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Shimpū Tokkōtai

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kamikazeangriff auf die USS Missouri

Shimpū Tokkōtai (jap. 神風特攻隊, Kamikaze Spezialtruppen) war eine japanische Flieger-Spezialtruppe im Zweiten Weltkrieg. Tokkōtai ist Abkürzung für tokubetsu·kōgekitai (特別攻撃隊) = „Spezial-Angriffstruppe“. Die Tatsache, dass der bekannte Begriff Kamikaze in der japanischen Bezeichnung nicht auftaucht, liegt an einer Besonderheit der japanischen Sprache, die es erlaubt, bestimmte Schriftzeichen (die Kanji) je nach Zusammenhang verschieden auszusprechen. Shimpū und Kamikaze sind zwei verschiedene Aussprachen der Zeichen 神風. Der Begriff Kamikaze selbst steht im Deutschen für einen Selbstmordangriff auf militärische Ziele.

Ursprung

Der Begriff Kamikaze bezeichnet im Japanischen den „göttlichen Wind“ oder auch „Hauch Gottes“ in Form von zwei Taifunen, die zwei mongolische Eroberungsversuche Kublai Khans im 13. Jahrhundert scheitern ließen (siehe auch Kamikaze (Mongoleneinfall)).

Bedeutung

Am 11. Mai 1945 trafen zwei Kamikaze-Flugzeuge im Abstand von 30 Sekunden die vor Kyushu kreuzende USS Bunker Hill (CV-17). Bilanz: 372 Tote und 264 Verwundete.

Als die militärische Lage für die japanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg immer aussichtsloser wurde, stellte die japanische Marine 1944 Sonderkampfverbände ihrer Marineflieger auf, die sich mit ihren Flugzeugen auf die amerikanischen Schiffe während des Pazifikkriegs stürzen sollten („Ein Schiff - ein Flugzeug“), in der Hoffnung, die drohende Niederlage dadurch abwenden zu können. Diese Einheiten wurden in Japan als Shimpū Tokkōtai (神風特攻隊, dt. Göttlicher-Wind-Spezialtruppen) bezeichnet. In den USA wurden die Schriftzeichen irrtümlich als Kamikaze gelesen, wodurch sich dieser Begriff – allerdings nur außerhalb Japans – für Selbstmordangriffe eingebürgert hat.

Der erste Einsatz der Sondertruppe fand am 20. Oktober 1944 bei den Philippinen statt.

Am 15. August 1945 bat der Schöpfer und Kommandeur der Tokkōtai, Vize-Admiral Ōnishi Takijirō (大西瀧次郎), die Familien der geopferten Piloten um Vergebung und tötete sich.

Die Verlustrechnung "ein Flugzeug = ein Schiff" ist nicht die ganze Wahrheit des Kamikaze-Krieges. Man muss dabei auch das Reichweite-Problem bedenken. Ein Jagdbomber hat eine Kampfreichweite von 1000 km, das ergibt einen Kampfradius von 500km abzüglich Driftverlusten durch Wind und einer Reserve, die eingeplant werden musste, da sich während eines Einsatzes der Flugzeugträger selbst bewegt und der heimkehrende Flieger oft erst nach dem Träger suchen musste. Eine Notwasserung bedeutete praktisch den Tod, zudem einen unehrenhaften. Ein no-return-Angriff vergrößert somit den Kampfradius des Jagdbombers auf mehr als das Doppelte. Da 1944 die japanischen Flugzeugträger keine Aufklärungsüberlegenheit mehr hatten und sich auf stetigem Rückzug befanden, stand den japanischen Piloten die Wahl offen, ob sie mit ihrem Träger versenkt werden, oder ihre Kameraden und den Krieg durch ein persönliches Opfer retten wollten.

Ein weiterer Vorteil von Kamikaze-Einsätzen bestand darin, daß sie von Katapultschiffen gestartet werden konnten.

Eine Yokosuka MXY-7, ein Modell, das ausschließlich für Kamikaze-Einsätze gebaut wurde, ausgestellt im Museum of Science and Industry in Manchester in Manchester, England.

Einige der eingesetzten Flugzeugtypen:

Bemannte Torpedos (Kaiten)

Neben Flugzeugen wurden durch die Japaner auch bemannte Torpedos eingesetzt. Bereits in der Testphase kam einer der zwei Entwickler ums Leben: Ehe der Sauerstoff in dem adaptierten Torpedo, in dem er sich befand ausging, notierte er, wie solche Probleme zukünftig zu vermeiden wären. Der zweite starb später in einem Einsatz, bei dem lediglich ein amerikanischer Tanker versenkt wurde (dem japanischen Oberkommando wurde die Versenkung zweier Flugzeugträger und eines Zerstörers gemeldet).

Die bemannten Torpedos wurden durch U-Boote möglichst nahe an gegnerische Schiffe gebracht, die jedoch in vielen Fällen bereits auf dem Weg in das Zielgebiet durch die amerikanische U-Boot-Abwehr versenkt wurden.

Vergleichbare Konzepte

Es wird immer wieder behauptet, dass auch in Deutschland in der letzten Phase des zweiten Weltkriegs Versuche mit Selbstmordpiloten unternommen und auch einige - erfolglose - Einsätze durchgeführt wurden. So wurden angeblich unter anderem Versuche mit zu diesem Zweck adaptierten V1-Flugkörpern, dem Reichenberg-Gerät, durchgeführt, in deren Verlauf mehrere Piloten ums Leben kamen.

Siehe auch

Literatur

Deutsch

Englisch/Japanisch

  • Albert Axell, Hideaki Kase: Kamikaze: Japan's Suicide Gods. Longman 2002. ISBN 058277232X
  • Senri Nagasue: Shiragiku tokkōtai: kaerazaru wakawashitachi eno chinkonfu (Kamikaze by Siragiku). Kōjinsha, 2002. ISBN 4769823630
  • Rikihei Inoguchi, Tadashi Nakajima, Roger Pineau: The Divine Wind: Japan's Kamikaze Force in World War II. Naval Institute Press, 1994. ISBN 155750394X
  • Hatsuho Naito, Mayumi Ichikawa: Thunder Gods: The Kamikaze Pilots Tell Their Story. Kodansha America 1989. ISBN 0870119095

DVD

  • Kamikaze: War in the Pacific. Red Distribution 2004. ASIN B00020HC6I, (nur Region 1)
  • Kamikaze in Color. Goldhil Home Media I 2002. ASIN B000065U2E, (nur Region 1)