Peter C. Endler
Peter Christian Endler (* 24. Oktober 1958 in Graz) ist ein österreichischer Hochschullehrer sowie Psychotherapeut und Gruppenanalytiker.[1]
Werdegang
Nach der Promotion in Humanbiologie an der Universität Wien 1988 mit einer Dissertation über Gesundheitsgewohnheiten Hochbetagter arbeitete Endler zunächst an einem Boltzmann Institut in Graz und an der Universität Urbino in der Laborforschung zur Regulationsbiologie. In diesem Fach war er als WHO-Experte, EU-Berater und als Gastlektor der Universität Exeter tätig und erhielt an der Universidad Azteca die venia docendi / ein no full professorship im Bereich Gesundheitswissenschaften. Mit Hilfe eines EU-Projektes zur Transparenz in der Bildung für helfende Berufe mit den Schwerpunkten Salutogenese, Tiefenpsychologie sowie wissenschaftliches Arbeiten begann er im Jahr 2000 am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung Graz / Schloss Seggau zu forschen, zu lehren und Diplomanden und Dissertanten, u.a. zu Themen der Therapeutengesundheit, zu betreuen.
Nach einer zweiten Ausbildung ab 2004 zum psychoanalytischen Psychotherapeuten und Gruppenpsychoanalytiker gemäß österreichischem Psychotherapiegesetz, sowie einer zusätzlichen Promotion in Psychologie, begann er, zunächst mit pflegenden Angehörigen, danach auch mit Menschen nach Demenzdiagnose, tiefenpsychologisch zu arbeiten. Er ist Mitglied des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppentherapie und Gruppendynamik, Wien und der International Group Analytic Society, London.
Als Biologe in der quantitativen Forschung geschult, erprobte und standardisierte er im Folgenden als Gesundheitswissenschaftler und Tiefenpsychologe [qualitative Designs für die therapeutische Fallforschung.
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.[1]
Wirken
In der gesundheitswissenschaftlichen und später auch psychotherapeutischen Einzelfallforschung setzt sich Endler dafür ein, praktisch tätigen Therapeuten Handwerkszeug zum Verfassen publizierbarer Fallberichte zu vermitteln. Unter ‚reflektiertem Fallbericht‘ versteht er systematisch und damit wissenschaftlich bearbeitetes und strukturiertes Material aus der therapeutischen Alltagspraxis. Reflektierte Fallberichte ergänzen niederschwellig die sonstige quantitative und qualitative Psychotherapieforschung, bieten konkret diskutierbare Beispiele und liefern – als Anwendungsbeobachtungen, die von konkreten Problemstellungen ausgehen – Anregungen für vertiefende Forschungsfragen. In seinen Arbeiten setzt sich Endler besonders dafür ein, auch die Selbstreflexion der Therapierenden (die Gegenübertragung) systematisch darzustellen. Weitere Schwerpunkte sind der Umgang mit Vertraulichkeit und Anonymität sowie der Verzicht auf wissen-(schafts-)durstige forscherische Neugierde in der Arbeit mit Klienten.
Seine eigenen einzel- und gruppentherapeutischen Fallberichte stammen großenteils aus der Praxis mit Betagten und deren Angehörigen, oft nach Demenzdiagnose; das von ihm erarbeitete Verfahren wird aber als Hilfe für die systematische Darstellung und wissenschaftstaugliche Publikation von Berichten aus allen Psychotherapierichtungen mit den unterschiedlichen Klienten verwendet.
Endlers Forschung zur Demenz (einschließlich Aufbau und Nutzung einer kognitiven Reserve) erfolgt an den Nahtstellen von Humanbiologie, Gesundheitswissenschaften und Tiefenpsychologie.
Im Umfeld von Angehörigenarbeit und Demenzbegleitung, aber auch im Hinblick auf die Präsenz (gleichschwebende Aufmerksamkeit) der Therapierenden, ist für Endler das Thema „Achtsamkeit“ aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven eine wesentliche Leitlinie.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Eine Studie an Betagten, Hoch- und Höchstbetagten. Medizinverlag Maudrich, Wien 1993, ISBN 3-85175-603-7
mit Johannes Endler. Drachen-Traum. Eine Gesundwerdegeschichte / Dragon Dream. A Story about Getting Well. Medizinverlag Maudrich, Wien 2001, ISBN 3-85175-759-9
mit Heinz Paul Binder et al. Sense of Coherence (SOC) among psychotherapists in Austria, differentiated according to number of individually completed training therapy sessions. The Scientific World Journal 2006, 1, 232–23
mit Thomas Haug und Heinz Spranger. Sense of Coherence and Physical Health. A “Copenhagen Interpretation” of Antonovsky’s SOC Concept. The Scientific World Journal 2008, 6, 451–453
mit Susanne Fuchs et al. Burnout bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin. Wiener Medizinische Wochenschrift 2009, 159, 188–191
mit Gernot Siber et al. Kohärenzempfinden (Sense of Coherence) bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin. Wiener Medizinische Wochenschrift 2009, 159, 192–195
