Nerzzucht betrieben wurde. In geringerem Umfang züchtete man noch Chinchilla und Sumpfbiber.[1]

Gehaltene Tierarten

Amerikanischer Nerz (Mink)

Amerikanischer Nerz

[1]

Europäischer Nerz

Gleichzeitig mit der Zucht des nordamerikanischen Nerzes hatte man die seines nahen Verwandten, des Europäischen Nerzes aufgenommen, der allerdings fast ausschließlich nur noch im Gebiet der ehemaligen UdSSR vorkommt. Versuche, die beiden Arten zu paaren, waren jedoch vergeblich.[1]

Zobel

Die Zucht des sibirischen Zobels begann in Puschkino. Die Farm für Zobel und Marder lag abgeschlossen für sich in einem zum früheren Gutspark gehörenden Hochwald, einer die Besucher beeindruckenden, „einmalig schönen“ Anlage mit gewaltigen Eichen und Fichten. Der deutsche Experte Fritz Schmidt durfte diese Anlage anfangs nicht betreten, dass bisher wohlbehütete Geheimnisse über die Zucht des Zobels mit seinen nur aus Russland kommenden Fellen nach außen dringen könnten. Schmidt schrieb jedoch: „Es gab aber nichts, was dessen wert gewesen wäre, wie ich das bei meinen häufigen Besuchen in dieser Farm bald feststellen konnte“.[1]

Die einzige Nachzucht von Zobeln war 1929 im Moskauer Zoo gelungen. Nach mehreren Jahren erfolgloser Versuche übergab man Schmidt auch die Leitung der Zobelfarm, „mit dem ausdrücklichen Auftrag, alles zu tun, um endlich die Zucht dieses so wertvollen Pelztieres zum Anlaufen zu bringen“. Im Frühjahr 1932 kamen die ersten Würfe zur Welt. Die Nachzucht steigerte sich von Jahr zu Jahr, im Jahr als Schmidt die Farm verließ waren es 136 junge Zobel.[1] Felle von Farmzobeln bildeten mit Stand des Jahres 2018 wohl das wesentlichsten Produkt der russischen Pelztierzucht.

Rotfuchs, Silberfuchs

Zahlreiche Versuche wurden mit Kreuzungen zwischen den verschiedenen Unterarten beziehungsweise geographischen Rassen des Rotfuchses unternommen, sowie Untersuchungen auf vererbungswissenschaftlichem Gebiet, wie über den Erbgang der Silberung beim Silberfuchs oder die genetische Analyse der vielfältigen Farben und Zeichnungen der Familie der Rotfüchse. Dies war einer besonderen Abteilung der zentral gelegenen Silberfuchsfarm vorbehalten, die intern die „rote“ oder auch „bunte“ Abteilung hieß. Sie wies ein Sammelsurium von allen möglichen Fuchsrassen auf, den sibirischen Schwarzbraunfuchs, vielfältige Farbabstufungen des europäischen Rotfuchses, verschiedene Zeichnungen des Kreuzfuchses, gelbe mongolische und fahlgraue persische Füchse, helle turkmenische Steppenfüchse und sogar den südamerikanischen Azarafuchs (Maikong).[1]

Die Abteilung bildete mit zeitweise bis zu 400 Tieren „ein fast unerschöpfliches Anschauungsmaterial für die Vielfalt an Farben und Zeichnungen, wie sie, fast möchte man sagen, einzig in seiner Art, der Rotfuchs, aus dem ja der Silberfuchs als Mutation hervorgegangen ist, vorzuweisen hat“. Eine derartige Ansammlung von Füchsen in ihren unterschiedlichen Farben hat es vermutlich weder vorher noch nachher gegeben. Die Leiterin dieser Abteilung war die spätere Dozentin für Pelztierzucht Dr. E. D. Iljina.[1]

Kaninchen

Der Deutsche Friedrich Joppich arbeitete neben seiner Tätigkeit in in seiner Heimat zwischen 1928 und 1931 als fachlicher Berater beim Aufbau der Pelztierfarm in Puschkino. 1928 gründete in Boberg bei Hamburg eine vielbeachtete Farm für Pelztiere und Kaninchen, wohin zum Beispiel die ersten nach Deutschland importierten Nutrias kamen. Joppich importierte in dieser Zeit verschiedenste Kaninchenrassen und war an der Herauszüchtung anderer Rassen intensiv beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er in der DDR wieder intensiv am Aufbau der Rassekaninchenzucht beteiligt.

Waschbär

Waschbär

[1]

Nutria

Nutria

[1]

Skunks

Skunks

[1]

Bisamratte

Im Frühsommer 1929 trafen in Puschkino kanadische Bisamratten ein. Der damalige Direktor des Puschnogostorgs, der staatlichen Handelsgesellschaft für Rauchwaren (die spätere Sojuzpushnina), prophezeite zurecht bei ihrer Ankunft: „Aus diesen Tieren werden wir einmal Tiere nach Amerika liefern“. Es waren rund 550 Tiere, zusammen mit den ein Jahr zuvor aus Finnland und Kanada eingeführten. Sie wurden direkt an verschiedenen Orten des nördlichen europäischen Russlands, in der Regel in Gruppen zu 20 bis 50 Tieren, wieder ausgesetzt. Sie bildeten den Grundstock für die in breiter Front und weiter Planung aufgebaute Einbürgerung in Nordosteuropa und Sibirien. In den 1960er Jahren waren es bereit mehrere hunderttausend Felle, die jedes Jahr ausgeführt wurden.[1]

