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Geschichte der Stadt Münster

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Die älteste Siedlung an der jetzigen Stelle Münsters war die sächsische Siedlung "Mimigernaford". Dieser Name deutet auf eine Furt über die Aa hin. Diese Siedlung bestand wahrscheinlich seit dem 6. Jahrhundert v. u. Z. und wurde unter Karl dem Großen zerstört.

Das Jahr 793 gilt als offizielles Gründungsjahr Münsters: Im Auftrag Karls dem Großen gründet der Friese Liudger auf dem Horsteberg ein Kloster (monasterium). Ein Bischofssitz mit Konvent der Geistlichkeit entstand. Um die Domburg entwickelte sich aus einer Marktsiedlung die Stadt Münster. Im Jahr 805 wurde Liudger zum Bischof geweiht und die Siedlung erhielt den Stand einer civitas (Stadt).

Bald nach 1168 erhielt Münster Stadtrecht und wurde von Bischof Hermann II. befestigt.

Nach dem Bau von sechs Pfarrkirchen und einer Stadtmauer dehnte sich die Stadt im 12. Jahrhundert bis zur heutigen Promenade aus. 1170 entstand die Ludgerikirche im romanischen Stil (1330 im gotischen Stil umgebaut). Im gleichen Jahrhundert entstand die St. Mauritzkirche (1859 restauriert) mit drei romanischen Türmen.

Zu Ende des 13. Jahrhunderts wurde Münster Mitglied der Hanse.

Um 1340 entstand die Liebfrauenkirche, im gleichen Jahrhundert wurden das gotische Rathaus und die Lambertikirche erbaut.

Münster erlangte ab 1494 als Vorort der Westfälischen Hanse eine große Bedeutung.

Im Hochmittelalter gehörte das Bistum Münster zu den größeren Territorien des Reiches. Es teilte sich in das Oberstift, das etwa dem heutigen Münsterland entsprach, und das Niederstift, das dem heutigen Oldenburger Münsterland sowie dem heutigen Landkreis Emsland entsprach. Dabei war das Gebiet des weltlichen Bistums bis 1666 größer als das des geistlichen, da das Niederstift kirchlich zum Bistum Osnabrück gehörte.

Die Bürgerschaft der Stadt Münster versuchte in mehreren Anläufen, sich von der bischöflichen Oberhoheit zu emanzipieren und reichsstädtischen Status zu erlangen. Anfang der 1530er Jahre ging der Rat zum lutherischen Bekenntnis über.

Rathaus
St.-Paulus-Dom
Datei:Münster Prinzipalmarkt.jpg
Prinzipalmarkt

1535 folgte die dramatische Episode der Wiedertäuferherrschaft. Aus den Niederlanden waren Gruppen zugewandert, die die Erwachsenentaufe propagierten und die Errichtung des "Neuen Jerusalem" der Endzeit anstrebten. Nachdem sie die Macht übernommen hatten, begannen Truppen des Bischofs die Stadt zu belagern und auszuhungern. Trotz der starken Stadtbefestigung (Münster galt als uneinnehmbar) wurde die ausgehungerte und in chaotische Zustände geratene Stadt schließlich unter massiver Gegenwehr am 24. Juni 1535 eingenommen. Die Führer der Wiedertäufer wurden gefoltert und hingerichtet. Um ein Zeichen zu setzen, wurden ihre Leichen 1536 in drei Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt. Nachbildungen der Originalkäfige sind dort heute noch zu sehen. Der evangelische Gottesdienst wurde unterdrückt.

Münster spielte eine wichtige Rolle im 30jährigen Krieg, in dem es besonders durch protestantische Heere litt. Hier wurde der Westfälische Friede unterschrieben, der in Münster und Osnabrück ausgehandelt wurde und die längste Kriegsperiode in Europa beendete. In Osnabrück tagten die Gesandten der evangelischen Kriegsparteien, während in Münster die katholischen Gesandten untergebracht waren. Das heutige Rathaus beherbergt den damaligen Friedenssaal, in dem eigens eine Tür verbreitert wurde, damit beide Kriegsparteien gleichzeitig den Raum betreten konnten. Am 24. Oktober 1648 wurde hier der Westfälische Friede abgeschlossen.

Bischof Bernhard von Galen nahm die Stadt 1661 gewaltsam, erbaute eine Zitadelle und entriss den Bürgern die meisten ihrer Privilegien.

Im Siebenjährigen Krieg wurde Münster von Frankreich und den Verbündeten belagert und erobert.

Das Schloss entstand 1767 und diente als bischöfliche Residenz. Die ehemaligen Befestigungen der Stadt wurden 1770 in Promenaden umgewandelt. 1773 wurde in fürstbischöflicher Verantwortung eine Landesuniversität geschaffen, aus der sich die Westfälische Wilhelms-Universität entwickelte.

Nach den napoleonischen Kriegen wurde Münster Hauptstadt der neu geschaffenen preußischen Provinz Westfalen, nachdem es einige Jahre zum Kaiserreich Frankreich gehört hatte.

1857-1858 wurde die gotische Ignaziuskirche erbaut. Die Einwohnerzahl im Jahr 1885 betrug 44.060, darunter 36.751 Katholiken, 6784 Evangelische und 513 Juden.

Zwar wurde die Altstadt Münsters im Zweiten Weltkrieg zu 90 % zerstört. Bemerkenswert ist jedoch, dass die meisten der berühmten Giebelhäuser des Prinzipalmarkts, wenn auch teilweise vereinfacht, wieder aufgebaut wurden. Das historische Gesamtbild der Stadt blieb so erkennbar.