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Diskursethik

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In der modernen Ethik gibt es grundsätzlich zwei Strömungen: Den Non-Kognitivismus, der die Möglichkeit einer allgemein verbindlichen Begründung von Normen bestreitet und den ethischen Kognitivismus, der behauptet, dass man durch den Gebrauch der Vernunft Normen rational begründen kann. Im deutschsprachigen Raum hat sich dabei die Diskursethik (mit Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas als deren prominenteste Vertreter) als einflussreichste kognitivistische Ethik durchgesetzt.

Die Diskursethik versucht das „logische Trilemma“ zu überwinden, nachdem man bei jedem Versuch einer formallogischen Letztbegründung entweder in einen unendlichen Regress oder in einen logischen Zirkel gerät, oder den Begründungsprozess abbrechen muss, da man an einer Stelle bestimmte Prämissen dogmatisch setzen muss. Die Überwindung dieses Problems versucht die Diskursethik zu leisten, indem sie zunächst eine philosophische Letztbegründung nicht mit formallogischer Deduktion sondern mit „der Reflexion auf die subjektiv-intersubjektiven Bedingungen der Möglichkeit intersubjektiv gültiger Argumentation“ (Apel, 1988) gleichsetzt und damit als Basis ihrer Ethik den Diskurs als einen Austausch von Argumenten oder guten Gründen mit dem Ziel der Verständigung ansieht. Nicht ohne pragmatischen Selbstwiderspruch bestreitbar ist damit die normative Voraussetzung eines Diskurses, nämlich die wechselseitige Anerkennung der Menschen als mündige Personen, zwischen denen eine vernünftige Verständigung grundsätzlich möglich ist. Das Moralprinzip wird damit reflexiv aufgedeckt als etwas, was notwendig und unhintergehbar von jedem anerkannt ist.

Peter Ulrich basiert seine Integrative Wirtschaftsethik als eine Form der Wirtschaftsethik auf dem Konzept der Diskursethik.

Literatur

- Apel, Karl-Otto: Diskurs und Verantwortung – Das Problem des Übergangs zur postkonventionellen Moral, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1988

- Niquet, Marcel/Herrero, Francisco J./Hanke, Michael (Hrsg.): Diskursethik – Grundlegungen und Anwendungen, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2001

- Ulrich, Peter: Integrative Wirtschaftsethik – Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 2., durchgesehene Auflage, Bern, Stuttgart, Wien: Paul Haupt, 1998