Jüdischer Krieg
Der große Jüdische Krieg gegen die Römer begann im Jahr 65 n. Chr. in Judäa, ausgelöst durch staatliche und religiöse Unterdrückung, und endet im Jahr 70 mit der Zerstörung des Tempels (bzw. im Jahr 73 mit dem Fall von Masada).
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Geschichte
Als der römische Statthalter Gessius Florus einen Teil des Jerusalemer Tempelschatzes forderte, begann ein Aufstand der Juden. Er führte ab 66 zu erbitterten Kämpfen der sogenannten Zeloten in großen Teilen Judäas gegen die immer weiter aufgestockte römische Armee. Einige einflussreiche Rabbis - vor allem Jochanan ben Sakai, ein Nachfolger Hillels - versuchten den drohenden Krieg zu verhindern, konnten aber letztlich nur durch vorsichtige Diplomatie der völligen Zerstörung des Landes vorbeugen.
Anführer des Aufstands waren Johann von Gischala, Simon Bar Giora und bis zu seinem Überlaufen Flavius Josephus. Jerusalem und sein Zweiter Tempel wurden nach langer Belagerung und Hungersnot im Jahr 70 von den Römern unter Titus zerstört, die Bergfestung Masada auf einem unzugänglichen Felsplateau über dem Toten Meer erst 73. Zu deren Eroberung bauten die Römer mehrere Heerlager und eine riesige Rampe auf den Berg. Diese Bauten und die Verteidigungsanlagen sind großenteils bis heute erhalten und ein beeindruckendes Reiseziel für viele Touristen.
Einige Stunden vor der Erstürmung der Festung entzogen sich die 900 Verteidiger durch gemeinsamen Suizid der Gefangennahme durch die Römer, was beim Heer und den römischen Geschichtsschreibern einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Jüdische Schriften (Gitin 56a) berichten über die Tage vor der Zerstörung des Tempels im Jahre 70:
- Während der Belagerung Jerusalems rissen die Zeloten die Macht an sich. Unsere Weisen sprachen zu ihnen: „Wir wollen hinausgehen und mit dem Belagerer den Frieden suchen.“ Die Eiferer ließen es nicht zu und entgegneten: „Wir wollen lieber hinausziehen zum Krieg!“ - „Dies wird nicht gelingen.“ - Da verbrannten die Zeloten die Vorräte der Stadt Irushalajim (um das Volk zum Endkampf zu bewegen), allen Weizen und die Gerste, so dass der Hunger über die Stadt kam.
Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments hatte Jesus kurz vor seiner Passion angeblich die Zerstörung Jerusalems und des herodianischen Tempels in großer Erschütterung vorausgesagt. Die Bedrängnis der Bevölkerung stellte er demnach in Beziehung zum Jüngsten Tag.
In den folgenden 70er Jahren wanderten zahlreiche Juden aus (Diaspora). Die Ankunft palästinensischer Judenchristen in der kleinasiatischen Hauptstadt Ephesos ist z.B. geschichtlich verbürgt.
Nach dem Ende des Krieges wurde Judäa nominell von König Herodes Agrippa II. regiert. Nach seinem Tod um 100 wurde Judäa wieder römische Provinz.
Archäologie
Die Klagemauer in Jerusalem gilt als ein Rest der Fundamente des Plateaus des herodianischen Palastes und des durch die Römer zerstörten 2. Tempels der Juden.
Israelische Archäologen haben jüngst ein System von Katakomben entdeckt, das darauf schließen läßt, dass der Aufstand nicht spontan sondern geplant und vorbereitet erfolgte. Yardenna Alexandre von der Israel Antiquities Authority gab die nördlich von Nazareth gelegenen Tunnel und Gewölbe bekannt, die sich direkt unter den Wohngebäuden befanden und von außen nicht sichtbar waren. Sie gelten als 2000 Jahre alt und boten im Notfall Schutz für größere Gruppen. In einer der Höhlen fanden die Archäologen elf große Vorratsgefäße.
Literatur
- Flavius Josephus: Jüdischer Krieg.
- Abenteuer Archäologie. Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg 2006,2, S.10. ISSN 1612-9954