Gut drei Kilometer vom zentralen Farmgelände entfernt befand sich bei dem Vorwerk Kaptelne ein mehrere Hektar großes, gut eingezäuntes Gelände mit einem kleineren, teilweise zu einem Teich angestauten Wasserlauf. Hier wurden Bisamratten gehalten, um ihre Lebensweise zu studieren, welche Nahrung sie bevorzugten, um sie an möglichst günstigen Stellen auszusetzen. Ein Teil wurde in Käfigen gehalten, um Erkenntnisse über die Fortpflanzung, auch um einen guten, bereits akklimatisierten Stamm für die Nachzucht zu erhalten. Der Höchstbestand in der Freilandzucht dürfte zeitweise bis zu 2200 Tiere betragen haben.[1]

Die Aussetzungen erstreckten sich bis in den fernen Osten. Mit Unterbrechung in den Kriegsjahren wurden sie bis zu Beginn der 1950er Jahre vorgenommen. Es sollen insgesamt 80.000 Bisamratten ausgesetzt worden sein. Ihre Verbreitung ist inzwischen weit größer als in ihrem Herkunftsland Nordamerika.[1]

Marderhund

Zu den einheimischen auf der Farm gehaltenen Tieren gehörte der ostasiatische Marderhund. Über ihn war bis dahin nur wenig bekannt, die Zucht mit fünf Paar Wildfängen im Jahr 1928 verlief jedoch sofort sehr erfolgreich. Es war als genügsamer Allesfresser mit ausgeprägtem Gemeinschaftsleben, großer Fruchtbarkeit und mit geringen Ansprüchen an seine Unterbringung ein ideales Tier für eine Gehegehaltung. Da die Nachfrage nach langhaarigen Fellen jedoch bald versiegte, spielte dieses Tier trotz der idealen Bedingungen damals in Russland wie auch in Deutschland nur eine sehr bescheidene Rolle in der Pelztierzucht.[1]

Seit dem Wiederaufkommen der langhaarigen Besatzmode zum Ende der 20. Jahrhunderts werden sie jedoch in großer Zahl erneut gezüchtet. Aus Russland kommen die Felle als „Russian Raccoon“, aus Finnland als „Finnraccoon“ und China als „Chinese Raccoon“ in den Großhandel; Raccoon, englisch Waschbär, wegen ihres waschbärähnlichen Aussehens. Klassische Handelsnamen für das Marderhundfell sind, neben anderen, Seefuchs und Tanuki.

Wie seine Zucht so verliefen auch zahlreiche Verpflanzungen in neue Gebiete der Sowjetunion überaus erfolgreich. Die Tiere sind darüberhinaus in zahlreiche andere europäische Staaten, einschließlich Deutschland, ausgewandert.[1]

Kolinsky

Auch bei dem in der Pelzbranche als Kolinskypelz gehandelten Feuerwiesel, auch Sibirisches Wiesel oder Sibirischer Nerz genannt, verlief die Übernahme in die Zucht ohne besondere Schwierigkeiten. Unter den sechzig Wildfängen stellte sich bereits nach einem halben Jahr der erste Nachwuchs ein.[1]

Iltis

Für die Iltiszucht kommen vor allem die weißen Iltisse, auch Steppeniltisse oder russische Iltisse genannt, infrage, die ein besonders schönes und seidiges Haarkleid haben. Die Zucht begann mit etwas mehr als 150 weiblichen und 50 männlichen Tieren. Sie bildeten den Grundstock für ausgedehnte, über mehrere Jahre sich erstreckende Untersuchungen über die Fortpflanzungsbiologie, die Haltungs- und Zuchtbedingungen und Kreuzungen mit dem europäischen Landiltis. Es stellte sich heraus, dass recht erhebliche Unterschiede insbesondere im Verhalten, im Zusammenleben aber auch den Bewegungsformen bestehen. Der gesamte Bestand wurde später an die Zuchtbetriebe in Kaluga und Woronesh verlegt, wo die Zucht wohl vor 1966 nicht mehr bestand.[1]

Desman

Wenig erfolgreich war der Versuch den Desman, in der Pelzbranche als Silberbisam bezeichnet, in einem auf dem Gelände vorhandenen Teich einzubürgern. Einen Sommer lang beobachte man die unter strengem Naturschutz stehenden Tiere, nach dem darauffolgenden Winter waren sie jedoch spurlos verschwunden.[1]

Opossum

Die gleich zu Beginn der Farm mit eingeführten amerikanischen Opossums waren die einzigen Tiere, die Probleme bereiteten. Zwar war die Zucht erfolgreich, aber die Tiere vertrugen mit ihren fast kahlen Ohren und dem langen haarlosen Schwanz die langen und starken Frostperioden nicht. Im ersten Winter wurden sie provisorisch auf dem Dachboden des zentralen Wohngebäudes untergebracht. Im zweiten Herbst gab man sie an den Moskauer Zoo ab. Sie wurden dann wohl auch anderswo nicht mehr für Pelzzwecke gezüchtet.[1]

Vielfraß und Charsamarder

Auch mit dem Vielfraß und dem Südindischen Buntmarder, auch Charsamarder genannt, sollten Zuchtversuche unternommen werden. Hier scheiterte es jedoch bereits daran, dass es nicht gelang, Geschlechtspartner zu den vorhandenen Tieren zu erhalten. Sie wurden später an den Moskauer Zoo übergeben.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Fritz Schmidt: Erinnerungen an Puschkino, die I. Moskauer Zoofarm. Zum Aufbau der Pelztierzucht in der Sowjetunion. In: Das Pelgewerbe Nr.2, 1956, Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin u. a., S. 63-70.
  2. http://shirsha.ru/?cat=about