Bühlerhöhe
Bühlerhöhe wurde ab 1912 als Offiziersgenesungsheim nach Plänen des Architekten Wilhelm Kreis auf dem Kohlbergfelsen in 800 Meter Höhe oberhalb der Stadt Bühl/Baden errichtet. Seit 1920 dient Bühlerhöhe als Hotel.
Baugeschichte
Bauherrin des Offiziersgenesungsheims war Hertha Isenbart (1871 - 1918), die Tochter des jüdischen Kaufmanns Julius Schottländer. In zweiter Ehe heiratete sie Generalmajor Wilhelm Isenbart, was zu einem gesellschaftlichen Skandal führte. Die Familie zahlte Herta Isenbart ihren Pflichteil am Erbe aus und sagte sich von ihr los. Ihr Mann musste den Dienst quittieren.
Der tragische Wendepunkt in Hertha Isenbarts Leben war der plötzliche Tod des Generalmajors am 30. November 1908 in Ägypten. Die Witwe lebte von diesem Zeitpunkt an nur noch für ein Ziel: Sie wollte ihrem Mann in Form eines Offiziersgenesungsheims ein Denkmal setzen. Dieses sollte dem deutschen Kaiser Wilhelm II. als Schenkung übereignet werden. Sie erwarb von der Stadt Bühl 15 Hektar Waldgebiet im Bereich des Kohlbergfelsens. 1912 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, die zu Beginn des 1. Weltkriegs weitgehend abgeschlossen waren. Wegen Finanzierunsproblemen wurde das ursprüngliche Konzept durch Curt Rüschhoff und Hans Woltmann, zwei Mitarbeiter von Wilhelm Kreis, reduziert.
Die endgültige Fertigstellung des Hauses verzögerte sich wegen des Krieges. Bühlerhöhe erfüllte seine Aufgabe als Offiziersgenesungsheim nie. Enttäuscht beging Herta Isenbart 1918 Selbstmord.
Baubeschreibung
Bühlerhöhe liegt eingebettet in einen Schwarzwaldhang in 800 Meter Höhe unterhalb der erst 1930 gebauten Schwarzwaldhochstraße und bietet eine großartige Aussicht ins Rheintal. Ein Bergsporn, der aus dem Hang hervorragt, war für Wilhelm Kreis der Anlass, das Bauwerk der Topografie anzupassen und mit einem frei stehenden Aussichtsturm auf seiner Spitze ausklingen zu lassen. Das Hauptgebäude ist ein dreigeschossiger Massivbau mit Mansardwalmdach. Seine beiden jeweils 27 Meter langen Flügel, die einander im stumpfen Winkel zugeordnet sind, werden durch einen mit einem Kegeldach bekrönten, viergeschossigen Rundbau verbunden. Jeder dieser Trakte hat fünf Achsen an der Talseite, die durch Lisenen gerahmt werden.
Die Talseite ist die eigentliche Hauptansichtsseite des Schlosses. Das erste und zweite Geschoss sind durch eine die Fensterachsen rahmende Werksteingliederung aus Lisenen mit abschließendem Stockwerkgesims in Kolossalordnung zusammengefasst. Zwischen den Lisenen bestimmen Putzgliederungen das Bild, die rechteckigen Holzsprossenfenster des Erdgeschosses haben rahmende Blendbögen, das zweite Geschoss besitzt niedrigere Holzsprossenfenster mit Rahmungen, das dritte Geschoss ist durch eine reliefartige, geometrische Putzgliederung mit ovalen Fenstern gestaltet. Der Rundturm tritt an der Talseite risilatartig vor die Fassade, in seinem Untergeschoss befinden sich drei Türen, ansonsten entspricht die Gliederung der der Seitenflügel.
Im Gegensatz zur neubarocken Schlossarchitektur der Talseite steht der Innenhofbereich, den Kreis nach Motiven des Festungs- und Burgenbaus gestaltete. Die Hofseite des Hauptgebäudes ist asymmetrisch gegliedert. Die Symmetrieachse der Schlossfassade an der Talseite setzt sich hier nicht fort, sondern knickt aus topografischen Gründen nach rechts, also in südöstliche Richtung, ab. Daraus ergibt sich ein zweigeteilter Ehrenhof an der Bergseite. Dieser Ehrenhof, der von niedrigeren Flügeln gerahmt wird, besteht aus zwei annähernd quadratischen Höfen auf unterschiedlichen Ebenen. Jedem Trakt des Hauptgebäudes ist auf diese Weise ein Hof zugeordnet. Vor den zentralen Rundbau im Zentrum des zweiflügeligen Hauptgebäudes tritt in der Achse der Zufahrt ein mächtiges neoklassizistisches Hauptportal, das typisch für Festungen ist.
Zur Architektur
Bühlerhöhe ist ein Spätwerk des Histo-rismus. In seiner künstlerischen Aussagekraft und in seinen Dimensionen ist das Schloss ein bemerkenswerter Vertreter seiner Zeit, der die gesellschaftlichen Ansprüche wie kaum ein anders Gebäude im Land Baden versinnbildlicht. Vorbild ist Schloss Stupinig bei Turin. Filippo Juvarra erbaute es ab 1729 im Auftrag von König Vittorio Amedeo II. von Piemont-Sardinien.
Literatur
Coenen, Ulrich: Bühlerhöhe und Stupinigi. Filippo Juvarras Jagdschloss als Vorbild für das neubarocke Denkmal von Wilhelm Kreis. In: Die Ortenau – Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden 82 (2002), S. 243-276.