mit Gabriele Moosler et al. Burnout bei Krankenpflegepersonal im Kontext der Burnoutforschung. Pflegewissenschaft 2010, 12, 87–99
mit Bettina Straßer et al. Korrelation zwischen Burnout und Arbeitsplatzbedingungen. Ergebnisse einer Studie in einem oberösterreichischen Krankenhaus. Pflegewissenschaft 2010, 3, 156–164
mit Susanne Fuchs et al. Physician Burnout in General Practitioners. Reflections upon Prevention and Treatment. Int J Communications 2011, 2, 53–60
mit Marcel Fischer et al. Burnout in physiotherapists in South Tyrol, use of clinical supervision and desire for emotional closeness and distance to clients. Int J Therapy and Rehabilitation 2013, 20, 550–558
mit Andreas Stötter et al. Mindfulness-Based Touch Therapy and Mindfulness Practice in persons with Moderate Depression. Body, Movement and Dance in Psychotherapy 2013, 8, 183–198
mit Charlotte Allmer. „Intuitive Protokollierung“ von Entwicklungen in einer analytischen Jahresgruppe mit vorrangigem Selbsterfahrungsinteresse. Feedback (ÖAGG) 2013, 1&2, 36–48
mit Johannes Endler. Träume vor dem Ende. Psychoanalytische Sterbebegleitung eines multimorbiden 84-jährigen Mannes. Feedback (ÖAGG) 2013, 3&4, 36–42
mit Siegrid Bachlehner. Betreuende Angehörige von Demenzpatienten. Entwicklung einer psychotherapeutisch analytischen Gruppe. Gruppenanalyse 2014, 2, 167–189
mit Heidi Ploner-Grissmann. „(Wozu) brauchen Sie die Betreuungssituation?“ Angehörige von Demenzpatienten in einer analytischen Psychotherapiegruppe. Psychotherapie Forum 2014, 17, 160–168
mit Roswith Roth et al. Curricula an einer Universitäts-nahen Institution – ein mögliches Modell für die Universität. Zeitschrift für Hochschulentwicklung 2014, 9, 109–116
Hilfe auf jedem Weg? Von der Herausforderung des Therapeuten durch die Suizidplanung eines Klienten mit Demenzdiagnose. Psychotherapie Forum 2015, 20, 145–153
Es muss nicht alles gesagt werden. Zur Deutung am Beispiel der Psychotherapie eines Betreuenden. Research Proceedings IUC 2016, END, 1–10
Intergenerationelle Identifikation und die Reflexion über Gründe, im ‚Vorgarten des Todes‘ zu arbeiten. Website „Freie Assoziation“ der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie, November 2017
Eine überfordernde Gruppe. ‚Kinderkrankheiten‘ eines Gruppenanalytikers in einer gerontopsychiatrischen Angehörigengruppe. Gruppenanalyse 2017, 2, 146–161
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Entwicklungen in einer analytischen Gruppe für Personen mit Erfahrung in Achtsamkeitstraining. Gruppenanalyse 2018a, 1, 32–53
Der reflektierte tiefenpsychologische Fallbericht. Ein Lesebuch zu Angehörigenarbeit, Demenzbegleitung, Selbsterfahrung und Achtsamkeit. Mit einem Geleitwort von Jutta Menschik-Bendele. Facultas Universitätsverlag, Wien 2018b, ISBN 978-7089-1645-3
Kontrollierte Forschung versus Fallbericht. Zum Wissenschaftsverständnis der Tiefenpsychologie. In 2018b
Handzettel zur Abfassung systematisch kontrollierter Fallberichte. Inhaltliche und formale Empfehlungen. In 2018b
Demenz und Demenzbegleitung, kognitive Reserve. Biologische, tiefenpsychologische und soziale Aspekte. In 2018b
Therapeut-Sein als Selbsterfahrung. Therapie und Forschung. In 2018b
mit Michaela Gugler. Profite von helfenden Berufen in einer Supervisionsgruppe nach Balint. Feedback (ÖAGG) 2018, 3&4, im Druck
mit Michaela Gugler, Danièle Hollick, Christian Huber. Zur Bedeutung von Supervision als integraler Bestandteil in Masterstudiengängen – Studie am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung. Pädagogische Horizonte 2018, im Druck
Weblinks
Homepage P.C. Endler (www.pcendler.at)
Vortrag „Wissenschaftliches Schreiben“ (www.youtube.com/watch?v=gAtPZw0Qt40)
Publikationen zu Psychologie & Psychotherapie (www.researchgate.net/project/Depth-Psychology-and-Psychotherapy)
Buch „Der reflektierte tiefenpsychologische Fallbericht“ – Einleitung (www.inter-uni.net/de/node/152)
Alpinistisches (www.alpenverein.at/graz/service/Downloads/index.php)
Homepage Interuniversitäres Kolleg Graz / Schloss Seggau (www.inter-uni.net)
„Wir über uns“: Interuniversitäres Kolleg (www.youtube.com/watch?v=h79ZG5ZB-zA)
Einzelnachweise
Mitgliedschaft Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik, Wien (www.oeagg.at/site/search_list.siteswift?ts=1535993477)
Mitgliedschaft group analytic society international, London (subscribercrm.groupanalyticsociety.co.uk/Login?returnurl=%2fAdmin%2fMembership-Directory)
Interview Martin Mühlegg (www.alzheimer.ch)
- ↑ a b Lebensdaten
Personendaten | |
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NAME | Endler, Peter C. |
ALTERNATIVNAMEN | Endler, Peter Christian (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Hochschullehrer sowie Psychotherapeut und Gruppenanalytiker |
GEBURTSDATUM | 24. Oktober 1958 |
GEBURTSORT | Graz |