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Stiftskirche St. Materniani et St. Nicolai

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Stiftskirche Bücken
Innenraum
Das Siegel von 1323 zeigt die sieben Stiftsherren

Die evangelisch-lutherische Stiftskirche St. Materniani et St. Nicolai in Bücken, im Volksmund auch „Bücker Dom“, ist eine romanische Basilika mit Doppeltürmen aus dem 12. Jahrhundert.

Baugeschichte und Beschreibung

Die erste Kirche wurde im 9. Jahrhundert noch aus Holz gebaut. Die heutige Stiftskirche wurde in drei Bauperioden errichtet: Im 11. Jahrhundert Bau einer flachgedeckten Basilika. Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte der Anbau der Doppeltürme und der Konchen sowie Erhöhung des Langhauses. Die Einwölbung erfolgte im 14. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde das Schiff in kostenspaender Restauration zu einer Pseudobasilika vereinfacht. 1802 wurde der Nordturm abgerissen. 1863 bis 1868 führte der aus Bücken gebürtige Architekt Adelbert Hotzen eine historistische Restauratioon durch, bei der er sich so gut wie möglich an den erhaltenen Teilen orientierte und bei der die Stiftskirche weitgehend ihre heutige Gestalt erhielt.

In der Stiftskirche befinden sich zahlreiche Kunstschätze: romanische Triumphkreuzgruppe (1260/70, Maria 1868 erneuert), spätromanische Glasfenster (vor 1250), spätromanische Steinkanzel (um 1250), Chorgestühl (um 1340), gotisches Sakramentshaus (um 1500) und spätgotischer Schnitzaltar (um 1510). Die Wandgemälde und der Taufstein stammen aus dem Jahre 1867.

Geschichte

Bereits 860 wurde der heutige Ort Altenbücken erwähnt. Der Name ging nach Gründung des Stifts auf den Ort über, der sich um die Kirche bildete. Der Bremer Erzbischof Rimbert gründete 882 das Kollegiatstift Bücken als Missionszentrum für Sachsen und Skandinavien. Die Stiftskirche wurde dem heiligen Maternian, Erzbischof von Reims (gest. 368) geweiht. Später kam zusätzlich Nikolaus als Namenspatron hinzu. Das Stift wurde von einem Propst geleitet, der aus dem Bremer Domkapitel in sein Amt gewählt wurde, geleitet und verwaltet. Gleichzeitig war er Archidiakon des Bannes Bücken. Das Stiftskapitel bestand aus sieben Stiftsherren, die für die Gottesdienste zuständig waren. Jedem Stiftsherrn wurde ein Stiftshof (Siebenmeierhof) als Pfründe zugewiesen. Diese befanden sich in Bücken, Essen, Stendern, Mehringen, Mahlen, Wührden und Magelsen. Zunächst baute man eine Holzkirche. Anfang des 11. Jahrhunderts war Bücken Zufluchtsort der Bremer Bischöfe, um sich vor Raubwikingern in Sicherheit zu bringen. Mitte des 11. Jahrhunderts begann der Bau der heutigen Kirche. Das Gebiet des heutigen Kirchspiels entstand um 1000. Zum Kirchspiel gehörten die Orte Altenbücken, Bücken, Calle, Dedendorf, Duddenhausen, Helzendorf, Holtrup, Nordholz, Warpe und Windhorst. Bis um 1400 gehörten auch Teile Hoyas dazu. Durch zahlreiche Schenkungen erlebte das Stift eine große Blütezeit und war um 1200 einer der reichsten Steuereinnehmer im norddeutschen Raum. Die Reformation wurde 1532 eingeführt und die Kirchengüter von den Grafen von Hoya eingezogen. 1648 wurde das Stift aufgelöst. Danach verfiel die Kirche und der Nordturm wurde 1802 abgerissen. 1863–1867 wurde die Stiftskirche vom Architekten Adelbert Hotzen umfassend restauriert und wiederhergestellt. Weitere Außen- und Innensanierungen erfolgten 1963–1971. Die Wiedereinweihung nahm Landesbischof Lilje am 13. Juni 1971 vor. Die Glasfenster des 13. Jahrhunderts wurden 1975 renoviert und konserviert. 1976 kam die Orgel von Gebrüder Hillebrand Orgelbau. 1981–1982 und 1991 wurde der Südturm saniert.

Gründungslegende

Als Patronatsloge für den Erzbischof von Bremen errichtete Empore

Mönche, die die Kirche bauen und den Standort der Kirche bestimmen sollten, baten Gott um ein Zeichen. Dort, wo der mitgeführte Esel sich „bücken“ würde, um zu Fressen, da wollten sie die Kirche bauen. Als das Tier sich aber in der „Wüsteney“ (Helzendorf) niederlassen wollte, zogen sie es weiter bis zu der Stelle, wo sich heute die Stiftskirche „Bücken“ befindet.

Orgel

Die Hillebrand-Orgel der Kirche von 1976 hat Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur. Beim Bau wurde Pfeifenmaterial aus mehreren Vorgängerinstrumenten durch Nachbauten im historischen Sinne ergänzt. Fast alle Register im Hauptwerk sind historischen Ursprungs. Das unmittelbare Vorgängerinstrument baute der Hannoversche Hoforgelbauer Meyer unter Verwendung von Pfeifen aus dem 17. Jahrhundert, die Harmen Kröger für das Instrument davor hergestellt hatte. Eventuell lässt sich durch auffallende Herstellungsmerkmale sogar auf einen noch älteren Bestand aus dem 16. Jahrhundert schließen.[1]

Hauptwerk
Principal 8′
Gedact 8′
Quintadena 8′
Octav 4′
Floit 4′
Quint 3′
Octav 2′
Mixtur IV
Trompet 8′
Brustwerk
Holzgedact 8′
Gedact 4′
Floit 2′
Scharff III
Regal 8′
Pedal
Subbass 16′
Octav 4′
Bauernpfeife 2′
Posaune 16′
Trompet 8′

Literatur

  • Hans-Herbert Möller: Die Stiftskirche in Bücken. München/Berlin 1986 (5. A.), 16 S. m. 11 Abb.
  • Hans-Herbert Möller u. Cord Meyer: Die Stiftskirche zu Bücken. [Aufnahmen: Wolfgang Heising]. 8., neu bearb. Aufl., Dt. Kunstverlag, München / Berlin 2008 (DKV-Kunstführer Nr. 207), ISBN 978-3-422-02168-6, 23 S. m. zahlr. Ill.
  • Dietrich Studer: Die Stiftskirche in Bücken. Königstein/Ts. o. J., 52 S. m. 64 Abb.
  • 1100 Jahre Bücken (882-1982). (Hrsg.: Festausschuß 1100 Jahre Bücken), o. O. 1982, 287 S. m. zahlr. Abb.
  • Nicolaus Heutger: 1100 Jahre Bücken – Das Stift Bücken in Geschichte und Kunst (Im Auftrage der Hoya-Diepholzschen Gesellschaft bearbeitet von Nicolaus Heutger), Verlagsbuchhandlung August Lax Hildesheim 1982, 64 Seiten und 80 Bildtafeln.
  • Ernst Andreas Friedrich: Die Stiftskirche in Bücken, S. 133–135, in: Wenn Steine reden könnten, Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-03973.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel
Commons: Stiftskirche St. Materniani et St. Nicolai (Bücken) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 46′ 47,6″ N, 9° 7′ 49,5″ O