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Lehndorf (Braunschweig)

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Lehndorf-Siedlung ist der nördliche Teil des Braunschweiger Stadtteils Lehndorf, welcher im Nordwesten der Stadt liegt. Einwohnerzahl 5.994 (2003). Teil des Stadbezirkes 412 Lehndorf-Watenbüttel.

Geschichte

Schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Überlegungen, für die Menschen, die in z.T. unwürdigen Quartieren der Braunschweiger Innenstadt lebten (vor allem am Radeklint), neue Wohnungen zu schaffen. 1921 legte der Braunschweiger Architekturprofessor F. H. Flesche Pläne für Siedlungen in Lehndorf, Mascherode, für die sog. Nibelungensiedlung und die Gartenstadt vor. Diese Pläne konnten aber nicht realisiert werden, weil das Reichssiedlungsgesetz eine Enteignung aus landwirtschaftlichem Besitz verbot.

Nach der Machtergreifung wurden die Siedlungspläne dann allerdings zügig umgesetzt. Schon am 21. März 1934 wurde die "Gemeinschaftssiedlung Lehndorf" begonnen, weil dringend Wohnungen für die Mitarbeiter der MIAG, während des Krieges ein Rüstungsbetrieb, und der LFA, der Reichsluftfahrtforschungsanstalt auf dem heutigen Gelände von FAL und PTB, benötigt wurden. Bis 1936 entstanden 2600 Wohneinheiten;

Entlang der Hauptstraße, der Saarstraße, die die Siedlung an die Innenstadt anschließt und weiter zur damaligen LFA führte, entstanden zweistöckige Mietshäuser mit jeweils sechs Wohnungen; in den ersten dieser Blocks sollten ehemalige Sträflinge resozialisiert werden. In den dahinter liegenden Straßen wurden Ein- und Zweifamilienhäuser mit Stallungen errichtet. Am Rand der Siedlung entstanden großzügigere Einfamilienhäuser für Akademiker.

Namensgebung der Strassen

Die Straßen wurden nach dem sog. "Anschluss" des Saarlandes durch Volksabstimmung am 13. Januar 1935 nach Orten des Saargebietes benannt.

Wichern-Kirche

Im Juli 1935 stattete Hitler der "Mustersiedlung" einen kurzen Besuch ab. Im Rahmen dieses Besuches ließ er die Pläne, eine Kirche die Mitte der Siedlung bilden zu lassen, ändern. Das "Aufbauhaus" bildet bis heute den dominanten Mittelpunkt der Siedlung. Es enthielt eine Volksschule und sämtliche für die Siedlung notwendigen Behörden; heute sind dort die Grundschule Lehndorf, ein Kindergarten, der Jugendtreff "Turm" und eine Dienststelle der Polizei untergebracht. Die Kirche, die von dem Münchener Architekten Gust Gsaenger entworfen worden war, wurde in eine Seitenstraße abgedrängt. Sie durfte keinen Turm tragen und konnte erst am 6. Oktober 1940 eingeweiht werden. Die Siedlung war zu diesem Zeitpunkt wohl schon im Wesentlichen abgeschlossen.

Heilig-Geist-Kirche

Nach dem Verlust der deutschen Ostgebiete und der einhergehenden Vertreibung der dortigen deutschsprachigen Bevölkerung stieg in Braunschweig auch der Anteil der Katholiken sprunghaft an. Eine unmittelbare Nachwirkung davon ist auch der Bau der röm.-kath. Heilig-Geist-Kirche. Die katholische Gemeinde in Lehndorf feierte ihre Hl. Messen zunächst in Wohnzimmern und sodann in der ev. luth. Alt-Lehndorfer Kreuzirche, die die dortigen ev. luth. Gemeindemitglieder, den erst später populär gewordenen Geist der Ökumene bereits damals praktizierend, bereitwillig zur Verfügung stellten.

1952 erfolgte dann die Grundsteinlegung für die Heilig-Geist-Kirche auf dem Grundstück St. Ingbert Str. 90 durch den damaligen Pfarrer der Gemeinde Peter-Paul Urbanczyck. Die Bauausführung erfolgte nach Plänen des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm (Köln), der auch die sehenswerte Buntverglasung entwarf; die Ausstattung erfolgte durch Bildhauerarbeiten und Bronzeplastiken des Kölner Künstlers Toni Zenz, der stilistisch in der Tradition Ernst Barlachs und Käthe Kollwitz' steht. Später hinzuerworben wurde noch eine holzgeschnitze schwäbische Madonnenfigur aus dem 15. Jahrhundert.

Herauszuhebende Werke Toni Zenz' sind in Hl. Geist die Plastiken "Agape (Liebesmahl)", "Der Beter St. Antonius", ein Ambo (Lesepult) in Form eines Adlers, das Baptisterium, die Taubenfigur auf dem Turm, der Altar sowie ein lebensgroßes Kruzifix. Toni Zenz stattete auch andere Kirchen in Deutschland mit seinen Plastiken aus, darunter St. Bernhard in Hamburg - Poppenbüttel und St. Kunibert in Köln.

Die Kirchenfenster symbolisieren die drei Erscheinungsformen des Heiligen Geistes, Wind, Feuer und Wasser. Das in Sandstein eingefasste Rundfenster an der Stirnseite der Kirche ist bestimmt von scheinbar wahllosen geometrischen Formen. Sonntags gegen zehn Uhr (Hochamtszeit) fängt das Fenster bei Sonnenschein an zu glühen und verleiht dem Innenraum eine warme Farbe.

In der Heilig-Geist-Kirche steht eine Orgel der Hildesheimer Orgelbauwerkstatt (Erich Palandt) von 1957 mit 25 Registern, zwei Manualen und Pedal. Ihre Disposition geht auf eine historische Orgel aus Hildesheim zurück, die allerdings bereits im 19. Jahrhundert demontiert wurde.

Der Turm der Heilig-Geist-Kirche wurde erst später geplant und ausgeführt als die Heilig-Geist-Kirche. Er symbolisiert, gekrönt von einer den Heiligen Geist symbolisierenden Taube, den Baum des Lebens, seiner Krone beraubt durch die Sünde, der aber durch das Wirken Gottes neue Knospen schlägt. Der Turm beherbergt neben der Taufkapelle drei wertvolle Glocken aus dem 18. Jahrhundert, die von verschiedenen schlesischen Giessern in Troppau, Neisse und Gleiwitz gegossen wurden. Als Schmelzgut kamen sie 1943 auf den Hamburger Glockenfriedhof. Da sie nach dem Ende des Krieges und dem Verlust der Ostgebiete nicht dorthin zurückkehrten, wurden sie - wie viele andere Glocken aus den Ostgebieten auch - neu erbauten Kirchen in Westdeutschland überlassen.

Saarplatz

Affenfelsen II